Ilseder Hütte

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Kugelwasserturm und Umformerstation der Ilseder Hütte

Die Ilseder Hütte ist ein ehemaliges Hüttenwerk in Ilsede (Landkreis Peine) in Niedersachsen, Deutschland. Das Gelände liegt rechts der Fuhse auf Gadenstedter Flur.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Unter Beteiligung des Bankhauses Ephraim Meyer & Sohn[1] wurde 1853 in Groß Ilsede von Carl Hostmann eine erste Gesellschaft gegründet, um ein Hüttenwerk auf vermuteten Kohle- und Erzlagerstätten im heutigen Landkreis Peine zu errichten. Es waren jedoch keine förderwürdigen Kohlevorkommen vorhanden. Trotzdem hielt man an der Errichtung eines Hüttenwerkes mit dem Namen „Bergbau und Hüttengesellschaft zu Peine“ fest. Jedoch musste die Gesellschaft bereits während der ersten Weltwirtschaftskrise 1858 Konkurs anmelden. Aus der Konkursmasse entstand unter Führung von Fritz Hurtzig und Carl Haarmann am 6. September 1858 die „Aktiengesellschaft Ilseder Hütte“. 1861 konnte die Produktion in Groß Ilsede aufgenommen werden, die trotz der ungünstigen Transportwege schnell expandierte. In der Zeit des Deutschen Kaiserreichs hat insbesondere Gerhard Lucas Meyer die Expansion des Unternehmens zu einem montanindustriellen Großbetrieb vorangetrieben. 1872 wurde das Unternehmen um ein Walzwerk in Peine ergänzt, bereits 1879 ging der dritte Hochofen in Ilsede in Betrieb.

Bereits seit 1898 war Cornelius Freiherr von Berenberg-Gossler Teilhaber der Ilseder Hütte. In den 1920er-Jahren war die Vereinigte Industrieunternehmungen AG (VIAG) mit 25 % beteiligt.[2]

1928 nahm die Ilseder Hütte eine Dollargoldanleihe in Höhe von 10 Millionen Dollar und einer Laufzeit bis 1948 bei der National City Bank of New York auf.[3]

1929 konnte das Transportproblem durch Anbindung der Stadt Peine an den Mittellandkanal und den Bau der Peiner Hafenanlage gelöst werden.

Nachdem das Hüttenwerk den Zweiten Weltkrieg unversehrt überstanden hatte, expandierte das Unternehmen in der Bundesrepublik weiter, wurde jedoch durch die Krisen der 1970er Jahre in Mitleidenschaft gezogen. 1970 erfolgte der Zusammenschluss mit der sich im Staatsbesitz befindlichen Salzgitter AG. 1978 wurde der Erzabbau eingestellt, 1983 auch der Hochofenbetrieb.

Salzgitter wurde 1989 Teil der Preussag, die 1995 die noch verbliebenen Produktionsbereiche von Kokerei, Kraftwerk und Nebengewinnung in Ilsede stilllegte.

Heutige Nutzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Heute ist auf dem Hüttengelände ein Gewerbepark untergebracht. Die ehemalige Gebläsehalle wird heute für Veranstaltungen verschiedenster Art genutzt und steht unter Denkmalschutz. Seit 2004 besteht das Arboretum Ilseder Hütte. Die Dampfzentrale wurde im Frühjahr 2010 abgerissen.

Die Ilseder Hütte ist ein Geopunkt des Geoparks Harz – Braunschweiger Land – Ostfalen und namensgebend für die Landmarke 22 des Geoparks.[4]

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Walter Woelz, 1932–1938 Justiziar des Unternehmens[5]
  • Hans Fiehn, 1932–3. Dezember 1962 Mitglied im Aufsichtsrat, 1945–1949 stellvertretender Vorsitzender, 1949–1952 Vorsitzender des Aufsichtsrates[6]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Wilhelm Treue: Ilseder Hütte 1858 – 1958. Ein Unternehmen der eisenschaffenden Industrie, Herausgegeben von der Ilseder Hütte, Peine 1958
  • Wilhelm Treue: Die Geschichte der Ilseder Hütte. Herausgegeben von der Ilseder Hütte, Peine, München 1960.
  • Carsten Watsack: Verkehrsbetriebe Peine-Salzgitter. Verlag Carsten Watsack, Ilsede 2003, ISBN 3-935944-01-2
  • Rudolf Apel, Kurt Schoenfeld, Manfred Vorberg: Die Ilseder Hütte 100 Jahre Industriegeschichte. Herausgegeben vom Förderverein Haus der Geschichte Ilseder Hütte, Erfurt 2004, ISBN 3-89702-736-4
  • Karin Ehrich: Erlebte Industriegeschichte: Die Ilseder Hütte. Herausgegeben vom Förderverein Haus der Geschichte Ilseder Hütte, Erfurt 2006, ISBN 3-89702-935-9
  • Carsten Watsack: Die Eisenbahnen der Ilseder Hütte. Verlag Carsten Watsack, Ilsede 2005, ISBN 3-935944-02-0
  • Carsten Watsack: „Ich fuhr den letzten Roheisenzug.“ Als Lokomotivführer bei der Ilseder Hütte. Verlag Carsten Watsack, Ilsede 2008, ISBN 3-935944-03-9

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Ilseder Hütte – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Peter Schulze: Bankhaus Ephraim Meyer & Sohn. In: Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.) u. a.: Stadtlexikon Hannover. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2009, ISBN 978-3-89993-662-9, S. 47.
  2. Seit 185. In: BRAUNSCHWEIGISCHES JAHRBUCH FÜR LANDESGESCHICHTE Band 88. 2007, abgerufen am 24. Oktober 2023.
  3. Handbuch der deutschen Aktiengesellschaften. Ausgabe 1932, Band 2, S. 1954.
  4. Geopark Harz – Braunschweiger Land – Ostfalen, abgerufen am 19. Mai 2021
  5. Margarete Wagner-Braun (Projektleitung, Redaktion), Michael Hamoser, Ursula Stollberg, Stefan Henricks: Unternehmensgeschichte OEKAMETALL von 1914 bis 1954, Teildarstellung der Firmenhistorie als Grundlage eines historischen Forschungsprojektes der Otto-Friedrich-Universität Bamberg, Fakultät Geistes- und Kulturwissenschaften, Institut für Geschichtswissenschaften und Europäische Ethnologie, Professur für Wirtschafts- und Innovationsgeschichte auf der Seite univis.uni-bamberg.de [ohne Datum], zuletzt abgerufen am 6. Juli 2019
  6. Ilseder Hütte. Historische Fotos. Online auf der privaten Website albert-gieseler.de

Koordinaten: 52° 15′ 39″ N, 10° 12′ 50″ O