Joel Schumacher

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Joel Schumacher (2003)

Joel Schumacher (* 29. August 1939 in New York City; † 22. Juni 2020 ebenda) war ein US-amerikanischer Regisseur, Drehbuchautor und Produzent.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schumacher wurde 1939 in New York geboren und studierte an der Parson School of Design. Sein Vater verstarb, als Joel Schumacher vier Jahre alt war, weshalb er bei seiner alleinerziehenden Mutter aufwuchs. Als Kind verbrachte er mit seinem Fahrrad viel Zeit auf den Straßen des New Yorker Stadtteils Queens. Seine Familie war so arm, dass sie sich nicht mal ein Fernsehgerät leisten konnte. Gegenüber der Wohnung seiner Mutter befand sich jedoch das Kino Sunnyside Movies, in dem sich Schumacher als Heranwachsender zahlreiche Filme anschaute und das sein Interesse für die Filmkunst weckte.[1] Zunächst in der Modeindustrie arbeitend, begann er seine mediale Arbeit ab Ende 1971 als Kostümbildner für 200 Dollar in der Woche in Hollywood.[2][3] Zu Beginn seiner Karriere arbeitete er mehrfach mit Woody Allen zusammen. Schumacher schrieb später Drehbücher für Filme wie Car Wash – Der ausgeflippte Waschsalon (1976) und The Wiz – Das zauberhafte Land (1978).

Nach ersten Regie-Arbeiten bei Fernsehproduktionen gab Schumacher sein Kinofilm-Debüt 1981 mit der Science-Fiction-Komödie Die unglaubliche Geschichte der Mrs. K. mit Lily Tomlin in der Hauptrolle. Es folgten schnell weitere Erfolge, darunter die Brat-Pack-Filme St. Elmo’s Fire – Die Leidenschaft brennt tief (1985) und The Lost Boys (1987), die mit ihren Genre-Elementen viel Zuspruch beim Publikum fanden. 1993 folgte Falling Down – Ein ganz normaler Tag mit Michael Douglas in der Hauptrolle. Schumacher verfilmte auch zwei Romane von John Grisham, Der Klient (1994) und Die Jury (1996). Viele von Schumachers Filmen waren Starkino mit Stilbewusstsein und manchmal außergewöhnlich greller Kulisse[4], die oft das Mainstream-Kino unterlaufende subversive Elemente oder flamboyanten Witz besaßen.[5]

Mit wachsendem Ansehen bekam er sein erstes großes Budget, als er von Tim Burton die Rechte an Batman übernahm. Batman Forever (1995) war ein Sommerhit. Der Nachfolger Batman & Robin (1997) erreichte zwar bei Kosten von 125 Mio. ein weltweites Einspielergebnis von 238 Millionen Dollar, fiel jedoch bei vielen Kritikern und Fans massiv durch. Bei der Goldenen Himbeere 1998 war der Film in insgesamt elf Kategorien nominiert, darunter Schumacher selbst in der Kategorie Schlechteste Regie. Der angekündigte fünfte Film der Batman-Serie wurde abgesagt, und Schumacher kehrte zu weniger ehrgeizigen Projekten zurück. 8mm – Acht Millimeter (1999), Tigerland (2000) und Nicht auflegen! (2002) waren erfolgreich an den Kinokassen.

Seit dem Tod von Schauspieler Brandon Lee, mit dem Schumacher befreundet war und der im März 1993 während der Dreharbeiten des Spielfilms The Crow – Die Krähe aus Versehen durch die Kugel einer abgefeuerten Pistole getötet wurde, hatte Filmemacher Joel Schumacher große Angst vor Waffen, weshalb er bei eigenen Dreharbeiten äußerst genau auf die Wartung der verwendeten Pistolen durch einen anwesenden Waffenexperten achtete, dass sich keine scharfe Munition in den eingesetzten Revolvern, Gewehren und Pistolen befindet.[6]

2004 schuf er mit opulenter Ausstattung die Filmversion von Andrew Lloyd Webbers Musical Das Phantom der Oper. Sein letzter Film Trespass wurde von der Kritik verrissen und floppte auch an den Kinokassen. 2013 drehte Schumacher zwei Episoden der Politserie House of Cards, diese stellten seine letzte Regiearbeit dar.

Joel Schumacher war einer der ersten offen homosexuell lebenden Filmschaffenden.[7][8] Obgleich er sich selbst nicht als „schwulen Filmemacher“ verstand (“I just don’t believe it matters. This is how I feel. I’ve lived my life very openly. … So I’m not hiding anything.” – „Ich glaube einfach nicht, dass das wichtig ist. So fühle ich. Ich habe mein Leben sehr offen gelebt. … Also verstecke ich nichts.“[7]), wurde ihm dennoch verschiedentlich ein Einfluss seiner sexuellen Identität auf sein Werk nachgesagt.[9][7][10] Schumacher starb am 22. Juni 2020 in New York City im Alter von 80 Jahren an den Folgen einer Krebserkrankung.[11]

Filmografie (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kostümdesign

Drehbuch

Regie

Produktion

Auszeichnungen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Joel Schumacher – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Audiokommentar von Regisseur Joel Schumacher, enthalten im Bonusmaterial der DVD 8mm – Acht Millimeter, 1999, Columbia Pictures (Columbia TriStar Home Entertainment), Berlin
  2. Stuttgarter Zeitung, Stuttgart Germany: Regisseur Joel Schumacher wird 80: Der Mann, der Batman Sex gab. Abgerufen am 18. Februar 2020.
  3. Audiokommentar von Regisseur Joel Schumacher, enthalten im Bonusmaterial der DVD 8mm – Acht Millimeter, 1999, Columbia Pictures (Columbia TriStar Home Entertainment), Berlin
  4. Nachruf auf Regisseur Joel Schumacher: Starkino mit Stilwillen. 23. Juni 2020, abgerufen am 23. Juni 2020.
  5. Christian Buß, DER SPIEGEL: Joel Schumacher: Zum Tod des "Flatliners"- und "Falling Down"-Regisseurs – DER SPIEGEL – Kultur. Abgerufen am 23. Juni 2020.
  6. Audiokommentar von Regisseur Joel Schumacher, enthalten im Bonusmaterial der DVD 8mm – Acht Millimeter, 1999, Columbia Pictures (Columbia TriStar Home Entertainment), Berlin
  7. a b c Second coming. In: theguardian.com vom 14. November 2000.
  8. Jeff Sneider: Joel Schumacher Dies at 80, and We Need to Put Some Respect on His Name. In: collider.com vom 22. Juni 2020.
  9. Will Brooker: Batman Unmasked: Analyzing a Cultural Icon. Bloomsbury Publishing, 2001, ISBN 978-0-8264-1343-7, Seite 295 ff.
  10. Ryan Lattanzio: Joel Schumacher Dies: ‘St. Elmo’s Fire,’ ‘The Lost Boys,’ ‘Batman Forever’ Director Was 80. In: indiewire.com vom 22. Juni 2020.
  11. Carmel Dagan: Joel Schumacher, Director of Batman Films and ‘Lost Boys,’ Dies at 80. In: variety.com vom 22. Juni 2020.
  12. Bill Newcott: Movies for Grownups Awards 2004. In: AARP The Magazine, March/April 2004 issue.
  13. Plus Camerimage 2010. In: camerimage.pl, abgerufen am 22. Juni 2020.