Jacob Mayer (Fabrikant)

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Jacob Mayer (1862)

Jacob Mayer (* 1. Mai 1813 in Dunningen, Württemberg; † 30. Juli 1875 in Bochum) war ein deutscher Unternehmer der Montanindustrie und Erfinder des modernen Stahlformgusses.[1]

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Herkunft und Ausbildung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Grab von Jacob und Agnes Mayer in Bochum

Jacob Mayer war Sohn eines Landwirts und wuchs in bäuerlicher Umgebung auf. Er hatte eine große technische Begabung, die er bei Arbeitsverhältnissen in Köln und England erweiterte. Bei seinem Onkel in Köln absolvierte er eine Uhrmacherlehre, bevor er als Arbeiter nach England ging. Sein Onkel hatte Versuche mit dem Tiegelguss von Stahl angestellt, in England bemühte sich Mayer, genauere Kenntnisse über dieses Verfahren zu erlangen. Zurück in Deutschland, führte er zunächst auf dem Hof des Vaters in Dunningen Versuche zum Stahltiegelguss aus, die vermutlich um 1836 im kleinen Maßstab erfolgreich waren.

Im Jahr 1854 heiratete er die aus Bonn stammende Agnes Sieber (* 1812). Die Ehe blieb kinderlos. Mayer und seine Frau wurden auf dem ältesten kommunalen Friedhof in Bochum begraben, dem heutigen Kortumpark.

Gussstahlproduktion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mayer produzierte ab 1839 als deutschlandweit Erster in Köln-Nippes Gussstahl nach einem in England bekannten Verfahren, wozu er eine Partnerschaft mit dem Hüttenunternehmer Eberhard Hoesch einging. Streitigkeiten über Standortfragen und die Verwendung der qualitativ besseren Steinkohle aus dem Ruhrrevier führten aber bald darauf zur Trennung von Hoesch.

Mayer fand wenig später in Eduard Kühne einen finanzkräftigen Teilhaber.[2] Die Geschichte des späteren Bochumer Unternehmens begann am 6. Dezember 1842 in Köln. Dort gründeten die beiden Männer eine „Guß- & Cement-Stahlfabrik bei Bochum oder Essen“, die als Gussstahlfabrik Mayer & Kühne firmierte.[3] Anfang 1843 müssen Mayer und Kühne bei ihrer Suche nach einen passenden Fabrikgelände nach Bochum gekommen sein. An der damaligen Essener Chaussee – der heutigen Alleestraße – erwarben sie dann Grundstücke. Der Betrieb konnte um die Jahreswende 1844/1845 aufgenommen werden.[4] In dem Werk wurde der Stahlformguss verfeinert. Bereits 1853 konnten in der Fabrik Stahlgüsse bis zu 7000 Pfund ausgeführt werden. Abnehmer der Produkte der Gießerei waren zunächst Werkzeugfabriken im bergisch-märkischen Raum. Kapitalmangel führte 1854 zur Umwandlung des Unternehmens in eine Aktiengesellschaft unter der Firma Bochumer Verein, deren technischer Leiter Mayer wurde.

Im Jahr 1852 präsentierte Mayers Werk auf der Düsseldorfer Gewerbeausstellung erstmals Glocken aus Stahlguss. Das neue Gussverfahren konnte sich am Markt aber erst ab der Pariser Weltausstellung 1855, auf der dem Bochumer Verein für seine Stahlgussglocken eine Goldmedaille zuerkannt wurde, durchsetzen und fand insbesondere bei der Herstellung von Eisenbahnmaterial wie Lokomotiv- und Wagenrädern Anwendung.

In Mayers letzten Lebensjahren beschäftigte der Bochumer Verein 4500 Mitarbeiter.

Kommunalpolitisches Engagement[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von 1869 bis 1875 war Jacob Mayer Mitglied des Bochumer Stadtrats.

Ehrungen und Nachleben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für die Erfindung der Stahlgussglocken erhielt Jacob Mayer den Gregoriusorden. In der ehemaligen Arbeitersiedlung Stahlhausen, die zwischen zwei ehemaligen Werksteilen des Bochumer Vereins liegt, ist eine Straße nach ihm benannt. Die Jacob-Mayer-Realschule in Bochum war auch nach ihm benannt.

In Erinnerung an Jacob Mayer stiftete seine Witwe 1882 der Pfarrei St. Mariä Himmelfahrt in Köln-Nippes vier Glocken aus Gussstahl.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

in der Reihenfolge des Erscheinens

  • Walter Bertram: Jacob Mayer. Der Erfinder des Stahlformgusses. Zur 125. Wiederkehr seines Geburtstages am 1. Mai 1938. VDI-Verlag, Berlin 1938.
  • Walter Bertram: Jacob Mayer (1813–1875). In: Rheinisch-Westfälische Wirtschaftsbiographien. Band VI. Aschendorff, Münster 1954, S. 36–59.
  • Julius Wilbs: Ein Künstler und ein Techniker. Landolin Ohnmacht und Jacob Mayer. In: Gemeinde Dunningen (Hrsg.): Heimat an der Eschach. Dunningen, Seedorf, Lackendorf. Thorbecke, Sigmaringen 1986, S. 117–127.
  • Adalbert Frensdorff: Mayer, Jacob. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 16, Duncker & Humblot, Berlin 1990, ISBN 3-428-00197-4, S. 543 f. (Digitalisat).
  • Martin Otto: Was Krupp in Essen, wird hier vergessen. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 25. Oktober 2011.
  • Marco Rudzinski: Jacob Mayer und Bochum. Ein Beitrag zu einem schwierigen Verhältnis. In: Bochumer Zeitpunkte, Heft 31 (Februar 2013), S. 20–36 (online).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Gerhard Engels: Giessen in Geschichte und Gegenwart. Verfahren, Werkstoffe und Annwendungen im Laufe der Zeit. In: Ferrum, Nachrichten aus der Eisenbibliothek, 75. Jahrgang 2003, S. 8. (E-Periodica)
  2. Adalbert Frensdorff: Mayer, Jacob. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 16, Duncker & Humblot, Berlin 1990, ISBN 3-428-00197-4, S. 543 f. (Digitalisat).
  3. Marco Rudzinski: Ein Unternehmen und „seine“ Stadt. Der Bochumer Verein und Bochum vor dem Ersten Weltkrieg. Hrsg.: Veröffentlichung des Institutes für soziale Bewegung. Klartext, Essen 2012, ISBN 978-3-8375-0770-6, S. 31.
  4. Marco Rudzinski: Ein Unternehmen und „seine“ Stadt. Der Bochumer Verein und Bochum vor dem Ersten Weltkrieg. Hrsg.: Veröffentlichung des Institutes für soziale Bewegung. Klartext, Essen 2012, ISBN 978-3-8375-0770-6, S. 32.