Hinrich Schmidt-Henkel

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Hinrich Schmidt-Henkel (* 15. November 1959 in West-Berlin) ist ein deutscher literarischer Übersetzer.[1]

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hinrich Schmidt-Henkel ist ein Sohn des Germanisten Gerhard Schmidt-Henkel. Er studierte Germanistik und Romanistik an der Universität Saarbrücken und schloss 1988 mit dem Zweiten Staatsexamen ab. Danach organisierte er ein Modellprojekt im Gesundheitswesen. Von 1991 bis 1993 war er persönlicher Referent und Pressesprecher der Hamburger Kultursenatorin Christina Weiss. Seit 1996 lebt er als freier Übersetzer wieder in Berlin.

Er war von September 2008 bis März 2017 im Ehrenamt Vorsitzender im Verband deutschsprachiger Übersetzer/innen literarischer und wissenschaftlicher Werke (VdÜ), Bundessparte Übersetzer/innen im VS in ver.di. Von März 2017 bis Juni 2021 war er Beisitzer im Vorstand und hatte einen Sitz in der Honorarkommission des Verbandes. 2014 wurden unter seiner Verhandlungsführung gemeinsame Vergütungsregeln mit einer Gruppe von Verlagen aufgestellt (C. Hanser, Hoffmann & Campe u. a.),[2] 2019 wurde unter seiner maßgeblichen Beteiligung ein neuer Normvertrag Übersetzungen mit dem Börsenverein des Deutschen Buchhandels vereinbart.[3]

Schmidt-Henkel ist Mitglied im Literarischen Colloquium Berlin (LCB). Seit Sommer 2007 ist er Vorsitzender des Deutsch-Deutschen Kammerchors e. V.[4] Schmidt-Henkel ist Mitgründer des PEN Berlin.[5]

2007 gehörte er der Jury zum Alfred-Döblin-Preis an. 2019 war er Mitglied der Jury zum Deutschen Verlagspreis, 2022 und 2023 erneut als deren Vorsitzender.

Schmidt-Henkels langjähriger Lebensgefährte ist der Übersetzer, Autor und Sänger Frank Heibert. Beide gingen im Mai 2002 im Standesamt Berlin-Schöneberg eine eingetragene Lebenspartnerschaft ein, im Mai 2018 heirateten sie ebendort.

Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit 1987 übersetzt Schmidt-Henkel Prosa, Theaterstücke und Lyrik aus dem Französischen, Norwegischen, Italienischen und Dänischen ins Deutsche. Als besondere Leistung wurde von der Kritik seine 2003 erschienene Neuübersetzung von Célines Roman Reise ans Ende der Nacht gewürdigt,[6] ebenso die Neuübersetzung von Romanen des Norwegers Tarjei Vesaas.[7]

Seit Ende der 1990er Jahre übersetzt er das Werk (Dramen, Romane und Erzählungen, Lyrik und Essays) von Jon Fosse (Literaturnobelpreis 2023).

Er übersetzte unter anderem Werke von Kjell Askildsen (Werkausgabe), Stefano Benni, Albert Camus (Theater), Massimo Carlotto, Philippe Delerm, Denis Diderot, Jean Echenoz, Tomas Espedal, Øivind Hånes, Jon Fosse, Hervé Guibert, Erik Fosnes Hansen, Michel Houellebecq, Henrik Ibsen, Erlend Loe, Édouard Louis, Lars Mytting, Jo Nesbø (Kinderbücher), Camille de Peretti, Stine Pilgaard, Guri Tuft, Tarjei Vesaas und Tanguy Viel.

Schmidt-Henkel ist auch als Moderator von literarischen Veranstaltungen und als Sprecher/Vorleser tätig. Von 2008 bis 2015 war er als Sprecher in der Reihe Europa literarisch der Vertretung der Europäischen Kommission in Berlin tätig. Regelmäßig begleitet er von ihm übersetzte Autoren auf Lesereisen und liest dabei aus seinen Übersetzungen. Zusammen mit Frank Heibert tritt er immer wieder mit szenischen Lesungen aus der gemeinsamen Neuübersetzung von Raymond Queneaus Stilübungen auf.[8] Im Rahmen des Gastlandauftritts von Norwegen auf der Frankfurter Buchmesse 2019 moderierte er für diverse Veranstalter rund 40 Lesungen mit von ihm übersetzten und anderen Autoren, so für den Deutschlandfunk die Lange Nacht der norwegischen Literatur in Köln.

Im Jahr 2021 wurde Schmidt-Henkel für die Übersetzung von Tarjei VesaasDie Vögel für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert.[9]

Für die Sendung Karambolage beim deutsch-französischen Sender arte tritt Hinrich Schmidt-Henkel immer wieder mit eigenen zweisprachigen Beiträgen vor die Kamera, in denen er die Herkunft oder Entstehung von Worten, Ausdrücken oder Redewendungen erklärt.

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Übersetzungen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aus dem Französischen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aus dem Italienischen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aus dem Norwegischen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Cathrin Elss-Seringhaus: Er macht Schweres für uns leicht. Ein Großer im Übersetzerfach – Hinrich Schmidt-Henkel. In: Saarbrücker Zeitung, Beilage „Kultur“, vom 1. September 2015, S. B4.
  • Julian Müller: „Ein Kahn, auf dem es sich fahren lässt.“ Interview mit Mitgliedern der Vorstände seit 2008. In: Souveräne Brückenbauer. 60 Jahre Verband der Literaturübersetzer. Für den Verband deutschsprachiger Übersetzer literarischer und wissenschaftlicher Werke, Bundessparte Übersetzer des VS in ver.di. Hg. Helga Pfetsch. Sonderheft Sprache im technischen Zeitalter. Böhlau Verlag, Köln 2014, ISBN 978-3-412-22284-0, ISSN 0038-8475, S. 135–143 (weitere Gesprächspartner Luis Ruby, Brigitte Große, Martina Kempter, Josef Winiger)

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Hinrich Schmidt-Henkel. In: Kürschners Deutscher Literatur-Kalender 2016/2017. Band II: P-Z. Walter De Gruyter, 2016, ISBN 978-3-11-045397-3, S. 1229.
  2. Gemeinsame Vergütungsregel (GVR). In: literaturuebersetzer.de. Abgerufen am 11. Mai 2021.
  3. Normvertrag. In: literaturuebersetzer.de. Abgerufen am 11. Mai 2021.
  4. Herausgeber. deutsch-deutscher-kammerchor.de, abgerufen am 10. Juni 2020.
  5. Mitgründer:innen. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 18. Juli 2022; abgerufen am 18. Juli 2022.
  6. Eberhard Falcke: Reise ans Ende der Nacht. Deutschlandfunk, 31. März 2003; Louis-Ferdinand Céline: Reise ans Ende der Nacht. Roman. Perlentaucher, 2003
  7. Tarjei Vesaas. Der Keim. Roman. Perlentaucher, 2023; Tarjei Vesaas. Die Vögel. Roman. Perlentaucher, 2021.
  8. Frank Heibert und Hinrich Schmidt-Henkel über »Stilübungen« von Raymond Queneau. Abgerufen am 25. November 2021 (deutsch).
  9. Übersetzung – Nominierungen für den Preis der Leipziger Buchmesse 2021. In: preis-der-leipziger-buchmesse.de. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 15. März 2015; abgerufen am 13. April 2021.