Karl Krolow

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Stadtbibliothek Hannover: Porträt Karl Krolow, 1982 geschaffen von Thomas Duttenhoefer

Karl Krolow (* 11. März 1915 in Hannover; † 21. Juni 1999 in Darmstadt; Pseudonym: Karol Kröpcke) war ein deutscher Schriftsteller.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Karl Krolow, der aus einer Beamtenfamilie stammte, wuchs in Hannover auf, wo er das Realgymnasium besuchte. Von 1935 bis 1942 studierte er Germanistik, Romanistik, Philosophie und Kunstgeschichte an den Universitäten in Göttingen und Breslau. Krolow, der bereits seit 1934 der Hitlerjugend angehört hatte, beantragte am 24. November 1937 die Aufnahme in die NSDAP und wurde rückwirkend zum 1. Mai dieses Jahres aufgenommen (Mitgliedsnummer 4.819.613).[1][2] Ab 1940 begann Krolow, Gedichte in Publikationen wie der Krakauer Zeitung, dem NS-Propagandablatt des Generalgouvernements, zu veröffentlichen. Ab 1942 ließ sich der Autor als freier Schriftsteller in Göttingen nieder. 1943/44 publizierte er auch in der nationalsozialistischen Wochenzeitung Das Reich.[2]

1952 zog Krolow nach Hannover, 1956 nach Darmstadt, wo er bis zu seinem Tode lebte. Bereits seit den Fünfzigerjahren galt Krolow als einer der bedeutendsten Lyriker der deutschen Nachkriegsliteratur. Er ist daneben auch als Übersetzer aus dem Französischen und Spanischen und Verfasser von Prosawerken hervorgetreten. Karl Krolow war seit 1951 Mitglied des PEN-Zentrums der Bundesrepublik Deutschland, seit 1953 der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt (zeitweise als Präsident), seit 1960 der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz und seit 1962 der Bayerischen Akademie der Schönen Künste. Für sein umfangreiches und vielseitiges Werk erhielt er zahlreiche Auszeichnungen, u. a. 1956 den Georg-Büchner-Preis, 1965 den Großen Niedersächsischen Kunstpreis, 1975 die Goethe-Plakette des Landes Hessen, das Große Bundesverdienstkreuz, den Literaturpreis Stadtschreiber von Bergen und den Rainer-Maria-Rilke-Preis für Lyrik, 1976 den Ehrendoktor der Technischen Universität Darmstadt, 1983 den Hessischen Kulturpreis, 1985 den Literaturpreis der Bayerischen Akademie der Schönen Künste und 1988 den Friedrich-Hölderlin-Preis der Stadt Bad Homburg.

Karl Krolow liegt im Familiengrab der Eltern und Großeltern auf dem Stadtfriedhof Engesohde (Abteilung 13) seiner Heimatstadt Hannover begraben. In seinem Prosaband „Nacht-Leben oder Geschonte Kindheit“ (1985), der autobiographische Aufzeichnungen über seine Kindheit und Jugend 1915–1935 in Hannover enthält, rekapituliert er im Alter nochmals seine Zeit in der hannoverschen Südstadt, wo er in dem Haus Bandelstraße/Ecke Sallstraße aufwuchs.

Trivia[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die unter dem Pseudonym Karol Kröpcke erschienenen Bürgerlichen Gedichte wurden Ende 1970 von der Hamburger Staatsanwaltschaft überprüft, ob sie gegen den Unzüchtigkeitsparagraphen § 184 des StGB verstoßen.

Grabmal[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Grabmal von Karl Krolow findet sich auf dem Stadtfriedhof Engesohde, Abteilung 13, Grabnummer 125b-125.[3]

Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Hochgelobtes gutes Leben, Hamburg 1943 (zusammen mit Hermann Gaupp)
  • Das Gedicht in unserer Zeit, Hannover 1946
  • Gedichte, Konstanz 1948
  • Heimsuchung, Berlin 1948
  • Auf Erden, Hamburg 1949
  • Die Zeichen der Welt, Stuttgart 1952
  • Von nahen und fernen Dingen, Stuttgart 1953
  • Wind und Zeit, Stuttgart 1954
  • Tage und Nächte, Düsseldorf [u. a.] 1956
  • Fremde Körper, Berlin [u. a.] 1959
  • Schatten eines Mannes, Wamel am Möhnesee 1959 (zusammen mit Rudolf Schoofs)
  • Tessin, München [u. a.] 1959 (zusammen mit Fritz Eschen)
  • Aspekte zeitgenössischer deutscher Lyrik, Gütersloh 1961
  • Ausgewählte Gedichte, Frankfurt am Main 1962
  • Die Rolle des Autors im experimentellen Gedicht, Wiesbaden 1962
  • Unsichtbare Hände, Frankfurt am Main 1962
  • Corrida de toros, Darmstadt 1964 (zusammen mit Helmut Lander)
  • Darmstadt – Abglanz einer Residenz, Darmstadt 1964 (zusammen mit Annelise Reichmann)
  • Reise durch die Nacht, Darmstadt 1964
  • Schattengefecht, Frankfurt am Main 1964
  • Gedicht für Darmstadt, Darmstadt 1965
  • Gesammelte Gedichte, Frankfurt am Main
    • 1 (1965)
    • 2 (1975)
    • 3 (1985)
    • 4 (1997)
  • Laudatio auf Fritz Usinger, Passau 1965
  • Landschaften für mich, Frankfurt am Main 1966
  • Poetisches Tagebuch, Frankfurt am Main 1966
  • Das Problem des langen und kurzen Gedichts heute, Mainz 1966
  • Unter uns Lesern, Darmstadt 1967
  • Alltägliche Gedichte, Frankfurt am Main 1968
  • Minuten-Aufzeichnungen, Frankfurt am Main 1968
  • Flug über Heide, Moor und grüne Berge, Braunschweig 1969
  • Bürgerliche Gedichte, Hamburg 1970 (unter dem Namen Karol Kröpcke)
  • Nichts weiter als Leben, Frankfurt am Main 1970
  • Die Träume der Ilse Aichinger, Dortmund 1971
  • Deutschland deine Niedersachsen, Hamburg 1972
  • Zeitvergehen, Frankfurt am Main 1972
  • Zu des Rheins gestreckten Hügeln, Troisdorf 1972
  • Ein Gedicht entsteht, Frankfurt am Main 1973
  • Ein Lesebuch, Frankfurt am Main 1975
  • Bremen color, Bremen 1976 (zusammen mit Jochen Mönch)
  • Der Einfachheit halber, Frankfurt am Main 1977
  • Von literarischer Unschuld, Darmstadt 1977
  • Düsseldorf, Köln 1978
  • Das andere Leben, Frankfurt am Main 1979
  • Gedichte, Frankfurt am Main 1980
  • Prolog für Darmstadt 1980, Darmstadt 1980
  • Sterblich. Mit Holzschnitten von Alfred Pohl Pfaffenweiler, 1980
  • Herbstsonett mit Hegel, Frankfurt am Main 1981
  • Im Gehen, Frankfurt am Main 1981
  • Nocturnos, Hofheim am Taunus 1981 (zusammen mit Eberhard Schlotter)
  • Pomologische Gedichte, Usingen 1981
  • Glanz aus dem Glas, Usingen 1982
  • Zwischen Null und Unendlich, Frankfurt am Main 1982
  • Erinnerte Ansichten, Darmstadt 1983 (zusammen mit Helmut Lortz)
  • Herodot oder Der Beginn von Geschichte, Waldbrunn 1983
  • Melanie, München 1983
  • Schönen Dank und vorüber, Frankfurt am Main 1984
  • Gedichte und poetologische Texte, Stuttgart 1985
  • Nacht-Leben oder Geschonte Kindheit, Frankfurt am Main 1985
  • Unumwunden, Schondorf 1985
  • Notizen, Erinnerungen, Träume, Darmstadt 1985 (zusammen mit Edith Wolf und Helmut Lander)
  • Darmstadt, Hanau 1986
  • Gedichte zu Radierungen von Thomas Duttenhoefer, Isernhagen/Hannover 1986
  • Lebensalter, Dreieich 1986 (zusammen mit Barbara Beisinghoff)
  • Die andere Seite der Welt, Pfaffenweiler 1987
  • In Kupfer gestochen, Frankfurt am Main 1987
  • Karl Krolow, Berlin 1987
  • Als es soweit war, Frankfurt am Main 1988
  • Meine Gedichte, Frankfurt am Main 1990
  • Sätze in die Nacht, Aachen 1990
  • Wenn die Schwermut Fortschritte macht, Leipzig 1990
  • Ich höre mich sagen, Frankfurt am Main 1992
  • Etwas brennt, Frankfurt am Main 1994
  • Die zweite Zeit, Frankfurt am Main 1995
  • Menschlich, New York [u. a.] 1996 (zusammen mit Vera B. Profit)
  • Gedichte, die von Liebe reden, Frankfurt am Main/Leipzig 1997, Insel-Bücherei 1174
  • Die Handvoll Sand, Insel, Frankfurt am Main/Leipzig 2001, Insel-Bücherei 1223
  • Im Diesseits verschwinden, Frankfurt am Main 2002
  • Genug ist nie genug. Mit einem Holzschnitt von Alfred Pohl. Passau 1997

Ausgewählte Gedichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Männer (So gehen sie hin, Gelächter im Halse)
  • Sommermittag (Pavane des Staubs überm Weg)
  • Die letzte Nacht (Warte nicht! Die Nacht wird schwarz und weiß sein)
  • Schlaf (Während ich schlafe, altert das Sielzeug)
  • Heute noch (Heute kann ich dich ruhig schlafen lassen)[4]

Herausgeberschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Nachdichtungen aus fünf Jahrhunderten französischer Lyrik, Hannover 1948
  • Die Barke Phantasie, Düsseldorf [u. a.] 1957
  • Paul Verlaine: Gedichte, Wiesbaden 1957
  • Spanische Gedichte des XX. Jahrhunderts, Frankfurt am Main 1962
  • Miteinander, Darmstadt 1974
  • Wilhelm Lehmann: Gedichte, Frankfurt am Main 1977
  • Literarischer März, Darmstadt
    • 1 (1979) (zusammen mit Fritz Deppert und Wolfgang Weyrauch)
    • 2 (1981) (zusammen mit Fritz Deppert)
    • 3 (1983) (zusammen mit Fritz Deppert und Hanne F. Juritz)
    • 4 (1985) (zusammen mit Fritz Deppert und Hanne F. Juritz)
    • 5 (1987) (zusammen mit Fritz Deppert und Hanne F. Juritz)
  • Deutsche Gedichte, Frankfurt am Main
    • 1 (1982)
    • 2 (1982)
  • Poesie der Welt – Deutschland, Berlin 1982
  • Heinz Winfried Sabais: Fazit, Darmstadt 1982
  • Vorlieben, Darmstadt 1984
  • Joseph von Eichendorff: Joseph von Eichendorff, Köln 1987

Übersetzungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Fausto Cercignani: Dunkel, Grün und Paradies. Karl Krolows lyrische Anfänge in «Hochgelobtes gutes Leben». In: Germanisch-Romanische Monatsschrift 36/1, 1986, S. 59–78.
  • Fausto Cercignani: Zwischen irdischem Nichts und machtlosem Himmel. Karl Krolows «Gedichte» 1948: Enttäuschung und Verwirrung. In: Literaturwissenschaftliches Jahrbuch 27, 1986, S. 197–217.
  • Horst S. Daemmrich: Messer und Himmelsleiter. Eine Einführung in das Werk Karl Krolows. Verlag Groos, Heidelberg 1980, ISBN 3-87276-242-7.
  • Neil H. Donahue: Karl Krolow and the poetics of amnesia in postwar Germany. Rochester, NY [u. a.] 2002
  • Walter H. Fritz (Hrsg.): Über Karl Krolow. Suhrkamp, Frankfurt/M. 1972.
  • Gerlinde Hahn: Karl Krolow, geboren am 11. März 1915 in Hannover, zum 70. Geburtstag. Ein Auswahlverzeichnis. Stadtbibliothek, Hannover 1985.
  • Bruno Hillebrand: Vernunft ist etwas Sicheres. Karl Krolow, Poesie und Person. Steiner-Verlag, Stuttgart 1985, ISBN 3-515-04572-4.
  • Hanna Klessinger: Bekenntnis zur Lyrik : Hans Egon Holthusen, Karl Krolow, Heinz Piontek und die Literaturpolitik der Zeitschrift Merkur in den Jahren 1947 bis 1956. Wallstein-Verlag, Göttingen 2011, ISBN 978-3-8353-0874-9
  • Heinz Ludwig Arnold (Hrsg.): Karl Krolow (Text + Kritik; 77). Verlag Text + Kritik, München 1983, ISBN 3-88377-134-1.
  • Gerhard Kolter: Die Rezeption westdeutscher Nachkriegslyrik am Beispiel Karl Krolows. Zu Theorie und Praxis literarischer Kommunikation. Bouvier, Bonn 1977, ISBN 3-416-01365-4.
  • Fatima Massoud: Epochengeschichtliche Aspekte in der Lyrik Karl Krolows. Lang, Frankfurt/M. 1981, ISBN 3-8204-6215-5.
  • Rolf Paulus: Karl-Krolow-Bibliographie. Athenäum Verlag, Frankfurt/M. 1972, ISBN 3-7610-7138-8.
  • Rolf Paulus: Lyrik und Poetik Karl Krolows 1940–1970. Bouvier, Bonn 1980, ISBN 3-416-01543-6.
  • Rolf Paulus: Der Lyriker Karl Krolow. Biographie und Weiterentwicklung, Gedichtinterpretation, Bibliographie. Bouvier, Bonn 1983, ISBN 3-416-01748-X (zusammen mit Gerhard Kolter)
  • Jong Ho Pee: Karl Krolow und die lyrische Tradition. Ironie und Selbstreflexion. Müller Botermann, Köln 1991, ISBN 3-88105-113-9.
  • Vera B. Profit: Ein Porträt meiner Selbst. Karl Krolows autobiographical poems (1945–1958) and their French sources. Lang, New York 1991, ISBN 0-8204-0851-4.
  • Annamaria Rucktäschel: Zur Sprachstruktur moderner Lyrik. Ein Versuch über Karl Krolow. Dissertation, Universität München 1968.
  • Artur Rümmler: Die Entwicklung der Metaphorik in der Lyrik Karl Krolows (1942–1962). Die Beziehung zu deutschen, französischen und spanischen Lyrikern. Lang, Frankfurt/M. 1972, ISBN 3-261-00752-4.
  • Katja Stahl: Hier war die Luft einmal lateinisch. Der Dichter Karl Krolow in Darmstadt. Tectum-Verlag, Marburg 2010, ISBN 978-3-8288-2327-3.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Karl Krolow – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Bundesarchiv R 9361-IX KARTEI/23451727
  2. a b Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. S. Fischer, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-10-039326-5, S. 340.
  3. Karin van Schwartzenberg (Verantw.): Ehrengräber und Gräber bedeutender Persönlichkeiten auf dem Stadtfriedhof Engesohde, Faltblatt DIN A3 mit Übersichtsskizze, hrsg. von der Landeshauptstadt Hannover, Der Oberbürgermeister, Fachbereich Umwelt und Stadtgrün, Bereich Städtische Friedhöfe, Sachgebiet Verwaltung und Kundendienst, Hannover, 2012
  4. Die obigen fünf Gedichte sind aus: Hans Bender (Hrsg.), Widerspiel. Deutsche Lyrik seit 1945, Carl Hanser Verlag, München 1962