Ich bin dann mal weg

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Hape Kerkeling (2008)

Ich bin dann mal weg – Meine Reise auf dem Jakobsweg ist ein 2006 als Buch erschienener Reisebericht des deutschen Entertainers Hape Kerkeling. Er war mehr als hundert Wochen lang auf Platz eins der Spiegel-Bestsellerliste für Sachbücher.

Inhalt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kerkeling beschreibt die Erlebnisse seiner Pilgerreise nach Santiago de Compostela im Jahr 2001. Auslöser für die Entscheidung, den Jakobsweg zu gehen, war ein Hörsturz sowie die Entfernung seiner Gallenblase. Er beschäftigte sich zudem mit Shirley MacLaines Buch Der Jakobsweg: eine spirituelle Reise, in dem die Schauspielerin von ihren bisherigen „Reinkarnationen“ berichtet und ihre Reise mit zahlreichen Erlebnissen ausschmückt. Das Buch sowie ein Wanderführer waren auf der Wallfahrt seine einzige Lektüre.

Kerkeling wählte für seine Wanderung den Camino Francés und musste sich wie alle Pilger mit den physischen und psychischen Anforderungen einer solchen Reise auseinandersetzen. Er lernte dabei nicht nur sich selbst und seinen Glauben, – Zitat – „Buddhist mit christlichem Überbau“, besser kennen, sondern traf auch auf die verschiedensten Menschen, deren Charaktere er sehr plastisch beschreibt. Im amüsant plaudernden Ton schildert Kerkeling seine Erfahrungen, die an manchen Stellen tiefsinnig werden, und reflektiert über den Sinn des Lebens. Mit dem „klassischen“ christlichen Pilger suchte er keinen Kontakt, er schätzt sie als „nicht lernfähig“ ein (Zitat: „Die werden als die gleichen Menschen die Reise beenden, als die sie sie begonnen haben…“). Stattdessen ziehen ihn „Sonderlinge und Exoten“ an, er macht unter anderem Erfahrungen mit einer heiratswilligen Südamerikanerin, einem sexlüsternen Mitwanderer, Spießern, Kirchenkritikern, Esoterikern und Spiritisten.

Besonders intensiv beschreibt Kerkeling die mit der Engländerin Anne Butterfield und der Neuseeländerin Sheelagh geschlossenen Freundschaften, denen er im Prolog des Buchs für die gemeinsamen Erfahrungen dankt. Kerkeling ging – nach bis dahin eher ungeplanten, aber regelmäßigen Treffen – ab dem 5. Juli 2001 gemeinsam mit diesen beiden Frauen auch den überwiegenden Teil des restlichen Pilgerweges bis Santiago de Compostela, wo sie zum Abschluss der Pilgerreise noch fünf Tage blieben. Beide erhielten von Kerkeling dort als Erinnerungsgeschenk ein Silberglöckchen, zu dessen Bedeutung und verbindender Wirkung Kerkeling im Nachwort eine persönliche Anekdote erzählt. Anne Butterfield hat 2010 nochmals den Jakobsweg bereist und ihre Erfahrungen in dem Buch Ich bin da noch mal hin beschrieben.

Stationen der Reise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Datum Ort Strecke (in km)
gelaufene restliche
09. Juni 2001 Saint-Jean-Pied-de-Port 769
10. Juni 2001 Roncesvalles 25 744
11. Juni 2001 Zubiri 19 723
12. Juni 2001 Pamplona 22 701
14. Juni 2001 Viana und Logroño 96 605
15. Juni 2001 Navarrete und Nájera 29 576
17. Juni 2001 Santo Domingo de la Calzada 21 555
21. Juni 2001 Castildelgado 23
22. Juni 2001 Belorado, Tosantos und Villafranca 532
24. Juni 2001 Burgos, Tardajos 52 480
25. Juni 2001 Hornillos del Camino und Hontanas
26. Juni 2001 Castrojeriz und Frómista
27. Juni 2001 Carrión de los Condes
28. Juni 2001 Calzadilla de la Cueza 398
29. Juni 2001 Sahagún 96
30. Juni 2001 León 302
03. Juli 2001 Astorga 52 250
05. Juli 2001 Rabanal 20 230
07. Juli 2001 Foncebadón und El Acebo
08. Juli 2001 El Acebo
09. Juli 2001 Molinaseca, Ponferrada
10. Juli 2001 Villafranca del Bierzo
11. Juli 2001 Trabadelo und Vega de Valcarce 174
12. Juli 2001 La Faba und O Cebreiro 30 144
13. Juli 2001 Triacastela
15. Juli 2001 Sarria und Rente
16. Juli 2001 Portomarín 87
17. Juli 2001 Palas de Rei 25 62
18. Juli 2001 Castañeda
19. Juli 2001 Rua
20. Juli 2001 Santiago de Compostela Ziel

Aufnahme durch das Publikum[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Buch gilt mit mehr als vier Millionen verkauften Exemplaren als erfolgreichstes deutschsprachiges Sachbuch seit Götter, Gräber und Gelehrte von C. W. Ceram und befand sich nach seinem Erscheinen 2006 monatelang auf den vorderen Plätzen der deutschen Bestsellerlisten. Es verkaufte sich nach Auskunft des Verlages bis Ende 2007 rund 3 Millionen Mal.[1] Im selben Jahr erschien eine Übersetzung ins Niederländische,[2] 2009 auch eine US-amerikanische Ausgabe.[3][4]

Medienresonanz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kerkeling war wegen seines Buches Gast in verschiedenen Talkshows, eine Autorenlesung ausgewählter Teile seines Buches wurde vom Fernsehsender RTL 2007 ausgestrahlt.

Hape Kerkelings Reisebegleitung Anne Butterfield machte sich im Jahr 2010 ein zweites Mal auf den Jakobsweg von Saint-Jean-Pied-de-Port nach Santiago de Compostela. Anfangs mit dem Rad unterwegs, wechselte sie relativ rasch zum Pilgern zu Fuß. In ihrem Buch gibt es zahlreiche Rückblicke auf die Reise mit Hape Kerkeling im Jahr 2001 und sein Buch.[5]

Auswirkung auf die Pilgerzahlen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Statistik der in Santiago de Compostela ankommenden Pilger belegt, dass die Pilgerzahlen auf den spanischen Jakobswegen außerhalb „Heiliger Jahre“ linear ansteigen.[6] Nach Veröffentlichung des Buches lässt sich eine überdurchschnittliche Zunahme bei der Gruppe der deutschen Pilger beobachten: Im Jahr 2007 betrug ihre Zahl 13.837. Das waren 71 Prozent mehr als im Vorjahr und entsprach dem Anstieg der sieben vorausgegangenen Jahre 1999–2006. 2008 war der Anstieg bei den deutschen Pilgern mit 14 Prozent nicht mehr ganz so hoch, lag jedoch immer noch deutlich über dem durchschnittlichen Zuwachs von 9 Prozent.[7] Obwohl dieses Phänomen nicht wissenschaftlich untersucht wurde, wird es allgemein auf das Buch zurückgeführt und als „Kerkeling-Effekt“ bezeichnet.

Verfilmung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

An Heiligabend 2015 startete in den deutschen Kinos die Verfilmung des Buches mit Devid Striesow als Hape Kerkeling. Im Film wirken zudem Martina Gedeck und Karoline Schuch als weitere Pilger sowie Katharina Thalbach als Oma Bertha und Annette Frier als Kerkelings Agentin Dörte mit. Die Regie führte Julia von Heinz.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Hape Kerkeling: Ich bin dann mal weg. Meine Reise auf dem Jakobsweg. Malik, München 2006, ISBN 3-89029-312-3.
  • Hape Kerkeling: Ich bin dann mal weg. Meine Reise auf dem Jakobsweg. Piper, München 2009, ISBN 978-3-492-25175-4.
  • Hape Kerkeling liest „Ich bin dann mal weg – Meine Reise auf dem Jakobsweg“. 6 CDs, leicht gekürzte Hörbuchfassung. Roof Music, Bochum 2006, ISBN 3-938781-37-8.
  • Hubert Knoblauch, Andreas Graff: Populäre Spiritualität oder: Wo ist Hape Kerkeling? Aufsatz zur spirituellen – nicht religiösen – Renaissance, die der neuzeitlichen Säkularisierung entgegenwirkt, einsehbar im Fachbereich Religionssoziologie an der TU Berlin.
  • Detlef Lienau: Sich fremd gehen. Warum Menschen pilgern. Grünewald, Ostfildern 2009, ISBN 978-3-7867-2757-6. Mit ausführlicher Analyse populärer Pilgerberichte auf religiös-spirituelle Motive.
  • Anne Butterfield: Ich bin da noch mal hin. Mit Gott und Hape auf dem Jakobsweg. Malik, München 2012, ISBN 978-3-89029-411-7.
  • Hape Kerkeling: Ich bin dann mal weg – Meine Reise auf dem Jakobsweg. Jubiläumsausgabe als ungekürzte Autorenlesung, 9 CDs. OSTERWOLDaudio, 4. Januar 2021. ISBN 978-3-86952-484-9.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Piper Verlag GmbH Verlagsgeschichte: Die schöne Gegenwart, abgerufen am 30. Januar 2011
  2. Hape Kerkeling: Ik ben er even niet – mijn voettocht naar Santiago de Compostela. Ten Have 2007
  3. Hape Kerkeling: Pilgerbuch „wandert“ über den großen Teich, abgerufen am 30. Januar 2011
  4. Hape Kerkeling: I'm off then: My journey along the Camino de Santiago. Auch unter dem Titel: I'm off then: Losing and Finding Myself on the Camino de Santiago. Übersetzt von Shelley Frisch. New York. Free Press. 2009. ISBN 9781416553878
  5. Anne Butterfield: Ich bin da noch mal hin. Mit Gott und Hape auf dem Jakobsweg, München 2014, Piper Verlag, ISBN 978-3-492-40497-6
  6. Pilgerstatistik: Die Jahre 1989 bis 2011, abgerufen am 30. Januar 2011
  7. Pilgerstatistik: Nationenwertung, abgerufen am 30. Januar 2011