Karl Friedrich Moest

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Karl Friedrich Moest, um 1913
Minerva auf der im Zweiten Weltkrieg zerstörten Eisenbahnbrücke Mannheim
Das Kaiserin-Augusta-Denkmal in den Koblenzer Rheinanlagen (zusammen mit Bruno Schmitz)
Denkmal für Heinrich Hübsch in Karlsruhe
Denkmal für Großherzog Friedrich I. von Baden in Badenweiler
Bismarckdenkmal in Karlsruhe
Galatea-Brunnen (vor 1900)

Karl Friedrich Moest oder Carl Friedrich Moest (* 26. März 1838 in Gernsbach, Baden; † 14. August 1923 in Karlsruhe; auch Möst)[1] war ein deutscher Bildhauer. Er war der Vater des Malers Hermann Moest, des Sängers Rudolf Moest[2][3] und des Schauspielers Friedrich Moest.[4]

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Moest erlernte bei seinem Vater, einem Büchsenmacher, das Zeichnen, ätzte auch in Kupfer und Stahl, lernte mit dem Grabstichel umzugehen, schuf Intarsien und schnitzte in Holz. In Pforzheim begann er in einer Silberwarenfabrik das Modellieren und Gravieren.[5] Später fertigte er Formen für Verzierungen auf Korken für Weinflaschen. Er arbeitete mehrere Jahre hart, um seine weitere Ausbildung finanzieren zu können. Sein Körper war damit allerdings überfordert und Moest erkrankte an Typhus, zwei Monate nachdem er ins Münchener Polytechnikum eingetreten war.[5] Nachdem er in seiner Geburtsstadt genesen war, begann er am Karlsruher Polytechnikum das Studium von Maschinenbau, Chemie und Architektur.[5] Nach einem halben Jahr entschied Moest sich allerdings für die Kunst. Nun wurde er an der Kunstschule von Adolf des Coudres und Johann Wilhelm Schirmer unterrichtet. Ein weiterer Lehrer Moests war der Bildhauer Hans Baur (1829–1897), der ein privates Atelier im Neubau der Akademie in der Bismarckstraße angemietet hatte und Moest dort zusammen mit Gustav von Kreß unterrichtete.[6]

Moests erste Werke waren Porträtbüsten wie vom Maler August von Bayer (1803–1875) und den Ministern Wilhelm Lamey und Franz von Roggenbach.[5] Sein Lehrer Carl Steinhäuser vermittelte Moest vermutlich den Auftrag, unter seiner Aufsicht[7] ein Denkmal für den 1863 verstorbenen Oberbaudirektor Heinrich Hübsch zu entwerfen.[8] Ab 1863 war er als Zeichenlehrer an der Gewerbeschule tätig.[9] Nachdem er weitere Büsten und die großen Sandsteinkaryatiden für das Rathaus in Mannheim gestaltet hatte, ging er mit einem Reisestipendium 1864 nach Italien und studierte die Meisterwerke Michelangelos, Canovas und Thorwaldsens. Nach seiner Rückkehr folgten zunächst weitere Büsten (Johann Wilhelm Schirmer, Georg Gottfried Gervinus, Wilhelm Lamey (1904 in Mannheim)[9], Fürstin von Wied und das Großherzogenpaar) sowie sein erstes größeres Werk: die Gruppe der Minerva mit Handel und Industrie auf der Eisenbahnbrücke in Mannheim, die ihm einen bedeutenden Namen machte und andere Arbeiten nach sich zog. 1870 beantragte er, nach London reisen zu dürfen, um die antiken Bildwerke und Gipsabgüsse des British Museum sowie das South-Kensington-Museum besuchen zu können.[10]

Am 26. Mai 1868 heiratete Moest in Bruchsal Louise Himmel (* 1. September 1839).[11] Am 5. Dezember kam ihr Sohn Hermann zur Welt.[12] Der Sohn Friedrich war bereits 1867 zur Welt gekommen, sein Bruder Rudolf folgte 1871.[2]

Moest war ab 1867 (ab 1872 als Professor) Lehrer an der Kunstgewerbeschule in Karlsruhe[9] und wohnte in der Bismarckstraße 47.[13] Zudem war er für das Unternehmen Dyckerhoff & Widman tätig, das neben dem Vertrieb von Baumaterialien auch Architekturteile und Plastiken in Zement goss. Das Unternehmen wurde beispielsweise von der Stadt Karlsruhe mit der Herstellung des Galatea-Brunnens beauftragt, den Moest dann ausführte.[14] 1879 schied Moest auf eigenen Wunsch aus der Kunstgewerbeschule aus, da sein Alternativvorschlag der Lohnerhöhung statt Kündigung von Gustav Kachel nicht akzeptiert wurde.[15] Moests Nachfolger wurde Adolf Heer.[10]

Im Jahr 1890 wurde Moest beim Wettbewerb um die Errichtung eines Denkmals für Kaiser Wilhelm I. disqualifiziert, da er sein Modell im falschen Maßstab angefertigt hatte. Er wäre auf Platz drei gelandet, hinter Hermann Volz und Adolf Heer, der es am Ende ausführte.[16] Mehr Glück hatte er zwischen 1900 und 1901 im zweiten Wettbewerb um die Errichtung eines Bismarck-Denkmals in Karlsruhe: Nachdem ein erster solcher Wettbewerb bereits ohne Sieger gescheitert war, wurde Fridolin Dietsche als Sieger der zweiten Konkurrenz beworben, da man den seinen noch als den „relativ besten“ Entwurf bezeichnete. Das Denkmalkomitee entschied sich jedoch später dafür, einen der drei Entwürfe ausführen zu lassen, die Moest eingereicht hatte.[17]

Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zu den Werken, die Moest nach der Mannheimer Eisenbahnbrücke schuf, gehören die Gruppe des Triumphs der Galatea (Galatea-Brunnen), das Denkmal für die in Mannheim verstorbenen Krieger von 1870/71[18], allegorische Figuren am Direktionsgebäude der pfälzischen Bahn in Ludwigshafen[5] und als sein Hauptwerk das Siegesdenkmal in Freiburg im Breisgau, sowie das 1879 enthüllte Kriegerdenkmal auf dem Pforzheimer Marktplatz,[19] bestehend aus einem altgermanischen Krieger von herkulischer Gestalt.[20] Letzteres wurde spätestens beim Luftangriff auf Pforzheim zerstört.

In Karlsruhe finden bzw. fanden sich besonders viele seiner Werke, darunter die folgenden:

Stil[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Moests Gesamtwerk orientiert sich am Spätklassizismus. Die Porträtbüsten ab 1890 sind zudem vom Naturalismus beeinflusst.[10]

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Moest war Ritter des großherzoglich badischen Ordens vom Zähringer Löwen und des königlich preußischen Kronen-Ordens.

Rezeption[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

BW

„Denkmäler und ausgezeichnete Bildnisbüsten sind die am meisten anerkannten Schöpfungen des Meisters.“

Kunstchronik zum 80. Geburtstag Moests[33]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Karl Friedrich Moest – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Deutsches Biografisches Jahrbuch, Band 5, 1923, Totenliste (335).
  2. a b Wilhelm Kosch: Deutsches Theater-Lexikon, ed. 10:2. Klagenfurt, Wien: Kleinmayr, 1960.
  3. † Kammersänger Rudolf Moest. In: Neue Freie Presse, Abendblatt, Nr. 19640/1919, 29. April 1919, S. 4, Mitte links. (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/nfp
  4. Herrmann A. L. Degener: Wer ist's? ed. 10, Degener, Berlin 1935.
  5. a b c d e f Wilhelm Kaulen: Freund und Leid im Leben deutscher Künstler. Christian Winter, Frankfurt am Main 1878, S. 230–234.
  6. Schmitt, S. 18.
  7. Schmitt, S. 282 f.
  8. Schmitt, S. 54.
  9. a b c d e f g Schmitt, S. 686.
  10. a b c Schmitt, S. 21.
  11. Eintrag des Paares@1@2Vorlage:Toter Link/www.familysearch.org (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im März 2022. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. bei FamilySearch.org, letzter Zugriff 28. Dezember 2009.
  12. Karl Friedrich Moest. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 25: Moehring–Olivié. E. A. Seemann, Leipzig 1931, S. 15 (biblos.pk.edu.pl).
  13. Geistiges Deutschland (Kurztitel). Das geistige Deutschland am Ende des 19. Jahrhunderts Enzyklopädie des deutschen Geisteslebens in biographischen Skizzen. Bd. 1 Die Bildenden Künstler. Leipzig/Berlin. 1898. Band 1.
  14. a b Schmitt, S. 93.
  15. Schmitt, S. 30; Fußnote 66
  16. Schmitt, S. 372.
  17. Schmitt, S. 420.
  18. a b Joseph August Beringer: Mannheim – Stoff für den heimatkundlichen Unterricht, In: Jahresbericht des Realgymnasiums mit Realschule (Lessingschule), Schuljahr 1912/13, Mannheim 1913, S. 20; dort allerdings fälschlicherweise als das Werk eines Hermann Moest ausgegeben, wurde vermutlich bei Friedrich Walter abgeschrieben, wo es auch schon falsch stand
  19. Pforzheim. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Band 12, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig/Wien 1885–1892, S. 976.
  20. Das Denkmal auf einer Postkarte von 1897
  21. Generallandesarchiv Karlsruhe, 56/157 (Mikrofilm), Schreiben des Ministeriums des Inneren vom 26. März (?) oder 26. September 1868.
  22. Silke Walther: In welchem Style sollen wir bauen? Studien zu den Schriften und Bauten des Architekten Heinrich Hübsch (1795–1863). Dissertation. 2003.
  23. Schmitt, S. 487 f.
  24. Ferdinand Werner: Der lange Weg zum neuen Bauen. Band 2: Zement und Kunststein. Der Siegeszug der Phantasie. Worms 2016, ISBN 978-3-88462-372-5, S. 422.
  25. Abbildung im Stadtwiki Karlsruhe
  26. Schmitt, S. 398ff
  27. Schmitt, 416 ff.
  28. Michael Klant: Vergessene Bildhauer. In: Skulptur in Freiburg. Kunst des 19. Jahrhunderts im öffentlichen Raum. Freiburg 2000, S. 164–172 ISBN 3-922675-77-8, S. 168.
  29. Schmitt, S. 110.
  30. Schmitt, S. 218 ff.
  31. Schmitt, S. 334 f.
  32. zur-schnecke-in-kandern.de: Ausflugsziel Kurpark Badenweiler im Markgräflerland mit dem Thermalquellbad Cassiopeia, (Memento des Originals vom 3. März 2009 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.zur-schnecke-in-kandern.de Zugriff am 18. November 2009.
  33. Kunstchronik, 29. Jahrgang, E. A. Seemann, Leipzig 1918.