Johannes Göldel

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Johannes Konstantin Göldel (* 17. April 1891 in Leipzig; † 1952[1]) war ein deutscher Bildhauer.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Göldel studierte nach einer Lehre zum Steinmetz an der Akademie für graphische Künste und Buchgewerbe in Leipzig. Nach dem Studium arbeitete er freischaffend. Sein Atelier befand sich in Leipzig, Delitzscher Straße 2–14,[2] für den Steintransport zweckmäßigerweise am Freiladebahnhof. Zeitweilig war er auch als Lehrer an der Kunstgewerbeschule Leipzig tätig.

Göldel schuf Denkmäler, figürliche Gruppen und Tierdarstellungen vornehmlich aus Kalkstein, Travertin und Porphyrtuff. Auf dem Gebiet der dekorativen Bauplastik arbeitete er vor allem mit Architekten des Art déco zusammen.

Die Figuren am Petershof (2014)

Sein Hauptwerk sind sieben Figuren aus Cannstatter Travertin an der Fassade des 1929 fertiggestellten Messehauses Petershof, die durch beigegebene Symbole Künste und Berufe darstellten. Göldel gab jeder der Figuren die Gesichtszüge einer Person, die für den Bau des Gebäudes bedeutend war, so z. B. der Architekt Alfred Liebig, der Oberbürgermeister Karl Rothe und der Bankier Hans Kroch. Letzterer war Jude, weshalb 1938 alle Figuren entfernt wurden. 1994 schuf der Leipziger Bildhauer Markus Gläser Repliken in Zementguss, die im Folgejahr am Gebäude aufgestellt wurden.

Göldel lebte auch zeitweilig in Borsdorf bei Leipzig. Für diese Gemeinde schuf er ein bemerkenswertes Denkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs. Eine Frau mit einem Stahlhelm als Allegorie der Germania kniet über einem Löwinnenkopf. Das Schwert hält sie im Rücken, trotzige Trauer symbolisierend.[3] 1938 nahm Göldel an der Großen Deutschen Kunstausstellung in München mit der Gips-Plastik Liegendes Reh teil, die Hitler für 1200 RM erwarb.[4] Eine von Göldel 1938 geschaffene etwa drei Meter hohe Darstellung einer vierköpfigen Familie aus Rochlitzer Porphyrtuff an einem Wohnhaus in Leipzig-Stötteritz ist die größte in Leipzig erhaltene Plastik aus der nationalsozialistischen Zeit.

Über die Zeit nach 1946 und das Lebensende Göldels ist nichts bekannt.[5]

Ehrungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Borsdorf wurde eine Straße nach ihm benannt.

Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1927: Kreuzigungsgruppe an der Kirche St. Marien in Reichenbach im Vogtland
  • 1920er Gefallenendenkmal (Germania) in Borsdorf
  • 1929: Sieben Fassadenfiguren am Petershof Leipzig
  • 1930: Skulptur über dem Eingangsportal des Krematoriums Reichenbach im Vogtland[6]
  • 1933: Bethanienkirche Leipzig: Büste Johann Sebastian Bach und Gefallenen-Ehrenmal in der Taufkapelle
  • 1939: Großplastik Familie, Leipzig-Stötteritz, Naunhofer Straße 18

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Peter Helbig, Michael Liebmann, Thomas Nabert, Horst Riedel (Hrsg.): Schleußig. Ein Leipziger Stadtteillexikon. Pro Leipzig, Leipzig 2020, ISBN 978-3-945027-39-4, S. 15.
  2. Adressbuch Leipzig 1928. Abgerufen am 23. April 2017.
  3. Das Denkmal für Gefallene und Kriegsopfer in Borsdorf. In: Forum Geschichte Mitteldeutschland. Abgerufen am 23. April 2017.
  4. Zentralinstitut für Kunstgeschichte, Deutsches Historisches Museum, Haus der Kunst, Bildbasierte Forschungsplattform zu den Großen Deutschen Kunstausstellungen 1937–1944 in München: Liegendes Reh (Tierfigur).
  5. Allgemeines Künstlerlexikon Bd. 56, S. 519.
  6. Das Krematorium Reichenbach. In: Ulrich Hübner: Kunst und Architektur der deutschen Feuerbestattungsanlagen im historischen Kontext. Unter besonderer Berücksichtigung der Krematorien in Sachsen . Technische Universität Dresden, Diss., Dresden 2013, urn:nbn:de:bsz:14-qucosa-120960, S. 165–174 (168).