Isaac Kashdan

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Isaac Kashdan (* 19. November 1905 in New York, N.Y., USA; † 20. Februar 1985 in Los Angeles, Kalifornien) war ein US-amerikanischer Großmeister und Autor im Schach. In den 1930er Jahren gehörte er zu den zehn stärksten Schachspielern der Welt. 1950 wurde er Internationaler Meister, 1954 schließlich Großmeister.[1]

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Isaac Kashdan absolvierte das City College in New York. Ab 1923 war er Mitglied mehrerer Schachvereine der Stadt. Anlässlich des Internationalen Turniers New York 1924 gewann er einen Wettbewerb im Lösen von Schachproblemen noch vor Großmeister Réti. Obwohl er in den 1930er Jahren einer der besten amerikanischen Spieler war, entschied sich Kashdan gegen eine Profikarriere und arbeitete für verschiedene Wall-Street-Firmen. Im Jahre 1956 trat er in der von Groucho Marx moderierten Fernseh-Quizshow You Bet Your Life auf, wobei seine Mitkandidatin Helen Schwartz war, die Mutter des Schauspielers Tony Curtis.[2]

Er war über 50 Jahre lang verheiratet und hatte zwei Söhne. Im Jahre 1982 erlitt er einen Schlaganfall, an dessen Spätfolgen er 1985 starb.

Schacholympiaden[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kashdan nahm an fünf Schacholympiaden teil. Nachdem er mit der Mannschaft der USA 1928 in Den Haag Platz 2 und 1930 in Hamburg Platz 6 belegte, gewann er die Olympiaden 1931 in Prag, 1933 in Folkestone und 1937 in Stockholm.

Aus 79 Partien bei Schacholympiaden erreichte er 52 Siege, 5 Niederlagen und 22 Remisen (79,7 %). 1928 und 1937 belegte er Platz 1 an seinem Brett (Gold), 1933 gewann er Silber.[3]

USA-Meisterschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahre 1938 gewann er, geteilt mit Horowitz, die US Open. Er nahm viermal an der Landesmeisterschaft der USA teil:

  • 1940 Platz 3
  • 1942 Platz 2 nach Stichkampf gegen Reshevsky
  • 1946 Platz 2
  • 1948 Platz 2

Seit 1949 war er Life Director der United States Chess Federation, ein Jahr nach seinem Tod wurde er in die US Chess Hall of Fame aufgenommen.

Internationale Erfolge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weitere Erfolge in internationalen Turnieren waren Rang 2 1930 in Frankfurt (hinter Nimzowitsch), Sieger in Stockholm 1930, Rang 2 in Hastings 1931/32 (hinter Flohr), geteilter 3. Platz 1932 in London (hinter Aljechin und Flohr) sowie Rang 2 in Pasadena (hinter Aljechin).

Wegen seines guten Positionsspiels und seiner Endspielbehandlung nannte man ihn auch den Kleinen Capablanca.

Seine beste historische Elo-Zahl betrug 2742 im März 1932, damit war er der drittbeste Spieler der Welt.

Partiebeispiel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die nachfolgende Partie ist auch unter dem Namen "Kashdans Unsterbliche" bekannt. Isaac Kashdan als Führer der schwarzen Steine opfert einen Läufer, beide Türme und die Dame, um zuletzt mit zwei Springern mattzusetzen.[4]

Boris Siff - Isaac Kashdan, New York 1933[5]

1. d2–d4 Sg8–f6 2. c2–c4 e7–e6 3. Sb1–c3 Lf8–b4

Die Nimzowitsch-Indische Verteidigung.

4. Dd1–c2 d7–d5 5. a2–a3 Lb4–e7 6. c4xd5 e6xd5 7. Lc1–f4 c7–c6 8. h2–h3 0–0 9. e2–e3 Tf8–e8 10. Lf1–d3 Sb8–d7 11. Sg1–f3 Sd7–f8 12. Sf3–e5 Le7–d6 13. 0–0 Sf8–e6 14. Lf4–h2 g7–g6 15. Se5–f3?
  a b c d e f g h  
8 8
7 7
6 6
5 5
4 4
3 3
2 2
1 1
  a b c d e f g h  

Alle Kommentatoren sind sich einig, dass dieser Springerrückzug ohne Not zu passiv ist. Mit diesem Zug gibt Weiß sein bisher gutes Gegenspiel aus der Hand und überlässt die Initiative dem Schwarzen.

15. … Se6–g7 16. Lh2xd6 Dd8xd6 17. Tf1–c1 Lc8–f5 18. Sf3–d2 Te8–e7 19. b2–b4 Ta8–e8 20. Ta1–b1 Lf5xh3!
  a b c d e f g h  
8 8
7 7
6 6
5 5
4 4
3 3
2 2
1 1
  a b c d e f g h  

Der Opferreigen beginnt.

21. g2xh3 Te7xe3! 22. Ld3–f1

Die sofortige Annahme des Turmopfers mit 22. fxe3 hätte nach 22. … Dg3+ 23. Kf1/Kh1 Dxh3+ schnell zum Matt geführt.

22. … Sg7–f5 23. f2xe3 Dd6–g3+ 24. Lf1–g2 Dg3xe3+

Natürlich nicht 24. … Sxe3? 25. Sf1!, der Angriff ist abgewehrt, und Weiß behält das Materialplus.

25. Kg1–h1 Sf5–g3+ 26. Kh1–h2 De3–f4 27. Sd2–f3 Te8–e2!
  a b c d e f g h  
8 8
7 7
6 6
5 5
4 4
3 3
2 2
1 1
  a b c d e f g h  
28. Sc3xe2?

Mit 28. Kg1! hätte sich Weiß bei sehr genauem Spiel ins Remis retten können.

28. … Sg3xe2+ 29. Kh2–h1 Sf6–h5 30. Dc2–d2 Sh5–g3+ 31. Kh1–h2 Sg3–f1+ 32. Kh2–h1
  a b c d e f g h  
8 8
7 7
6 6
5 5
4 4
3 3
2 2
1 1
  a b c d e f g h  

Nun würde Schwarz durch das Schlagen der weißen Dame leicht gewinnen. Doch Kashdan findet einen weit schnelleren und schöneren Schluss, indem er umgekehrt noch seine eigene Dame opfert.

32. … Df4–h2+!! 33 Sf3xh2 Sf1–g3 matt
  a b c d e f g h  
8 8
7 7
6 6
5 5
4 4
3 3
2 2
1 1
  a b c d e f g h  

Ein außergewöhnliches Zweispringermatt.

Organisator[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kashdan organisierte zahlreiche Turniere, unter anderem die von seinem Freund Louis Statham finanzierten Open von Lone Pine sowie den Wettkampf zwischen Fischer und Reshevsky 1961.

Autor[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahre 1933 war er, zusammen mit Horowitz, Mitgründer der Zeitschrift Chess Review. Im Verlag der Zeitschrift veröffentlichte er auch ein Turnierbuch über die Schacholympiade 1933. Von 1955 bis 1982 betreute Kashdan die Schachspalte der Los Angeles Times. Er schrieb die beiden Turnierbücher über den Piatigorsky Cup 1963 und 1966, bei denen er auch Schiedsrichter war.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Willy Iclicki: FIDE Golden book 1924–2002. Euroadria, Slovenia, 2002, S. 74.
  2. Isaac Kashdan bei Groucho Marx, Chessbase, 6. Oktober 2011
  3. MEN'S CHESS OLYMPIADS - Kashdan, Isaac (United States) auf Olimpbase (englisch)
  4. Peter Köhler: Legendäre Schachpartien. Geniale Spielzüge und spektakuläre Fehler aus 400 Jahren Schachgeschichte, humboldt/Schlütersche, 2. Auflage 2010, S. 129 ff.
  5. Anderen Quellen zufolge wurde die Partie 1948 gespielt.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]