James H. Breasted

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
James H. Breasted, 1928

James Henry Breasted (* 27. August 1865 in Rockford, Illinois; † 2. Dezember 1935 in New York) war ein US-amerikanischer Ägyptologe und Historiker.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Er studierte Pharmazie und Hebräisch in Chicago. Den Abschluss in Pharmazie machte er 1886, sein Studium des Hebräischen beendete er 1890. Danach ging er an die Yale University, um unter William Rainey Harper semitische Sprachen zu studieren. Harper ermunterte ihn, Ägyptologie in Berlin zu studieren, und versprach, für ihn bei seiner Rückkehr eine Professur in Ägyptologie in Chicago einzurichten. Im folgenden Jahr reiste Breasted nach Berlin, um Ägyptisch bei Adolf Erman, Arabisch und Hebräisch zu studieren. Dort wurde er 1894 als erster Amerikaner in Ägyptologie promoviert.[1]

1894 heiratete er eine junge amerikanische Frau namens Frances Hart, die er in Deutschland kennengelernt hatte. Auf seiner Hochzeitsreise besuchte er zum ersten Mal Ägypten, wo er im Auftrag von Harper Antiquitäten für die Universität Chicago beschaffen und alte Inschriften kopieren sollte. Dort besuchte er u. a. einige Gräber in Tell el-Amarna und Deir el-Bahari. Er stellte fest, dass viele bislang veröffentlichte hieroglyphische Inschriften ungenau waren, und beschloss, alle Inschriften in Ägypten neu zu veröffentlichen.

Breasted war ab 1894 Dozent und ab 1905 Professor für Ägyptologie und Geschichte des Orients an der University of Chicago. 1901 wurde er zum Direktor des Haskell Oriental Museum ernannt. 1919 gründete er mit Unterstützung der Rockefeller-Stiftung das Oriental Institute of the University of Chicago und leitete dessen archäologische Erforschung Ägyptens. 1919 wurde er in die American Philosophical Society aufgenommen.[2] 1923 wurde er zum Mitglied der National Academy of Sciences gewählt. Sein Schwerpunkt lag auf der Sammlung von Inschriften, weshalb noch heute Chicago ein Zentrum der Epigraphik ist. Auf dem Rückweg von einer Ägyptenreise starb er 1935 an Lungenentzündung.

Breasted prägte die Bezeichnung Fertile Crescent („Fruchtbarer Halbmond“) für das Gebiet von Mesopotamien bis zur Ostküste des Mittelmeers. Ein wesentlicher Beitrag Breasteds zum Verständnis der geistesgeschichtlichen Entwicklung Europas war sein Nachweis, dass sich die biblisch fundierten Moralvorstellungen bereits lange vor der sogenannten Offenbarung als Maßstab des altägyptischen Denkens entwickelt hatten. In seinem Buch The Dawn of Conscience belegte er, dass Teile des Alten Testaments aus ägyptischen Texten übernommen wurden.

Seit 1907 war Breasted korrespondierendes Mitglied der Preußischen[3] und seit 1931 der Bayerischen Akademie der Wissenschaften.[4] 1934 wurde er zum korrespondierenden Mitglied der British Academy[5] sowie zum assoziierten Mitglied der Académie royale des Sciences, des Lettres et des Beaux-Arts de Belgique[6] gewählt.

Schriften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • The Battle of Kadesh. 1903 (Digitalisat).
  • A History of Egypt from the earliest times to the Persian conquest. 1905 (Digitalisat).
  • A history of the ancient Egyptians. Charles Scribner’s Sons, New York, 1908 (Digitalisat).
  • Ancient records of Egypt. Historical documents from the earliest times to the Persian conquest. Band I – V, University of Chicago Press, Chicago 1906/07 (online).
  • The Temples of Lower Nubia. 1906.
  • Development of Religion and Thought in Ancient Egypt. 1912 (Digitalisat).
  • Ancient times: A history of the early world. 1916 (Digitalisat).
  • Survey of the Ancient World. 1919 (Digitalisat).
  • The Edwin Smith surgical papyrus. 2 Bände. Chicago 1930.
  • The Dawn of Conscience. 1933.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Charles Breasted: Pioneer to the Past. The Story of James Henry Breasted, Archaeologist. University of Chicago Press, Chicago/London 1943 (Nachdruck 1977, ISBN 0226071863).
  • Wolfgang Helck: Kleines Lexikon der Ägyptologie. 4. Auflage. Harrassowitz, Wiesbaden 1999, ISBN 3-447-04027-0, S. 54.
  • John Larsson: Breasted, James Henry. In: Kathryn A. Bard (Hrsg.): Encyclopedia of the Archaeology of Ancient Egypt. Routledge, London 1999, ISBN 0-415-18589-0, S. 177–178.
  • Jeffrey Abt: American Egyptologist. The Life of James Henry Breasted and the Creation of His Oriental Institute. University of Chicago Press, Chicago/London 2011, ISBN 9780226001104.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: James Henry Breasted – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Mit einer (lateinischen) Dissertation über die „monotheistischenHymnen der Amarnazeit: De Hymnis in solem sub rege Amenophide IV conceptis. Dissertatio inauguralis philologica … die XV.m. Aug. Anni MDCCCXCIV publice defendet auctor I. Henricus Breasted Americanus. Typis Expressit B. Paul, Berolini 1894.
  2. Member History: James H. Breasted. American Philosophical Society, abgerufen am 18. Mai 2018.
  3. Mitglieder der Vorgängerakademien. James Henry Breasted. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, abgerufen am 2. März 2015.
  4. Mitgliedseintrag von James Henry Breasted bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, abgerufen am 24. Dezember 2016.
  5. Deceased Fellows. British Academy, abgerufen am 9. Mai 2020.
  6. Académicien décédé: James Henry Breasted. Académie royale des Sciences, des Lettres et des Beaux-Arts de Belgique, abgerufen am 18. August 2023 (französisch).