Jokhang

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Tibetische Bezeichnung
Tibetische Schrift:
ཇོ་ཁང། གཙུག་ལག་ཁང།
Wylie-Transliteration:
jo khang,
gtsug lag khang
Aussprache in IPA:
[tɕʰòkaŋ], [tsúklakaŋ]
Offizielle Transkription der VRCh:
Qokang, Zuglagkang
THDL-Transkription:
Jokhang, Tsuklakkhang
Andere Schreibweisen:
Jokang, Dschokhang;
Tsuklakhang, Tsuglakhang
Chinesische Bezeichnung
Traditionell:
大昭寺
Vereinfacht:
大昭寺
Pinyin:
Dàzhāo Sì
Der Jokhangtempel in Lhasa

Der Jokhang[1] ist das bedeutendste Heiligtum innerhalb des Lhasa Tsuglagkhang und liegt inmitten der Altstadt von Lhasa, der Hauptstadt des Autonomen Gebiets Tibet der Volksrepublik China. Für die Tibeter bildet er eine Art Zentralheiligtum, zu dem man nach Möglichkeit mindestens einmal im Leben gepilgert sein sollte.

Legenden und Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine Ecke des Jokhang-Heiligtums
Jokhang, Dachterrasse

Der Legende nach wurde der Jokhang im Jahre 639 von König Songtsen Gampos nepalesischer Gemahlin, der Prinzessin Bhrikuti (tib.: khri btsun) errichtet, nachdem der ehemals an dieser Stelle gelegene Milchsee (tib. ’o thang gi mtsho) mit Hilfe der Divination von Songtsen Gampos chinesischer Gemahlin Wen Cheng trockengelegt worden war. Der zwischen 642 und 653 fertiggestellte Bau wurde von den in Begleitung Bhrikutis in das Schneeland gekommenen nepalesischen Künstlern vollendet. Ursprünglich dürfte es sich um ein relativ kleines Gebäude gehandelt haben. Indem die Anlage des Jokhang später – vermutlich insbesondere zur Zeit Tsongkhapas (1357–1419) – um zahlreiche Nebengebäude und weitere Stockwerke erweitert wurde, erhielt sie den Namen Lhasa Tsuglagkhang. Die Gesamtanlage besaß damit eine Fläche von etwa 21.500 m².[2] und bildete von dieser Zeit an die Stätte zur Abhaltung des „Großen Gebetes“ des sogenannten Mönlam Chenmo (tib.: smon lam chen mo).

Während des Aufstandes von 1959 achtete die Volksbefreiungsarmee peinlich darauf, den Tempel nicht zu beschädigen, doch während der Kulturrevolution von 1966 bis 1976 wurde der Jokhang unter Beteiligung der Bevölkerung von Lhasa geplündert und schließlich als Hauptquartier der Roten Garden sowie als Gästehaus und Filmtheater genutzt.[3]

Im Jahr 1981 wurde der Jokhang unter nationalen Denkmalschutz gestellt. Im Jahr 2000 wurde er zusammen mit dem Potala-Palast als „Historisches Ensemble Potala-Palast in Lhasa“ zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt. 2001 kam noch der Norbulingka dazu.

Am 17. Februar 2018 brach einen Tag nach Beginn der traditionellen tibetischen Neujahrsfeiern in den Abendstunden ein Feuer im Tempel aus. Über die konkreten Schäden machten die ersten offiziellen Berichte in China keine Angaben.[4]

Architektur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das mit vergoldeten Bronzeziegeln gedeckte Dach ist mit einem von Gazellen flankierten Dharma-Rad geschmückt. In der Haupthalle befinden sich unter anderem die vergoldete Statue des Jovo Rinpoche Shakyamuni, einer speziellen, mit dem Bodhisattva-Schmuck versehenen Form des Buddha Shakyamuni, sowie Statuen des Avalokiteshvara, Maitreya und Padmasambhava sowie von Songtsen Gampo und seinen beiden Gemahlinnen, der chinesischen Wen Cheng und der nepalesischen Bhrikuti.

Stadtplan der Altstadt von Lhasa

Der im Zentrum gelegene Jokhang wird von einem Wandelgang mit Gebetsmühlen umgeben, Nangkhor (‚Innerer Weg‘) genannt – der ‚mittlere‘ Weg ist der Pilgerweg der Barkhor rund um das Kloster, der äußere Weg der Lingkhor rund um die Altstadt.

Die Anlage ist ein Musterbeispiel der tibetischen Architektur und wurde mehrfach ausführlich beschrieben.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Andre Alexander: The Temples of Lhasa. Tibetan Buddhist Architecture from the 7th to the 21st Century. Serindia, Chicago 2005.
  • F. Spencer Chapman: Lhasa the Holy City. R.&R. Clark, London 1940, Nachdruck ISBN 0-8369-6712-7; chinesische Übersetzung (2004) ISBN 7-80057-460-1.
  • Karl-Heinz Everding: Tibet. Lamaistische Klosterkultur, nomadische Lebensweise und bäuerlicher Alltag auf dem „Dach der Welt“. DuMont-Kunstreiseführer, Ostfildern 2009.
  • Michael Henss: Tibet. Die Kulturdenkmäler. O. O. (1981).
  • Knut Larsen, Amund Sinding-Larsen: The Lhasa Atlas. Traditional Tibetan Architecture and Townscape. Shambala, Boston 2001.
  • Rong Ma: Han and Tibetan Residential Patterns in Lhasa. In: The China Quarterly, 128, Dezember 1991, S. 814–835.
  • Ernst Schäfer: Fest der Weißen Schleier. Braunschweig 1949.
  • Vladimir Sis, Josef Vaniš: Der Weg nach Lhasa. Bilder aus Tibet. Verlag Artia, Prag 1956.
  • Roberto Vitali: Early Tempels of Central Tibet. Serindia, London 1990.
  • L. Austine Waddell: Lhasa ad its Mysteris. London 1905.
  • Nyi ma tshe ring ཉི་མ་ཚེ་རིང: lha ldan gtsug lag khang gi gnas bshad mdor bsdus bzhugs so ལྷ་ལྡན་གཙུག་ལག་ཁང་གི་གནས་བཤད་མདོར་བསྡུས་བཞུགས་སོ. (‚Überblick über den Jokhang‘). Lhasa 2005, ISBN 7-223-01747-3; Chinesische Ausgabe: Dàzhāo Sì jiǎnjiè 大昭寺简介, Lhasa, Xīzàng rénmín chūbǎnshè 西藏人民出版社 2004, ISBN 7-223-00042-2.
  • Ài’ěrjídì 艾尔极地 (Hrsg.): Dài nǐ yóu Dàzhāo Sì 带你游大昭寺 / Follow Me to the Jokhang Temple. Lhasa, Xīzàng rénmín chūbǎnshè 西藏人民出版社, 2001, ISBN 7-223-01353-2.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Jokhang – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Auch Jokhang-Tempel oder Jokhang-Kloster genannt; bei Heinrich Harrer in seinem Buch Sieben Jahre in Tibet sowie bei Erich Schäfer in Tibet und Zentralasien auch „Kathedrale“. Der chinesische Name, Dàzhāo Sì 大昭寺, suggeriert einen engen Zusammenhang mit dem Ramoqê-Tempel (ra mo che dgon pa), der auf Chinesisch Xiǎozhāo Sì 小昭寺 heißt.
  2. Guójiā cèhuìjú dìmíng yánjiūsuǒ 国家测绘局地名研究所, Xīzàng dìmíng 西藏地名 / bod ljongs sa ming བོད་ལྗོངས་ས་མིང (Tibetische Ortsnamen), Beijing, Zhōngguó Zàngxué chūbǎnshè 中国藏学出版社 1995, ISBN 7-80057-284-6, S. 89.
  3. Friedemann Berger: Gesichter Tibets. 2. Auflage. Verlag für fremdsprachige Literatur, Beijing 2003, ISBN 7-119-01343-2, S. 87.
  4. Tibetisches Heiligtum von Feuer zerstört. Spiegel Online, 18. Februar 2018. Chris Buckley: Fire Strikes Hallowed Site in Tibet, the Jokhang Temple in Lhasa. New York Times, 17. Februar 2018.

Koordinaten: 29° 39′ 11″ N, 91° 7′ 53″ O