Hilmend

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Hilmend
Helmand
Kajaki-Damm am Hilmend

Kajaki-Damm am Hilmend

Daten
Lage Afghanistan, Iran
Flusssystem Hilmend
Quellgebiet Koh-e Paghman[1]
34° 38′ 41″ N, 68° 40′ 15″ O
Mündung Sistanbecken, HamunseeKoordinaten: 31° 0′ 0″ N, 61° 15′ 0″ O
31° 0′ 0″ N, 61° 15′ 0″ O
Mündungshöhe 427 m[1]

Länge 1125 km
Einzugsgebiet 386.000 km²[1]
Abfluss am Pegel Kajakai[2]
AEo: 46.600 km²
MQ 1947/1960
Mq 1947/1960
201 m³/s
4,3 l/(s km²)
Abfluss am Pegel Darwesan[3]
AEo: 118.000 km²
MQ 1956/1960
Mq 1956/1960
260 m³/s
2,2 l/(s km²)
Abfluss am Pegel Char Burjak[4]
AEo: 136.735 km²
MQ 1948/1979
Mq 1948/1979
183 m³/s
1,3 l/(s km²)
Linke Nebenflüsse Tīrī Rūd (), Arghandāb ()
Rechte Nebenflüsse Dard-i-Khudi, Kadsch (), Musa Qala ()
Durchflossene Stauseen Kadschaki-Talsperre (), Bughra-Talsperre
Mittelstädte Gereschk (), Laschkar Gah ()
Kleinstädte Sangin ()
Einzugsgebiet des Hilmends

Einzugsgebiet des Hilmends

Bughra-Talsperre

Bughra-Talsperre

Veränderungen im Sistanbecken von 1999 bis 2003

Veränderungen im Sistanbecken von 1999 bis 2003

Der 1125 km lange Hilmend (persisch هلمند Helmand, auch Hirmand genannt; هیرمند Hīrmand) ist der längste Fluss Afghanistans.[5] In der Antike hieß der Fluss bei Arrian Etymandros, bei Polybios Erymanthus und im Avesta Haetumat.[6]

Verlauf[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seine Quelle liegt westlich von Kabul im Koh-e Baba. Von dort fließt er in Richtung Südwesten. Von links fließt ihm in der Provinz Uruzgan der Tīrī Rūd zu. 50 km flussabwärts wird er durch die 1952 erbaute Kajakai-Talsperre in der afghanischen Provinz Helmand zu einem 107 km² großen See gestaut. Ungefähr 40 km südwestlich beim Zufluss des Musa Qala liegt der Ort Sangin. Bei Gereschk verlässt er das Gebirge und wird vom afghanischen Hauptverkehrsweg, der so genannten ring road überquert. Gleich südlich der Provinzhauptstadt Laschkar Gah mündet der Arghandāb von links in den Hilmend. Es sind noch etwa 400 km bis zur iranischen Grenze. Als Fremdlingsfluss fließt er durch die Wüste, rechts die Dascht-e-Margo- und links die Rigestan-Wüste, in das über 50.000 km² große Sistanbecken, das sich von der afghanischen Provinz Nimrus bis in die iranische Provinz Sistan und Belutschistan ausdehnt. Dort gabelt er sich auf und endet unter anderem in den Endsee Hamun-e Helmand.

Bewässerung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Abfluss des Hilmend ist durchschnittlich 78 m³/s. Er schwankt aber sehr stark: 2000 m³/s bei Hochwasser und 56 m³/s bei Dürre.[1] Etwa 70 % des Ackerlands flussabwärts von der Kajakai-Talsperre werden über zahlreiche Kanäle aus den 1960er Jahren bewässert.[7] Dafür werden etwa zwei Drittel des Wassers vom Hilmend verbraucht.[8]

Einige Bewässerungskanäle
Kanal Geokoordinate Anmerkungen
Bughra 31° 50′ 10″ N, 64° 38′ 6″ O Abfluss 70 m³/s[7]
Darvischan 31° 11′ 15″ N, 64° 12′ 12″ O
Schamalan 31° 34′ 45″ N, 64° 20′ 58″ O

Politischer Konflikt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Abfluss an der iranischen Grenze ist ein über 100 Jahre dauernder Konflikt zwischen Iran und Afghanistan, der auch durch die 1973 vertraglich festgelegte Abflussmenge von 26 m³/s nicht gelöst wurde.[9][8] So lag dort der durchschnittliche Abfluss (in m³/s) 1991 bei 70, fiel 1993 auf unter 17, stieg 1997 wieder auf knapp 70 und war 2001 bei nur noch 1,5.[10] Der Iran beschwerte sich am 20. September 2001 schriftlich beim Generalsekretär der Vereinten Nationen. Nach einer Untersuchung im Juli 2000 an der Kajakai-Talsperre und an der flussaufwärts liegenden hydrometrischen Station im Bezirk Dihrawud der Provinz Uruzgan soll die Talsperre geschlossen gewesen sein.[11] Die Vereinten Nationen initiierten 2006 ein gemeinsames GEF-Projekt.[12][13]

Die nach dem Vertrag von 1973 garantierte Abflussmenge in den Iran von mindestens 850 Millionen Kubikmeter Wasser im Jahr soll noch keine einzige afghanische Regierung eingehalten haben. Mitte Mai 2023 besuchte der iranische Präsident Ebrahim Raisi mit Außenminister Hossein Amir-Abdollahian die Grenzregion. Er forderte Afghanistan müsse den Vertrag umgehend erfüllen und drohte den Taliban. Der afghanische Außenminister Amir Chan Muttaki erklärte, man könne wegen der Klimakrise mit einer Dürre den Vertrag nicht erfüllen. Kurz darauf kam es Ende Mai zu einem Feuergefecht am iranisch-afghanischen Grenzposten Islam Qala, wobei beide Seiten die Gegenseite beschuldigten mit dem Beschuss begonnen zu haben. Nach iranischen Angaben seien zwei iranische Grenzschützer getötet worden. Das afghanische Innenministerium gab hingegen bekannt, es habe auf beiden Seiten je einen Toten gegeben, mehrere Personen seien verletzt worden.[14]

Mystik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einige Thesen vertreten die Ansicht, dass es sich beim Hilmend um den mythischen Fluss Sarasvati aus den vedischen Schriften handele.

Hydrometrie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mittlerer monatlicher Abfluss des Helmand am Pegel Char Burjak
(in m³/s, 80 km oberhalb der Staatsgrenze, 445 km unterhalb der Kajakai-Talsperre, gemessen von 1948 bis 1979)[4]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Hilmend – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d briancoad.com Drainage Basins – Sistan
  2. UNESCO – Kajakai (Memento vom 3. März 2016 im Internet Archive)
  3. UNESCO – Darwesan (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive)
  4. a b Tara Williams-Sether: Streamflow Characteristics of Streams in the Helmand Basin, Afghanistan. (PDF 5,31 MB) USGS;
  5. Während Helmand und Hirmand für den Fluss gelten, heißt die Provinz Hilmand bzw. Helmand ohne [r].
  6. Martijn Theodoor Houtsma u. a. (Hrsg.): E.J. Brill's first encyclopaedia of Islam. 1913–1936, Band 2, S. 298
  7. a b Regional Rural Economic Regeneration Strategies (RRERS) 31. Oktober 2006: Helmand Province (Memento vom 21. September 2007 im Internet Archive) (PDF; 76 kB)
  8. a b Deltares is een onafhankelijk instituut voor toegepast onderzoek op het gebied van water en ondergrond. Archiviert vom Original; abgerufen am 10. Juni 2023.
  9. Radio Free Europe 2005: Iran/Afghanistan: Still No Resolution For Century-Old Water Dispute
  10. NASA's Earth Observatory 2002 From Werland to Wasteland
  11. Letter dated 20. September 2001 from the Permanent Representative of the Islamic Republic of Iran to the United Nations (PDF; 96 kB)
  12. UNEP Afghanistan: Post-Conflict and Disaster Management Branch (Memento vom 11. Oktober 2007 im Internet Archive)
  13. GEF International Waters projects: sistan-project-concept-paper.pdf (670 kB)
  14. Droht hier der erste Klimakrieg? In: agenzianova.com. 1. Juni 2023, abgerufen am 2. Juni 2023.