Ich-Syntonie

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Ich-Syntonie bedeutet allgemein, dass eine Person ihre Gedanken, Impulse oder Gemütserregungen als zu ihrem Ich gehörend erlebt. Diese werden also nicht als fremd und störend wahrgenommen, sondern als fester Bestandteil der eigenen Persönlichkeit. Daher geht von ihnen auch kein Leidensdruck aus.

Ich-Syntonie beschreibt somit auch ein Gefühl, das eigene Verhalten selbst nicht als abweichend oder normverletzend zu empfinden – auch dann, wenn es von anderen Personen als Abweichung gesehen wird. Der Gegensatz zur Ich-Syntonie ist die Ich-Dystonie.

Wortbildung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Begriff Ich-Syntonie ist eine Zusammensetzung aus zwei eigenständigen Wörtern, wobei das Wort Syntonie als Substantiv vom Adjektiv synton abgeleitet ist. Das Adjektiv synton bedeutet, dass eine Person sich in einer gefühlsmäßigen Harmonie mit der Umwelt befindet.[1]

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Psychopathologie ist die Ich-Syntonie ein Symptom verschiedener psychischer Störungen. Erleben und Verhalten, das einem Störungsbild zugeschrieben werden kann, wird aus der Eigenperspektive nicht als störend oder krankhaft wahrgenommen. Das eigene Handeln, Denken und Fühlen empfindet der Betroffene als zu sich selbst gehörend (im Sinne eines Bestandteils des eigenen Selbst). Die Betroffenen identifizieren sich daher mit ihren Symptomen und können sich nicht von ihnen distanzieren.

Für den Wahn ist die unvergleichliche subjektive Gewissheit und damit die Ich-Syntonie der eigenen Vorstellungen ein notwendiges Symptom für die Diagnose. Auch während manischer Episoden liegt zumeist Ich-Syntonie vor. Besonders häufig erleben auch Menschen mit einer Persönlichkeitsstörung ihre Symptomatik als ich-synton.

Abgesehen von den genannten Beispielen ist der Zustand der Ich-Syntonie im Bereich psychischer Störungen allerdings selten. So werden beispielsweise bei einer Zwangsstörung Zwangshandlungen und Zwangsgedanken üblicherweise als unsinnig und überflüssig, also ich-dyston[2], erlebt. Bei der Depression führt das emotionale Erleben meist zu einem erheblichen Leidensdruck, der Umstand depressiv zu sein wird also gleichfalls als ich-dyston empfunden.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Christian Scharfetter: Allgemeine Psychopathologie. Thieme, Stuttgart 2002, ISBN 3-13-531505-3.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Peter Reuter: Springer Lexikon Medizin. Springer, Berlin u. a. 2004, ISBN 3-540-20412-1 (Lemma synton).
  2. Franz Engels: Zwangserkrankung. Abgerufen am 30. August 2019.