Hermsdorf/Erzgeb.

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Wappen Deutschlandkarte
Hermsdorf/Erzgeb.
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Hermsdorf/Erzgeb. hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 50° 46′ N, 13° 38′ OKoordinaten: 50° 46′ N, 13° 38′ O
Bundesland: Sachsen
Landkreis: Sächsische Schweiz-Osterzgebirge
Verwaltungs­gemeinschaft: Altenberg
Höhe: 720 m ü. NHN
Fläche: 20,06 km2
Einwohner: 772 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 38 Einwohner je km2
Postleitzahl: 01776
Vorwahl: 035057
Kfz-Kennzeichen: PIR, DW, FTL, SEB
Gemeindeschlüssel: 14 6 28 170
Gemeindegliederung: 2 Ortsteile
Adresse der Verbandsverwaltung: Kirchplatz 2
01776 Hermsdorf
Website: www.hermsdorf-erzgebirge.de
Bürgermeister: Andreas Liebscher
Lage der Gemeinde Hermsdorf/Erzgeb. im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge
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Karte
Kirche Hermsdorf

Hermsdorf/Erzgeb. (früher auch Hermsdorf bei Frauenstein) ist eine Gemeinde im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge in Sachsen (Deutschland). Sie ist Teil der Verwaltungsgemeinschaft Altenberg. Die Abkürzung „Erzgeb.“ steht für „Erzgebirge“.

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gemeinde Hermsdorf mit den Ortsteilen Seyde und Neuhermsdorf liegt zwischen Altenberg und Frauenstein am Kamm des Osterzgebirges an der Grenze zu Tschechien.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Um 1300 ließen fränkische Siedler sich in der Gegend inmitten des ehemals das gesamte Erzgebirge bedeckenden Urwaldes nieder, um den Holzreichtum zu nutzen. So prägten die Forst- und Landwirtschaft, der Handel mit dem nahegelegenen Böhmen und der Bergbau das Leben in der Gemeinde zwischen den Quellgebieten der Wilden Weißeritz und der Gimmlitz. Den Namen erhielt Hermsdorf von seinem Lokator Hermann. Aus dem ursprünglichen Namen „Hermannstorff“ bildete sich über „Hermeßtorff“, „Hermsdorff“ schließlich die heutige Schreibweise heraus.

August Schumann nennt 1817 im Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen Hermsdorf betreffend u. a:

„Seinen Ursprung soll Hermsdorf zuerst in der Gegend, wo die Kirche steht, und welche die Scheibe heißt, genommen haben, und ein gewisses Forstrevier des nahen Töpferwaldes, die Töpferscheibe genannt, worden sein. Scheibe nannte man sonst ein Stück Feld, das wenigen Umfang hatte und ebener war, als die Umgebungen desselben. Die Kirche zu Hermsdorf ist die einzige des Amts, die man in der Matrikul des Bisthums Meißen vom Jahre 1346 nicht findet, aber zur Zeit der Reformation schon da war. Sie soll schon im 14ten Jahrhunderte als Kapelle gestanden haben, die als Tochterkirche nach Frauenstein gehörte. […]
Zu Hermsdorf war von den ältesten Zeiten her eine Zollstätte, wo nämlich allein Gränzzoll eingenommen wurde. Auf Befehl vom 23. August 1683 legte der Zolleinnehmer Michael Meyer zu Einsiedel auf eigene Kosten ein Geleitshaus über diesem Dorfe, am Hemschuhwalde an, in welches auch, auf sein Ansuchen, die Gränzzoll- und Landaccis-Einnahme nebst dem Geleite verlegt wurde. […] Hermsdorf, das 40 Spann-, 40 Magazin- und 43 ⅜  Marschhufen hat, zählte im Jahre 1748, außer dem Erbgerichte, das anjetzt königlich ist und seit den ältesten Zeiten die Braugerechtigkeit besaß, die aber nach Rechenberg verlegt wurde, 53 Bauergüter und 39 Häusler, und im Jahre 1815 befanden sich daselbst 54 Bauergüter und 47 Häusler, in allem 700 Consumenten. […] In der Hermsdorfer Flur wird das meiste Winterkorn im Amte Frauenstein erbaut, nur haben die Einwohner zuweilen das Unglück, daß das Getreide nicht reif wird, oder ein Theil unter dem Schnee liegen bleibt. […]
Die Flur dieses großen Dorfs Hermsdorf ist noch vorzüglich wegen der in selbiger befindlichen mächtigen Kalksteinlager und der Kalkbrennerei merkwürdig. […] Bei der großen Betriebsamkeit in dem Feldbau wird jährlich eine außerordentliche Menge gebrannter Kalk zum Düngen verbraucht. Viele Hauswirte brennen diese rohen Kalksteine in eigenen kleinen Öfen, die man Schneller nennt, löschen den Kalk mit Wasser und streuen ihn dann auf das Feld. Vormals gab es in Hermsdorf zwei Kalkbrennereien, nämlich die des Amtes und die des Erbrichters daselbst. Auf beiden wurden jährlich 10 bis 12.000 Tonnen Kalk abgesetzt. […] Auf der hier durchgehenden Freiberger Landstraße wird der größte Theil der Kalksteine, des Kalks und der Hölzer vom Nassauer Revier verfahren. Es wird in gegenwärtigen Zeiten auch einiger Bergbau in Hermsdorf getrieben. Zu dem Dorfe gehören, mit Einschluß der Essigmühle, 3 Mühlen mit fünf Gängen.“[2]

Am 1. März 1994 wurde die bis dahin eigenständige Gemeinde Seyde eingemeindet.[3]

Wappen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die gekreuzten Werkzeuge des Bergmannes, Schlägel und Eisen, weisen auf die lange Bergbautradition des Ortes hin. Der Zweig mit den Beeren der Eberesche („Vogelbeeren“, erzgebirgisch der „Vugelbeerbaam“) verweist auf die Lage im Erzgebirge, wo die Eberesche ein viel gesehener Baum ist.

Entwicklung der Einwohnerzahl[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Einwohner[4]
1551 54 besessene Mann, 149 Inwohner
1748/64 53 besessene Mann, 27 Häusler
1834 907
1871 1054
1890 1072
1910 1012
1925 1000
1939 1047
1946 1440
1950 1424
1964 1156
Jahr Einwohner[5]
1990 972
1995 1154
2000 1092
2005 1008
2010 912
2015 815
2020 765

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gemeinderat[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Alte Zinnbrücke oberhalb der Herklotzmühle bei Seyde
Königlich-sächsischer Ganzmeilenstein vom Postkurs Alte Freiberg-Teplitzer Poststraße vor dem Gasthaus Buschhaus

Seit der Gemeinderatswahl am 26. Mai 2019 verteilen sich die 10 Sitze des Gemeinderates folgendermaßen auf die einzelnen Gruppierungen:

  • Unabhängige Bürgerbewegung (UBB): 6 Sitze
  • Fremdenverkehrsverein Hermsdorf/Erzgeb. (FVV): 3 Sitze
  • CDU: 1

Bürgermeister[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bürgermeister ist seit 2014 Andreas Liebscher (FVV).

letzte Bürgermeisterwahlen
Wahl Bürgermeister Vorschlag Wahlergebnis (in %)
2021 Andreas Liebscher FVV 97,3
2014 87,2
2010 Hans-Peter Zönnchen UBB 78,4
2003 95,3
2001 Christian Ritter 66,6

Kultur und Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Naturschutz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sport[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hermsdorf ist ein Wintersportort mit gespurten Langlaufloipen und einem kleinen Skihang mit Snowboardparcours.

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Bahnhof Hermsdorf-Rehefeld lag an der Bahnstrecke Nossen–Moldau und bestand bis 1972. Hier sollte die Pöbeltalbahn abzweigen. Diese Bahnstrecke ist aber nie realisiert worden.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Hermsdorf. In: August Schumann: Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen. 4. Band. Schumann, Zwickau 1817, S. 10–15.
  • Richard Steche: Hermsdorf. In: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen. 2. Heft: Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde. C. C. Meinhold, Dresden 1883, S. 40.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Hermsdorf/Erzgeb. – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Bevölkerung der Gemeinden Sachsens am 31. Dezember 2022 – Fortschreibung des Bevölkerungsstandes auf Basis des Zensus vom 9. Mai 2011 (Gebietsstand 01.01.2023). Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen, abgerufen am 21. Juni 2023. (Hilfe dazu).
  2. vgl. Hermsdorf. In: August Schumann: Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen. 4. Band. Schumann, Zwickau 1817, S. 10–14.
  3. Gebietsänderungen ab 1. Januar 1994 bis 31. Dezember 1994 auf der Internetpräsenz des Statistischen Landesamtes des Freistaats Sachsen, S. 20 (PDF; 64 kB), abgerufen am 22. März 2010
  4. Hermsdorf/Erzgeb. im Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
  5. Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen: Hermsdorf/Erzgeb. im Regionalregister Sachsen, abgerufen am 29. April 2023.