Karl Kißling

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Karl Kißling (* 14. März 1875 in Donaueschingen; † 8. September 1953 in Baden-Baden) war ein deutscher Internist.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kißling studierte Medizin an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und der Eberhard-Karls-Universität Tübingen. Seit 1895 war er Mitglied des Corps Rhenania Freiburg.[1] 1899 wurde er in Tübingen zum Dr. med. promoviert.[2] Die fachärztliche Ausbildung durchlief er in Wien und im Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. Seine Hamburger Lehrer waren Eugen Fraenkel, Hermann Kümmell und Hermann Lenhartz. 1912 wurde er Chefarzt einer medizinischen Abteilung. Zu seinen Hamburger Freunden gehörte Carl Vering.[3] Im Ersten Weltkrieg als Sanitätsoffizier eingezogen, diente Kißling in Sanitätskompanien an der Kriegsfront und in Feldlazaretten. Mit beiden Eisernen Kreuzen ausgezeichnet, wurde er gegen Ende des Krieges an das Offizierlazarett in Heidelberg beordert. Als Franz Volhard von Mannheim auf den Hallenser Lehrstuhl berufen wurde, trug man Kißling die chefärztliche Leitung der I. Medizinischen Abteilung im Städtischen Krankenhaus Mannheim an. Obwohl es ihn eigentlich zurück nach Hamburg zog, ließ er sich 1919 auf die Mannheimer Herausforderung ein.[4] Bei der kriegsbedingten Nachwuchsnot seines Corps ließ er sich zugleich als Corpsbursche reaktivieren.[3] Als Ärztlicher Direktor betrieb er die Vollendung des im Krieg begonnenen Neubaus der Städtischen Krankenanstalten. 1923 wurde es als eines von Deutschlands größten und schönsten Krankenhäusern eröffnet. In seinen kilometerlangen Kellergängen veranstalteten Kißlings Corpsbrüder nach Kasinofesten Rad- und Motorradrennen.[3][5]

Die Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg ernannte ihn 1929 zum o. Honorarprofessor. 1939 pensioniert, wollte sich Kißling nach Wiesbaden, in die Nähe eines in Bad Schwalbach lebenden Freundes, zurückziehen; nach Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde er aber zur Wehrmacht eingezogen und als Chefarzt einer Lazarettabteilung in „seinem“ Krankenhaus eingesetzt. Nach kurzer Beurlaubung aus gesundheitlichen Gründen wurde er 1941 beratender Internist beim Korpsarzt des Wehrkreises XII.[3]

Nachdem er bei den Luftangriffen auf Mannheim allen Besitz verloren hatte, fand er nach der Kapitulation der Wehrmacht Zuflucht im Bühlertal. Trotz engster Verhältnisse und wirtschaftlicher Schwierigkeiten betreute er – ausgerüstet nur mit einem Stethoskop – die einheimische Bevölkerung. Als er an einem Malignom gestorben war, ehrte ihn das Mannheimer Krankenhaus mit einer übervollen Trauerfeier am 2. Dezember 1953.[3]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Axel Bauer: Vom Nothaus zum Mannheimer Universitätsklinikum: Krankenversorgung, Lehre und Forschung im medizinhistorischen Rückblick. 2002, Digitalisat

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Kösener Corpslisten 1960, 35/599.
  2. Theoretical Chemistry Genealogy Project
  3. a b c d e Karl Kißling. Der Bote vom Oberrhein (Corpszeitung der Rhenania Freiburg), Nr. 9 (177 der alten Folge). Freiburg im Breisgau, November 1954, S. 24–27
  4. A. Bauer
  5. Aus dem Städtischen Krankenhaus/Klinikum entstand 2001 das Universitätsklinikum Mannheim