Iwan Sikorskyj

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Kyrillisch (Ukrainisch)
Іван Олексійович Сікорський
Transl.: Ivan Oleksijovyč Sikors'kyj
Transkr.: Iwan Oleksijowytsch Sikorskyj
Kyrillisch (Russisch)
Иван Алексеевич Сикорский
Transl.: Ivan Alekseevič Sikorskij
Transkr.: Iwan Alexejewitsch Sikorski
Iwan Sikorskyj 1913

Iwan Oleksijowytsch Sikorskyj (* 14. Maijul. / 26. Mai 1842greg. in Antonow, Gouvernement Kiew, Russisches Kaiserreich; † 14. Februar 1919 in Kiew, Ukrainische Volksrepublik/Ukrainische SSR[1]) war ein ukrainischer Psychiater und Psychologe. Er ist der Vater des Luftfahrtpioniers Ihor Sikorskyj.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Iwan Sikorskyj kam 1842 als Sohn einer ukrainischen Priesterfamilie im Dorf Antoniw im heutigen Rajon Bila Zerkwa der ukrainischen Oblast Kiew zur Welt.[2] Er studierte an der Medizinischen Fakultät der Kiewer St.-Wladimir-Universität und graduierte 1869. 1872 schrieb er seine Dissertation „über die Lymphgefäße der Lunge“ und beschloss, sich auf psychische und nervöse Störungen zu spezialisieren. 1873 zog er nach Sankt Petersburg um als Arzt an der Medizinisch-chirurgischen Akademie bei dem Professor Iwan Michailowitsch Balinski (Иван Михайлович Балинский) zu arbeiten. Danach arbeitete er zwei Jahre am psychiatrischen Krankenhaus St. Nicholas und kehrte dann als Privatdozent an die Akademie zurück. Während seiner Petersburger Zeit veröffentlichte er 17 wissenschaftliche Arbeiten und wurde zum erfahrenen Wissenschaftler und Mitglied wissenschaftlicher Gesellschaften in Russland, Belgien und Frankreich. Am 1. Januar 1885 zog er zurück nach Kiew und erhielt den Lehrstuhl für Nerven- und Geisteskrankheiten an der Kiewer Universität, wo er bis an sein Lebensende tätig war. 1886 gründete er die Zeitschrift „Вопросы нервно-психической медицины и психологии“ (deutsch: Fragen neuro-psychologischer Medizin und Psychologie) und wurde ihr Chefredakteur.[3][4] Außerdem gründete er in Kiew ein pädagogisches Institut für geistig behinderte Kinder und 1912 das weltweit erste Institut für Kinderpsychopathologie. Er publizierte mehr als 100 wissenschaftliche Arbeiten unter anderem zur Psychologie und Psychiatrie, von denen viele in andere Sprachen übersetzt wurden.[5]

Er war ein Theoretiker des Nationalismus und war viele Jahre Mitglied des Kiewer Clubs russischer Nationalisten.[6][7][8] Als Medizinprofessor unterstützte er öffentlich die Version der Anklage in der antisemitischen Beilis-Affäre[7][9].

Kurz nach der Eroberung Kiews durch die Bolschewisten wurde der 77-jährige Sikorskyj am 14. Februar 1919 von der Tscheka vorgeladen. Er sollte gezwungen werden, über einen Aufruf in der Presse seinen emigrierten Sohn Igor zur Rückkehr nach Russland zu bewegen. Während des Verhörs erlitt Sikorskyj einen tödlich verlaufenden Herzinfarkt. Er wurde in Kiew auf dem Baikowe-Friedhof bestattet.[2]

Familie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Iwan Sikorskyj war mit der Medizinerin Marija Sinajida Stefaniwna Temrjuk-Tscherkassowa (Марія Зінаїда Стефанівна Темрюк-Черкасова)[2] verheiratet. Mit ihr hatte er drei Töchter und zwei Söhne. Das letztgeborene Kind war der 1889 in Kiew geborene und 1919 ausgewanderte Luftfahrtpionier Igor Iwanowitsch Sikorski.

Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Antrittsvorlesung zur Geschichte der Psychiatrie:


Besonders bekannt und verbreitet sind seine russischsprachigen Lehrwerke:


Ein 5-bändiges Sammelwerk umfasst zusammenfassende Reprints / Wiederabdrucke von Artikeln zu 5 Themengebieten


Einen Schwerpunkt seines Schaffens bildet die Erziehung von Kindern sowie insbesondere die Fürsorge für Kinder mit psychischen und anderen gesundheitlichen Beeinträchtigungen. Mit Arbeiten aus diesem Bereich ist er auch auf Deutsch hervorgetreten.


Alkoholismus:


Nationalcharakter der Russen, Ukrainer und Slaven


Selbsttötung und Suizidalität

Ehrungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sikorskyj erhielt den Sankt-Anna-Orden II. Klasse und den Sankt-Stanislaw-Orden II. Klasse.[3]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Iwan Sikorskyj – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Am 5. Februar 1919 drang die Rote Armee in Kiew ein
  2. a b c Biografie Iwan Sikorskyj auf uahistory.com; abgerufen am 1. Juni 2017 (ukrainisch)
  3. a b Eintrag zu Iwan Sikorskyj@1@2Vorlage:Toter Link/eu.univ.kiev.ua (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im November 2022. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. in der Enzyklopädie der Nationalen Taras Schewtschenko Universität Kiew; abgerufen am 1. Juni 2017 (ukrainisch)
  4. Eintrag zu Iwan Sikorskyj in der Kiew-Enzyklopädie; abgerufen am 1. Juni 2017 (ukrainisch)
  5. Biografie Iwan Sikorskyj auf Ukrainische Elite; abgerufen am 1. Juni 2017 (ukrainisch)
  6. Iwan Sikorski // Biographie in der Online-Enzyklopädie Chronos (russ.)
  7. a b О жизни и научных трудах известного русского психиатра и националиста. Artikel über Sikorski bei in der Internetausgabe Stoletie.ru (russ.)
  8. Marina Mogilner: Homo Imperii: A History of Physical Anthropology in Russia University of Nebraska Press, Lincoln & London
  9. The Beilis Case papers. Vladimir Danilenko, Director of the State Archive of the Kiev Oblast. Bayerische Staatsbibliothek