Josef Terboven

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Josef Terboven, Februar 1942

Josef Antonius Heinrich Terboven (* 23. Mai 1898 in Essen; † 8. Mai 1945 in Skaugum bei Oslo, Norwegen) war ein nationalsozialistischer Politiker, Gauleiter von Essen und Reichskommissar für die vom Deutschen Reich besetzten norwegischen Gebiete.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Terboven war Sohn eines Gastwirtes.[1] Die konfessionelle Bindung in der Familie war katholisch. Der Vater verstarb etwa 1920/1921.

Josef Terboven besuchte die Volksschule und anschließend die Humboldt-Oberrealschule in Essen. Nach Abschluss der Unterprima im Mai 1915 meldete er sich als Kriegsfreiwilliger. Er kam zunächst zur Feldartillerie, dann zur Luftwaffe. Er erhielt das Eiserne Kreuz II. und I. Klasse. 1918 wurde er als Leutnant d. R. entlassen. Auf die Zuerkennung des Abgangs-Reifezeugnisses seiner Schule (Abiturjahrgang 1916) folgte von 1919 bis 1922 ein Studium der Rechts- und Staatswissenschaften in München und Freiburg, das er nicht abschloss.

1923 begann er eine Lehre zum Bankangestellten bei der Essener Credit-Anstalt. Wegen Personaleinsparungen wurde er nach Abschluss der Lehre 1925 entlassen.

Josef Terboven (in Zivil) mit Essener SA auf der Fahrt zum Reichsparteitag in Weimar, Juli 1926

1923 trat Terboven der NSDAP bei und beteiligte sich im gleichen Jahr am Hitler-Ludendorff-Putsch in München. Seine Mitglieds-Nr. war 25.247, und nach der Aufhebung des Parteiverbotes aktivierte er seine Mitgliedschaft erneut. 1925 gründete er die NSDAP-Ortsgruppe Essen, die er als Führer der Essener SA leitete. 1928 wurde er Gauleiter von Essen.

In der Reichstagswahl 1930 wurde Terboven für die NSDAP in den Reichstag gewählt (Wahlkreis 23 – Düsseldorf West). Das Mandat konnte er in den Reichstagswahlen 1932 und in der Reichstagswahl am 5. März 1933 verteidigen und behielt es auch im nationalsozialistischen Reichstag.

Am 28. Juni 1934 heiratete er Ilse Stahl (verst.1972), eine ehemalige Sekretärin von Joseph Goebbels, der zusammen mit Hitler an der kirchlichen Trauung in der Essener Münsterkirche teilnahm. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde Terboven zum Preußischen Staatsrat und (neben seiner parteiamtlichen Stellung als Gauleiter) am 5. Februar 1935 zum Oberpräsidenten der Rheinprovinz ernannt. 1936 wurde er zum SA-Obergruppenführer ernannt.

Terboven (Arm in der Schlinge) mit deutschen Offizieren 1942 in Norwegen. Ganz vorne links Wilhelm Redieß.

Nach der deutschen Besetzung Norwegens wurde Terboven am 24. April 1940 in Oslo Reichskommissar und unterstützte so die Kollaborationsregierung unter Vidkun Quisling und dessen Partei Nasjonal Samling. Er beutete das besetzte Norwegen im Interesse der deutschen Kriegswirtschaft wirtschaftlich aus und betrieb eine harte Politik gegen den zunehmenden Widerstand der norwegischen Bevölkerung. Er wurde so zu einer Symbolfigur der deutschen Unterdrückungs- und Ausbeutungspolitik. 1943/44 arbeitete Arno Schickedanz in der Stabsleitung von Terboven.[2]

Der nach Adolf Hitlers Selbstmord ernannte neue Reichspräsident Großadmiral Karl Dönitz verfügte am 7. Mai 1945 die sofortige Entlassung Terbovens[3] und seine Entbindung von allen Ämtern. Am darauffolgenden Tag, der deutschen Kapitulation nahm Terboven sich mittels Sprengstoff in einem Bunker auf Gut Skaugum das Leben. Dem vorausgegangen war einem Trinkgelage mit Wilhelm Redieß, dem Höheren SS- und Polizeiführer (HSSPF) Norwegens, der sich dort kurz zuvor erschossen hatte.[4]

Seine sterblichen Überreste wurden in der Familiengruft auf dem städtischen Friedhof Essen-Frillendorf, Ernestinenstraße, beigesetzt.

Publikationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Proklamation vom 26. April 1940, Oslo 1940
  • Nyordningen i Norge : Tale 25. Sept. 1940, Stenersen Verlag Oslo 1940
  • Tysklands stemme med bidrag av 24 ledende medlemmer av parti og stat, Stenersen Verlag Oslo 1940
  • Der nationale Durchbruch, Oslo 1942.

Terbovens Schriften wurden 1946 in der Sowjetischen Besatzungszone auf die Liste der auszusondernden Literatur gesetzt[5] da sie die nationalsozialistische Ideologie, Krieg, die deutsche Eroberungspolitik und die NS-Rassentheorie verherrlichen. Darin enthalten sind mehrere Thesen mit verschwörungstheoretischem Charakter.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Josef Terboven – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Schröter, Harm G., "Terboven, Josef" in: Neue Deutsche Biographie 26 (2016), S. 33–34 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118621343.html#ndbcontent
  2. H.D. Heilmann: Aus dem Kriegstagebuch des Diplomaten Otto Bräutigam. In: Götz Aly u. a. (Hrsg.): Biedermann und Schreibtischtäter. Materialien zur deutschen Täter-Biographie. Institut für Sozialforschung in Hamburg: Beiträge zur nationalsozialistischen Gesundheits- und Sozialpolitik 4, Berlin 1987, S. 173.
  3. Harm G. Schröter: Terboven, Josef. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 26, Duncker & Humblot, Berlin 2016, ISBN 978-3-428-11207-4, S. 33 f.
  4. Nasjonalbiblioteket. Abgerufen am 12. März 2022.
  5. Deutsche Verwaltung für Volksbildung in der sowjetischen Besatzungszone, Liste der auszusondernden Literatur (Berlin: Zentralverlag, 1946), Transkript Buchstabe T, Seiten 414–423.