Herwart Grosse

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Herwart Willy Grosse (* 17. April 1908 in Berlin; † 27. Oktober 1982 ebenda) war ein deutscher Schauspieler, Sprecher und Theaterregisseur.

Leben und Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Frühe Jahre[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Herwart Willy Grosse wurde 1908 als Sohn eines Büroangestellten in Berlin geboren. Auf Wunsch der Eltern absolvierte er eine kaufmännische Lehre in einer Maschinenhandlung, engagierte sich später in einer Jugendbewegung und trat der Wandersparte des Arbeitersportvereins „Fichte“ bei, in dessen Agitpropgruppe er bei diversen Versammlungen als Mitglied des Sprechchors auftrat. Später schloss sich diese Gruppe der kommunistischen Jungen Volksbühne an. Nach seiner Lehre arbeitete Grosse kurzzeitig als Vertreter, Knopffärber und Gelegenheitsarbeiter, bis er schließlich arbeitslos wurde. 1932 trat er der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) bei und arbeitete in der kommunistischen Buchgemeinschaft Universum mit. Nebenbei entdeckte er seine Leidenschaft für das Schauspiel und betätigte sich als Laienschauspieler. Er trat in Hans Rodenbergs Roter Revue auf, ebenso 1933 in Kurt Borks satirischer Komödie Es geht nicht um die Wurst, die mit ihm in der Hauptrolle an der Jungen Volksbühne inszeniert wurde, bis die Spielstätte verboten wurde.[1]

Bei Paul Bildt, dessen Tochter er aus der letzten Inszenierung der Jungen Volksbühne kannte, nahm er anschließend Schauspielunterricht, den er im September 1933 mit einer Prüfung abschloss. Ein festes Engagement konnte er seinerzeit nicht finden, spielte auf Vermittlung seines Lehrers zunächst am Preußischen Staatstheater und von 1934 bis 1938 am Theater der Jugend, als er 1938 ans Schillertheater kam, wo er für mehrere Jahre unter der Intendanz von Heinrich George in zumeist kleinen Rollen spielte. Nebenbei hatte er erste kleine Filmrollen, so in Herbert Maischs Andreas Schlüter (1942) und Werner Klinglers Die Degenhardts (1944).

1944 wurde das Schillertheater geschlossen und Grosse, der fortan nicht mehr vom Wehrdienst befreit war, wurde als Panzergrenadier in die Wehrmacht eingezogen. Als Soldat geriet er in sowjetische Kriegsgefangenschaft.

In den 1950er Jahren trat er aus der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) aus.[2]

Theaterarbeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges und seiner Entlassung aus sowjetischer Gefangenschaft, kehrte Grosse nach Berlin zurück wo er am Hebbeltheater in Die Dreigroschenoper spielte. Paul Bildt holte ihn 1946 schließlich ans Deutsche Theater, wo er in der kleinen Rolle des Hoffriseurs Pomaret in der Uraufführung von Friedrich Wolfs Beaumarchais am 9. März 1946 sein Debüt feierte und dessen Schauspielensemble er bis zu seinem Tode angehörte.

Am 7. August 1946 spielte er den Wurm in der Premiere von Kabale und Liebe unter der Regie von Gustav von Wangenheim, der ihm wohlwollende Kritiken einbrachte,[3] so dass Theater, Film, Funk und Fernsehen auf ihn aufmerksam wurden und ihn zunächst auf das Fach des Schurken und Intriganten festlegten. Grosse spielte in vielen klassischen Stücken am Deutschen Theater, wie beispielsweise den Derwisch in Lessings Nathan der Weise, die Hauptrolle in Maxim Gorkis Somow und andere oder den George Bernhard Shaw in Jerome Kiltys Geliebter Lügner.

1951 inszenierte Grosse erstmals ein Bühnenstück, Maria Stuart,[4] als Regisseur, gefolgt von Werken wie Bunbury nach Oscar Wilde oder die Satire Shakespeare dringend gesucht nach Heinar Kipphardt. 1971, gut 20 Jahre später, folgte mit Der Parasit seine letzte Inszenierung als Theaterregisseur.[4] Als Schauspieler verkörperte er mit zunehmendem Lebensalter reifere Figuren, wie den Narren in König Lear nach Shakespeare. Herwart Grosse gehörte über mehrere Jahre dem Künstlerischen Rat des Deutschen Theaters in Berlin an.

Filmarbeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ab 1947 wurde Grosse in zahlreichen Filmen der DEFA in zumeist kleinen Rollen, oftmals als „Schurke Nr. 1“, besetzt. Dennoch gelang es dem Schauspieler, der bevorzugt am Theater arbeitete, auch im Film Akzente zu setzen, wie beispielsweise in der Rolle des I.G.-Farben-Direktors von Decken in Maetzigs DEFA-Streifen Der Rat der Götter. Große DEFA-Filme folgten, wie seine Rolle als Oberarzt Dr. Carlsen in Professor Mamlock oder Gestapochef Müller in Der Fall Gleiwitz. Des Weiteren spielte er auch in den satirischen Kurzfilmen der Stacheltier-Reihe mit, von denen er 1960 auch einige inszenierte, und war 1967 im Kinderfilm Turlis Abenteuer zu sehen. Seine letzte Fernsehrolle hatte er 1982 in der Fernsehreihe Martin Luther, wo er den Generalvikar Johann von Staupitz mimte.

Herwart Grosse war verheiratet und hinterließ zwei Kinder. Sein Sohn Michael Grosse ist Regisseur und Theaterleiter.

Filmografie (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Theater[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Regie
  • 1951: Friedrich Schiller: Maria Stuart (Deutsches Theater Berlin – Kammerspiele)
  • 1951: Adam Tarn: Ein gewöhnlicher Fall (Deutsches Theater Berlin – Kammerspiele)
  • 1953: Roger Vailland: Colonel Foster ist schuldig – Regie mit Wolfgang Langhoff (Deutsches Theater Berlin – Kammerspiele)
  • 1953: Heinar Kipphardt: Shakespeare dringend gesucht – Regie mit Wolfgang Langhoff (Deutsches Theater Berlin – Kammerspiele)
  • 1953: Alexander Kron: Das tote Tal (Deutsches Theater Berlin)
  • 1956: Oscar Wilde: Bunbury (Deutsches Theater Berlin – Kammerspiele)
  • 1959: Unbekannter Verfasser: Die Trickbetrügerin und andere merkwürdige Begebenheiten (Deutsches Theater Berlin – Kammerspiele)
  • 1971: Friedrich Schiller: Der Parasit (Minister Narbonne) (Deutsches Theater Berlin – Kleine Komödie)
Schauspieler

Hörspiele[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Regie
Sprecher

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. vgl. Ursula Frölich in Kino- und Fernseh-Almanach 4, Seite 75
  2. vgl. http://www.defa-sternstunden.de/index.php?option=com_content&view=article&id=297&Itemid=4
  3. vgl. Rezension zu Kabale und Liebe in Freie Tribüne vom 11. August 1946
  4. a b vgl. Ursula Frölich in Kino- und Fernseh-Almanach 4, Seite 76