Jonny Greenwood

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Jonny Greenwood auf dem Hurricane-Festival (2003)

Jonathan „Jonny“ Richard Guy Greenwood (* 5. November 1971 in Oxford, England) ist ein britischer Musiker, Filmkomponist und Mitglied der Alternative-Rock-Band Radiohead.[1]

Zur Person[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jonny Greenwood ist einer der beiden Gitarristen von Radiohead. Daneben spielt er mehrere andere Instrumente. Im Zusammenspiel mit Sänger Thom Yorke, der in erster Linie federführend für Melodien und Texte wirkt, zeichnet er für die vielschichten Arrangements verantwortlich und ist daher maßgeblich an der Bildung des Radiohead-Sounds beteiligt. Sein exzessiver Spielstil, reich an Effekten und einprägsamen Gitarrensoli, tritt auf Songs wie Paranoid Android (von OK Computer) deutlich hervor.[2] Eine Unterarmbandage, mit der er über mehrere Jahre auftrat, war die Folge seines zeitweise wilden Spielstils.

Live steht Greenwood stets am (vom Zuschauer aus gesehen) rechten Rand der Bühne, umgeben von einer Wand aus Effektgeräten, Synthesizern und diversen Instrumenten. Während sich die anderen Bandmitglieder meist auf ein bis zwei Instrumente beschränken, füllt Greenwood alle Lücken, die im Prozess auftauchen. Während der Aufnahmen zu Kid A beschäftigte er sich mit den Ondes Martenot, welche bis heute maßgeblich am Sound vieler Radiohead-Songs beteiligt sind.[3]

Der Soundtrack zu dem dokumentarischen Film Bodysong (2003; von Regisseur Simon Pummel) wird oft als Soloalbum Greenwoods angesehen. Er besteht vor allem aus elektronischen Klangexperimenten, die kaum Songstrukturen aufweisen. Ein weiterer Soundtrack von Greenwood für Paul Thomas Andersons Film There Will Be Blood, wurde 2007 veröffentlicht und auf der Berlinale 2008 mit einem Silbernen Bären ausgezeichnet.[4] Für alle folgenden Filme Andersons komponierte und arrangierte Greenwood die Filmmusik. Für die Musik in Andersons Film Der seidene Faden wurde er für den Oscar 2018 nominiert.

2021 war er mit Thom Yorke und dem Sons-of-Kemet-Schlagzeuger Tom Skinner Gründungsmitglied von The Smile; ihren ersten gemeinsamen Liveauftritt hatten sie im Mai 2021 beim Glastonbury Festival.[5] Ihr Album A Light for Attracting Attention mit 13 Songs erschien 2022.[6]

Der Rolling Stone listete Greenwood 2015 auf Rang 48 der 100 größten Gitarristen aller Zeiten. In einer Liste aus dem Jahr 2003 hatte er Rang 60 belegt.[7][8]

Equipment[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jonny Greenwood spielt seit mindestens 1993 eine Fender Telecaster Plus, welcher er mit dem Radiohead-Techniker Plank einen Cut-Off-Schalter hinzugefügt hat, welcher ihm die Möglichkeit gibt, das Signal zu unterbrechen, wodurch ein „Stottereffekt“ entstehen kann, wie man ihn in dem Solo von Paranoid Android hören kann. Greenwood benutzt außerdem eine Fender Starcaster sowie eine Gibson Les Paul.[9]

Des Weiteren benutzt er eine Reihe von Effekten, die den Radiohead-Sound prägen:[10]

Was den Einsatz seiner Verstärker anbelangt, greift Jonny Greenwood seit Jahren auf eine Kombination aus dem Vox AC 30 und dem Fender Eighty-Five zurück. Hierbei werden alle seine unverzerrten Signale über den Vox AC 30 und seine verzerrten Signale über den Fender Eighty-Five gespielt. Mit einem FLine-Selector kann Greenwood zwischen den beiden Verstärkern während des Spielens wählen.

Zudem spielt Greenwood live eine Reihe von Tasteninstrumenten:

Greenwood spielt Ondes Martenot

Einflüsse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Greenwood nannte auch John McGeoch (Gitarrist der Band Magazine),[12] Art Blakey,[13] Olivier Messiaen,[13] Can,[13] Talking Heads,[13] Krzysztof Penderecki[14] und György Ligeti[14] als persönliche Einflüsse.

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit 2008 gewann Jonny Greenwood 29 Filmpreise und wurde für 39 weitere nominiert.

1998 erhielt der Dokumentarfilm über Radiohead Meeting People Is Easy Nominierungen für zwei Grammy Awards, darunter als Best Long Form Music Video. 2007 ist er als Composer of the Year und 2014 für den Best Original Score in einem Action/Adventure/Thriller Film für Inherent Vice nominiert worden.[15]

Zum ersten Mal für seine Filmmusik wurde Greenwood 2008 durch die International Film Music Critics Association (IFMCA) als Breakthrough Film Composer of the Year ausgezeichnet. Von 2013 bis 2014 war Greenwood Associated composer des BBC Concert Orchestra.

Für die Filmmusik in Paul Thomas Andersons Film There Will Be Blood wurde er mit dem Ivor Novello Award ausgezeichnet.[16]

2017 gewann er für die Filmmusik von Der seidene Faden den International Film Music Critics Award als Film Score of the Year und Best Original Score for a Drama Film. Für Der seidene Faden erhielt er außer zahlreichen Nominierungen und Auszeichnungen auch jeweils eine Nominierungen für den Oscar, den BAFTA und den Golden Globe. Für den Soundtrack zu The Power of the Dog erhielt Greenwood im Rahmen der Grammy Awards 2023 ebenfalls eine Nominierung.

Diskografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Radiohead

Alle Veröffentlichungen der Band Radiohead sind in der Radiohead-Diskografie zu finden.

Filmmusik
mit Krzysztof Penderecki
  • 2012: Threnody for the Victims of Hiroshima / Popcorn Superhet Receiver / Polymorphia / 48 Responses to Polymorphia
mit Shye Ben Tzur und Rajasthan Express
  • 2015: Junun
mit The Smile
  • 2022: A Light for Attracting Attention
  • 2024: Wall of Eyes

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Jonny Greenwood – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Kurzbiografie, abgerufen am 8. Jun i 2018.
  2. Scott Wilson: 7 pieces of gear that helped shape Radiohead’s timeless OK Computer factmag.com, 21. Mai 2017, abgerufen am 8. Juni 2018
  3. Popularizing the Unpopular: Jonny Greenwood & the Ondes Martenot Primephonic, abgerufen am 8. Juni 2018
  4. Auszeichnungen der Berlinale 2008, abgerufen am 29. April 2017.
  5. Allison Hussey & Matthew Ismael Ruiz: A Look at Thom Yorke and Jonny Greenwood’s Debut as the Smile at Glastonbury 2021 Livestream. Pitchfork, 22. Mai 2021, abgerufen am 3. Dezember 2022.
  6. ME-Redaktion: Band-Trennung: Sons of Kemet lösen sich auf. In: MusikExpress. 3. Juni 2022, abgerufen am 3. Dezember 2022.
  7. 100 Greatest Guitarists of All Time. Rolling Stone, 18. Dezember 2015, abgerufen am 8. August 2017 (englisch).
  8. 100 Greatest Guitarists of All Time – David Fricke’s Picks. Rolling Stone, 2. Dezember 2010, abgerufen am 8. August 2017 (englisch).
  9. Jonny Greenwood, Guitars and Gear abgerufen am 8. Juni 2018
  10. Potent Pairings: the Sound of Radiohead reverb.com, 30. Juni 2016, abgerufen am 8. Juni 2018
  11. Interview Jonny Greenwood, abgerufen am 8. Juni 2016.
  12. Jonny Greenwood: I’ve been blown about for years. In: Dead Air Space. Radiohead.com, 11. Februar 2009, archiviert vom Original am 21. März 2009; abgerufen am 10. Februar 2022: „No guitarist inspired me more that John McGeoch“  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/radiohead.com
    Colin Greenwood, Jonny Greenwood and Adam Buxton sit in ; Jarvis Cocker’s Sunday Service BBC Radio 6. YouTube, 7. Juli 2013, abgerufen am 15. Februar 2022: „Q: Have you ever covered any Magazine track ? [Johnny Greenwood:]Sure, we have played „Shot by both Sides“ and we have played the song „Just“ which is pretty much the same kind of idea. Q: You were thinking very much Magazine with the angular guitar riffing on „Just“, right ? I’ve been thinking that on most of our kind of angular guitar songs that we do. It’s really inventive music.“
  13. a b c d Band File [Radiohead Interview]. In: Melody Maker. 14. August 1993: „Q: Favourite records ? [Jonny:] Art Blakey Moaning, Magazine The Correct Use of Soap, Olivier Messiaen Turangalila Symphony, Can Tago Mago, Talking Heads The Name of the Band is
  14. a b Terry Gross: For Radiohead’s Jonny Greenwood, there are no rules to composing for film [Interview]. Npr.org, 7. Februar 2022;: „To me, music by people like [Krzysztof] Penderecki and [Gyorgy] Ligeti … still sounds very strange and contemporary, and they still sound like the music of the future to me.“
  15. IFMCA – Award Winners 2017
  16. Radiohead in Argentinien, exitmusic.com, abgerufen am 8. Juni 2018