José Armándola

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José Armándola, bürgerlich: Wilhelm August (Willi) Lautenschläger (* 27. Februar 1880 in Bonn am Rhein; † 22. Dezember 1949 in Bad Imnau) war ein deutscher Komponist und Pianist.[1] Weitere Künstlernamen von ihm waren Edwin Haller, A. Nippon, Udo Türmer und James Wanson.[2][3]

Leben und Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wilhelm August Lautenschläger war seit 1906 in Berlin als Pianist tätig. Als Komponist konnte er in den Jahren zwischen 1920 und 1930 mit einem breiten Spektrum an Musikstücken aufwarten: dazu zählen ein Singspiel, mehrere Werke für Männerchor, sinfonische Skizzen, Ballettmusik, Ouverturen und Klavierstücke. Vor allem aber wurde er bekannt durch Unterhaltungsmusik, vorwiegend exotisierender Faktur[4], die er unter seinem dazu passend gewählten südländisch klingenden Pseudonym José Armándola veröffentlichte. Thematisch fallen dabei seine Vorlieben für den Süden und den Orient auf, die sich in seinen Stücktiteln niederschlagen[5]. Daneben verstand er sich aber auch bodenständig[6].

Lautenschlägers Kompositionen wurden durch namhafte Tanz- und Salon-Orchester seiner Zeit wie Marek Weber, Paul Godwin, Willy Rosé-Petösy und Ferdy Kauffman interpretiert und auf der Grammophonplatte festgehalten. Auch in den Musikprogrammen des Rundfunks waren sie, ob live im Studio gespielt oder “vom Wachs” (von der Wachsplatte)[7], bald fester Bestandteil.

In der Geschichte des Musikverlags Bosworth wird José Armándola neben Albert W. Ketèlbey[8], Joseph Engleman[9] und Montague Ewing[10] auch als Komponist von Filmmusik genannt[11]. Armándola schrieb Illustrationsmusiken für Kinotheken[12], z. B. für die “Rialto”-Serie von »Roehrs Filmillustration« und die »Preis-Kino-Bibliothek« des Verlags Heinrichshofen in Magdeburg. Auch auf Grammophonplatten verbreitet wurde sein "Ben Hur-Marsch", der bei C. M. Roehr in Berlin erschienen ist[13]. Dieser und einige Tanzstücke waren außerdem auch auf Notenrollen für elektrische Klaviere zu haben[14]. Lautenschläger besorgte auch die Bearbeitung der Komposition, die Austin Egen für den 1926 gedrehten Rhein- und Wein-Film “Die Loreley”[15] geliefert hat[16]. Sein Wirken als Filmillustrator bezeugt auch die Verwendung seiner Komposition The Trapezist in einem Kompilationsfilm, welchen das Wochenschauarchiv der Schwedischen Filmindustrie 1950 zum Andenken an König Gustav V. zusammenstellte[17].

Gestorben ist Lautenschläger am 22. Dezember 1949 in Bad Imnau.[18] Von seinen 4 Kindern[19] wurde sein Sohn Willi August (1903-ca. 1961) ebenfalls Komponist.

Werke (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Noten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ballet moderne : Suite. Komponist: José Armándola. Verlag/Firma: Berlin: Bosworth Musikverlag, Auslieferer Hamburg: Edition Wilhelm Hansen, Administration: Int. Musikverlage Hans Sikorski.
  • Blauer Pavillon : andalus. Serenade = Pavillon bleu / Musik: José Armándola. Arr.: Heinz Gengler. Komponist: Lautenschläger, Willi. Beteiligt: Gengler, Heinz [Bearb.]. Verlag/Firma: London, Bonn [u. a.] : Bosworth c 1987. Gesamttitel : Hohner aktuell. Anmerkungen : Für Akkordeon-Orchester. - Partitur: 14 S., 30 cm; Best.-Nr. AO 2021 - Titel auch in engl. u. franz. Sprache.
  • Erinnerung an Kairo : Suite orientale. Komponist: José Armándola. Verlag/Firma: Berlin: Bosworth Musikverlag. Auslieferung: Hamburg: Edition Wilhelm Hansen, Administration: Int. Musikverlage Hans Sikorski.
  • Primavera : Argentinische Serenade. Komponist: Willi Lautenschläger. Verlag/Firma : München: G. Ricordi / Otto Junne Musikverlag
  • Wir steigen auf das Gamselhorn : Rheinländer / Musik: Willi Lautenschläger. Bearb.: Harro Steffen. Text: Richard Bars. Komponist: Lautenschläger, Willi. Klavier-, Akkordeon-Ausg. Verlag/Firma: Köln : Polyphon-Musikverlag, c 1976.

Tondokumente[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ach Krause! : Couplet / José Armandola. Lucie Bernardo, Vortragskünstlerin mit Orchesterbegleitung. Stradivari-Record G 5071 (mx. 2035) (C12 5 26)
  • Ben Hur-Marsch / José Armándola. Paul Godwin mit seinem Künstler-Ensemble. Grammophon 19 613 (mx. 82 bi) - ca. 1926
  • Bei Lied und Wein : I. u. II. Teil / José Armandola. Salon-Orchester Ferdy Kauffman. Ultraphon A 670 (mx. 15 426/27) - Oktober 1930
  • Blauer Pavillon. Andalusische Sérenade / José Armándola. Barnabás von Géczy mit seinem Orchester vom "Esplanade". Parlophon B. 48 231 (mx.133 617) - Oktober 1932

Kino-Kompositionen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Agitato. Für erregte dramatische Szenen. Verfolgung. [= Roehrs Filmillustration, Rialto-Serie 1] Berlin: Roehr 1927
  • Allegro brioso. Für erregte und Verfolgungsszenen. Berlin: Roehr
  • Ballettszene [= Preis-Kino-Bibliothek 33] Verl. Heinrichshofen, Magdeburg.
  • Ben Hur-Marsch. Berlin: Roehr
  • Furioso. Für erregte und Aufruhrszenen [= Roehrs Filmillustration, Rialto-Serie 2] Berlin: Roehr 1927
  • Mysterioso. Für Verschwörung, Diebstahl, Verrat, Gespensterszenen. [= Roehrs Filmillustration, Rialto-Serie 6] Berlin: Roehr 192
  • Sturmmusik. [= Roehrs Filmillustration, Rialto-Serie 4] Berlin: Roehr 1927[20]

Werke und Tondokumente seines Sohnes Willi August[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Leuchtender Herbst. Berlin: Ries&Erler, 1936.
  • Pußta-Tango für Jazzorchester. Berlin: Meisel, 1939.
  • Rosita Pepita für Jazzorchester. Berlin : Boccaccio, 1939.
  • Strahlender Sommer. Berlin: Ries&Erler, 1939.
  • Eine Nacht in Palermo ... : Lied u. Tango / T.: W. A. Lautenschläger. Komponist: Lautenschläger, Willi A. F. Ges. m. Klav. m. Bez. Verlag/Firma: Berlin : Florida-Musikverl. [1952] Umfang 4 S. ; 4º
  • Eine Nacht in Palermo : Tango / Willi A. Lautenschläger. Heinz Huppertz mit seinem großen Tanz-Turnier-Orchester und Hammond-Orgel. Odeon O-28 094 (mx. PBe 14 302-1) - April 1951

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Herbert Birett: Stummfilmmusik. Materialsammlung. Deutsche Kinemathek, Berlin 1970.
  • Hans Erdmann, Giuseppe Becce: Allgem. Handbuch der Filmmusik. Unter Mitarbeit v. Ludwig Brav: Berlin, Schlesinger’sche Buch- und Musikhandlung.
    • Bd. 1 Musik und Film: Verzeichnisse, 1927. 155 S. in 4º.
    • Bd. 2 Thematisches Skalenregister, 1927. 266 S. in 4º.
  • Erich H. Müller: deutsches Musiker-Lexikon, Dresden, 1929. [enthält eine ausführliche Übersicht der bis 1929 komponierten klassischen Werke]
  • Mueller von Asow, Erich Hermann/Mueller von Asow, Hedwig: Kuerschners Deutscher Musiker-Kalender 1954. Zweite Ausgabe des Deutschen Musiker-Lexikons, Herausgeber: Hedwig und E.H. Mueller von Asow. Berlin: Walter de Gruyter, 1954, p. 1661. [enthält auch Informationen über Leben und Werk seines Sohnes Willi August]
  • Rosner, Helmut/Bulling, Burchard/Frank, Paul/Noetzel, Florian: Kurzgefasstes Tonkuenstler Lexikon. Fortfuehrt von Burchard Bulling, Florian Noetzel, Helmut Rosner. Wilhelmshaven: Heinrichshofen, 1974. Zweiter Teil: Ergaenzungen und Erweiterungen seit 1937. [gibt fälschlich Berlin als Sterbeort an]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Willi Lautenschläger svensk-filmdatabas
  2. vgl. music sack [1]
  3. Vergleiche den Normdatensatz im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
  4. vgl. drei Notentitel (Maja, Shimmy Foxtrott; Tamara, Shimmy Foxtrot; Hawaiian Memories, Waltz) aus dem Verlag Roehr in Berlin, abgebildet bei [2]
  5. vgl. Titel wie Orientalisch, Orientalischer Fox Trot, Orientalische Szene, Suite Orientale, Im Land der Pyramiden - Andalusische Serenade, Argentinische Serenade, Eine Nacht in Palermo, Gondoliere etc.
  6. vgl. Stücke wie "Mit Laute und Fiedel" und "Bei Lied und Wein" oder den Rheinländer "Wir steigen auf das Gamselhorn".
  7. so pflegten die Rundfunkleute zu sagen, wenn Schallplatten gesendet wurden; vgl. die Aufnahmen mit Stücken Lautenschlägers auf Platten der Firma Vox, aus deren Gebäude 1923 die ersten Radioprogramme ausgestrahlt wurden.
  8. Bosworth’s englische Film-Musik, Bd. 1–3, von ihm stammen auch die Kompositionen In a fairy realm, Phantom, Three fanciful etchings und die Film Suite Scenes of the cinema, vgl. Birett S. 48–49
  9. Bosworth’s internationales Kinoorchester Bd. 3–7, vgl. Birett S. 25
  10. Bosworth’s internationales Kinoorchester Bd. 10, vgl. Birett S. 26
  11. Ab 1920 war der Stummfilm enorm populär ... geworden. Die zur Untermalung komponierte Musik wurde in den Lichtspieltheatern live zum Film gespielt. Als erster Filmmusik-Komponist wurde Albert W. Ketèlbey engagiert, der mit seiner “Film-Suite” 1924 eine Serie von Filmmusiken bei Bosworth startete. Das Arrangement dieser sowie der meisten anderen Filmmusiken war dabei so angelegt, dass es von den kleinsten Ensembles (Trio oder auch nur Klavier allein) bis zu den größten Besetzungen gespielt werden konnte. Damit war die Verbreitungsmöglichkeit in Kinos von geringem Fassungsvermögen und nur einem Pianisten bis hin zu den großen Lichtspieltheatern mit großem Orchester gesichert. Als Filmmusik-Komponisten waren neben Ketèlbey noch J. Engleman, M. Ewing und José Armandola tätig. Die Zeit der Filmmusik währte jedoch nicht lange, denn um 1929 kamen die ersten Tonfilme heraus und der Verlag verlor dadurch zunächst eine bedeutende Einnahmequelle ...[3]
  12. Thematisch geordnete Alben mit Stummfilmmusik brachten nach 1920 aufgrund der gewachsenen Nachfrage die meisten größeren Musikverlage heraus, vgl. S. 15–16 bei Birett zu Beiträgen Lautenschlägers für die Verlage Roehr in Berlin und Heinrichshofen in Magdeburg, die von "Agitato, für erregte dramatische Szenen" über "Letzter Liebesfrühling: Lyrische Szene" bis zur "Schlachtmusik" (vgl. Einspielung mit einem Motion Picture Orchestra vom 16. April 1929 bei Victor Discography [4] ) und dem Galopp "Sieg und Platz" alle möglichen filmischen Stimmungswerte abdecken; selbstverständlich darf auch hier "Orientalisch" nicht fehlen.
  13. vgl. Aufnahme auf Grammophon 19 613 (mx. 82 bi) von 1926 mit Paul Godwin, der den Titel als "Joan Florescu" auch auf Polyphon 3-27 727 (mx. 171 bh) einspielte; der (noch stumme) Monumentalfilm von Fred Niblo, auf den die Komposition abhob, war 1925 in Amerika entstanden.
  14. vgl. Exemplare der Leipziger Firma Hupfeld mit besagtem Ben Hur-Marsch und dem orientalischen Foxtrot ODALIK, und der Fa. EMPECO mit dem GONDOLIERE Tango.
  15. Regie Wolfgang Neff, Kinomusik von Felix Bartsch. Zensurprüfung 9. März 1927 [5]
  16. Das Filmlied “Ich hab' heut Nacht vom Rhein geträumt”, vgl. Birett S. 31, wurde rasch zum Schlager und erschien auch auf zahlreichen Schallplatten, z. B. auf Artiphon 2639 (C19527) Ich hab heut nacht vom Rhein geträumt. Lied aus dem großen Film »Die Loreley« (A. Egen, Text F. Rotter), weitere vgl.[6]: Ich hab' heut' nacht vom Rhein geträumt (Die Lorelei) (Austin Egen - Text: Fritz Rotter) Franz Baumann, mit Violine und Klavier. Odeon O-2082 (Be 5578). Ich hab' heut' nacht vom Rhein geträumt (Die Lorelei) (Austin Egen - Text: Fritz Rotter) Harry Steier, mit Orchesterbegl. Beka B. 6103 (mx. 33 704) . Ich hab' heut' nacht vom Rhein geträumt (Die Lorelei) (Austin Egen - Text: Fritz Rotter) Franz Völker, mit Orchesterbegl. Dirigent: Joh. Heidenreich. Grammophon 21 044 / B. 42 541, aufgen. 1927, und [7] Die Loreley (Ich hab' heut' Nacht vom Rhein geträumt), Lied. M: Austin Egen/T: Fritz Rotter. Franz Baumann, Tenor, mit Klavierbegleitung. Tri-Ergon T.E. 1060-B (mx. 341)(NE 02/1928)(K 1929)(K 1930)
  17. “Konung Gustaf V in memoriam” (1950) En bildkavalkad ur Svensk Filmindustri Journalarkiv[8]
  18. Bad Imnau ist der einzige Kurort im Zollernalbkreis und liegt im Nordzipfel der Stadt im Eyachtal.
  19. vgl. Müller: Deutsches Musiker-Lexikon, 1929.
  20. nach: Birett S. 15–16