Irina Bokowa

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Irina Bokowa (2009), im Oktober 2009

Irina Georgiewa Bokowa (auch Irina Georgieva Bokova geschrieben, bulgarisch Ирина Георгиева Бокова; * 12. Juli 1952 in Sofia) ist eine bulgarische Politikerin der Bulgarischen Sozialistischen Partei (BSP) und vom 15. November 2009 bis 15. November 2017 Generaldirektorin der UNESCO.

Ausbildung und politische Karriere[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Irina Bokowa ist Tochter von Georgi Bokow, einem ehemaligen Chefredakteur von Rabotnitschesko delo (Die Arbeitersache), dem Zentralorgan der Bulgarischen Kommunistischen Partei von 1948 bis 1990. Ihr Abitur legte sie 1971 an der angesehenen First English Language School in Sofia ab. Anschließend studierte sie am Moskauer Staatlichen Institut für Internationale Beziehungen,[1] an dem sie 1976 den Titel Master of Business Administration erwarb. Ein Aufbaustudium zum Thema der US-amerikanischen Außenpolitik absolvierte sie 1989 an der University of Maryland School of Public Affairs.

1977 trat sie in das bulgarische Außenministerium ein, an dem sie verschiedene Positionen innehatte. Zeitweise war sie Mitarbeiterin Bulgariens bei den Vereinten Nationen in New York. Zwischen 1986 und 1990 fungierte sie als Beraterin des Außenministers im Rang einer Ersten Sekretärin. Von 1995 an koordinierte sie als Stellvertreterin des Ministers die Beziehungen Bulgariens zur Europäischen Union.[2] Von November 1996 bis Februar 1997 leitete sie im Kabinett von Premierminister Schan Widenow das Ministerium geschäftsführend.

Als Mitglied der Bulgarischen Sozialistischen Partei gehörte sie zwischen 1990 und 1991 der verfassungsgebenden Großen bulgarischen Nationalversammlung sowie zwischen 2001 und 2005 dem Narodno Sabranie, dem nationalen Parlament, an. Ab 2005 war sie bulgarische Botschafterin in Frankreich und Monaco sowie bei der UNESCO.

Seit 2008 gehört sie der Jury des Internationalen Nürnberger Menschenrechtspreises an.

2010 wurde sie Ehrenmitglied der Academia Europaea.[3] 2016 war sie Kandidatin Bulgariens für die Nachfolge von Ban Ki-moon als Generalsekretär der Vereinten Nationen.[4] 2020 wurde Bokowa in die American Academy of Arts and Sciences gewählt.

UNESCO[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 22. September 2009 schlug sie der UNESCO-Exekutivrat als Nachfolgerin von Kōichirō Matsuura zur Generaldirektorin der Organisation vor. Zuvor hatte sie sich in fünf Wahlgängen gegen ihren schärfsten Konkurrenten, den Ägypter Faruk Hosni, und sieben weitere Bewerber durchgesetzt. Die Generalkonferenz der UNESCO bestätigte ihre Wahl am 15. Oktober 2009.[5] Die offizielle Amtsübergabe war am 15. November 2009. Sie ist damit die erste Frau und die erste Vertreterin eines früheren sozialistischen Staates an der Spitze einer UN-Organisation.

Für ihre Leistungen in diesem Amt erhielt sie 2011 die Ehrendoktorwürde der Universität Haifa.

Bokovas Amtszeit endete am 15. November 2017;[6] am 10. Oktober 2017 wurde Audrey Azoulay zu ihrer Nachfolgerin gewählt.

Weltkulturerbe im syrischen Krieg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nachdem der Islamische Staat im Irak und der Levante (ISIL) die syrische Oasenstadt Palmyra, welche zum Weltkulturerbe gehört, im Jahr 2015, dem vierten Jahr des Krieges in Syrien, erobert hatte, beging er dort Gräuel an der Bevölkerung und zerstörte Ruinen, Statuen, Tempel und Grabmäler. Im August wurde der ehemalige Chef-Archäologe Palmyras, Khaled Asaad, öffentlich enthauptet und gekreuzigt.[7] Ende März 2016, im fünften Jahr des Kriegs in Syrien, eroberten syrische Regierungstruppen mit Unterstützung der russischen Luftwaffe und der libanesisch-schiitischen Hisbollah-Miliz die antike Ruinenstadt Palmyra zurück. Irina Bokowa begrüßte diese Offensive in ihrer Funktion als UNESCO-Generaldirektorin.[8]

Kritik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Rahmen der Kaviar-Diplomatie erhielt ihr Ehemann, der Diplomat Kalin Mitrev, von 2012 bis 2014 Zahlungen in Höhe von mindestens 425000 Euro[9].

Familie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Irina Bokowa ist verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Irina Bokowa – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Ташо Ташев: Министрите на България 1879-1999. АИ „Проф. Марин Дринов“ / Изд. на МО, София 1999, ISBN 978-954-430-603-8 / ISBN 978-954-509-191-9.
  2. Die erste Frau an der Spitze der Unesco Die Welt, 24. September 2009
  3. Eintrag auf der Internetseite der Academia Europaea
  4. UN-Generalsekretär: Weiblich, möglichst aus Osteuropa - WELT. Abgerufen am 14. März 2017.
  5. Erste Frau an der Spitze der Unesco. NZZ Online, archiviert vom Original am 18. Oktober 2009; abgerufen am 15. Oktober 2009.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.nzz.ch
  6. Address by Irina Bokova (PDF), 9. Oktober 2017
  7. Grausame Enthauptung von Palmyra-Archäologen löst Entsetzen aus. Stern, 19. August 201, abgerufen am 27. März 2016.
  8. Syrische Armee: "IS steht vor dem Kollaps". Die Presse, 27. März 2016, abgerufen am 27. März 2016.
  9. Bulgarian Connection – Husband of UNESCO Director General Exposed in Azerbaijani Laundromat. Bivol (Биволъ), 4. September 2017.