Hermann Noack

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Hermann Noack Bildgießerei Am Spreebord

Hermann Noack ist der Namenspatron einer Berliner Unternehmerfamilie und ihrer 1897 gegründeten Kunstgießerei, die ihren Standort seit 2009 im Berliner Ortsteil Charlottenburg hat und dort das Skulpturenzentrum am Spreebord unterhält. Der im Jahr 1867 geborene Hermann Noack (I.) hat seinen Beruf bei Hermann Gladenbeck erlernt.

Unternehmen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Firmenschild

Gründung und erfolgreiche Jahre[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Bronzegießer Hermann Noack gründete 1897 eine Kunstgießerei. Die Bildhauer August Gaul und Fritz Klimsch unterstützten den ihnen bekannten Handwerksmeister beim Schritt in die Selbstständigkeit durch laufende Auftragserteilungen. Im Jahr 1899 siedelte sich Noack an der Ringbahn in Friedenau bei Berlin in der Fehlerstraße, gegenüber vom Friedhof Friedenau an und blieb dort bis 2009. Laut dem American Jewish Committee beschäftigte das Unternehmen während des Nationalsozialismus Zwangsarbeiter.[1]

Die meisten Werke des Unternehmens werden im Bronzeguss hergestellt, die Entwürfe der Künstler werden aber auch in anderen Materialien und Techniken umgesetzt. Manche Künstler legen auch gern einmal beim Gießen selbst Hand an.

Von 1945 bis 2009[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde auf dem traditionellen Firmengelände zur Varziner Straße ein Neubau für die Gießhalle errichtet. Trotz der Teilung Berlins arbeitete die Gießerei weiterhin für namhafte Künstlerinnen und Künstler aus Deutschland oder dem Ausland. Im Laufe der Jahre erfolgte auch eine technologische Weiterentwicklung – zum klassischen Bronzeguss kamen eigene neue Verfahren zur Patinierung oder anderweitige Oberflächenveredelungen und Gießverfahren für Edelmetalle wie Silber oder Gold hinzu.

Nach dem Mauerfall entwickelten sich auch wieder Kontakte zu Ost-Berliner Künstlern oder alte Kontakte wurden über die im Depot gelagerten Gusswerke erneuert. Eine nochmalige Erweiterung der Kapazitäten machte sich notwendig.

Seit 2009[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am Spreebord Ecke Sömmeringstraße in Berlin-Charlottenburg wurde 2009 eine neue, deutlich vergrößerte Gießerei gebaut. Der Komplex, zwischen dem Heizkraftwerk Charlottenburg und der Sömmeringstraße gelegen, besteht aus einem großzügigen Atelierbau, einer neuen Gießerei, Ausstellungsflächen und einem Verwaltungsgebäude und firmiert unter Skulpturenzentrum am Spreebord.

Familie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Durch vier Generationen trug der jeweilige Chef des Hauses den Namen Hermann Noack:

Werke und Künstler (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Berlin, Ehrenpreis-Medaille des Reichspräsidenten 1929 zum 10. Jahrestag der Weimarer Verfassung

Schon durch das langjährige Bestehen sowie die Vielzahl der Bildhauer als Kunden wurde die Anzahl der Plastiken sehr groß. An prominenter Stelle sind zu sehen:

Namhafte Bildhauer ließen teilweise ihr gesamtes Lebenswerk an Plastiken hier fertigen. So ließ Georg Kolbe vom Beginn seiner Karriere an in Friedenau gießen und wurde zu einem der wichtigsten Kunden.

Zu einer Auswahl an weiteren Künstlern gehören: Hans Arp, Ernst Barlach, Georg Baselitz, Joseph Beuys, Johann Michael Bossard, Alexander Calandrelli, Luciano Castelli, Gisela Engelin-Hommes, August Gaul, Bernhard Heiliger, Anselm Kiefer, Fritz Koenig, Käthe Kollwitz, Ingo Kühl, Wilhelm Lehmbruck, Markus Lüpertz, Gerhard Marcks, Jonathan Meese, Kurt Mühlenhaupt, Oskar Schlemmer, Walther Schmarje, Karl Schmidt-Rottluff, Wolf Vostell, Ben Wagin und Otto Wesendonck.[4]

Im Jahr 1954 ließ Hermann Scheuernstuhl in Berlin sein Ensemble Schauspiel und Musik gießen.[5]

Ehrungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anlässlich des 60-jährigen Bestehens der Berlinale wurde die Firma am 13. Februar 2010 im Kino International mit der Berlinale Kamera ausgezeichnet.[6]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ursel Berger, Josephine Gabler, Hermann Noack: Hundert Jahre Bildgießerei H. Noack. Hrsg.: Georg-Kolbe-Museum. Georg-Kolbe-Museum, Berlin 1997 (74 S.).
  • Jubiläumsschrift zum 30jährigen Bestehen der Bildgießerei. (PDF) In: Veröffentlichungen des Kunstarchivs, Nr. 47, Verlag G. E. Diehl, Berlin 1927.
  • Paul Otto Schulz, Ulrich Baatz: Bronzegiesserei Noack. Kunst und Handwerk. Maier, Ravensburg 1993, ISBN 3-473-48373-7.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Bildgießerei Hermann Noack – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Auszüge der AJC-Liste der Firmen, die Zwangsarbeiter beschäftigt haben sollen (Dokumentation). Abgerufen am 23. September 2020.
  2. Teilnachlass Hermann Noack I. Biografie: Hermann Noack I. wurde 1867 geboren. Georg Kolbe Museum, Sensburger Allee 25, 14055 Berlin, abgerufen am 27. April 2016.
  3. Large Two Forms (Memento vom 20. Januar 2014 im Internet Archive)
  4. Vollständige Liste der Künstler, die bei Noack arbeiten ließen (Memento des Originals vom 1. Februar 2019 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.noack-bronze.com, auf noack-bronze.com (Stand: Ende 2018)
  5. Fotos Schauspiel und Musik bei Commons
  6. Berlinale Kamera 2010 (Memento vom 18. Februar 2010 im Internet Archive)