J. Christopher Stevens

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J. Christopher Stevens (2012)

John Christopher Stevens (* 18. April 1960 in Grass Valley, Kalifornien[1]; † 11. September 2012 in Bengasi, Libyen) war ein US-amerikanischer Diplomat.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Stevens kam 1960 als Sohn des kalifornischen Juristen Jan S. Stevens und der Cellistin Mary Stevens (geb. Floris) zur Welt.[1] Mütterlicherseits gehörte er dem Volk der Chinook-Indianer an.[2][3] Er wuchs mit zwei jüngeren Geschwistern in Marin County auf. Ende der 1960er Jahre zog die Familie nach Davis und lebte dort, bis sich seine Eltern in der ersten Hälfte der 1970er Jahre scheiden ließen.[1] Er studierte bis 1982 an der University of California in Berkeley. Von 1983 bis 1985 hielt er sich als Freiwilliger des Friedenscorps in Marokko auf und unterrichtete dort Englisch. Im Anschluss besuchte er das Hastings College of the Law der University of California, wo er 1989 seinen Juris Doctor erwarb. 2010 erhielt Stevens einen Master of Science vom National War College.

Bevor er 1991 für das Außenministerium tätig wurde, arbeitete er in Washington, D.C. als Rechtsanwalt, spezialisiert auf internationalen Handel. Stevens, der Französisch und Arabisch sprach, war neben verschiedenen Posten in Washington während seiner diplomatischen Karriere unter anderem in Jerusalem, Damaskus, Kairo und Riad tätig.

Von 2007 bis 2009 war er stellvertretender Missionsleiter der diplomatischen Vertretung der Vereinigten Staaten in Libyen. Während des Bürgerkriegs in Libyen fungierte er von März 2011 bis November 2011 als Special Representative beim Nationalen Übergangsrat. Im Mai 2012 wurde er als Nachfolger von Gene Cretz Botschafter der Vereinigten Staaten in Libyen.

Am 11. September 2012 wurden Stevens und drei amerikanische Botschaftsmitarbeiter bei dem Bengasi-Anschlag getötet. Eine schwerbewaffnete Gruppe von Kämpfern hatte das Konsulat mit Maschinengewehren, Raketenwerfern und Granaten angegriffen. In offiziellen Stellungnahmen war zunächst nur die Rede von Protesten gegen das islamfeindliche Video Innocence of Muslims, wie es sie in zahlreichen arabischen Städten gab, so auch gegen die US-Botschaft in Kairo.[4][5] In der Folge gab es eine parteipolitische Debatte über die Verwicklung von organisierten Terroristen und die Aufklärung durch die US-Regierung.[6] Ende 2013 widerlegten Recherchen der New York Times Annahmen über die Beteiligung von Al-Qaida oder eine systematische Planung des Angriffs.[7]

Der jemenitische Al-Qaida-Zweig bezeichnet den Angriff auf das US-Konsulat in Bengasi als Racheakt für die Tötung von Abu Yahya al-Libi, der am 4. Juni 2012 bei einem US-amerikanischen Drohnenangriff in Pakistan starb.[8]

Im Juni 2014 wurde Ahmed Abu Khatallah von US-Spezialeinheiten in Bengasi gefasst. Der Kommandant von Ansar al-Scharia wurde beschuldigt, Drahtzieher des Überfalls auf das Konsulat gewesen zu sein.[9] Er wurde 2018 vor dem Bundesbezirksgericht in Washington D.C. wegen Terrorunterstützung und Gewalttaten zu 22 Jahren Gefängnis verurteilt, vom Vorwurf der direkten Beteiligung am Angriff auf das Konsulat und die Tötungsdelikte freigesprochen.[10]

Rezeption[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Paul Richter: The Ambassadors: America’s Diplomats on the Front Lines. Simon & Schuster, New York 2019, ISBN 978-1-5011-7241-0.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: J. Christopher Stevens – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Stevens remembered as a man who cared deeply for Libya, 12. September 2012, The Salt Lake Tribune
  2. Slain ambassador was member of local Chinook Tribe. chinookobserver.com, 20. Juli 2018, archiviert vom Original am 16. September 2012; abgerufen am 31. August 2016.
  3. „Getöteter US-Botschafter war Chinook-Indianer“, in: „Coyote - Indianische Gegenwart“, Ztschr. der „Aktionsgruppe Indianer und Menschenrechte e.V.“, München, Heft 95, Herbst 2012, S. 9
  4. Sebastian Fischer, Terrorangriff in Libyen: Bengasi-Mails bringen Clinton in die Bredouille - Spon, 11. Mai 2013
  5. Jordan Michael Smith: How Congress left our embassies exposed - salon.com, 12. September 2012
  6. Nicolas Richter: Verwässerte Wortwahl - SZ, 13. Mai 2013
  7. David D. Kirkpatrick: A Deadly Mix in Benghazi. New York Times, 28. Dezember 2013
  8. Proteste gegen Die Unschuld der Muslime: Chronologie der Ereignisse (Memento vom 19. September 2012 im Internet Archive), tagesschau.de, 18. September 2012. (Abfragedatum: 18. September 2012)
  9. New York Times: U.S. captures Benghazi suspect in secret raid, 17. Juni 2014
  10. Washington Post: Libyan militia leader gets 22-year sentence in Benghazi attacks that killed U.S. ambassador, 27. Juni 2018