Johann Christian Trömer

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Johann Christian Trömer alias Jean Chretien Toucement

Johann Christian Trömer (auch Jean Chrétien Toucement; * 1697 in Dresden; † 1. Mai 1756 in Dresden) war ein unterhaltsamer französisch-deutscher Dialektdichter am Hofe Augusts des Starken.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Trömer ist das historische Urbild des „Deutschfranzosen“, dem Gotthold Ephraim Lessing in der Minna von Barnhelm zur Unsterblichkeit verhalf. Obwohl gebürtiger Dresdner, ist so gut wie nichts über seine Jugend bekannt. Offenbar war er der Sohn eines französischen Soldaten in sächsischen Diensten. Zwar besaß er so gut wie keinerlei formelle Schulbildung, arbeitete jedoch in mehreren Buchhandlungen, wo er sich autodidaktisch einige Weltkenntnisse aneignen konnte. Als Kammerdiener verdingte er sich schon früh am sächsischen Hof in Weißenfels, kam jedoch bald wieder zurück ins heimatliche Dresden, wo ihn 1728 sein erster literarischer Wurf, Ehn curieuse Brief, auf Anhieb zu einer populären Figur am Hof Augusts des Starken machte.

Von nun an verbleibt er dauernd am Dresdner Hof, freilich nur in untergeordneter Position in der Dienerschaft, ist jedoch überall, auch auf Reisen, immer „mit dabei“. In stets gleichbleibendem Stil, in komischen Alexandrinern im deutsch-französischen Dialekt, trägt er laufend zur Unterhaltung der Hofgesellschaft bei. Nach jedem Hoffest, jeder Jagd, jedem Staatsbesuch berichtet der lustige „Deutschfranzose“ die Ereignisse, und zwar als reine kommentarlose Reportage, ohne jegliche pikareske Kritik. Seine Komik liegt allein im Dialekt. Es existieren nahezu hundert Einzeldrucke dieser populären Dichtungen, ebenso wie mehrere opulent illustrierte zeitgenössische Gesamtausgaben.

Gesammelte Schriften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Jean Chretien Toucement Deusch Francos Schrifften mit viel schön Kuffer Stück Kanss Complett. Nürnberg 1772 (letzte, vollständigste der fünf Sammelausgaben)

Werk- und Literaturverzeichnis[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Johann Christian Trömer (1697-1756). In: Gerhard Dünnhaupt: Personalbibliographien zu den Drucken des Barock. Band 6: Speer – Zincgref. Die Register (= Hiersemanns bibliographische Handbücher 9, 6). 2. verbesserte und wesentlich vermehrte Auflage. Hiersemann, Stuttgart 1993, ISBN 3-7772-9305-9, S. 4083–4102.

Literatur (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Oskar Ludwig Bernhard Wolff: Encyclopädie der deutschen Nationalliteratur oder biographisch-kritisches Lexicon der deutschen Dichter und Prosaisten seit den frühesten Zeiten; nebst Proben aus ihren Werken. Band 7, Leipzig 1842, S. 395ff.
  • Erich SchmidtTrömer, Johann Christian. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 38, Duncker & Humblot, Leipzig 1894, S. 636–639.
  • Hans Beschorner: Neues Archiv für sächsische Geschichte. Beschreibungen ... des Zeithainer Lagers von 1730. Band 27, 1906, S. 87–151.
  • Franz Weinitz: Des „Deutsch-Francoss“ Jean Chrétien Toucements Schilderung Berlins aus dem Jahre 1730. Berlin 1900.
  • I. Altgrimm-Fiala: Beschreibung der Geburtstagsfeier Augusts des Starken, bei der Johann Sebastian Bach eine Huldigungsmusik präsentierte. Wien 1954.
  • Katharina Middell: Der „Deutsch-Franzos“, in: Thomas Höpel (Hg.), Deutschlandbilder ‒ Frankreichbilder, 1700‒1850. Rezeption und Abgrenzung zweier Kulturen (Universität Leipzig, Veröffentlichungen des Frankreich-Zentrums, 6), Leipzig 2001, S. 199‒220.