Hierapolis

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Hauptstraße mit Nordtor
Blick vom Odeon über die Grabungsstelle Hierapolis
Ruinen der „Roten Basilika“ an der Nekropole
Agora in Hierapolis

Hierapolis (altgriechisch Ἱεράπολις „Heilige Stadt“, gelegentlich auch Hieropolis) war eine antike griechische Stadt in der Landschaft Phrygien in Kleinasien (heute Türkei, am Berg oberhalb von Pamukkale), gelegen am Rand des Lykos-Tals an der Straße im Hermos-Tal von Sardeis nach Apameia in Phrygien. Der Ort war schon im Altertum berühmt für die warmen Quellen, deren Wasser unterhalb der Stadt die weißen Kalksinterterrassen von Pamukkale entstehen ließ. Das Wasser diente zur Färbung von Wolle: Weberei und Textilhandel bildeten die Grundlagen des Reichtums der Stadt.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auch wenn die Stadt, wie ein mutmaßlich alter Kybelekult zeigt, wohl schon früher bestand, stammen die ältesten Zeugnisse aus dem 3. Jahrhundert v. Chr., als sie durch Antiochos II. neu gegründet wurde, ebenso wie ihre Nachbarstadt Laodikeia am Lykos. Ältere Siedlungsspuren sind durch Travertinschichten überdeckt. Durch Erdbeben wurde die Stadt 17 n. Chr. zerstört, danach aber in erweiterter Gestalt wiederaufgebaut. Im ersten und zweiten Jahrhundert entstanden Thermalbäder, Brunnen, Theater und Tempel. Aus dieser Zeit stammen auch die zahlreichen Sarkophage und Gräber in der Umgebung (Nekropole). Alle Bauten überstanden die kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen den Türken und Byzantinern, bis sie 1334 durch ein Erdbeben vollkommen zerstört wurden. Der Kirchenvater Papias von Hierapolis war hier im zweiten Jahrhundert Bischof und erwähnt, dass er die Töchter des Apostels Philippus, der seine letzten Lebensjahre in Hierapolis verbracht haben soll, persönlich gekannt habe und von ihnen über die Apostel hörte.[1]

Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Odeon aus der Zeit Hadrians
  • die Agora
  • das Nymphäum
  • Stadttore
  • die gepflasterte Hauptstraße
  • Tempelbauten
  • Das Plutonion
  • römische Bäder (die zum Teil in frühchristlicher Zeit zu religiösen Gebäuden umgebaut wurden)
  • die Nekropole

Nekropole[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schema der römischen Sägemühle von Hierapolis

Mehr als 1200 Gräber liegen vor dem Nordtor von Hierapolis. Sie gehören zu der größten antiken Totenstadt in Kleinasien. Hausförmige Sarkophage sind dort zu finden, tempelförmige Totenhäuser und Tumulusgräber, in deren Innerem sich oft eine Grabkammer mit Bänken befindet. Zahlreiche Inschriften geben Auskunft über die Toten. 2000 Jahre und Erdbeben haben an den Gräbern ihre Spuren hinterlassen.

Auf der Nordnekropole befindet sich auch der für die Technikgeschichte bedeutsame Sarkophag des Marcus Aurelius Ammianos, auf dem die erste bekannte wasserbetriebene Steinsägemühle abgebildet ist. Das Sägewerk aus der zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts n. Chr. gilt als die früheste bekannte Maschine, die eine Kurbel mit einer Pleuelstange zu einem Kurbelgleitmechanismus kombiniert.[2]

Neuzeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Pamukkale und Hierapolis sind traditionelle Ausflugsziele für Antalya-Urlauber. Während der letzten Jahre ist dem steten Zuwachs an Tagestouristen Einhalt geboten worden: Es erfolgte der Abriss von Hotels innerhalb der historischen Anlage, Aufbau von Zäunen und ein Verbot für fliegende Händler. Die Hotels leiteten das kalkhaltige Wasser früher zuerst in ihre Pools, in denen es abkühlte und der Kalk dabei ausfiel, so dass das Wasser aus den Pools nicht mehr zum Erhalt der Kalkterrassen taugte. Mit dem Abriss der Hotels wird heute das Wasser wieder auf die Terrassen geleitet und dort gezielt die Terrassen damit wieder aufgebaut. Die Schäden durch den Massentourismus, der die Terrassen früher frei betreten konnte, wurden und werden so im Laufe der Zeit wieder behoben. Die derzeitigen Ausgrabungs- und Rekonstruktionsarbeiten werden unter der Regie italienischer Hochschulen durchgeführt.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Klaus Belke, Norbert Mersich: Phrygien und Pisidien, Tabula Imperii Byzantini, 7. Wien 1990, S. 268–272.
  • Francesco D’Andria: Hierapolis in Phrygien (Pamukkale): ein archäologischer Führer. Istanbul 2003, ISBN 975-807-070-3.
  • Tullia Ritti; Klaus Grewe, Paul Kessener: A Relief of a Water-powered Stone Saw Mill on a Sarcophagus at Hierapolis and its Implications. In: Journal of Roman Archaeology, Bd. 20 (2007), S. 138–163.
  • Klaus Grewe: Die Reliefdarstellung einer antiken Steinsägemaschine aus Hierapolis in Phrygien und ihre Bedeutung für die Technikgeschichte. In: Martin Bachmann (Hrsg.): Bautechnik im antiken und vorantiken Kleinasien. Internationale Konferenz 13.−16. Juni 2007 in Istanbul. Istanbul 2009, ISBN 978-975-807-223-1 (Byzas, Band 9), S. 429–454 (PDF; 2 MB (Memento vom 11. Mai 2011 im Internet Archive)).
  • Tödliches Geheimnis um "Tor zur Unterwelt" gelüftet

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Hierapolis – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Papias (Memento vom 9. Juli 2011 im Internet Archive).In: Eusebius: Hist. Eccl. III. 39.9.
  2. Tullia Ritti, Klaus Grewe, Paul Kessener: A Relief of a Water-powered Stone Saw Mill on a Sarcophagus at Hierapolis and its Implications, in: Journal of Roman Archaeology, Bd. 20 (2007), S. 138–163 (161).

Koordinaten: 37° 56′ N, 29° 8′ O