Jörg Drews

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Jörg Drews (* 26. August 1938 in Berlin; † 3. März 2009 in Bielefeld) war ein deutscher Literaturwissenschaftler und Literaturkritiker.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Drews studierte Germanistik, Anglistik und Geschichte in Heidelberg, München und London und wurde 1966 mit einer Dissertation über Albert Ehrenstein promoviert. Danach wurde er Redakteur im Feuilleton der Süddeutschen Zeitung, wo er bis zuletzt hauptsächlich literaturkritische Artikel verfasste. 1973 wurde Drews auf eine Professur für Literaturkritik und Literatur des 20. Jahrhunderts an der kurz zuvor neugegründeten Universität Bielefeld berufen. Seine Lehrtätigkeit setzte er auch nach seiner Emeritierung 2003 fort.

Bereits früh konzentrierte sich Drews’ Forschung auf das Werk des deutschen Schriftstellers Arno Schmidt. 1971 und 1972 lud er zu zwei Treffen von Schmidt-Lesern in Bargfeld ein, dem Wohn- und Wirkungsort Schmidts. Die Teilnehmer, die akribisch versuchten, Werke Arno Schmidts zu enträtseln, vor allem dessen gerade erschienenes Monumentalwerk Zettel’s Traum, bezeichneten sich selbstironisch als „Arno-Schmidt-Dechiffrier-Syndikat“. Drews schlug vor, eine Zeitschrift zum gegenseitigen Austausch zu gründen. Daraus ging der Bargfelder Bote hervor, der 1972 zum ersten Mal erschien. Drews fungierte bis zu seinem Tod als Herausgeber der Zeitschrift, die schon bald zum wichtigsten Organ der Schmidt-Forschung avancierte.

Ein weiterer Forschungsschwerpunkt von Drews war das Werk Johann Gottfried Seumes. 1995 gründete Drews die Johann-Gottfried-Seume-Gesellschaft zu Leipzig. Außerdem gab er mit Dirk Sangmeister die Werke und Briefe Seumes (drei Bände) im Deutschen Klassiker Verlag neu heraus.[1] Weitere Schwerpunkte waren etwa die Arbeiten von James Joyce und die deutsche Nachkriegsliteratur. Er war Freund, Förderer und Bewunderer Walter Kempowskis.[2] 1996 konzipierte Drews eine Ausstellung zu Werner Kraft im Deutschen Literaturarchiv in Marbach am Neckar. Zusammen mit anderen Forschern trug er die Briefe von und an den baltischen Publizisten Garlieb Merkel zusammen, zu dessen Wirken er vom 21. bis 23. Februar 1997 ein Colloquium mit dem Titel Garlieb Merkels publizistische Aktivitäten im Kontext von Politik und Literaturkritik seiner Zeit veranstaltete. Seit 1977 gab Drews gemeinsam mit Klaus Ramm und Hartmut Geerken die Reihe Frühe Texte der Moderne heraus. In dieser Reihe werden die Werke wenig beachteter Schriftsteller des frühen 20. Jahrhunderts neu herausgegeben.

Drews befasste sich – in Rezensionen und wissenschaftlichen Veröffentlichungen – auch mit experimenteller Lyrik wie derjenigen Herbert Achternbuschs oder derjenigen in und um die Wiener Gruppe (z. B. Friederike Mayröcker, Gerhard Rühm).[3] Er war Mitbegründer des Bielefelder Colloquiums Neue Poesie, in dem Dichter wie Ernst Jandl und H. C. Artmann in den Jahren 1978–2002 einmal jährlich experimentelle Lyrik vortrugen. Außerdem war er seit 2002 Vorsitzender der Jury des renommierten Hörspielpreises der Kriegsblinden. Zeitweise war er Vorstandsmitglied des P.E.N.-Zentrums Deutschland. Er verfasste zahlreiche Artikel für Kindlers Literatur Lexikon.

Jörg Drews starb am 3. März 2009 an Herzversagen.[4] Sein Nachlass befindet sich im Archiv der Akademie der Künste in Berlin.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Sabine Kyora, Axel Dunker, Dirk Sangmeister (Hrsg.): Literatur ohne Kompromisse. ein buch für jörg drews. 2. Auflage. Aisthesis Verlag, Bielefeld 2005, ISBN 3-89528-446-7.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Rezension der Briefe auf perlentaucher.de
  2. Vgl. etwa seine Laudatio bei der Verleihung des Thomas-Mann-Preises an Walter Kempowski in der Stadtbibliothek Lübeck am 7. August 2005 (Jörg Drews, „Die Dämonen reizen – und sich dann blitzschnell umdrehen, als sei nichts.“ Über Walter Kempowski, in: text + kritik, Heft 196: Walter Kempowski, Januar 2006, S. 44–52) und seinen Nachruf (Jörg Drews, Eigenbrötler, Chorleiter, Clown. Nachruf auf Walter Kempowski, in: Süddeutsche Zeitung, 5. Oktober 2007).
  3. Vgl. Wolfram Schütte, JDr. & BB. Zum Tod des Kritikers und Literaturwissenschaftlers Jörg Drews, in: Titel-Kulturmagazin, 5. März 2009, abgerufen am 25. Juli 2018
  4. Herbert Wiesner: PEN zum Tod von Jörg Drews, Pressemitteilung vom 4. März 2009. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 9. März 2009; abgerufen am 25. Juli 2018.