IR-40

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Atomanlage bei Arak, Aufnahme von August 2010
Anlage zur Gewinnung von Schwerem Wasser bei Arak, Aufnahme vom Oktober 2012

IR-40 ist ein im Bau befindlicher Forschungsreaktor nordwestlich der iranischen Stadt Arak. Es handelt sich um einen Schwerwasserreaktor mit einer thermischen Leistung von 40 MW, der mit Natur-Uran arbeitet. Der Iran verfügt über eigene Uranvorkommen. Als hauptsächlicher Zweck der Anlage IR-40 wird die Herstellung von Radionukliden für medizinische und industrielle Zwecke angegeben. Dazu gehören die Isotope Cäsium-137, Kobalt-60, Iod-131, Iridium-192, Molybdän-99 und Yttrium-90.[1]

Ursprünglich sollte der Reaktor in Isfahan gebaut werden, doch nach Abschluss der Planungen beschloss Irans Regierung, den Standort nach Arak zu verlegen. Am 5. Mai 2003 wurde die Internationale Atomenergie-Organisation (IAEO) über das Bauvorhaben informiert. Das Nachrichtenmagazin Der Spiegel veröffentlichte im Januar 2007 eine Satellitenaufnahme.[2] Am 25. Juli 2007 wurde eine Inspektion durch die IAEO angekündigt.[3] IAEO-Direktor Mohammed el-Baradei kritisierte im September 2007 das Urananreicherungsprogramm und die Fortsetzung des Baus von IR-40.[4]

Technik, Bau, Betriebszweck[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zuverlässige Angaben über die Konstruktion gibt es nicht, aber aus verschiedenen bekannt gewordenen Einzelheiten lässt sich schließen, dass es sich sehr wahrscheinlich um einen Druckröhrenreaktor handelt.[1] Diese Einzelheiten sind z. B.

  • getrennte Schwerwasserkreisläufe für Moderation und für Kühlung, wie bei den CANDU-Reaktoren,
  • die große Ähnlichkeit des im Iran hergestellten Brennelements – von dem es ein veröffentlichtes Bild gibt – mit dem Brennelement von RBMK-Reaktoren.

Ein Druckröhrenreaktor eignet sich gut, um neben dem eigentlichen Reaktorbetrieb laufend Waffenplutonium zu gewinnen. Daher sieht sich Israel durch die Anlage bei Arak im Zusammenhang mit dem gesamten iranischen Atomprogramm bedroht.

Von Seiten der Regierung wird die Entwicklung von Atomwaffen bestritten; das Atomprogramm diene lediglich friedlichen Zwecken.

Im November 2013 wurde in einem Abkommen in Genf folgendes vereinbart[5]:

  • keine weitere Arbeit am Schwerwasserreaktor in Arak
  • Offenlegung aller Unterlagen zu Arak
  • kein Programm zur Wiederaufarbeitung von Brennelementen

Am 8. Dezember 2013 wurde ein Bericht über eine Besichtigung durch UN-Experten veröffentlicht.[6] Am 28. Dezember 2013 erklärte Ali Akbar Salehider, Chef der Iranischen Atomenergieorganisation, der Reaktor bei Arak sei nicht für die Produktion von waffenfähigem Plutonium geeignet, da die Brennelemente ein Jahr im Reaktor bleiben würden. Nach mehr als drei oder vier Wochen könne das Plutonium nicht mehr für Atomwaffen verwendet werden. Außerdem habe der Iran keine Anlage zur Abtrennung des Plutoniums.[7]

Im Rahmen der Vereinbarungen des Irans mit westlichen Mächten im April 2015 in Lausanne soll die iranische Seite zugesagt haben, den IR-40 nicht in der vorgesehenen Bauweise fertigzustellen, sondern so zu verändern, dass er sich nicht zur Produktion von Waffenplutonium eignet.[8][9]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Willig, Thomas Mo: Feasibility and benefits of converting the Iranian heavy water reactor IR-40 to a more proliferation-resistant reactor. In: masteroppgåva. Norwegian University of Life Sciences (UMB), 14. Dezember 2011, abgerufen am 9. Juni 2013.
  2. Zeitungsbericht: Israel soll Nuklearschlag gegen Iran planen. In: Spiegel Online. 7. Januar 2007, abgerufen am 10. Juni 2018.
  3. http://www.iaea.org/newscenter/news/2007/arakvisit.html
  4. http://www.iaea.org/newscenter/news/2007/dg_gcstatement.html
  5. Gero von Randow: Irans Atomprogramm: Nach dem Deal ist vor dem Deal. In: Zeit Online. 24. November 2013, abgerufen am 15. Dezember 2013.
  6. Iran: Uno-Experten prüfen Atomreaktor in Arak. In: Spiegel Online. 8. Dezember 2013, abgerufen am 10. Juni 2018.
  7. http://www.channelnewsasia.com/news/world/arak-reactor-cannot-make/935822.html
  8. spiegel.de Verhandlungen in Lausanne: Durchbruch im Atomstreit mit Iran (abgerufen am 3. April 2015)
  9. spiegel.de Atomvereinbarung mit Iran (abgerufen am 3. April 2015)

Koordinaten: 34° 22′ 24,3″ N, 49° 14′ 26,8″ O