Jürg Federspiel

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Jürg Federspiel (1982)
Jürg Federspiel (1982)

Jürg Fortunat Federspiel (* 28. Juni 1931 in Kemptthal, Kanton Zürich; † 12. Januar 2007 in Basel) war ein Schweizer Schriftsteller.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jürg Federspiel wuchs als Sohn des Journalisten Georg Federspiel in Davos auf. Seine ältere Schwester war die Künstlerin Pia Meyer-Federspiel. Er besuchte die Realschule in Basel. Ab 1951 war er als Reporter und Filmkritiker für verschiedene Schweizer Zeitungen tätig und hielt sich längere Zeit in Deutschland, Frankreich, Grossbritannien, Irland und den USA auf. 1967 malte Willi Oppliger (1933–2018) ein Porträt von Federspiel[1]. Ab Ende der 1970er Jahre lebte er 20 Jahre in einer Beziehung mit der Schriftstellerin Esther Vilar.[2] Zuletzt lebte er abwechselnd in Basel und New York. Er litt jahrelang stark unter Diabetes und der Parkinson-Krankheit.

Federspiels Leiche wurde am 25. Februar 2007 im Stauwehr Märkt bei Weil am Rhein gefunden. Er war seit dem 12. Januar 2007 vermisst worden. Als Todesursache wird Suizid angenommen.[3] Sein Grab befindet sich auf dem Friedhof Wolfgottesacker in Basel.

Das Archiv Federspiels befindet sich im Schweizerischen Literaturarchiv in Bern. Darin sind Typoskripte und Reinschriften zu seinen Erzählungen, Theaterstücken, Hörspielen und einem Fernsehfilm enthalten. Außerdem befinden sich im Archiv Skizzen, Entwürfe und Fragmente zu Romanen. Bei einem Brand im Jahr 1982 wurde jedoch vieles davon vernichtet.[4]

Sein Sohn Maurus Federspiel aus seiner dritten Ehe mit der liechtensteinischen Lehrerin und Autorin Loretta Federspiel-Kieber ist ebenfalls Schriftsteller.

Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Federspiels Werk besteht vorwiegend aus journalistischen Beiträgen und erzählenden Texten. Seine Kurzgeschichten und Romane haben zwar häufig fast dokumentarischen Charakter, verleihen aber, in oft leicht melancholischer Form, auch seiner Vorliebe für das Grauenhafte, Skurrile und Exzentrische Ausdruck. Federspiel gilt in der deutsch-schweizerischen Literatur als Einzelgänger und Sonderfall, der stark durch amerikanische Formen und Kriterien geprägt wurde.[5] Wichtige Einflüsse auf sein Werk sind die amerikanische Short story sowie das Werk des Schweizer Autors Blaise Cendrars.

Federspiels literarische Karriere begann im Jahr 1961 mit der Erscheinung des Erzählbandes Orangen und Tode. Daneben zählte er die Aufzeichnungen Museum des Hasses. Tage in Manhattan (1969), in welchen Tagebuchaufzeichnungen mit fiktionalen, teilweise surreal anmutenden Momenten vermischt werden, Die Ballade von der Typhoid Mary (1982) und der Roman Geographie der Lust (1989) zu seinen wichtigen Werken.

Auszeichnungen und Ehrungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Benita Cantieni: Jürg Federspiel. In: Schweizer Schriftsteller persönlich. Huber, Frauenfeld 1983, S. 205–221.
  • Brigitte Marschall: Jürg Federspiel. In: Andreas Kotte (Hrsg.): Theaterlexikon der Schweiz. Band 1, Chronos, Zürich 2005, ISBN 3-0340-0715-9, S. 569.
  • Hans Saner: Jaja, ein menschliches Gesicht hast Du. In: Die Wochenzeitung. 1. Februar 2007 (Erstveröffentlichung einer Rede zum 70. Geburtstag Jürg Federspiels).
  • Pirmin Meier: Das Gespenst der Hoffnungslosigkeit ist mein Gespenst: Trauerrede auf Jürg Federspiel. In: Schweizer Monatshefte. Zeitschrift für Politik, Wirtschaft, Kultur. Band 87, 2007, S. 48–50.
  • Gaudenz Meili: Das gelobte Dorf, Drehbuch zu einem [nicht realisierten Film] nach der gleichnamigen Erzählung von Jürg Federspiel aus dem Werk Orangen vor ihrem Fenster. Zentralbibliothek Zürich, 2012, 64 BI (Swissbib).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Kunstkredit-Sammlung, Basel-Stadt: Portrait, 1967. Abgerufen am 28. September 2019.
  2. Sendung vom 28. März 2021, ab Minute 28:30
  3. Jürg Federspiel tot aufgefunden. In: Neue Zürcher Zeitung. 25. Februar 2007, abgerufen am 8. Dezember 2017.
  4. SLA-Federspiel Federspiel, Jürg: Archiv Jürg Federspiel, 1949-2008.01.19 (Bestand). Abgerufen am 24. Juli 2019.
  5. Jürg Federspiel: Inventar seines Archivs im Schweizerischen Literaturarchiv. Abgerufen am 13. August 2019.
  6. Jürg Federspiel - Kritisches Lexikon der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur (KLG). Abgerufen am 24. Juli 2019.