Japanische Botschaft in Berlin

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JapanJapan Japanische Botschaft in Deutschland
在ドイツ日本国大使館
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Staatliche Ebene bilateral
Stellung der Behörde Botschaft
Aufsichts­behörde(n) Außenministerium
Bestehen seit 1861
Hauptsitz Deutschland Berlin
Botschafter Hidenao Yanagi
Website Japanische Botschaft in Deutschland
Botschaftsgebäude von der Hiroshimastraße aus gesehen

Die japanische Botschaft in Berlin (japanisch 在ドイツ日本国大使館) ist die diplomatische Vertretung Japans in Deutschland. Sie befindet sich im Botschaftsviertel in der Hiroshimastraße 6–10 / Ecke Tiergartenstraße im Berliner Ortsteil Tiergarten.

Botschafter ist seit dem 7. Dezember 2020 Hidenao Yanagi.[1][2]

Japan unterhält Generalkonsulate in Düsseldorf, Frankfurt am Main, Hamburg und München sowie ein Honorarkonsulat in Stuttgart.[3]

Geschichte der diplomatischen Beziehungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zwischen dem Kaiserreich Japan und dem deutschen Kaiserreich bestanden bereits Ende des 19. Jahrhunderts diplomatische Beziehungen. Japanischer Gesandter war im Jahr 1900 Katsunoske Inouyé, er hatte seinen Sitz in der Tiergartenstraße 15.[4]

Am 19. April 1952 nahmen Japan und die Bundesrepublik Deutschland diplomatische Beziehungen auf.[5] Die Botschaft hatte ihren Sitz in der Godesberger Allee 102–104 in Bonn. Wegen des Umzugs von Bundestag und Regierung nach Berlin verlegte auch die Botschaft Japans im Juni 2001 ihren Sitz an ihren Vorkriegsstandort in die neue deutsche Hauptstadt.[6]

Seit dem 15. Mai 1973 bestanden diplomatische Beziehungen zwischen Japan und der DDR.[7] Sie endeten mit der deutschen Wiedervereinigung im Jahr 1990. Die japanische Botschaft hatte ihren Sitz in der Ost-Berliner Otto-Grotewohl-Straße 5 (seit 1993: Wilhelmstraße 64).[8]

Botschafter[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gebäude[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ehemaliger Haupteingang des Vorgängerbaus an der Tiergartenstraße, vor 1938

Das Botschaftsgebäude wurde ursprünglich in den Jahren 1938 bis 1942 nach Plänen von Ludwig Moshamer unter der Aufsicht von Albert Speer gebaut. Der Vorgängerbau hatte den Plänen für eine gewaltige Nord-Süd-Achse in der projektierten „Welthauptstadt Germania“ weichen müssen, Deutschland entschädigte das Japanische Kaiserreich mit einem großen Landstück im neu angelegten Botschaftsviertel am Tiergarten. Das Gebäude selbst musste allerdings auch den Vorstellungen der deutschen Reichsführung genügen, sodass ein vergleichsweise steriler Klassizismusbau das Ergebnis war. Das Gebäude sollte vor allem durch seine Größe beeindrucken, prägendes Stilelement waren die Säulen am Haupteingang.[9] Über dem Kranzgesims bildet eine halbgeschossige Attika über dem Haupteingang den optischen Abschluss des Gebäudes. In der zentralen Sichtachse ist dort eine goldene Chrysantheme als Symbol des Kaiserhauses angebracht.[10]

Zwar stattete der deutsche Bauherr das Gebäude im Innern reichhaltig mit Luxus aus, faktisch fand allerdings in der Zeit des Zweiten Weltkriegs ein Großteil der Amtsführung in Bunkern und anderen Luftschutz­anlagen statt. Ein Teil der japanischen Botschaft war zu dieser Zeit nach Linde – nördlich der Stadt Brandenburg an der Havel – in das damals existierende Gut der jüdischen Familie Zwillenberg ausgelagert, die von den Nationalsozialisten zum Verkauf gezwungen worden waren.

Bereits 1943 zerstörte eine Fliegerbombe den Seitenflügel mit den Repräsentationssälen.[11] Im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt, stand das Gebäude danach mehrere Jahrzehnte leer. Mitte der 1980er Jahre verständigten sich Deutsche und Japaner darauf, im verfallenen Gebäude ein deutsch-japanisches Kulturzentrum zu errichten.[12] Der deutsche Denkmalschutz drängte darauf, das historische Gebäude zu erhalten, der japanische Bauherr allerdings fand es in einem nicht mehr zu rettenden Zustand vor. Um die Absprachen mit den Deutschen möglichst einzuhalten, ließ Japan es deshalb von Kishō Kurokawa und Tajii Yamaguchi möglichst identisch neu bauen.[13] Zur Neunutzung als Botschaftsgebäude erfuhr es zwischen 1998 und 2000 umfangreiche Um- und Anbauten[14] durch den Architekten Ryohei Amemiya.[15] Dabei wurde ein kompletter Kanzleitrakt neu angebaut und ein japanischer Garten angelegt. Ebenso wurde der Haupteingang von der Tiergartenstraße in die davon abzweigende Hiroshimastraße verlegt.[16] Über dem ehemaligen Haupteingang, der nun Zugang zur Residenz des Botschafters ist, prangt weiterhin eine goldene Chrysantheme, das kaiserliche Siegel.[17]

Sowohl architektonisch als auch von der Geschichte her ähnelt die japanische Botschaft stark der direkt gegenüberliegenden italienischen Botschaft.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Wolfgang Schäche: Fremde Botschaften. Band 2: Das Gebäude der ehemaligen Japanischen Botschaft in Berlin-Tiergarten. Transit Buchverlag, Berlin 1984, ISBN 3-88747-022-2.
  • Kerstin Englert, Jürgen Tietz (Hrsg.): Botschaften in Berlin. Gebr. Mann, Berlin 2003, S. 202–203, ISBN 3-7861-2472-8.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Japanische Botschaft in Berlin – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Akkreditierung von Botschafterinnen und Botschaftern. In: bundespraesident.de. Abgerufen am 19. Dezember 2020.
  2. Der Botschafter – Grußwort. Abgerufen am 19. Dezember 2020. Botschaft von Japan in Deutschland:
  3. Vertretungen Japans in Deutschland. In: www.auswaertiges-amt.de. Abgerufen am 7. Dezember 2023.
  4. Auswärtige Gesandtschaften > Japan. In: Adreßbuch für Berlin und seine Vororte, 1900, Teil II, S. 13.
  5. Japan: Steckbrief. In: www.auswaertiges-amt.de. Abgerufen am 7. Dezember 2023.
  6. Kerstin Englert, Jürgen Tietz (Hrsg.): Botschaften in Berlin. Gebr. Mann, Berlin 2004, ISBN 3-7861-2494-9, S. 202–203.
  7. Aufnahme diplomatischer Beziehungen DDR-Japan. In: Neues Deutschland, 16. Mai 1973, S. 1; online.
  8. Diplomatische und andere Vertretungen. In: Fernsprechbuch für die Hauptstadt der DDR, 1989, S. 100.
  9. Derek Fraser: Berlin. The Buildings of Europe. Manchester University Press ND, 1996, ISBN 0-7190-4022-1, S. 53.
  10. Matthias Donath: Architektur in Berlin 1933–1945, herausgegeben vom Landesdenkmalamt Berlin. Lukas Verlag, Berlin 2007, S. 101, ISBN 3-936872-26-0.
  11. Academy of Sciences and Technology in Berlin Yearbook 1987. Walter de Gruyter, 1988, ISBN 3-11-011867-X, S. 460.
  12. Japanisch-Deutsches Zentrum Berlin: Geschichte.
  13. Brian Ladd: The Ghosts of Berlin. Confronting German History in the Urban Landscape. University of Chicago Press, 1998, ISBN 0-226-46762-7, S. 252.
  14. Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Erweiterung der Botschaft von Japan. (Memento des Originals vom 22. Januar 2021 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.stadtentwicklung.berlin.de
  15. Japan pflegt Kirschbäume. In: Süddeutsche Zeitung, 19. März 2002.
  16. Andrea Schulte-Peevers, Tom Parkinson: Berlin. Mair Dumont DE, 2006, ISBN 3-8297-1564-1, S. 50.
  17. Baunetz: Botschaften: Japan.

Koordinaten: 52° 30′ 32,8″ N, 13° 21′ 30,1″ O