Josef Ertl

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Josef Ertl, 1978

Josef Ertl (* 7. März 1925 in Oberschleißheim; † 16. November 2000 in Murnau am Staffelsee) war ein deutscher Politiker (FDP). Er war von 1969 bis 1983 Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ertl wurde als Sohn eines Landwirts geboren und wuchs in Oberschleißheim bei München auf. Nach dem Abitur 1943 nahm Ertl zunächst als Soldat am Zweiten Weltkrieg teil. Am 26. Januar 1943 beantragte er die Aufnahme in die NSDAP und wurde zum 20. April desselben Jahres aufgenommen (Mitgliedsnummer 9.559.336).[1][2]

Nach Kriegsende absolvierte er dann eine landwirtschaftliche Lehre und anschließend ein Studium der Landwirtschaft in Weihenstephan, das er 1950 als Diplomlandwirt beendete. Zeitlebens war er Mitglied der Studentenverbindung A. V. Agraria München Weihenstephan. Nach dem Studium trat er in den bayerischen Staatsdienst ein und war von 1952 bis 1959 im Bayerischen Landwirtschaftsministerium tätig. Von 1959 bis 1961 war er als Oberlandwirtschaftsrat Leiter des Landwirtschaftsamtes Miesbach.

Josef Ertl war seit 1953 mit Paula Niklas, der Tochter seines Vorgängers im Amt des Bundeslandwirtschaftsministers, Wilhelm Niklas, verheiratet. Ertl lebte in Bad Wiessee und während seiner Amtszeit als Bundeslandwirtschaftsminister auch im Wachtberger Stadtteil Pech im Rhein-Sieg-Kreis in Nordrhein-Westfalen.

Am Ostermontag 1993 wurde er auf dem familieneigenen Bauernhof von einem Stier angefallen, konnte aber trotz lebensgefährlicher Verletzungen – darunter eine Brustkorbquetschung mit Lungenverletzung und mehrere Rippenbrüche – gerettet werden. Seither war er auf den Rollstuhl angewiesen. Sieben Jahre später wurde er am 10. November 2000 auf dem Hof seines Sohnes Christoph in Rott am Lech erneut Opfer eines Unfalls, bei dem er sich schwere Brandverletzungen zuzog, weil er mit seiner Kleidung mit offenem Feuer in Berührung kam. Eine Behandlung in der Unfallklinik Murnau konnte Ertl nicht retten. Er erlag dort seinen Verletzungen und wurde auf dem Bergfriedhof von Bad Wiessee beigesetzt.

Partei[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1952 wurde Ertl Mitglied der FDP. 1971 löste er Dietrich Bahner als Vorsitzenden der FDP Bayern ab und übte dieses Amt bis 1983 aus. Sein Nachfolger wurde Manfred Brunner.

Unterlagen über seine Tätigkeit als Landesvorsitzender der bayerischen FDP aus den Jahren 1970 bis 1983 werden im Archiv des Liberalismus der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit in Gummersbach aufbewahrt.

Abgeordneter[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von 1961 bis 1987 war er Mitglied des Deutschen Bundestages. Hier war er von 1968 bis 1969 Stellvertretender Vorsitzender der FDP-Bundestagsfraktion.

Bundesminister[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach der Bundestagswahl 1969 wurde er am 22. Oktober 1969 als Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in die von Bundeskanzler Willy Brandt geführte Bundesregierung berufen. Dieses Amt bekleidete er auch unter Bundeskanzler Helmut Schmidt. Nach dem Bruch der sozialliberalen Koalition trat er am 17. September 1982 gemeinsam mit den anderen FDP-Bundesministern zurück. Nach der Wahl von Helmut Kohl zum Bundeskanzler übernahm Ertl am 4. Oktober 1982 erneut die Leitung des Landwirtschaftsministeriums. Da die FDP bei der vorgezogenen Bundestagswahl 1983 erhebliche Stimmeinbußen hinnehmen musste, konnte sie in den Koalitionsverhandlungen nur noch drei FDP-Bundesminister durchsetzen. Das Landwirtschaftsministerium wurde von der CSU beansprucht, so dass Ertl am 29. März 1983 aus der Bundesregierung ausschied.

Ertl war lässig im Umgang mit Geldern, die gespendet wurden.[3] Ertls „Politik der offenen Hand“ führte sogar dazu, dass der seinerzeitige Bundespräsident Karl Carstens 1980 Bedenken hatte, den Freidemokraten erneut zum Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zu ernennen.[4]

Weiteres Engagement[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Katholik Josef Ertl wurde 1975 bei der Gründung des Katholisch-Liberalen Arbeitskreises (KLA, seit 1997: KLAK) dessen erster Vorsitzender.[5] Von 1984 bis 1990 war er Präsident der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) und danach deren Ehrenpräsident.[6] Außerdem war er von 1978 bis 1991 Präsident des Deutschen Skiverbandes.

Ehrungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weiter war Ertl auch Ökonomierat der Republik Österreich und Ehrendoktor der Universität Tokio.

Zur Erinnerung an Ertl verleiht die Deutsche Landwirtschaftsgesellschaft (DLG) seit 2001 die Josef-Ertl-Medaille.

Kabinette[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Josef Ertl – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Bundesarchiv R 9361-IX KARTEI/8071236
  2. Helmut Gewalt: Angehörige des Bundestags / I.-X. Legislaturperiode: Ehemalige NSDAP- & / oder Gliederungsmitgliedschaften. (PDF) Willi-Bredel-Gesellschaft Geschichtswerkstatt e.V., 20. Oktober 2005, S. 2, abgerufen am 20. Januar 2020.
  3. So wie Du bist. In: Der Spiegel. Nr. 50, 1980, S. 22 (online).
  4. In großen Scheinen. In: Der Spiegel. Nr. 49, 1980, S. 28 (online).
  5. Josef Ertl und der Katholisch-Liberale Arbeitskreis (KLAK).
  6. Josef Ertl Präsident der DLG; Sonderband 100 Jahre DLG, S. 199.
  7. Aufstellung aller durch den Bundespräsidenten verliehenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich ab 1952 (PDF-Datei; 6,59 MB).
  8. Bekanntgabe von Verleihungen des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. In: Bundesanzeiger. Jg. 25, Nr. 43, 9. März 1973.