Joachim Unseld

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Joachim Unseld (* 20. September 1953 in Frankfurt am Main) ist ein deutscher Verleger und Übersetzer. Nachdem er sich mit seinem Vater, Siegfried Unseld, beim Suhrkamp Verlag überworfen hatte, übernahm er 1994 die Frankfurter Verlagsanstalt, die er seither leitet.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Sohn von Siegfried und Hildegard Unseld machte nach dem Abitur an der Odenwaldschule eine Verlagslehre im Suhrkamp Verlag, den sein Vater leitete. Im Anschluss studierte er Germanistik, Soziologie und Philosophie in München, Paris und Berlin. 1979 artikulierte er seinen Berufswunsch Fotograf, später machte er Fotografien von Autoren. 1981 wurde er an der Technischen Universität Berlin bei Walter Höllerer und Norbert Miller mit einer Arbeit über Franz Kafka und dessen verschiedene Verleger zu seinen Lebzeiten promoviert. Für je ein Jahr arbeitete er für die Verlage Gallimard in Paris (1978) und Farrar, Straus and Giroux in New York (1981/82).

Ab Januar 1983 übernahm er als designierter Nachfolger seines Vaters die Funktion als geschäftsführender Gesellschafter der Verlage Suhrkamp und Insel. Zunächst war er zuständig für die Abteilung Verkauf, später leitete er übergreifend die Programmarbeit für die Bereiche spanischsprachige, französische und insbesondere die jüngere deutschsprachige Literatur. Von 1988 bis 1991 fungierte er neben Siegfried Unseld als gleichberechtigter Verleger der Verlage Suhrkamp und Insel und war insbesondere verantwortlich für jüngere deutschsprachige Literatur sowie die Reihen edition suhrkamp und suhrkamp taschenbücher. Ab Oktober 1990 kam es zum Streit zwischen Siegfried und Joachim Unseld. Im Sommer 1991 schied er in seiner Funktion als Geschäftsführer aus den Verlagen aus, behielt aber weiterhin 20 % der Gesellschaftsanteile.

1991/92 hielt er sich ein Jahr lang in Los Angeles auf, entwickelte dort Kontakte zur Filmindustrie, nahm ein Malprojekt aus Jugendtagen wieder auf und gründete seinen eigenen Verlag, den Unseld-Verlag.

Am 1. Oktober 1994 übernahm Joachim Unseld die Frankfurter Verlagsanstalt (FVA). Seitdem arbeitet er als Verleger und alleiniger Gesellschafter der FVA in Frankfurt. Zur Frankfurter Buchmesse 1995 erschien das erste Programm.

Mitte November 2009 verkaufte Unseld seine Suhrkamp-Unternehmensanteile den Mitgesellschaftern, je zur Hälfte der Medienholding AG Winterthur und der Siegfried und Ulla Unseld Familienstiftung. Damit endet auch sein längerer Widerstand gegen den Umzug des Suhrkamp Verlages nach Berlin.

Joachim Unseld lebt in Frankfurt. Er bekleidete von 2003 bis 2011 das Ehrenamt als Vorsitzender des Vorstands der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Publikumsverlage, ist seit 2009 1. Vorsitzender des Vorstands des Literaturhauses Frankfurt am Main e.V., seit 2016 Vorsitzender des Vorstands der Stiftung Buchkunst, Mitglied im PEN-Zentrum Deutschland, im Kuratorium des Deutschen Literaturfonds, im Kuratorium Städelschule Portikus e.V., der Akademie Deutscher Buchpreis und der Kommission der Carl-Zuckmayer-Medaille und Mitgründer des PEN Berlin.

Für 2013 war er Mitglied des Rates Hessen für Europa. Zusammen mit dem Schriftsteller Bodo Kirchhoff entwickelte Unseld mit der Stadt Frankfurt im Jahr 2003 Konzept und Richtlinien für den "Deutschen Literaturpreis", den späteren Deutschen Buchpreis.

2023 wurde Joachim Unseld mit dem Hessischen Verdienstorden ausgezeichnet.[1]

Veröffentlichungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Franz Kafka – Ein Schriftstellerleben. Die Geschichte seiner Veröffentlichungen. München 1982.
  • Als Hrsg.: Franz Kafka. Brief an den Vater (Faksimile). Hamburg 1986.
  • Als Hrsg.: Franz Kafka, Brief an den Vater (Faksimile, Transkription, Nachwort des Hrsg.). Zürich 2019, ISBN 978-3-311-23000-7
  • Als Hrsg. mit Lutz Hagestedt: Literatur als Passion – Zum Werk von Ernst-Wilhelm Händler. Frankfurt am Main 2006.
  • Mitarbeit an der Historisch-Kritischen Franz Kafka-Ausgabe des Verlages Stroemfeld/Roter Stern.
  • Warum müssen wir träumen? Mit einem Nachwort von Wolf Singer, Frankfurt am Main 2022, ISBN 978-3-627-00305-0

Übersetzungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Dr. Joachim Unseld erhält den Hessischen Verdienstorden. In: hessen.de. 12. Juni 2023, abgerufen am 13. Juni 2023.