Henri Honoré d’Estienne d’Orves

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Henri Louis Honoré d’Estienne d’Orves (* 5. Juni 1901 in Verrières-le-Buisson, Département Seine-et-Oise; † 29. August 1941 in Suresnes, Département Seine) war ein französischer Marineoffizier. Er gilt als „erster Märtyrer für ein freies Frankreich“ und ein Held der französischen Résistance.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Henri Honoré d’Estienne d’Orves stammte aus einer konservativen, katholischen, adeligen Familie. Seine Eltern waren Joseph Charles Marie d’Estienne d’Orves (1867–1926) und Caroline Julie Lévêque de Vilmorin (1870–1940). Der Schriftsteller Antoine de Saint-Exupéry war sein Cousin, die Schriftstellerin Louise de Vilmorin seine Cousine.

Ab 1910 besuchte d’Estienne d’Orves in Paris das Lycée Saint Louis de Gonzague (16. Arrondissement). 1919 wechselte er an das Lycée Louis-le-Grand (5. Arrondissement) und nahm parallel dazu noch Stunden am Lycée privé Sainte-Geneviève in Versailles. Ab 1921 wurde d’Estienne d’Orves Schüler an der École polytechnique und konnte im Frühjahr 1923 an die École navale in Lanvéoc (Département Finistère) wechseln. Im Herbst desselben Jahres hatte er seinen ersten Einsatz auf dem als Schulschiff dienenden Panzerkreuzer Jeanne d’Arc. Im folgenden Jahr wurde er auf das Schlachtschiff Provence versetzt und tat anschließend noch auf anderen Schiffen Dienst.

Am 29. Oktober 1929 heiratete d’Estienne d’Orves in Pleugueneuc (Département Ille-et-Vilaine) Marie Thérèse Simon de Lorgeril (1909–2007). Er hatte mit ihr fünf Kinder: Marguerite, Monique, Rose, Marc und Philippe.

Ab Dezember 1936 war d’Estienne d’Orves als Aide-de-camp im Stab von Admiral René-Émile Godfroy.

Nach der Niederlage Frankreichs gegen Deutschland 1940 und der Entscheidung des Parlaments, Waffenstillstandsverhandlungen einzuleiten, folgte d’Estienne d’Orves dem Aufruf von Charles de Gaulle durch den Londoner Rundfunk vom 18. Juni 1940 zum aktiven Widerstand. Zunächst war d’Estienne d’Orves in London eingesetzt. Seiner Bitte, in Frankreich eingesetzt zu werden, wurde zunächst mit Rücksicht auf seine fünf Kinder nicht entsprochen. Erst im Dezember 1940 wurde er mit dem Auftrag, einen Nachrichtendienst aufzubauen, nach Frankreich geschickt.

Bekanntmachung der Hinrichtung
Bekanntmachung der Hinrichtung

Die Résistancegruppe wurde aus den eigenen Reihen, durch den Funker Alfred Gaessler alias "Georges Marty", verraten.[1][2] D’Estienne d’Orves wurde am 21. Januar 1941 verhaftet und zum Sitz der Gestapo nach Nantes gebracht. Am 24. Mai 1941 wurden er und acht weitere Résistancemitglieder durch ein deutsches Kriegsgericht zum Tode verurteilt. Die Verurteilten wurden in das Gefängnis Fresnes bei Paris gebracht und dort von Abbé Franz Stock betreut.

Henri Honoré d’Estienne d’Orves, Maurice Barlier und Jan Doornik wurde am 29. August 1941 auf dem Mont Valérien in Suresnes bei Paris erschossen, die restlichen Verurteilten wurde begnadigt.[1] Er wurde postum zum Fregattenkapitän befördert.[3]

Ehrungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Pierre de Bénonville: La vie exemplaire du commandant d’Estienne d’Orves (= Histoire vécu de la résistance; 12). Éd. de Crémille, Genf 1970.
  • Rose Honoré d’Estienne d’Orves, Philippe Honoré-d’Estienne d’Orves: Honoré d’Estienne d’Orves. Pionnier de la résistance. Éd. France-Empire, Paris 1999, ISBN 2-7048-0451-6.
  • Étienne de Montety: Honoré d’Estienne d’Orves. Un héros français. Perrin, Paris 2001. ISBN 978-2-262-02293-8.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Honoré d' Estienne d'Orves | Chemins de mémoire. Abgerufen am 25. Februar 2024.
  2. Dernières lettres d’Honoré d’Estienne d’Orves - Fondation de la France Libre. 6. Juni 2010, abgerufen am 25. Februar 2024 (französisch).
  3. LE D’ESTIENNE D’ORVES. In: Marine: organe de liaison de l'Association centrale des officiers de réserve de l'Armée de mer. G. Debeury, 1. Oktober 1978, S. 46, abgerufen am 25. Februar 2024 (französisch).
  4. Recherche - Base de données Léonore. Abgerufen am 25. Februar 2024.
  5. Hugh und David Lyon: Kriegsschiffe von 1900 bis heute. Technik und Einsatz. Buch und Zeit Verlagsgesellschaft mbH, Köln 1978, S. 95.