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Hurtigruten

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Die Polarlys – ein Hurtigrutenschiff der „neuen Generation“ in den aktuellen Farben der Reederei Hurtigruten AS

Hurtigruten (Bokmål) [hʉrtirʉːtən] oder Hurtigruta (Nynorsk) [hʉrtirʉːta] (norwegisch für „die schnelle Route“) ist die übliche Bezeichnung für die traditionelle norwegische Postschifflinie, die seit 1893 die Orte der über 2700 Kilometer langen norwegischen Westküste verbindet. Alternativ wird in Norwegen auch kystruten Bergen–Kirkenes („Küstenroute Bergen-Kirkenes“) als offizielle Bezeichnung gebraucht. Heute fahren die Schiffe im Liniendienst die Küstenlinie Norwegens zwischen Bergen und Kirkenes in elfeinhalb Tagen hin und zurück. Der eigentliche Postverkehr wurde 1984 eingestellt. Im Sommer passieren sie zusätzlich den Trollfjord und den Geirangerfjord. Die Hurtigruten-Strecke ist heute neben ihrer eigentlichen Funktion als Transportmittel eine international bekannte Touristenattraktion. Aktuell wird der Hurtigruten-Verkehr von den beiden Reedereien Hurtigruten AS und Havila Kystruten betrieben. Während die meisten Schiffe der Hurtigruten AS von der DNV als Fähren klassifiziert sind, die neben Passagieren auch PKW und Fracht befördern, sind die Schiffe der Havila Kystruten als reine Passagierschiffe klassifiziert.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schiffsverbindungen entlang der Westküste Norwegens (Karte circa 1888)

Um die Bedeutung und Notwendigkeit der Linienverbindung entlang der norwegischen Küste zu verstehen, ist ein Blick auf die geografische Situation des Landes hilfreich: Das heutige Norwegen erstreckt sich über rund 2.650 Kilometer in Nord-Süd-Richtung. Dabei war es seit jeher der von relativ mildem Klima begünstigte Süden des Landes, der sowohl hinsichtlich Einwohnerzahl als auch Wirtschaftskraft dominierte. Den Küstensiedlungen und Gemeinden im Norden des Landes, die vom Fischfang in den fischreichen Gewässern der Lofoten, Vesterålen und Barentssee lebten, fehlte es vor allem an geeigneten Transportwegen für den angelandeten Fisch, aber auch für die Grundversorgung mit Waren und Wirtschaftsgütern, die vor Ort nicht hergestellt werden konnten.

Es gab beispielsweise ab Anfang des 19. Jahrhunderts nur sporadische Verbindungen zwischen der hoch im Norden gelegenen Inselgruppe der Lofoten und der Handelsmetropole Bergen. Ab 1870 verkehrte entlang der Küste die Hamburgroute. Vor allem in den langen Wintern war der gesamte Norden des Landes aber praktisch von der Außenwelt abgeschnitten. Der norwegische Staat erkannte dieses Nord-Süd-Gefälle und suchte nach Wegen einer besseren Verkehrsanbindung des Nordens. Bei 83.283 Kilometer Gesamtküstenlinie setzte man auf die Handelsschifffahrt. Ab 1875 wurden auf Basis bestehender, kleinerer Schifffahrtslinien erste Pläne für eine regelmäßige, staatlich geförderte Schiffsverbindung zwischen Stavanger und Bergen im Süden und den größeren Küstenorten in Nordnorwegen erarbeitet.

Anfänge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Büste des Hurtigruten-Gründers, Kapitän Richard With

Die Hurtigruten wurde von einer privaten Reederei, der Vesteraalens Dampskibsselskab (VDS), begründet und fuhr erstmals 1893 zwischen Trondheim und Hammerfest. Die erste regelmäßige und vor allem ganzjährige Postverbindung zwischen Süd- und Nordnorwegen war dem Einsatz des erfahrenen Kapitäns Richard With zu verdanken. Zusammen mit dem Lotsen Andreas Holte hatte er ab 1882 akribisch über die Fahrten durch die Gewässer entlang der norwegischen Küste Buch geführt. Er traute sich als Erster zu, die Strecke bis nach Hammerfest auch bei Nacht und in den dunklen Wintermonaten zu fahren – ein Geschwindigkeitsgewinn, der Voraussetzung für die staatlichen Subventionen war, ohne die sich eine Postschiffverbindung nicht hätte finanzieren lassen.[1]

Zuvor war in den Jahren 1889 und 1890 durch den in Diensten des Osloer Innenministeriums stehenden anerkannten Kapitän August Kriegsmann Gran im Auftrag der Regierung ein Konzept zum ganzjährigen Betrieb einer Schifffahrtslinie entlang der gesamten Westküste entwickelt worden. Dieses mündete in einer am 18. April 1891 veröffentlichten Ausschreibung für eine Dampfschifflinie. Am 2. Juli 1893, machte sich die Vesterålen unter Kapitän Richard With auf den Weg von Trondheim nach Hammerfest. Es wurden auf dieser ersten Route, die zu befahren insgesamt 67 Stunden dauerte, neun Orte angelaufen: Rørvik, Brønnøysund, Sandnessjøen, Bodø, Svolvær, Lødingen, Harstad, Tromsø und Skjervøy.[2]

Erstes Hurtigruten-Schiff, Dampfer Vesterålen
Kong Gudrød

Es folgten zwei weitere Hurtigruten-Linien, so dass zur Jahrhundertwende drei Postschifflinien existierten: Die erste führte von Trondheim nach Hammerfest, die zweite von Bergen nach Hammerfest und die dritte von Hammerfest weiter nach Osten bis Vadsø – diese wurde im Jahr 1908 bis zum heutigen Endpunkt Kirkenes verlängert. Diese Strecken wurden nun zweimal pro Woche gefahren – sommers wie winters.

Damit änderte sich das Leben für die Bewohner in der unwegsamen Küstenregion Nordnorwegens entscheidend. Die Hurtigruten prägte und einte das Land. Der beschwerliche Landweg durch die zerklüftete Landschaft konnte nun vermieden werden.[3] Im Jahr 1898 war die Strecke nach Süden über Bergen hinaus bis Stavanger verlängert worden. Jedoch waren um 1919 im dichter besiedelten Süden des Landes die Straßen- und Eisenbahnverbindungen so weit ausgebaut, dass in diesem Bereich der Postschiffverkehr wieder eingestellt wurde. Bergen war und blieb nun südlicher Ausgangs- und Wendepunkt der Linie.

Im Sommer 1922 wurde die Risøyrenna – die Risørinne, ein schiffbar gemachter, natürlicher schmaler Seeweg zwischen den Vesteraaleninseln Andøya und Hinnøya – eingeweiht. Dieser zählt noch heute zu der Route der Schiffe. Ab dem 1. Juni 1936 entstand aus den ehemals drei Linien eine durchgehende Verbindung, die Bergen im Süden mit Kirkenes im Norden verband. Ab sofort konnte mit 14 Schiffen von sechs Reedereien eine tägliche Abfahrt sichergestellt werden.

Zweiter Weltkrieg und Nachkriegszeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Während der beiden Weltkriege, bei denen vor allem der zweite mit der Besetzung Norwegens verheerende Folgen für die Gemeinden in Nordnorwegen hatte, war ein fahrplanmäßiger Postschiffverkehr weitgehend unmöglich. Dennoch waren Schiffe der Hurtigruten im Küstenverkehr und im Truppentransport eingesetzt;[4] vereinzelt konnte auch der Liniendienst aufrechterhalten werden. In der Zeit von 1940 bis 1945 sind auch die meisten Schiffsverluste und Havarien verzeichnet. Um weiterhin die teilweise überlebenswichtige Versorgung der Gemeinden im Norden aufrechtzuerhalten, griffen die Reedereien, nachdem ihre Hurtigrutenschiffe entweder beschlagnahmt oder havariert waren, in den Jahren 1940 bis 1945 teilweise auf kleine Frachtschiffe und Fischkutter zurück, die als Transportschiffe auf der Hurtigruten eingesetzt wurden.[5]

Die Erling Jarl, 1949 in Dienst gestellt

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges waren von ehemals 14 Schiffen nur noch 3 fahrtauglich. Durch ein großangelegtes, staatlich unterstütztes Schiffs-Neubauprogramm konnte ab 1950 wieder täglich die Strecke Trondheim–Hammerfest gefahren werden. Bis 1956 wurden insgesamt zehn fast baugleiche Schiffe in Dienst gestellt, so dass wieder ein regelmäßiger Liniendienst eingerichtet werden konnte.[6]

Während zu Beginn der Linie gewöhnliche, oftmals gebraucht angeschaffte Dampfschiffe verwendet wurden, wurde erstmals mit dieser Baureihe ein spezieller, eigens für die Hurtigruten entwickelter Schiffstyp eingesetzt. In jede der folgenden Schiffsgeneration flossen nun neue Entwicklungen und Erfahrungen aus vorherigen Typen ein. Aussehen und Konzept der Schiffe haben sich dadurch mittlerweile erheblich gewandelt; es handelt sich noch immer um speziell für diesen Einsatz konstruierte Schiffstypen.

Von den 1960er bis 1980er Jahren[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Neue Frachtkonzepte wie die Europalette und der Container hielten auch auf den Postschiffen Einzug. Hinzu kam auch in Norwegen die Konkurrenz durch die Straße. Allerdings waren vor allem im Winter viele Straßen bis in die 1970er Jahre oft unterbrochen und die Küstenschiffe die einzige regelmäßige Verbindung.

Als Antwort auf diese neue Herausforderungen entstanden die Schiffe der so genannten „mittleren Generation“. Diese Schiffe sollten größer sein und Container transportieren können. Um die hohen Kosten für eine aufwendige Hafenanlagen zu sparen, entschied man sich gegen RoRo-Schiffe (hoher Platzbedarf im Hafenbecken für Bug und/oder Heckrampe). Um teure Containerbrücken in den Häfen zu vermeiden, erhielten die drei Schiffe leistungsfähige Kräne auf dem Achterschiff sowie eine seitliche Ladeluke mit Rampe und Aufzügen. Zeitgleich mit der Indienststellung der Midnatsol, Narvik und der Vesterålen wurde die regelmäßige Verbindung nach Spitzbergen (Svalbard-Route) aufgegeben (1982). Zwei Jahre später wurden die Poststellen an Bord der Schiffe geschlossen und der Posttransport auf dieser Linie beendet, so dass die Schiffe seitdem strenggenommen keine Postschiffe mehr sind, obwohl sie nach wie vor die Postflagge führen. Die neuen Schiffe kamen 1987–1989 für einen großen Umbau in die Werft. Das seitliche Ladetor hatte sich bewährt, die Nachfrage nach Containern blieb aber gering und die Zahl der Kabinen war zu gering. Darum entstand am Heck ein neuer Aufbau mit zusätzlichen Kabinen auf der für Container reservierten Fläche.

Von den 1990er Jahren bis zur Jahrtausendwende[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Flotte war nun in weiten Teilen schon sehr alt und darum wurde wieder ein Trio neuer Schiffe bestellt. So kamen 1993 die Kong Harald (II), die Richard With (II)) und ein Jahr später die Nordlys (II) zur Flotte und ersetzten ältere Schiffe aus den 1950er und 1960er Jahren. Ebenfalls 1993 eröffnete das Hurtigrutenmuseum in Stokmarkness. Die Flottenverjüngung ging 1996 mit der Polarlys (III), der Nordkapp und 1997 mit der Nordnorge (IV) weiter. Alle Schiffe sind deutlich größer als jene der 1950er und 1960er Jahre, die sie ersetzten, und besitzen auch gegenüber den Schiffen der „mittleren Generation“ mehr Kabinen. Sie bilden die „neue Generation“ der aktuellen Flotte.

2000er und 2010er Jahre[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Museums-Schiff Finnmarken aus dem Jahr 1956, heute im Hurtigrutenmuseum

Es gab noch immer Schiffe aus den 1950er und 1960er Jahren in der Flotte, die im Liniendienst eingesetzt wurden. Darum wurden 2002 die Finnmarken (II) sowie Trollfjord in Dienst gestellt, um ältere Schiffe in die Reserve zu schicken. Da der norwegische Staat die Subventionen immer nur befristet gewährt und seit Ende der 1990er Jahre auf das Winterhalbjahr beschränkt hat[7], ist die Reederei bemüht, durch den Einsatz moderner Schiffe mit größerem Komfort mehr internationale Touristen zu gewinnen, um die Einnahmeausfälle zu kompensieren. In der Winterzeit ist die Auslastung der Schiffe jedoch noch immer so gering, dass die Hurtigruten jedes Jahr Verluste macht. So entstand die Idee, die großen neuen Schiffe nicht einfach im Winter zu überholen und durch die alten Schiffe der Reserve zu ersetzen, sondern für Expeditionskreuzfahrten zu verwenden. 2002 wurde die Nordnorge im Herbst auf die Reise in die Antarktis geschickt. Das Schiff kehrte im Frühjahr in die Linie zurück. Dies wurde möglich, weil die Schiffe der mittleren Generation über die Eisklasse 1C verfügen. Im Jahr 2003 wurde das erste Schiff der mittleren Generation zum Reserveschiff. Die Midnatsol (II)) erhielt die die Nummer 2 als Namenszusatz um einer neuen Midnatsol (IV) den Platz in der Linienfahrt zu überlassen. Das Schiff fuhr jedoch nie als Midnatsol II, sondern wurde aufgelegt, renoviert und 2005 als Lyngen zum Reserveschiff.

2005 fuhren zwei Schiffe (Nordnorge und Nordkapp) in die Antarktis. 2007 reduzierte sich die Flotte der mittleren Generation mit dem Verkauf der Narvik weiter. An ihrer Stelle fuhr wieder die alte Lofoten (II) im Liniendienst. Gleichzeitig begann die neue Ära der Expeditionsschiffreisen mit der Indienststellung der Fram. Das neue Schiff führt zusammen mit der Polar Star die Reisen in die Arktis und Antarktis durch. Die Nordnorge und Nordkapp werden seit 2008 nicht mehr in der Antarktis eingesetzt.

Im Jahr 2015 wurde die Flotte der Expeditionsschiffe durch den Zukauf der Spitsbergen vergrößert. Im Winter 2016/2017 ging die Midnatsol (II) als Expeditionsschiff neben der Fram in die Antarktis, weil die Spitsbergen nicht rechtzeitig umgebaut werden kann. Als Ersatz kamen die Lofoten und später die Spitsbergen in den Liniendienst. Zur gleichen Zeit wurde eine Modernisierung der ersten 4 Schiffe beschlossen. Im Jahr 2016 wurden die Polarlys (III), die Kong Harald (II), die Kong Harald (II) und die Nordnorge (IV) in die Werft und erhielten eine neue Inneneinrichtung.

Ende des Jahres 2004 wurde von der norwegischen Regierung ein Subventionspaket in Höhe von 1,9 Milliarden Norwegische Kronen (dies entspricht etwa 216 Millionen Euro) bereitgestellt, das den Linienbetrieb bis Ende des Winterhalbjahres 2011/2012 sicherstellte. Im Jahr 2011 wurde dieser Hurtigrutenvertrag bis Ende des Jahres 2019 verlängert, um mit Subventionen in Höhe von 5,12 Milliarden Kronen (etwa 650 Millionen Euro) den ganzjährigen täglichen Liniendienst auf der Route sicherzustellen. Die anhaltenden Subventionen führten zu Beschwerden bei der EFTA, die sich ab 2011 und 2017 mit den Subventionen beschäftigte. Der zuständige EFTA-Gerichtshof urteilte, dass Teile der Subventionen als rechtswidrig einzustufen sind. Die Gelder mussten zurückgezahlt werden.[8][9]

Ein Ende des täglichen Linienverkehrs ist nicht zu erwarten, da die Hurtigrute nach wie vor im Selbstverständnis der Norweger, insbesondere im Norden des Landes, einen zentralen Stellenwert besitzt. So trägt diese Linienverbindung noch heute die Ehrenbezeichnung Riksvei Nr. 1 („Reichsstraße Nr. 1“). Zudem spielt die Hurtigruten eine wichtige Rolle bei der Vermarktung des Landes im internationalen Tourismus.

Wettbewerber auf der Route[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Traditionell wurde die Postschifflinie stets von mehreren Reedereien im Auftrag bzw. mit Subventionen des norwegischen Staats betrieben. Seit der Fusion der beiden letzten verbliebenen Hurtigruten-Reedereien TFDS und OVDS im Jahre 2006 wurde die Linie monopolartig durch Hurtigruten AS betrieben, die sich im Eigentum ausländischer Kapitalinvestoren befindet. Im Zeitraum 2010 bis 2019 wurde die Schiffslinie vom norwegischen Staat mit insgesamt 5,12 Milliarden NOK (511 Millionen EUR - Stand 2. September 2022) finanziell unterstützt.[10] Die Zahlungen dienen jedoch nicht den Touristenfahrten, sondern dem Fracht- und Fährverkehr vor allem im Winter. Um wieder Wettbewerb zu schaffen, wurden durch den norwegischen Staat 2017 drei Pakete mit je drei bzw. vier Fahrten ab 2021 neu ausgeschrieben.[11] Gleichzeitig wurden die Anforderungen an die Umweltverträglichkeit der Schiffe deutlich angehoben.

Am 23. März 2018 gab das norwegische Verkehrsministerium den neuen Vertrag für den Küstenverkehr für den Zeitraum 2021–2030 bekannt. Hurtigruten AS verlor ihr Monopol auf der Route, da die Reederei Havila Kystruten ein Paket gewann und ab dem 1. Januar 2021 vier der elf täglichen Fahrten vom bisherigen Betreiber Hurtigruten AS übernehmen sollte.[12] Im Bereich der Fahrpläne sowie des Fracht- und Fährverkehrs wurde eine umfassende Kooperation vereinbart. Dies gilt nicht für das touristische Angebot.

Als Konsequenz aus dieser Entscheidung gab Hurtigruten AS den Umbau der drei größten Schiffe Finnmarken (II), Trollfjord und Midnatsol (IV) zu Expeditionsschiffen bekannt. Die Schiffe erhalten einen Hybridantrieb nach dem Vorbild der Roald Amundsen und eine neue Inneneinrichtung sowohl der Kabinen wie auch der öffentlichen Räume. Ziel ist der emissionsfreie Betrieb in den Fjorden und Häfen.

Neue Antriebskonzepte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit der Neuausrichtung hin zu Expeditionsreisen wurden auch völlig neue Schiffe in Auftrag gegeben, die anders als die Fram und Spitsbergen nicht die Anforderungen der Küstenroute erfüllen müssen. Die Roald Amundsen und die Fridtjof Nansen wurden 2019 in Dienst gestellt. Während das erste Schiff wegen zahlreicher Kinderkrankheiten erst mit erheblicher Verzögerung in Dienst kam, wurde die Fridtjof Nansen vorzeitig fertig gestellt. Die Schiffe besitzen keine seitliche Ladeluke, dafür aber einen Hybridantrieb und eine höhere Eisklasse (1A Super).

Ab 2020[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Corona-Pandemie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Durch die Corona-Pandemie wurde die Küstenschifffahrt wie auch das Geschäft mit den Expeditionskreuzfahrten in einem Maß beeinträchtigt, das nur mit dem Zeitraum des Zweiten Weltkriegs zu vergleichen ist.

Von März bis Juli 2020 blieben alle Schiffe bis auf die Vesterålen und die Richard With (II)) in den Häfen. Mit diesen beiden Schiffen wurde nur noch zwischen Bodø und Kirkenes gefahren. Im Mai des gleichen Jahres wurde der reguläre Dienst ab Bergen wieder aufgenommen. Im Juni 2020 fand nach der Zwangspause mit der Fridtjof Nansen wieder eine erste Expeditionsreise statt. Zeitgleich gab die Reederei bekannt, dass anstelle der Trollfjord nun die Midnatsol (IV) zum Expeditionsschiff Maud umgebaut werden solle. Im August 2020 wurden die Expeditions-Seereisen wieder eingestellt und auch der Küstenbetrieb wieder eingeschränkt. Ab Oktober 2020 waren wieder nur noch zwei Schiffe (Kong Harald und Polarlys) auf der Kurzstrecke Bodø-Kirkenes im Einsatz.

Die Havila Castor der Reederei Havila Kystruten in Tromsø, Juni 2022

Anfang Dezember 2020 wurde die Lofoten an die maritime Hochschule Sørlandet verkauft, wo sie mit der Ragnvald Jarl ein anderes Schiff der gleichen Bauserie ersetzt. Die zu Expeditionsschiffen umgebauten Schiffe werden umgetauft: Aus der Midnatsol (IV) wurde im Mai 2021 die Maud. Im Juni wurde aus der Finnmarken (II) die Otto Sverdrup. Für das neue Expeditionsziel Galapagos-Inseln kam als neues gechartertes Schiff die Santa Cruz 2 zur Flotte.

Die Reederei Havila Kystruten, die ab Januar 2021 mit vier Schiffen den Küstenverkehr als zweite Linienreederei betreiben sollte, konnte aufgrund erheblicher Verzögerungen beim Bau der Schiffe und durch die Corona-Pandemie den Betrieb nicht fristgerecht aufnehmen.[13] Erst am 12. Dezember 2021 absolvierte die Havila Capella ihre Jungfernfahrt auf der Strecke Bergen–Kirkenes.[14] Der zweite Neubau folgte im Frühjahr 2022, die folgenden beiden Schiffe im Sommer 2023.

Passagierzahlen und Ausrichtung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine Standard-Kabine der Schiffe aus den 1950er Jahren

Die Schiffe der Hurtigruten beförderten seit Ende des Zweiten Weltkriegs durchschnittlich etwas mehr als 410.000 Passagiere pro Jahr. Dabei hat sich die Passagierstruktur erheblich verändert: Waren in den 1940er und 1950er Jahren noch nahezu ausschließlich Distanzpassagiere an Bord, die die Schiffe über das gesamte Jahr weitgehend gleichmäßig verteilt als reines Transportmittel nutzten, so nutzen heute überwiegend Touristen in den Sommermonaten die Hurtigruten zur Küstenkreuzfahrt oder als Teil ihrer Urlaubsreise. Ohne diese touristische Ausrichtung der Linie wäre ein auch nur annähernd kostendeckender Betrieb der Schiffe nicht mehr möglich. Schwer zu schaffen machten den Reedereien der seit Beginn der 1970er Jahre stark zunehmende Individualverkehr sowie der Ausbau des Luftverkehrsnetzes des Landes. Bis zum Ende der 1980er Jahre waren hierdurch die Passagierzahlen derart zurückgegangen, dass es ernsthafte Überlegungen gab, die Hurtigruten in ihrer damaligen Form einzustellen. Durch die konsequente Ausrichtung auf touristische Anforderungen konnten, ohne dabei den Charakter der Postschiffe aufzugeben, seit Anfang der 1990er Jahre wieder erheblich steigende Passagierzahlen verzeichnet werden. Mittlerweile haben sich die jährlichen Passagierzahlen auf jährlich etwa 450.000 eingependelt; rund 70 Prozent davon entfallen auf Rundreisen-Passagiere, also Touristen.

Speisesaal der Nordnorge vor 2016

Die geänderte Ausrichtung spiegelt sich am deutlichsten in der geänderten Ausstattung der Schiffe wider. Die Neubauten der 1950er Jahre verfügten noch über relativ kleine und einfache Mehrbett-Kabinen, weitgehend ohne eigene Nasszelle, dazu lediglich über einen einfachen Speisesaal und eine Cafeteria. Auch in den Schiffen der „mittleren Generation“ fanden sich neben den schon deutlich komfortableren Kabinen noch die Sleeperette genannten Schlafräume mit bis zu zehn einfachen Liegen für Distanzpassagiere; diese sind heute ersatzlos weggefallen.

Die Schiffe der neuen Generation sind deutlich komfortabler: Neben relativ geräumigen Kabinen mit Dusche und WC bieten sie an Bord neben Restaurant und Café weitere touristisch geprägte Ausstattungsmerkmale wie Panoramasalons, Whirlpools, Bars und Veranstaltungsräume. Zum Kreuzfahrtcharakter gehören auch Suiten und organisierte Landausflüge, doch fehlen andererseits die üblichen gesellschaftlichen Anlässe wie das Captain’s Dinner und ein Unterhaltungsangebot mit Theater und Musik; auch die Kleidung der Passagiere bleibt selbst beim Abendessen sportlich-bequem. Ebenfalls ausschließlich aus touristischen Gründen werden im Sommerfahrplan Umwege in den Geirangerfjord und den Trollfjord gemacht.

Frachtentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Früher: Das Beladen der Schiffe mittels Bordkran
Heute: Die seitliche Ladeluke der Lyngen
Zeitraffer der schnellen Fracht, Kfz- und Passagierabfertigung der Nordkapp innerhalb von sechs Minuten in Ørnes

Während parallel zur Zunahme des Individualverkehrs die Frachtmengen auf den Hurtigruten-Schiffen seit Ende des Zweiten Weltkriegs sukzessive zurückgingen, entwickelten sich sowohl der Auto- als auch der Frachttransport seit Anfang der 1990er Jahre wieder positiv. Wurden im Jahr 1990 noch rund 7500 PKW und rund 100.000 Tonnen Fracht transportiert, waren es im Jahr 2002 über 55.000 PKW und mehr als 165.000 Tonnen Fracht.[15] Die Gründe für die konstant ansteigenden Frachtzahlen liegen vor allem darin, dass durch die bei allen Schiffen seit Anfang der 1990er Jahre eingeführte neuartige Beladetechnik eine sehr effiziente Be- und Entladestrategie gefunden wurde und so relativ günstige Frachttarife angeboten werden konnten. Alle eingesetzten Schiffe mit Ausnahme der alten Lofoten (II) verfügen über eine seitliche Ladeluke, über die mit Hilfe eines Lastenaufzugs Fracht und PKW schnell direkt auf das Frachtdeck (Deck 2 oder Deck B) gelangen können. Diese Technik bedeutete eine enorme Zeit- und Personaleinsparung gegenüber der bis in die 1980er Jahre gängigen Beladung mittels Bordkrans, bei der jedes Frachtstück und jeder PKW aufwändig einzeln an Bord gehievt werden mussten.

Linie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Schiffe der Hurtigruten verkehren nach einem festen Fahrplan.[16] Jeden Tag zur selben Zeit läuft ein Schiff von Bergen aus und erreicht am zwölften Tag wieder den Ausgangshafen. Die übliche Geschwindigkeit beträgt 15 kn. Für die auf der Linie angelaufenen Häfen, vor allem für jene in Nordnorwegen, stellt die tägliche Ankunft des Hurtigruten-Schiffes eine feste Größe im Tagesablauf der Bewohner dar; selbst vorübergehende Änderungen der Abfahrtzeiten der Schiffe – oder gar der Ausfall eines Schiffes – sind den lokalen Medien eine ausführliche Meldung wert. Nicht nur Waren und Personen erreichen mit den Schiffen die entlegensten Dörfer, auch Arzttermine, Behördengänge und Familienbesuche werden mit den Linienschiffen wahrgenommen. In den kleinen Anlaufhäfen ganz im Norden des Landes erfüllen die Schiffe darüber hinaus auch eine weitere soziale Funktion: Während der zumeist halbstündigen Liegezeit gehen Einwohner der Orte an Bord, um dort in der Cafeteria gemeinsam Kaffee zu trinken, Informationen auszutauschen und sich mit aktuellen Zeitschriften zu versorgen. Diese so genannten kaffegjengs verlassen dann unmittelbar vor dem Ablegen wieder das Schiff.

Hurtigruten-Terminal in Bergen
Linienweg der Hurtigruten

Angelaufene Häfen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Folgende Häfen werden angelaufen (von Süden nach Norden):

Die Liegezeit in den Häfen bemisst sich sowohl nach dem Zeitaufwand des Be- und Entladens als auch nach der touristischen Bedeutung des Hafenortes oder der Stadt. Einige Häfen weisen eine Liegezeit von bis zu sechs Stunden auf. Bei solchen Liegezeiten besteht für Touristen die Möglichkeit der Teilnahme an organisierten Landausflügen und Besichtigungen. Auch besteht die Möglichkeit, Ausflüge mit mehrtägigen Landaufenthalten von Bord aus zu buchen.

Ehemalige Hurtigrutenhäfen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Midnatsol unter der Herøybrua auf dem Weg nach Torvik (Februar 2007)

Im Laufe der Jahre hat sich der Linienweg aus unterschiedlichen Gründen in Teilbereichen ein wenig verändert. Dies geschah vor allem aufgrund wirtschaftlicher oder nautischer Erfordernisse. So sind folgende Anlegestellen oder Häfen aus dem Linienplan der Hurtigruten ausgeschieden (von Nord nach Süd):

Schiffsbegegnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Nordkapp und die Polarlys treffen sich in Molde
Positionen, auf denen sich nord- und südgehende Schiffe regelmäßig auf dem Linienweg begegnen
Tag nordgehend Tag südgehend Zeitpunkt Treffpunkt Bemerkung
2 12 04:50 Uhr zwischen Måløy und Torvik (nur Sommerfahrplan)
2 12 06:15 Uhr zwischen Florø und Måløy (nur Winterfahrplan)
2 11 21:30 Uhr im Hafen von Molde (nur Sommerfahrplan)
2 11 19:30 Uhr zwischen Molde und Kristiansund (nur Winterfahrplan)
3 11 06:30 Uhr bis 10:00 Uhr im Hafen Trondheim
3 10 20:30 Uhr bis 21:15 Uhr im Hafen Rørvik
4 10 08:15 Uhr zwischen Nesna und Ørnes
4 9 20:15 Uhr zwischen Stamsund und Svolvær
5 9 08:00 Uhr im Hafen von Harstad
5 8 21:30 Uhr zwischen Tromsø und Skjervøy
6 8 09:15 Uhr vor der Insel Havøy
6 7 23:00 Uhr bei Berlevåg

Bei einer Begegnung der Schiffe auf See werden folgende Signale gegeben: Das nordgehende Schiff gibt zweimal lang, einmal kurz und das südgehende Schiff zweimal lang, einmal kurz, einmal lang. Die Begrüßung erfolgt am Tage per Signalhorn und bei Dunkelheit per Scheinwerfer, wobei das nordgehende Schiff in der Regel zuerst grüßt.[17]

Entfernungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Sommer betragen die nordgehende Strecke von Bergen über Geiranger nach Kirkenes 1.460 nautische Meilen (2.704 km) und die südgehende Strecke zurück 1.335 nautische Meilen (2.472 km). Somit legen die Schiffe bei einem Umlauf insgesamt 2.795 nautische Meilen (5.176 km) zurück. Im Winter werden auf der nordgehenden Route der Geirangerfjord und auf der südgehenden Route der Trollfjord nicht angelaufen, was die zurückgelegte Gesamtstrecke auf 2.670 nautische Meilen (4.945 km) reduziert.

Reedereien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit der Gründung der Hurtigruten haben elf verschiedene Reedereien die Schiffe auf der Hurtigruten betrieben. Bis Mitte des 20. Jahrhunderts waren es sechs eigenständige Reedereien, die mit ihren eigenen Schiffen die Route betrieben. Wirtschaftliche Zwänge führten in den Jahren ab Mitte der 1970er Jahre zu Zusammenschlüssen und Fusionen. Im Jahr 1979 entstand aus dem Zusammenschluss der DSDS mit der BDS die TFDS und Ende der 1980er Jahre fusionierten die Reedereien ODS und die VDS zur OVDS. Diese beiden, nach dem Ausstieg der FFR im Jahr 1996, letzten verbliebenen Reedereien, die TFDS und die OVDS, fusionierten wiederum am 1. März 2006 zur Hurtigruten Group ASA, die bis 2021 alle Schiffe auf der Linie betrieb; ab April 2007 unter dem Namen Hurtigruten ASA[18] und seit 2015 als Hurtigruten AS. Die NDS und die FFR hatten sich schon zuvor vom Liniendienst auf der Route zurückgezogen.

Neben den Schiffen auf der traditionellen Hurtigruten betrieb die Reederei Hurtigruten ASA weitere Linienverbindungen in Norwegen. Dabei handelt es sich vor allem um kleinere Fährverbindungen im Norden des Landes. So fanden sich sowohl das Logo der Reederei als auch der Hurtigruten-Schriftzug auf verschiedenen Fahrzeugen, die mit der traditionellen Postschifflinie nichts zu tun haben.

Das Samferdselsdepartementet gab 2018 bekannt, den Betrieb der Hurtigruten ab 2021 bis 2030 zwischen Hurtigruten AS und der Havila Group aufzuteilen.[19]

Alle bisherigen Reedereien:[20]

  • Havila Kystruten AS, Tochtergesellschaft der Havila Group, seit 2021
  • Hurtigruten ASA – Umbenennung nach Gesellschaftsbeschluss im März 2007, später zunächst ASE (Aktiengesellschaft), jetzt AS (GmbH)
  • Hurtigruten Group ASA – Nach Fusion der TFDS und OVDS am 1. März 2006 bis März 2007
  • TFDS – Troms Fylkes Dampskibsselskap A/S (von 1979 bis 1. März 2006), Fusion mit OVDS zur Hurtigruten Group ASA
  • OVDS – Ofotens og Vesteraalens Dampskibsselskap A/S (von 1988 bis März 2006), Fusion mit TFDS zur Hurtigruten Group ASA
  • ODS – Ofotenske Dampskibsselskap A/S (von 1936 bis 1988, Fusion mit VDS zur OVDS)
  • VDS – Vesteraalske Dampskibsselskab (von 1893 bis 1988, Fusion mit ODS zur OVDS)
  • BDS – Det Bergenske Dampskibsselskab (1894–1979), die Hurtigrutenschiffe wurden anschließend an die TFDS verkauft
  • NFDS – Nordenfjeldske Dampskibsselskab (1895–1989)
  • DSDS – Det Stavangerske Dampskibsselskab (1919–1979)
  • NDS – Nordlandske Dampskibsselskab (1945–1958)
  • FFR – Finnmark Fylkesrederi og Ruteselskap A/S (1988–1996)

Schiffe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das ehemalige Hurtigruten-Schiff Nordstjernen mit den Lyngenalpen im Hintergrund

Bis in die 2010er Jahre waren auf der Hurtigrute Schiffe dreier Generationen im Einsatz, die als „Nachkriegsflotte“ (Etterkrigsflåten) oder „traditionelle Generation“, „mittlere Generation“ (Mellomgenerasjonen) und „neue Schiffe“ (De Nye Skipene) oder „neue Generation“ bezeichnet wurden. Da inzwischen mit Ausnahme der 1983 gebauten Vesterålen aus der „mittleren Generation“ nur noch Schiffe der „neuen Generation“ im Liniendienst der Hurtigrute stehen, ist diese Unterteilung nur noch von historischer Bedeutung. Alle drei Schiffsgenerationen verbindet, dass sie sowohl Fracht- als auch Passagierkapazitäten aufweisen und speziell für den Einsatz auf der Hurtigrute konzipiert worden sind. Auch liegen alle Schiffe stets mit der Backbordseite an der Pier, da sich nur an dieser Seite die Frachtluken und Passagierbrücken befinden. Beim An- und Ablegen wird keine Schlepperhilfe benötigt.

Nachkriegsflotte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Lofoten, das letzte Schiff der traditionellen Generation

Die Schiffe der „Nachkriegsflotte“ oder „traditionellen Generation“ wurden zwischen 1949 und 1964 gebaut. Die Kabinen waren in Bezug auf Geräuschdämmung, Komfort und Ausstattung nicht vergleichbar mit den Schiffen der neuen Generation. Auch das Be- und Entladen von Fracht mittels Bordkran war zeitaufwendig und umständlich. Das letzte Schiff dieser Generation, die Lofoten von 1964, war bis zu ihrer Außerdienststellung 2020 vor allem bei Touristen sehr beliebt, weil sie wie kaum ein anderes Schiff in Europa den nostalgischen Charakter der alten Postschiffe widerspiegelte. Sie wurde Ende 2020 verkauft und dient inzwischen als Schulschiff.[21] Bis März 2012 war auch noch die Nordstjernen von 1956 im Liniendienst im Einsatz. Sie wurde modernisiert und führt nun Expeditionskreuzfahrten nach Spitzbergen durch.[22] Als Schiff mit der bisher längsten Einsatzdauer im Hurtigruten-Dienst wurde die Nordstjernen unter Denkmalschutz gestellt und 2013 renoviert. Es sind auch weitere Schiffe dieser Generation erhalten geblieben, so die ebenfalls denkmalgeschützte Finnmarken aus dem Jahr 1956, die im Hurtigrutenmuseum in Stokmarknes besichtigt werden kann.

Aktuelle Schiffe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Kong Harald, das erste Schiff der „neuen Generation“
Die 2007 in Dienst gestellte Fram
Die Richard With (1993), benannt nach dem Gründer der Hurtigruten auf Fahrt zwischen Svolvær und Kabelvåg (2015)
Die Nordnorge legt in Rørvik an

Die aktuelle Flotte der Hurtigruten besteht aus Schiffen der Reedereien Hurtigruten AS und Havila Kystruten. Sie setzt sich zusammen aus dem einen verbliebenen Schiff der „mittleren Generation“, der Vesterålen von 1983, sowie aus den neueren Schiffen der Hurtigruten AS und Havila Kystruten.

Der Lebenslauf der heute als mittlere Generation bezeichneten Schiffe spiegelt den entscheidenden Wendepunkt in der Flottenpolitik der Hurtigruten-Reedereien in den 1980er Jahren wider. Erstmals waren für den Frachttransport Stellplätze für Container am Heck der Schiffe vorgesehen. Dieses Konzept bewährte sich jedoch nicht, da sich die Erwartungen an den geplanten Container-Transport bei weitem nicht erfüllten, während die Kabinenkapazitäten nicht ausreichten.

Vesterålen, das letzte verbliebene Schiff der „mittleren Generation“

So wurde im Jahr 1988 ein Umbau der drei Schwesterschiffe dieser Generation beschlossen. Bei diesem Umbau erhielten sie anstelle der Containerstellplätze am Heck einen neuen Kabinenaufbau. Damit und mit dem zusätzlich mittschiffs aufgesetzten Panoramasalon konnten sowohl die Kabinenplätze nahezu verdoppelt als auch der Komfort für die Passagiere erheblich verbessert werden. Die mit diesem neuen Konzept gesammelten guten Erfahrungen flossen in die Konzeption der folgenden Schiffsgeneration(en) maßgeblich ein. Mit dem Umbau dieser Schiffsgeneration begann die Umstrukturierung der gesamten Flottenpolitik der Hurtigruten vom reinen Transportschiff für Distanzpassagiere hin zum komfortorientierten Kreuzfahrtschiff. Nach dem Verkauf der Lyngen und der Narvik 2007 kommt aus dieser Generation lediglich noch die Vesterålen zum Einsatz.

Schon bei der Konzeption der ersten Einheiten der neuen Generation der Hurtigrutenschiffe setzten die Reedereien in Bezug auf Ausstattung und Komfort auf einen Schiffstyp, der mit einem kleinen Kreuzfahrtschiff vergleichbar ist. Erstmals wurden Suiten, Wellnessbereiche und Swimmingpools auf den Schiffen eingerichtet. Somit war es auch möglich, diese Schiffe – vor allem im passagierschwachen Winterhalbjahr – als so genannte Expeditionsschiffe außerhalb der Hurtigruten einzusetzen und so neue Geschäftsfelder zu erschließen. Die Schiffe dieser Generation variieren trotz ihres gleichen Grundkonzeptes teilweise stark in Größe, Design und Ausstattung, so dass man sie nicht als Schwesterschiffe einstufen kann. Prägende Gemeinsamkeit aller Schiffe dieser Generation ist jedoch der auffällig über der Brücke auf Deck 7 oder 8 platzierte Panoramasalon, der den Fahrgästen auch bei schlechter Witterung einen guten Ausblick bietet.

Name Baujahr Vermessung Länge Breite Passagiere Bauwerft Status/Verbleib
Fram 2007 11.647 BRZ 113,86 m 20,20 m 318 Fincantieri – Cantieri Navali Italiani S.p.A. von Anfang an als Expeditionsschiff eingesetzt
Kong Harald II 1993 11.204 BRZ 121,8 m 19,2 m 691 Volkswerft Stralsund GmbH in Dienst auf der Hurtigruten
Maud 2003 16.151 BRZ 135,75 m 21,50 m 1000 Fosen Yards in Dienst als Expeditionsschiff, ex Midnatsol (IV), Umbau zum Expeditionsschiff 2021
Nordkapp 1995 11.386 BRZ 123,3 m 19,5 m 691 Kleven Verft A/S in Dienst auf der Hurtigruten
Nordlys II 1994 11.204 BRZ 121,8 m 19,2 m 691 Volkswerft Stralsund GmbH in Dienst auf der Hurtigruten
Nordnorge IV 1997 11.384 BRZ 123,3 m 19,5 m 691 Kleven Verft A/S in Dienst auf der Hurtigruten
Otto Sverdrup 2002 15.539 BRZ 138,5 m 21,5 m 1000 Kleven Verft A/S in Dienst als Expeditionsschiff, ex Finnmarken III, Umbau zum Expeditionsschiff 2021
Polarlys III 1996 11.341 BRZ 123,0 m 19,2 m 737 Ulstein Verft AS in Dienst auf der Hurtigruten
Richard With II 1993 11.205 BRZ 121,8 m 19,2 m 691 Volkswerft Stralsund GmbH in Dienst auf der Hurtigruten
Trollfjord 2002 16.140 BRZ 135,75 m 21,50 m 822 Fosen Yards In Dienst auf der Hurtigruten
Spitsbergen 2009 7.025 BRZ 97 m 18 m 320 Estaleiros Navais de Viana do Castelo von Anfang an als Expeditionsschiff eingesetzt[23][24]
Vesterålen III 1983 6.291 BRZ 108,6 m 16,5 m 510 Kaarbø's Mekaniske Verkstad in Dienst

Expeditionsschiffe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 25. April 2016 gab Hurtigruten AS bekannt, zwei neue Expeditionsschiffe mit Ablieferung 2018 und 2019 bei der norwegischen Kleven Werft bestellt zu haben.[25] Beide Schiffe verfügen über einen umweltfreundlichen Hybridantrieb[26] und führen überwiegend in der Arktis und Antarktis Kreuzfahrten durch.[25] Namensgeber der Schiffe sind die norwegischen Polarforscher Roald Amundsen und Fridtjof Nansen.[27]

Die Ablieferung des Typschiffes wurde mehrmals verschoben und erfolgte am 25. Juni 2019. Die Fridtjof Nansen wurde mit Verspätung am 20. Dezember 2019 abgeliefert.

Name Baujahr Vermessung Länge Breite Passagiere Bauwerft Status/Verbleib
Roald Amundsen 2019 21.765 BRZ 140 m 23,6 m 530 Kleven Verft A/S, N in Fahrt
Fridtjof Nansen 2019[28] 21.765 BRZ 140 m 23,6 m 530 Kleven Verft A/S in Fahrt[29]
Santa Cruz II 2001 2.661 BRZ 71,85 m 13,65 m 90 - in Fahrt (Charter)

Neubauten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hurtigruten AS vereinbarte mit Kleven Optionen zum Bau zweier weiterer Schwesterschiffe der Roald Amundsen.[25][30] Im Oktober 2018 wurde ein drittes Schiff mit Ablieferung 2021 bestellt.[31] Der aktuelle Stand der Option auf das dritte Schiff ist Stand August 2023 unbekannt. Hurtigruten AS plant den Bau eines emissionsfreien Küstenschiffes mit Elektro- und Segelantrieb für das Jahr 2030.[32]

Die nach Entscheid des Samferdselsdepartementet ab 2021 bis 2030 am Betrieb der Hurtigruten beteiligte Reederei Havila Kystruten AS ließ vier neue Schiffe des Typs Havyard 923 bauen.[33] Im Juni 2018 schloss die Reederei einen Vorvertrag mit Hijos de J. Barreras in Vigo über den Bau von zwei Schiffen. Sie sollen etwa 200 Millionen Euro je Schiff kosten, eine Kapazität für 700 Passagiere aufweisen und mit Flüssigerdgas betrieben werden.[34] Zwei weitere Schiffe wurden bei Tersan Shipyard bestellt.[35]

2019 wurde der Bau der Schiffe bei J. Barreras gestoppt.[36] Die Schiffe wurden später ebenfalls bei Tersan Shipyard fertiggestellt.[37]

Name Baujahr Vermessung Länge Breite Passagiere Bauwerft Status/Verbleib
Havila Capella 2021 15.519 BRZ 122,7 22,26 640 Tersan Shipyard, Türkei in Fahrt
Havila Castor 2022 15.519 BRZ 122,7 22,26 640 Tersan Shipyard, Türkei in Fahrt
Havila Polaris 2023 15.519 BRZ 122,7 22,26 640 Hijos de J. Barreras, Vigo, Spanien
Tersan Shipyard, Türkei
in Fahrt
Havila Pollux 2023 15.519 BRZ 122,7 22,26 640 Hijos de J. Barreras, Vigo, Spanien
Tersan Shipyard, Türkei
in Fahrt

Ausgemusterte Schiffe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit dem Beginn der Schifffahrt auf der Hurtigruten war eine Vielzahl von Schiffen im Einsatz, die im Lauf der Jahre verkauft wurden, durch Unfälle oder Kriegshandlungen verloren gingen beziehungsweise ausgemustert wurden.[38][39]

Die 1952 erbaute Haakon Jarl in Oslo
An Bord der Finnmarken (1956)
Die ehemalige Harald Jarl im Hafen von Trondheim
Die ehemalige Finnmarken II 1982 in Tromsø
Die ehemalige Lyngen
Die ehemalige Narvik in Trondheim
Sjøkurs, die ehemalige Ragnvald Jarl
Der Dampfer Sirius, das zweite Hurtigrutenschiff
Die Erling Jarl
Die ehemalige Polarlys
Schiffstyp Name Werft Baujahr Einsatzzeit Reederei
MS Alta Trosvik Mekaniske Verksted, Brevik 1950 1950–1967 NFDS
DS Ariadne Nylands mekaniske verksted, Oslo 1930 1939–1941 DFDS
DS Astreæa Akers mekaniske verksted, Christiana 1900 1900–1910 DFDS
DS Barøy I Trondhjems Mekaniske Verksted, Trondheim 1929 1929–1941 VDS
MS Barøy II Trondhjems Mekaniske Verksted, Trondheim 1952 1953–1964 ODS
DS Capella Martens, Olsen & Co., Laksevåg 1885 1898–1940 NFDS
DS Christiania Helsingør Jernskibs & Maskinbyggeri, Helsingør 1895 1899–1944 DSDS
DS Dronning Maud Fredrikstad Mekaniske Verksted, Fredrikstad 1925 1925–1940 NFDS
DS Dronningen Fevigs Jernskibsbyggeri, Grimstad 1894 1945–1946 VDS
DS Erling Jarl I Trondhjems Mekaniske Verksted, Trondheim 1894 1895–1943 NFDS
MS Erling Jarl II Cantieri Riuniti dell’Adriatico, Ancona 1949 1949–1980 NFDS
DS Finnmarken I Trondhjems Mekaniske Verksted, Trondheim 1912 1912–1956 VDS
MS Finnmarken II Blohm + Voss, Hamburg 1956 1956–1999 VDS
DS Haakon Adalstein Charles Mitchell and Company, Newcastle 1873 1902–1930 NFDS
DS Haakon VII Trondheim Mekaniske Verksted, Trondheim 1907 1923–1929 NFDS
DS Haakon Jarl I Motala Verkstad, Göteborg 1879 1914–1924 NFDS
MS Haakon Jarl II Aalborg Værft, Aalborg 1952 1952–1982 NFDS
DS Hadsel Moss Værft & Dokk, Moss 1940 1941–1946 NFDS
MS Harald Jarl Trondhjems Mekaniske Verksted, Trondheim 1960 1960–2001 NFDS, TFDS
DS Hera Earle’s Shipbuilding & Engineering, Hull 1889 1913–1931 DFDS
DS Irma Sir Raylton Dixon and Company, Middlesbrough 1905 1931–1944 DFDS
DS Jupiter I Caird & Company, Greenock 1856 1896–1912 DFDS
DS Jupiter II Lindholmens Varv, Göteborg 1916 1953–1955 DFDS
DS Kong Gudrød Trondhjems Mekaniske Verksted, Trondheim 1910 1929–1935 NFDS
DS Kong Haakon Schömer & Jensen, Tönning 1904 1919–1950 DSDS
DS Kong Halfdan I W. Lindberg Warf & Werkstads, Stockholm 1874 1874–1918 NFDS
DS Kong Halfdan II Schiffsbaugesellschaft Unterweser, Bremerhaven-Lehe 1923 1925–1944 NFDS
DS Kong Harald I Joh. C. Tecklenborg, Bremerhaven 1890 1919–1950 NFDS
MS Kong Olav Bergens Mekaniske Verksted, Bergen 1964 1964–1997 DSDS
DS Lofoten I Fredrikstad Mekaniske Verksted, Fredrikstad 1932 1932–1964 VDS
MS Lofoten II Akers mekaniske verksted, Oslo 1963 1964–2020 VDS
DS Lyngen I Trondhjems Mekaniske Verksted, Trondheim 1931 1934–1966 VDS
MS Lyngen II
ex Midnatsol III
Ulstein Hatlø, Ulsteinvik 1982 1982–2007 TFDS
DS Lyra I Bergens Mekaniske Verksted, Bergen 1905 1905–1912 DFDS
DS Lyra II AG Vulcan Stettin, Stettin 1912 1945–1953 DFDS
MS Meteor Aalborg Værft, Aalborg 1955 1955–1958 DFDS
DS Midnatsol I Bergens Mekaniske Verksted, Bergen 1910 1910–1949 DFDS
MS Midnatsol II Cantieri Riuniti dell' Adriatico, Ancona 1949 1949–1982 DFDS
DS Mira A. and J. Inglis, Glasgow 1891 1927–1937 DFDS
DS Mosken Trosvik Mekaniske Verksted, Brevik 1924 1927–1957 VDS
MS Narvik Trondhjems Mekaniske Verksted, Trondheim 1982 1982–2007 ODS
DS Neptun Joh. C. Tecklenborg, Bremerhaven 1890 1919–1928 DFDS
MS Nordlys I Aalborg Værft, Aalborg 1951 1951–1983 DFDS
DS Nordnorge I Trondheim Mekaniske Verksted, Trondheim 1926 1936–1940 ODS
DS Nordnorge II Motala Mekaniske Verkstad, Motala 1883 1942–1944 ODS
MS Nordnorge III Akers mekaniske verksted, Oslo 1964 1964–1996 ODS
DS Nordstjernen I Fredrikstad Mekaniske Verksted, Fredrikstad 1937 1937–1954 DFDS
MS Nordstjernen II Blohm + Voss, Hamburg 1956 1956–2012 DFDS
DS Olav Kyrre Martens, Olsen & Co., Bergen 1885 1899–1903 NFDS
DS Orion Robert Steel and Company, Greenock 1874 1898–1903 DFDS
DS Oslo Nylands mekaniske verksted, Oslo 1929 1948–1959 VDS
MS Ottar Jarl Lake Washington Shipyard, Houghton 1929 1947–1955 NFDS
DS Polarlys I Burmeister & Wain, Kopenhagen 1912 1912–1951 DFDS
MS Polarlys II Aalborg Værft, Aalborg 1952 1952–1994 DFDS
DS Prins Olav A. and J. Inglis, Glasgow 1908 1937–1940 NFDS
DS Prinsesse Ragnhild I Fredrikstad Mekaniske Verksted, Fredrikstad 1931 1931–1940 NFDS
DS Ragnvald Jarl I Burmeister & Wain, Kopenhagen 1930 1942–1956 NFDS
MS Ragnvald Jarl II Blohm + Voss, Hamburg 1956 1956–1995 NFDS
DS Richard With I Trondhjems Mekaniske Verksted, Trondheim 1909 1909–1941 VDS
DS Røst Trondhjems Mekaniske Verksted, Trondheim 1898 1899–1920 VDS
DS Ryfylke Københavns Flydedok og Skibsvært, Kopenhagen 1917 1940–1941 NFDS
DS Saltdal Motala Mekaniske Verkstad, Motala 1884 1946–1976 NFDS
MS Salten Trosvik Mekaniske Verksted, Brevik 1953 1953–1967 NFDS
DS Sanct Svithun I Kaiserliche Werft Danzig, Danzig 1927 1927–1943 DSDS
MS Sanct Svithun II Cantieri Riuniti dell' Adriatico, Ancona 1950 1950–1962 DSDS
DS Sigurd Jarl I Akers mekaniske verksted, Oslo 1894 1899–1942 NFDS
DS Sigurd Jarl II Fredrikstad Mekaniske Verksted, Fredrikstad 1942 1942–1960 NFDS
DS Sirius Flensburger Schiffbau-Gesellschaft, Flensburg 1885 1894–1940 DFDS
DS Skjerstad Schiffswerft von Henry Koch, Lübeck 1925 1945–1958 NFDS
MS Sørøy Trosvik Mekaniske Verksted, Brevik 1949 1950–1966 FFR
DS Tordenskjold Trondheim Mekaniske Verksted, Trondheim 1906 1946–1950 NFDS
DS Vesterålen I Akers mekaniske verksted, Oslo 1891 1893–1941 VDS
MS Vesterålen II Cantieri Riuniti dell' Adriatico, Ancona 1950 1950–1983 VDS

Schiffsnamen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schriftzug am Bug der ehemaligen Narvik

Bei der Namensgebung der Schiffe verfolgten alle Hurtigrutenreedereien eine weitgehend konservative Linie. Ersetzte ein Neubau eine alte Einheit und schied diese Einheit aus dem Liniendienst aus, so wurde zumeist der Name auf das neue Schiff übertragen. Dadurch gelangten relativ wenig neue Namen in die Flotten. Auch die Namen selbst waren traditionell eng mit der Landschaft Nordnorwegens oder den Reedereien verbunden. Aber auch Namen aus norwegischen Königs- (Kong) und Fürstenhäusern (Jarl) flossen in die Namensgebung ein. Ein Großteil der heute verwendeten Schiffsnamen fand sich schon bei ehemaligen Hurtigrutenschiffen. Den Namen Sanct Svithun hingegen wird, nachdem bereits zwei Schiffe mit diesem Namen bei Schiffsunglücken verloren gingen, kein neues Hurtigrutenschiff mehr tragen.

Bauwerften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Schiffe der Hurtigruten-Reedereien entstanden auf unterschiedlichen Bauwerften. Neben diversen größeren und kleineren norwegischen Werften, wie der Trondheim Mekaniske Verksted, der Kaarbø Verft oder der Fredrikstad Mekaniske Verksted, wurden zahlreiche Einheiten auch auf namhaften ausländischen Werften gebaut. Vor allem in den 1950er Jahren entstanden bei Blohm & Voss in Hamburg sowie auf der italienischen Werft Cantieri Riuniti dell’Adriatico in Ancona zahlreiche Neubauten. Die Aufträge für aktuell eingesetzte Schiffe (De Nye Skipene) gingen sowohl an die Volkswerft Stralsund in Deutschland als auch in Norwegen an die Kværner Kleven Ulstein und Fosen Mekaniske Verksted. Die Fram wurde im Jahr 2007 von der italienischen Werft Fincantieri in Triest, die Schiffe der Reederei Havila Kystruten ab 2021 von der türkischen Werft Tersan Shipyard abgeliefert.

Seenotfälle und Sicherheit an Bord[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gedenkstein für die Opfer des Untergangs der Hera am Anleger von Havøysund
Dieses Denkmal im Hafen von Bodø erinnert an die Opfer des Untergangs der Prinsesse Ragnhild

Wenn von kriegsbedingten Verlusten während des Zweiten Weltkriegs abgesehen wird, haben sich in Bezug auf die pro Jahr zurückgelegte Strecke von über einer Million Seemeilen in zu weiten Teilen schwierigem Fahrwasser verhältnismäßig wenige Unfälle mit Personenschaden ereignet. Während des Zweiten Weltkriegs jedoch verloren die Hurtigruten-Reedereien zehn Schiffe, zwei weitere wurden derart beschädigt, dass sie nicht mehr eingesetzt werden konnten. Nachgewiesen sind über 430 Todesopfer unter Besatzungen und Passagieren, hinzu kommen nach seriösen Schätzungen rund 200 getötete Soldaten, die sich ebenfalls an Bord der Hurtigrutenschiffe befanden.

Nachfolgend findet sich eine Auflistung der größeren Seenotfälle mit Personenschäden seit Bestehen der Route:

  • 17. Juni 1924: Die beiden Hurtigrutenschiffe Haakon Jarl und Kong Harald kollidierten im Vestfjord zwischen Bodø und Svolvær. Die Haakon Jarl sank mit dem Verlust von 17 Menschenleben.
  • 6. Oktober 1929: Die Haakon VII lief bei Nacht und schlechter Sicht vor Florø auf eine Schäre und sank. 18 der 74 Menschen an Bord ertranken.
  • 18. März 1931: Die Hera lief bei Havøysund auf Grund; neun Menschen starben, 64 konnten gerettet werden.
  • 1. Mai 1940: Die Dronning Maud wurde beim Anlegen in Foldvik von drei deutschen Bombern attackiert und versenkt. 18 Menschen starben.
  • 8. Juni 1940: Bei einem deutschen Fliegerangriff auf die Schiffe Prins Olav und Ariadne starben neun Menschen.
  • 23. Oktober 1940: Gegen Mittag sank nach einer Explosion die Prinsesse Ragnhild vor Landegode; sie war vermutlich auf eine Seemine gelaufen. Von den 455 Menschen an Bord konnten nur 156 gerettet werden. Noch heute erinnert ein Denkmal im Hafen von Bodø an dieses größte Unglück in der Geschichte der Hurtigruten.
  • 13. September 1941: Gegen 2.00 Uhr in der Nacht sank die Barøy zwischen Skutvik und Tranøy aufgrund eines britischen Torpedotreffers. Von 131 Menschen an Bord konnten nur 19 gerettet werden.
  • 13. September 1941: Am selben Tag wurde die Richard With bei Hammerfest von Torpedos des britischen U-Boots Tigris getroffen und sank; es kamen 99 Menschen ums Leben.
  • 17. Oktober 1941: Die Vesterålen sank nach einem Torpedotreffer bei Hasvik; 26 Besatzungsmitglieder und 71 Passagiere wurden getötet.
  • 30. September 1943: Die Sanct Svithun sank gegen 19.00 Uhr zwischen Ålesund und Havda nach einem Angriff britischer Bomber. 47 Passagiere und Besatzungsmitglieder starben, 76 konnten gerettet werden.
  • 13. Februar 1944: Auf der Irma kamen in der Bucht von Hustadvika 61 Passagiere und Besatzungsmitglieder ums Leben, als ihr Schiff um 18.37 Uhr von zwei Torpedos getroffen wurde.[40] Besonders tragisch war dieses Unglück, da die Torpedos von einem Motortorpedoboot der norwegischen Marine abgefeuert wurden.
  • 24. März 1944: Gegen 9.00 Uhr sank die Nordnorge durch zwei britische Torpedotreffer vor Honningsvåg. Nur zwei der 13 Besatzungsmitglieder überlebten. Fahrgäste waren nicht an Bord.
  • 22. September 1954: Gegen 2.00 Uhr nachts lief die Nordstjernen im Raftsund auf Grund und sank. Fünf der über 220 Personen an Bord starben.
  • 8. Januar 1958: Während das Schiff am Kai von Bodø lag, brach an Bord der Erling Jarl im Kabinenbereich ein verheerender Brand aus, der 14 Todesopfer forderte.[41]
  • 21. Oktober 1962: Wie schon die erste Sanct Svithun sank auch die zweite Sanct Svithun. Sie lief vor Rørvik auf einen Felsen; 48 Menschen konnten gerettet werden, 42 starben.[42] Nach diesem Unglück wurde kein Schiff der Hurtigruten mehr auf diesen Namen getauft.
  • Am 15. September 2011 kam es bei der nordgehenden Nordlys kurz vor Ålesund zu einem Brand im Maschinenraum. Dabei wurden zwei Besatzungsmitglieder getötet und 16 Menschen verletzt. Der Brand konnte im Hafen von Ålesund gelöscht werden, allerdings bekam das Schiff Schlagseite und drohte zu sinken.[43][44]

Der Untergang der Sanct Svithun war der bisher letzte Totalverlust eines Hurtigrutenschiffes. Diese Bilanz ist weitgehend auf verbesserte Navigationsmittel, gut geschultes Personal und den hohen technischen Standard der Schiffe zurückzuführen. Die Besatzung jedes Hurtigruten-Schiffes führt alle elf Tage während der Liegezeit im Hafen von Honningsvåg eine mehrstündige Seenotübung durch. Dabei werden regelmäßig unterschiedliche Unglücksszenarien trainiert.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur und Dokumentationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Berit Liland: Die schönste Seereise der Welt. Hurtigruten. Beschreibung der elftägigen Reise. Natur – Kultur – Geschichte – Sagen. Forlaget 67N, 2007, ISBN 978-82-997206-3-2.
  • Reidar Stavseth: Nordover med Hurtigruten. Verlag Johan Grundt Tanum, Oslo 1943, 2. Auflage 1968 (norwegisch)
  • Erling Welle-Strand: 2500 Seemeilen mit dem Schnelldampfer – Eine Reise auf den Hurtigruten. Verlag Grieg, Bergen 1978.
  • Mike Bent: Coastal Express – The Ferry to the Top of the World. Conway Maritime Press, London 1987, ISBN 0-85177-446-6.
  • Arne Eriksen: Dansen rundt Hurtigruta. Stallo Forlag, Tromsø 2000, ISBN 82-992511-4-1 (norwegisch).
  • Hurtigruten, mit dem Postschiff entlang der norwegischen Küste. DuMont Reiseverlag, Köln 2003, ISBN 3-7701-6301-X.
  • Hurtigruten, in der 1. Reihe entlang Norwegens Küste. DVD 90 Minuten, Komplett-Media, Grünwald 2006, ISBN 3-8312-6627-1
  • Bernd Römmelt: Hurtigruten. Die schönste Schiffsreise der Welt. Verlag GeraNova Bruckmann, München 2006, ISBN 3-7654-4375-1.
  • Bakka Jr, Dag: Skipene som bandt kysten sammen – Hurtigruten gjennom hundre år. 1993 (norwegisch). (Das Buch dokumentiert die Lebensläufe aller Hurtigrutenschiffe bis 1980 in Wort und Bild.)
  • Kai-Uwe Küchler: Abenteuer Hurtigruten. Weltbild, Augsburg, ISBN 978-3-8289-3195-4.
  • Elisabeth Barthelt: Hurtigruten. Norwegens schönste Seereise. Ein Reiseverführer. München 1994, ISBN 3-9803894-0-5
  • Helfried Weyer: Hurtigruten. Mit dem Postschiff durch Norwegen. 3. Aufl. Tecklenborg-Verlag, Steinfurt 2000, ISBN 3-924044-47-3.
  • Helfried und Renate Weyer: Hurtigruten im Winter. Zauber der Polarnacht. Koehlers Verlagsgesellschaft, Hamburg 2006, ISBN 978-3-7822-0940-3
  • Dietmar Schäffer: Norwegens Natur entlang der Postschiffroute. Verlag Dr. Rainer, Nürnberg 2020, ISBN 978-3-931433-08-6
Reportagen
Fernseh-Dokumentationen
  • ZDF-Dokumentation über das Hurtigruten-Schiff Finnmarken: Trolle, Fjorde und ein Postschiff, 2007.
  • NDR-Dokumentation aus der Reihe Mare TV: Norwegen auf der Hurtigrute – Fjorde, Meer und Berge, 2008 (auch ausgestrahlt unter dem Titel Fjorde, Nordkap und Polarlicht – Norwegens legendäre Hurtigruten).
  • NDR-Dokumentation in der Reihe Das Beste am Norden: Norwegens legendäre Hurtigruten. Die Hurtigruten feiern 125-jähriges Bestehen, gesendet am 30. März 2018.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Hurtigruten – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Hurtigruten – Reiseführer

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Die Hurtigruten (Memento vom 28. September 2007 im Internet Archive)
  2. Sjøfartens betydning (Memento vom 1. März 2011 im Internet Archive) hurtigrutemuseet.no
  3. Hans-Joachim Weiß: Bildergalerie. (Memento vom 28. September 2007 im Internet Archive) Persönliche Homepage
  4. Reidar Stavseth Nordover med Hurtigruten. S. 37ff.
  5. Die Geschichte der Hurtigruten von 1939 bis 1945 (Memento vom 3. März 2016 im Internet Archive)
  6. so Römmelt in Hurtigruten – Die schönste Schiffsreise der Welt. S. 13
  7. so Arne Eriksen in Dansen rundt Hurtigruta.
  8. EFTA Beschluss-Nr. 205/11/KOL , abgerufen am 25. Oktober 2021. In: Amtsblatt der Europäischen Union, 5. Juli 2012.
  9. EFTA Beschluss-Nr. 70/17/COL , abgerufen am 25. Oktober 2021. In: Amtsblatt der Europäischen Union, 21. Juni 2018.
  10. https://e24.no/boers-og-finans/i/L0zK29/hurtigruten-faar-avtale-med-staten-verdt-512-milliarder-kroner Hurtigruten får avtale med staten verdt 5,12 milliarder kroner
  11. https://www.regjeringen.no/no/tema/transport-og-kommunikasjon/kollektivtransport/kystruten/kystruteavtale-for-perioden-2021-2030/id2517842/ Kystruteavtale for perioden 2021-2030
  12. Bjørnar Torvholm Sævik: Per Sævik blir hurtigruteeigar. Vestlandsnytt, 23. März 2018, abgerufen am 21. Oktober 2020 (norwegisch).
  13. Andreas Budalen, Josef Benoni Ness Tveit: Hurtigruten-konkurrent må utsette oppstart – igjen. In: www.nrk.no/. www.nrk.no/, 2. Juli 2021, abgerufen am 9. Januar 2022 (norwegisch).
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  16. Der Fahrplan für 2008: http://www.norwegen.de/hurtigruten/aktuelles-angebot/Abfahrtstermine-2008.pdf@1@2Vorlage:Toter Link/www.norwegen.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im März 2018. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  17. Fahrzeiten (Memento vom 26. April 2017 im Internet Archive)
  18. Rederier (Memento vom 25. April 2011 im Internet Archive) hurtigrutemuseet.no
  19. Norway Splits Coastal Service Between Hurtigruten and Havila. 23. März 2018, abgerufen am 24. März 2018.
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  29. Kleven Werft übergibt Fridtjof Nansen. 23. Dezember 2019, abgerufen am 23. Dezember 2019.
  30. Katrin Groth: Auf der „Roald Amundsen“ in der Antarktis: Grüner als andere. In: Die Tageszeitung: taz. 15. Februar 2020, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 18. Februar 2020]).
  31. Hurtigruten bestellt neues Hybrid-Expeditionsschiff. 25. Oktober 2018, abgerufen am 29. Dezember 2019.
  32. Geplantes Zero-Emission-Küstenschiff - Hurtigruten setzt Segel. Spiegel, 27. August 2023, abgerufen am 7. Juni 2023.
  33. Havila Will Need to Build Four New Ships in 30 Month Window. 23. März 2018, abgerufen am 24. März 2018.
  34. Havila Poised to Build Two LNG Cruise Vessels at Barreras. 6. Juni 2018, abgerufen am 9. Juni 2018.
  35. Havila to Build Two Ships at Turkish Shipyard. 11. September 2018, abgerufen am 7. April 2020 (englisch).
  36. https://www.cruiseindustrynews.com/cruise-news/22003-struggling-barreras-cancels-havila-newbuilds.html
  37. https://www.cruiseindustrynews.com/cruise-news/22114-tersan-to-finish-havila-newbuilds.html
  38. Die alten Schiffe der Hurtigrute bis 1945 (Memento vom 7. Dezember 2017 im Internet Archive)
  39. Schiffe der Hurtigruten
  40. warsailors.com
  41. M/S Erling Jarl (1949) (Memento des Originals vom 29. Mai 2012 im Webarchiv archive.today)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.faktaomfartyg.se
  42. Liste over mannskap ved forliset (Memento vom 27. September 2007 im Internet Archive)
  43. Eintrag bei NrK/nyheter (norwegisch)
  44. Brand auf norwegischem Kreuzfahrtschiff – zwei Tote. orf.at, 15. September 2011