Jean-Laurent Le Cerf de La Viéville

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Jean-Laurent Le Cerf de La Viéville (* 1674 in Rouen; † 10. November 1707 ebenda) war ein französischer Schriftsteller auf dem Gebiet der Musikessays und Dichter. In einem literarischen Streit mit François Raguenet verfasste er ein Buch, das mitunter als eines der ersten Werke der Musikkritik betrachtet wird und hilfreich für das Verständnis des musikalischen Empfindens jener Zeit ist.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Le Cerf wurde bei den Jesuiten ausgebildet und studierte anschließend Philosophie und Rechtswissenschaft. 1696 erbte er von seinem Vater beim Parlament von Rouen die Stelle des garde des Sceaux (Siegelbewahrer), eine Arbeit, die ihm Freiraum zur Verfolgung persönlicher Interessen ließ.[1] Dazu gehörte – wie von ihm behauptet – der Besuch von 400 bis 500 Opernaufführungen, was ihn wohl befähigte, der Arbeit Parallèle des Italiens et des François en ce qui regarde la Musique d’Opéra (Parallele der Italiener und der Franzosen hinsichtlich der Opernmusik, 1702) des ebenfalls in Rouen lebenden Raguenet sein 1704/06 in Brüssel veröffentlichtes Werk Comparaison de la musique italienne et de la musique françoise (Vergleich der italienischen Musik und der französischen Musik) entgegenzustellen.

Während Zeitgenossen in ihren Äußerungen Musikstücke entweder priesen oder verdammten, versuchte Le Cerf zu überzeugen und lieferte dabei den Grundstock der Argumentationsmuster der kommenden Jahrzehnte.[2] Maßvoll sollte aus seiner Sicht die Musik sein, regelmäßig und einfach – wie die französische. Frei, kühn und keinesfalls einfältig war in Raguenets Augen und Ohren die italienische Musik und damit mehr bewunderungswürdig. Er setzte die Défense du Parallèle (Verteidigung der Parallele, 1705) auf, die von Le Cerf mit der Réponse à la Défense du Parallèle (Antwort auf die Verteidigung der Parallele) erwidert wurde.

Der Eifer, mit dem er diesen Streit ausfocht, nahm allerdings seine Gesundheit mit: Im Alter von 33 Jahren starb er an einer Hirnblutung und fand seine letzte Ruhestätte auf dem Cimetière monumental seiner Heimatstadt.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Èloi Lebreton: Biographie rouenaise. Le Brumet, Rouen 1885, S. 214–215.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Wilhelm SeidelLe Cerf de La Viéville Seigneur de Fresneuse, Jean Laurent. In: Ludwig Finscher (Hrsg.): Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Zweite Ausgabe, Personenteil, Band 10 (Kemp – Lert). Bärenreiter/Metzler, Kassel u. a. 2003, ISBN 3-7618-1120-9, Sp. 1405–1406 (Online-Ausgabe, für Vollzugriff Abonnement erforderlich)
  2. Jean Ch. Maillard: Le Cerf De La Viéville De Fréneuse ou Le Cerf (»Jean-Laurent«). In: Jean-Pierre Lobies, Yves Chiron (Hrsg.): Dictionnaire de Biographie Française, Band 20. Librairie Letouzey et Ané, Paris 2011, S. 398 f.