Hugo Berwald

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Bildhauer Hugo Berwald

Hugo Berwald (Künstlername: Hugo Berwald-Schwerin; * 10. Februar 1863 in Schwerin; † 14. Februar 1937 ebenda) war ein deutscher Bildhauer.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hugo Berwald wurde als Sohn des Hofspiegellieferanten und Kommerzienrats Wilhelm Berwald geboren. Der US-amerikanische Dirigent und Komponist William Henry Berwald war sein Bruder.

Von 1881 bis 1884 absolvierte Berwald ein Studium an der Berliner Kunstakademie mit praktischer Ausbildung bei Albert Wolff und Fritz Schaper, anschließend ließ er sich in Berlin-Grunewald nieder. Sein 1887 geschaffenes Denkmal mit der Büste des Großherzogs Friedrich Franz II. für Neukloster begründete eine langjährige Verbindung zum Schweriner Hof. Als sich Berwald bei Großherzog Friedrich Franz III. um ein Reisestipendium für einen einjährigen Romaufenthalt bewarb, urteilte der Großherzog: „Der p. Berwald ist einer der jungen Künstler, die sich vorzüglich für die Unterstützung durch die Künstlerstipendien des Kunstministeriums und meiner Schatoulle, nach den neu aufgestellten Prinzipien, eignen.“ Er bekam daraufhin beide Kabinettsstipendien und auch das Große sowie das Kleine Ministerialstipendium. In Rom lebte und arbeitete der junge Künstler bei Bildhauer Joseph von Kopf (1827–1903), dessen Tochter Martha er 1892 in Rom heiratete. Spätere Romaufenthalte waren in dieser Beziehung begründet.

Im Januar 1895 bestellte der Großherzog bei Berwald eine Rudererstatuette, die er als alljährlichen Sportpreis bei der Regatta des Schweriner Offiziers-Ruderklubs vergab (verliehen bis 1904). Im April des gleichen Jahres weilte Berwald bei Fürst Otto von Bismarck in Friedrichsruh für Studien zur Anfertigung einer Büste. Für ein Denkmal des Grafen Johann Ernst zu Nassau-Weilburg in Weilburg an der Lahn wurde ihm durch den Großherzog von Luxemburg das Ritterkreuz des Militär- und Zivildienst-Ordens Adolphs von Nassau verliehen. Es folgten zahlreiche weitere Arbeiten, insbesondere Porträtbüsten. Anlässlich der Enthüllung des Marmorstandbildes der Großherzogin Alexandrine im Grünhausgarten in Schwerin wurde Berwald 1907 zum „Großherzoglichen Professor“ ernannt.

Neben größeren Arbeiten widmete sich Berwald auch der Plaketten- und Medaillenkunst.

Auf Anregung des Großherzogs Friedrich Franz IV. entstand bereits 1915 ein Gefallenendenkmal der Forstbeamten in Ludwigslust, das noch während des Ersten Weltkrieges unter besonderen Umständen gegossen wurde, aber erst 1921 zur öffentlichen Enthüllung kam. Der Tod seiner Frau, die schon über lange Jahre eine schwache Gesundheit hatte, inspirierte Berwald zu seinem Meisterwerk: einem Christus am Kreuz, das er jedoch verkaufen musste. Durch die veränderten gesellschaftspolitischen Verhältnisse nach 1918 geriet Berwald in finanzielle Not. Er kehrte völlig verschuldet um 1928 zu seiner Schwester in seine Geburtsstadt Schwerin zurück. Das Wohlfahrtsamt der Stadt Schwerin übernahm teilweise die Schulden und gewährte eine kleine Ehrenpension.

Berwald starb krank, vereinsamt und fast vergessen in seiner Vaterstadt und wurde auf dem Alten Friedhof in einem Armengrab zu Füßen eines Zweitgusses seines Kruzifixes beigesetzt, seine Frau wurde von Bad Rothenfelde nach Schwerin umgebettet, sie hinterließen keine Kinder.

Werk (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Person
Ereignis
Motiv
Bild Standort
Verbleib
Art
Material
Errichtung
Einweihung
Weitere Informationen
Friedrich Franz II.
Neukloster, Lehrerseminar
zerstört
Büste
Bronze
21. Juli 1887 im Zweiten Weltkrieg für die Rüstung eingeschmolzen, Sockel später entfernt
Hans von Bülow
a) Berlin, Nationalgalerie
erhalten
b) Meiningen, Hoftheater
erhalten?
c) Berlin, Staatsbibliothek
erhalten
Büste
a) Bronze
b) Bronze
c) Marmor
1887 a) Bronzebüste 1918 Geschenk des Künstlers an die Nationalgalerie, b) Bronzebüste 1895 Geschenk des Herzogs Georg II. von Sachsen-Meiningen an das dortige Hoftheater, c) Marmorexemplar 1913 Geschenk der Bülow-Witwe an die Staatsbibliothek
Wilhelm II. Schwerin, Offizierscasino
verschollen
Büste
Bronze
1889
Robert Cauer unbekannt Büste 1890 während eines Aufenthaltes in Rom entstanden
Friedrich Franz III.
Schwerin, Schloss (Ahnengalerie)
erhalten
Büste
Marmor
1893
Friedrich von Bodenstedt
Wiesbaden
zerstört
Büste
Bronze
22. Apr. 1894 1942 eingeschmolzen als Metallspende des deutschen Volkes
Heinrich Schliemann
Schwerin, am Pfaffenteich
erhalten
Büste
Bronze
22. Aug. 1895 Bronzebüste 2011 gestohlen und irreparabel zerstört, 2012 Neuguss
Johann Ernst zu Nassau-Weilburg
Weilburg
erhalten
Büste
Bronze
1896 nicht mehr am ursprünglichen Standort
Friedrich Franz III.
Schwerin, Staatliches Museum
erhalten
Büste
Bronze
1897
Karl Hill Schwerin, Staatstheater
erhalten
Relief
Marmor
12. Jan. 1898
Friedrich Franz III.
Schwerin, Marstallhalbinsel
zerstört
Büste
Bronze
24. Mai 1898 1948 zerstört, Bronzebüste wohl schon im Krieg eingeschmolzen
Heinrich von Stephan
Westerland
erhalten
Büste
Marmor
11. Juni 1898 „nach dem Leben“ auf Sylt modelliert
Ferdinand Hey’l
Wiesbaden, Friedhof
erhalten
Relief
Marmor
1898
Georg Beseler
Berlin, Humboldt-Universität
erhalten
Büste
Marmor
1898
Madonna
unbekannt Standbild
Marmor
1899
Schlangenbeschwörerin
Berlin, Villa Gutmann
verschollen
Standbild
Marmor
1899 erworben von Bankier Eugen Gutmann für seine Villa in Berlin (Rauchstraße)
Friedrich Franz IV. Lübtheen, Solbad
erhalten
Büste
Marmor
1901 erhalten im Staatlichen Museum Schwerin
Mädchen von Kos
unbekannt Statue
Marmor
um 1901
Paul Meyerheim
unbekannt Büste
Bronze?
um 1901
Heinrich von Treitschke
Berlin, Nationalgalerie[1]
erhalten
Büste
Bronze
1903
Friedrich Franz III.
Lübtheen
erhalten
Büste
Bronze
1906 nach einem Modell von 1899, 1936 versetzt nach Ludwigslust
Cecilie zu Mecklenburg
Hohenlychow, Schloss
verschollen
Büste 1905
Friedrich Franz III.
Ludwigslust, Schlosspark
erhalten
Büste
Bronze
1906 1936 aus Lübtheen hierher versetzt
Alexandrine
Schwerin, Schlossgarten
erhalten
Standbild
Marmor
25. Aug. 1907 am Sockel in Flachreliefs die Porträts von König Friedrich Wilhelm III. (Vater), Königin Luise (Mutter), Kaiser Wilhelm I. (Bruder) und Zarin Alexandra Fjodorowna (Schwester)
Ferdinand Hey'l[2]
Wiesbaden, Kurpark
erhalten
Büste
Marmor
1907
Johann Basedow
Schwerin, Sachsenberg
erhalten
Büste
Bronze
1908 vom ursprünglichen Standort am Klinikum Lewenberg hierher versetzt
Heinrich Heine
Düsseldorf, Bolker Str. 53
1940 zerstört
Halbrelief
Bronze
1908 gestiftet von einem belgischen Heine-Freund 1908[3]
Christus am Kreuz
Kronskamp bei Brüel, Gutsfriedhof
erhalten
Kruzifix
Bronze
1908
Christus am Kreuz
Schwerin, Alter Friedhof
erhalten
Kruzifix
Bronze
1908 Zweitausfertigung, Aufstellung hier erst 1928
Fritz Reuter Stavenhagen, Reuter-Museum
erhalten
Statuette
Bronze
1909 ursprünglich als Entwurf im Wettbewerb um das Fritz-Reuter-Denkmal Stavenhagen; ein weiteres Exemplar im Regionalmuseum Neubrandenburg
„Rettung aus Seenot“
Figurengruppe
Bronze
Schwerin, Grunthal-Platz
erhalten
3. Okt. 1911 ursprünglich auf dem Markt
Jägerdenkmal 1914–18
Ludwigslust, Schlosspark
erhalten
Standbild
Bronze
5. Mai 1921 Modell 1915, Guss 1918
Heinrich Behm
Schwerin, Dom
erhalten
Relief
Bronze
1930 in Erinnerung an den ersten mecklenburgischen Landesbischof

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Hugo Berwald – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Info zur Aufstellung der Treitschke-Büste im Jahr 1902, in Berliner Tageblatt, 5. November 1902.
  2. Kurdirektor Ferdinand Hey'l 1830-1897
  3. Gerhart Söhn: Der rheinische Europäer Heinrich Heine aus Düsseldorf. Edition GS, Düsseldorf 1986, S. 101–102.