Internationale Filmfestspiele Berlin 1957

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Die Internationalen Filmfestspiele Berlin 1957 fanden vom 21. Juni bis 2. Juli 1957 statt.

Zusammenfassung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Berlinale 1957 hatte das Motto Filmfestspiele in einem neuen Berlin und verwies so auf die aktuelle Situation im Nachkriegsberlin. Die Ruinen der vom Krieg zerstörten Stadt waren bereits größtenteils beseitigt. Das neue Festivalkino Zoo Palast wurde eröffnet und zum neuen Zentrum der Berlinale.

Ein großes Problem für das Festival war weiterhin die Abwesenheit der sozialistischen Länder, die am Filmfestival Cannes bereits teilnahmen. Weiterer Druck entstand durch das Filmfestival Karlovy Vary in der Tschechoslowakei, bei dem mittlerweile amerikanische Filme zu sehen waren. Als ebenfalls als A-Festival kategorisiertes Festival drohte es Berlin den Rang abzulaufen und sorgte dafür, dass der A-Festival-Rang der Berlinale in Frage gestellt wurde.

1957 verlieh die Internationale Vereinigung der Filmkritiker erstmals auf einer Berlinale den FIPRESCI-Award. Eine weitere Neuerung wurde gegen den Willen von Festivalleiter Alfred Bauer vom Produzentenverband FIAPF durchgedrückt: Bisher gab es zwei Goldene Bären auf dem Festival. Die internationale Jury vergab seit 1956 diesen Preis und bereits seit 1952 wurde ein Preisträger des Goldenen Bären durch eine Publikumsabstimmung ermittelt. 1957 fand dies zum ersten Mal nicht mehr statt, und die Berlinale, die bereits seit ihren Beginn im Unterschied zu den anderen großen Festivals vor allem ein Publikumsfestival war, opferte eines ihrer Hauptmerkmale dem Aufstieg zum A-Festival.

Preisträger des Festivals wurde in einem allgemein als schwach empfundenen Wettbewerb Sidney Lumets Gerichtsdrama Die zwölf Geschworenen (Twelve Angry Men). Für Diskussionsstoff unter den Kritikern sorgte ein deutscher Film: Ottomar Domnicks Jonas, ein ästhetisch und erzählerisch sehr eigenwilliger Film, überforderte viele. Die Vorführung des Films auf dem Festival war ein erstes Zeichen dafür, dass die Auswahlpolitik der Berlinale bei den deutschen Filmen mutiger wurde. Allerdings glaubte die Festivalleitung den Film nicht ohne erklärenden Einführungsvortrag präsentieren zu können.

Internationale Jury[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In diesem Jahr war der US-Amerikaner Jay Carmody Jurypräsident. Er stand folgender Jury vor:

Wettbewerb[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Siegerfilm ist orange unterlegt.

Filmtitel Originaltitel Regisseur Produktionsland Darsteller (Auswahl)
Abarembo kaido Tomu Uchida Japan
Arsène Lupin, der Millionendieb Les aventures d'Arsène Lupin Jacques Becker Frankreich, Italien Robert Lamoureux, Liselotte Pulver, O. E. Hasse
Begierde El fatawa Salah Abouseif Ägypten Farid Shawqi, Taheya Cariocca, Zaki Rostom
Brahim Jean Flechet Marokko Fatima Abdelmalek, Mustapha Amal, Ahmed El Alj
The Good Earth Đất Lành (1956)[1] Ramon Estella [2] Südvietnam Lê Quỳnh [3], [4],Khánh Ngọc
Es war nicht vergebens Nije bilo uzalud Nikola Tanhofer Jugoslawien Boris Buzancic, Mira Nikolic, Mia Oremović
Felicidad Alfonso Corona Blake Mexiko Elsa Cárdenas, Carlos López Moctezuma, Gloria Lozano
Das Fenster zum Luna Park La finestra sul Luna Park Luigi Comencini Italien, Frankreich Giulia Rubini, Gastone Renzelli, Pierre Trabaud
Die Frau im Morgenrock Woman in a Dressing Gown J. Lee Thompson Großbritannien Yvonne Mitchell, Anthony Quayle, Sylvia Syms
Freiheit Freedom Nigeria
Hang Tuah Shijibganeun nal Phani Majumdar Malaysia P. Ramlee, Ahmud Mahmud
Der Heilige und die Sünderin 1918 T. J. Särkka Finnland Åke Lindman, Anneli Sauli, Ture Ara
Der Hochzeitstag Lee Byung-il Südkorea Jo Mi-ryung, Choi Hyun
Jonas Ottomar Domnick Deutschland Elisabeth Bohaty, Dieter Eppler, Robert Graf
Junge Herzen im Sturm Sista paret ut Alf Sjöberg Schweden Eva Dahlbeck, Harriet Andersson, Bibi Andersson
Das kleine Teehaus The Teahouse of the August Moon Daniel Mann USA Marlon Brando, Glenn Ford, Machiko Kyō
Die Letzten werden die Ersten sein Rolf Hansen Deutschland O. E. Hasse, Ulla Jacobsson, Maximilian Schell
Das Mädchen von Korfu Protevousianikes peripeteies Yannis Petropoulakis Griechenland Rena Vlahopoulou, Periklis Hristoforidis, Nikos Rizos
Der Mann aus Kabul Kabuliwala Tapan Sinha Indien Chhabi Biswas, Radhamohan Bhattacharya, Manju Dey
Der Mann im Regenmantel L'homme à l'imperméable Julien Duvivier Frankreich, Italien Fernandel, Bernard Blier, Jacques Duby
Manuela Guy Hamilton Großbritannien Trevor Howard, Elsa Martinelli, Pedro Armendáriz
Der Pechvogel El hombre señalado Francis Lauric Argentinien Cristina Berys, Homero Cárpena, Enrique Chaico
Rendezvous mit vergessenen Jahren Stevnemøte med glemte år Jon Lennart Mjøen Norwegen Mona Hofland, Espen Skjøenberg, Henki Kolstad
Sei lieb zu mir Ingen tid til kærtegn Annelise Hovmand Dänemark Eva Cohn, Lily Weiding, Hans Kurt
Der spanische Gärtner The Spanish Gardener Philip Leacock Großbritannien Dirk Bogarde, Jon Whiteley, Michael Hordern
Spuren der Vergangenheit Sait-on jamais … Roger Vadim Italien, Frankreich Françoise Arnoul, Christian Marquand, O. E. Hasse
Der Tag der Verdammten Amanecer en Puerta Oscura José María Forqué Spanien, Italien Francisco Rabal, Luis Peña, Alberto Farnese
Das Tal der verlorenen Seelen Wang hun gu Chun Yen Hongkong Lin Dai
Tizoc Ismael Rodríguez Mexiko Pedro Infante, María Félix, Alicia del Lago
Väter und Söhne Padri e figli Mario Monicelli Italien, Frankreich Vittorio De Sica, Marcello Mastroianni, Lorella De Luca
Vaterliebe Arashi Hiroshi Inagaki Japan Chishu Ryu, Kinuyo Tanaka, Daisuke Katō
Wo alle Straßen enden The Wayward Bus Victor Vicas USA Joan Collins, Jayne Mansfield, Dan Dailey
Die zwölf Geschworenen Twelve Angry Men Sidney Lumet USA Henry Fonda, Martin Balsam, Lee J. Cobb

Preisträger[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Goldene Bären

  • Die zwölf Geschworenen (Twelve Angry Man)
  • Kurzfilm: Menschen in der Ferne (Gente lontana)
  • Dokumentarfilm: Geheimnisse des Lebens (Secrets of Life)

Silberne Bären

  • Dokumentarfilm: Das letzte Paradies (L’ultimo paradiso)
  • Regisseur: Mario Monicelli für Väter und Söhne (Padri e figli)
  • Schauspieler: Pedro Infante für Tizoc (Der Preis wurde postum verliehen.)
  • Schauspielerin: Yvonne Mitchell für Die Frau im Morgenrock (Woman in a Dressing Gown)
  • Sonderpreis für Kurzfilm: Big Bill Blues, Die Seen von Plitvice (Plitvicka jezera) und Tausend kleine Zeichen
  • Sonderpreise: Der Tag der Verdammten (Amanecer en Puerta Oscura) „für die bemerkenswerte filmische Darstellung dramatischer Zuspitzung und das vermittelte kulturell-historische Bild“; Ravi Shankar für die beste Filmmusik in Kabuliwala

FIPRESCI-Award

  • Die Frau im Morgenrock von J. Lee Thompson
  • Lobende Erwähnung: Sei lieb zu mir (Ingen tid til kærtegn)

OCIC-Award

Quellen und Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]