Idschmāʿ

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Idschma)
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Idschmāʿ, إجماع idschma, DMG iǧmāʿKonsens‘, der Konsensus der islamischen Rechtsgelehrten, ist die dritte Quelle des Fiqh, der islamischen Jurisprudenz, neben dem Koran und der Sunna des Propheten Mohammed und seiner Gefährten (sahaba).

Man unterscheidet drei Arten von Konsensus: Den Konsensus durch ausdrückliche Aussage, durch die nachgewiesene Praxis und durch die stillschweigende Billigung einer Tat oder Aussage.

Uneingeschränkter Konsensus إجماع مطلق, DMG iǧmāʿ muṭlaq herrscht unter den Gelehrten in grundsätzlichen Fragen des Rituals (ʿibādāt), wie die Pflicht zum Gebet, zum Fasten, zur Pflichtabgabe und Ähnlichem. Allerdings bedeutet die Idee des Konsensus nicht, dass man in allen Bereichen des islamischen Rechts Übereinstimmung erzielt habe. Vielmehr spricht man vom Konsensus in Medina, oder in Mekka, vom Konsensus der rechtgeleiteten Kalifen, vom Konsensus der „beiden Städte“, das heißt Kufa und Basra, und vom Konsensus innerhalb einer Rechtsschule (madhhab).

Bei allen Unterschieden im Bereich des Konsensus geht die Legitimität desselben auf den Grundgedanken zurück, dass der Konsensus der Rechtsgelehrten in keiner Weise im Widerspruch zum Koran und zur Sunna stehen könne.

Arabische Gegenbegriffe zu Idschmāʿ sind Ichtilāf und Chilāf.[1] Sie bezeichnen den Dissens zwischen und innerhalb der Rechtsschulen, der auch Gegenstand der Ausbildung der Rechtsgelehrten ist.

Belege[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Zur Antithese Idschmāʿ-Chilāf vgl. George Makdisi: The Rise of Colleges. Institutions of Learning in Islam and the West. Edinburgh 1981. S. 107–111.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Carl-A. Keller: „Réflexions autour de la théorie et de la pratique de 'Ijmāʿ“ in Simon Jargy (Hrsg.): Islam communautaire (al-Umma). Concept et réalités. Labor et Fides, Genf, 1984. S. 19–34.
  • Miklos Muranyi: Fiqh. In: Helmut Gätje (Hrsg.): Grundriß der Arabischen Philologie. Bd. II: Literaturwissenschaft. Wiesbaden 1987 (Religiöse Literatur in arabischer Sprache), S. 299–325, ISBN 3-88226-145-5.
  • O. Spies, E. Pritsch: Klassisches islamisches Recht. In: Handbuch der Orientalistik. Erste Abt. Ergänzungsband III. Leiden/Köln 1964, S. 220–343.
  • J. Schacht: An Introduction to Islamic Law. Oxford 1964, ISBN 0-19-825161-0.
  • The Encyclopaedia of Islam. New Edition. III. Brill, Leiden 1971, S. 1023–1026.