Johann Esser

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Johann Esser (* 10. April 1896 in Wickrath[1]; † 2. September 1971 in Moers[2]) war ein deutscher Dichter und Gewerkschafter.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Esser wuchs in einem Waisenhaus auf und arbeitete nach seiner Schulzeit zunächst als Weber. Während des Ersten Weltkriegs wurde er als Infanterist eingezogen. Anschließend arbeitete Esser als Bergarbeiter im niederrheinischen Steinkohlegebiet, unter anderem auf der Zeche Diergardt in Duisburg-Rheinhausen,[3] wurde Gewerkschaftsmitglied und trat der KPD bei. Inspiriert durch die frühe Arbeiterdichtung verfasste er Gedichte und Geschichten aus der Welt der Arbeit.

1933 wurde er als Kommunist und Gewerkschafter in „Schutzhaft“ genommen und wegen Hochverrats angeklagt. Im KZ Börgermoor verfasste Esser zusammen mit Wolfgang Langhoff den Text des Liedes von den Moorsoldaten als Widerstandslied gegen Verfolgung und Unterdrückung, das am 27. August 1933 mit 16 Sängern des Solinger Arbeitergesangsvereins uraufgeführt wurde.[4] Die Melodie komponierte der Mithäftling Rudi Goguel.[5] In den folgenden Jahren lebte er wegen wiederholter Verhaftungen und der Unmöglichkeit, eine Anstellung zu finden, mit seiner Familie in großer wirtschaftlicher Not. Vermutlich um einer weiteren Verfolgung zu entgehen, schrieb Esser in dieser Zeit einige Gedichte für nationalsozialistische Publikationen, z. B. „Wir kapitulieren nicht!“ und „Schlachtschiff Bismarck“, in denen er den Nationalsozialismus und Adolf Hitler mit pathetischen Worten lobte.[6]

Gedenktafel an das Moorsoldatenlied am Grabmal von Johann Esser auf dem Trompeter Friedhof (Rheinhausen)

Nach dem Zweiten Weltkrieg nahm er seine gewerkschaftliche Tätigkeit wieder auf, löste sich aber zur Zeit des Stalinismus vom Kommunismus. Esser wurde 1960 verrentet und veröffentlichte weiter Gedichte in Zeitungen. Er starb 1971 in Moers. Sein Grab (und eine Gedenktafel) befinden sich auf dem Friedhof Trompet in Duisburg-Rheinhausen.

Im Moerser Stadtteil Meerbeck ehrt ihn der Johann-Esser-Platz.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Johann Esser – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Belege[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Geburtsregister Standesamt Wickrath, Nr. 65/1896
  2. Sterberegister Standesamt Moers, Nr. 585/1971
  3. [1]
  4. Michael Mäde-Murray: Spaten als Grabkreuze. In: junge welt. 29. Juni 2023, abgerufen am 4. August 2023.
  5. Die Moorsoldaten. In: Folk and Traditional Song Lyrics. Abgerufen am 24. Juli 2022.
  6. Dirk Lüerßen: „Wir sind die Moorsoldaten …“ Die Insassen der frühen Konzentrationslager im Emsland 1933–1936. Biographische Untersuchungen zum Zusammenhang zwischen kategorialer Zuordnung der Verhafteten, deren jeweiligen Verhaltensformen im Lager und der Auswirkungen der Haft auf die weitere Lebensgeschichte. Diss. rer. pol., Universität Osnabrück, 2001, Fachbereich Sozialwissenschaften, S. 276