Karl Walser

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Karl Walser, um 1897

Karl Walser (* 8. April 1877 in Biel/Bienne; † 28. September 1943 in Bern) war ein Schweizer Maler, Bühnenbildner und Illustrator. Sein Werk war zunächst stark am Symbolismus orientiert, später entwickelte es sich – ganz im Sinne des Zeitgeistes – hin zu einer heroisierenden Körperverehrung. Seine Kunst, die ihm zu Lebzeiten grosse Anerkennung einbrachte, liess ihn nach seinem Tod in Vergessenheit geraten, ganz im Gegensatz zu seinem Bruder Robert Walser, dessen Rezeption sich umgekehrt entwickelt hat.

Leben und Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Karl Walser, 1910

Walser, einer der älteren Brüder des Schriftstellers Robert Walser, begann eine (nicht abgeschlossene) Lehre als Bauzeichner. Von 1894 bis 1896 machte er bei August Kämmerer in Stuttgart eine Lehre als Dekorations-Maler und besuchte hier die Künstlerschule. Ein Stipendium ermöglichte es Walser, sein Studium an der Kunstgewerbeschule in Straßburg fortzusetzen. 1898 lernte er Marcus Behmer kennen, mit dem ihn eine lebenslange Freundschaft verband.[1] Beide verehrten die Werke von Aubrey Beardsley. Im gleichen Jahr arbeitete Walser für drei Monate in München für den Dekorationsmaler Adolf Lentner. Anschliessend entschied sich Walser für eine eigenständige Künstlerlaufbahn in Berlin und arbeitete ab 1901 als Bühnenbildner und Buchgestalter für den Verlag von Bruno Cassirer. In Berlin wurde er Mitglied in der Berliner Secession und freundete sich mit ihrem Leiter Max Liebermann an. Weitere Freundschaften entstanden zu Lovis Corinth und Max Slevogt. Mit seinen Darstellungen zu Salome an der Ausstellung Zeichnende Künste von 1902 gelang Walser der künstlerische Durchbruch.

Berliner Gedenktafel in Berlin-Charlottenburg
Karl Walser Illustration für das Buch Der Gehülfe seines Bruder Robert Walser 1908

Ab 1903 arbeitete er als Bühnenbildner u. a. für das Theater am Schiffbauerdamm mit Max Reinhardt zusammen und begann Bücher seines Bruders Robert zu illustrieren. Die beiden Brüder bewohnten zu jener Zeit gemeinsam eine Atelierwohnung in Berlin-Charlottenburg. Im Jahr 1910 heiratete Walser die aus Ostpreußen stammende Hedwig Agnes Czarnetzki (1885–1987).

Ab 1911 fertigte er Wandmalereien, u. a. in Berliner Privatvillen wie der Villa von Walther Rathenau oder im neu erbauten Palais von Paul Mendelssohn-Bartholdy, wo er das Treppenhaus mit Fresken ausmalte. Für die Villa Gans (Königstein) schuf er ein vierteiliges Fresko in einer Wandelhalle.

1908 unterbrach er diese Arbeiten durch eine Reise nach Japan, die er im Auftrag von Paul Cassirer zusammen mit Bernhard Kellermann unternahm. Es entstanden die Bände Spaziergang in Japan (1910) und Sassa yo Yassa. Japanische Tänze (1911), die Karl Walser gestaltete bzw. illustrierte.[2] Ab 1917 lebte er wieder in der Schweiz, wo er einerseits die Arbeit an Fresken weiterverfolgte, z. B. im Haus zur Geduld in Winterthur, anderseits Radierungen schuf.[3] In den folgenden Jahren arbeitete er auch wieder für das Theater.

1921 kehrte er nochmals nach Berlin zurück. Er wurde Vorstandsmitglied der Freien Secession. Daneben war er Mitglied im Deutschen Künstlerbund.[4]

Ab 1925 lebte Walser mit seiner Frau hauptsächlich in Twann am Bielersee. 1927 wurde er Mitglied der Preußischen Akademie der Künste.[5] In den Folgejahren nahm er an zahlreichen Ausstellungen teil und verfertigte eine Reihe von Wandmalereien, u. a. für das Amtshaus in Zürich, den Eingangsbereich des Kunst Museum Winterthur – Reinhart am Stadtgarten. Für das von Martin Bodmer 1924 erworbene Muraltengut konnte Walser insgesamt 8 Wandgemälde anfertigen.[6] Zwei davon mit Darstellungen der Europa im Vestibül sind im Muraltengut geblieben.[7] Sechs weitere Bilder, die er für das Gartenzimmer malte, finden sich heute in der Sammlung des Neuen Museum Biel. Im Haus Forster von Gustav Adolf Tobler, Professor für angewandte Elektrizität an der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH), malte Walser von 1930 bis 1931 das Speisezimmer aus.[8][9] Für das Stadttheater Bern vollendete Walser 1941 die ersten zwei Bilder des Zyklus Musik und Tanz. 1941 malte er die Badeszenen im Hallenbad City[10] in Zürich. 1942 bekam er den Auftrag für eine Wandmalerei des Grossratssaales im Berner Rathaus, die er in nur zwei Monaten schuf. 1943 begann Walser mit dem dritten Wandbild Tragödie für das Stadttheater Bern. Walser erkrankte in dieser Zeit schwer und musste sich zur Pflege in das Salem-Spital begeben. Von dort aus arbeitete er in gesundheitlich besseren Phasen am Wandbild Tragödie weiter. Nach der Fertigstellung kehrte Walser in seinen Wohnort Glion zurück. Im Herbst 1943 erlag Karl Walser einem Herzleiden. Er wurde auf dem Schosshaldenfriedhof in Bern beerdigt.[11] Den Nachruf für Walser hielt Adolf Tièche.[12]

Von 1905 bis 1943 schuf Walser 32 Wandbilder in Deutschland, Österreich und in der Schweiz. Von 1933 bis 1937 entwarf er die Schutzumschläge für die Gesammelten Werke von Thomas Mann im S. Fischer Verlag. Seine Beziehung zum Bruder Robert war zunehmend belastet. Mit seinem älteren Bruder, dem Professor für Humangeographie Hermann Walser,[13] kam er nur widerwillig für den langen Klinikaufenthalt des mittellosen Schriftstellers auf, den er als Künstler kaum ernst nahm.

Weite Teile insbesondere seines frühen Werkes gelten als verschollen. Das NMB Neues Museum Biel zeigt einige seiner bekanntesten frühen Arbeiten in der Dauerausstellung.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Verena Senti-Schmidlin: Karl Walser und Marcus Behmer. Abgerufen am 27. Oktober 2019.
  2. Bernard Kellermann, illustriert von Karl Walser: Sassa yo yassa – Japanische Tänze. 4. Auflage. Paul Cassirer Verlag, Berlin 1922.
  3. Walser in Winterthur. Zürcher Illustrierte, 1933, abgerufen am 30. Oktober 2019.
  4. Karl Walser. Deutscher Künstlerbund, abgerufen am 27. Oktober 2019.
  5. s. Walser, Karl. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 35: Waage–Wilhelmson. E. A. Seemann, Leipzig 1942, S. 108–109 (biblos.pk.edu.pl).
  6. Doris Wild, Architektur und Kunst, 1934: Wandbilder, Muraltengut. Abgerufen am 27. Oktober 2019.
  7. Verena Senti-Schmidlin: Wandbilder von Karl Walser. In: Grosses Format Wandbilder von Karl Walser / Grand art. Oeuvres murales de Philippe Robert. Publikation zur Ausstellung, NMB Neues Museum Biel, 9. November 2013 – 2. Februar 2014, S. 32
  8. Doris Wild, Architektur und Kunst, 1934: Haus Forster, Wandbilder für das Speisezimmer. Abgerufen am 27. Oktober 2019.
  9. Wandgemälde von Karl Walser. Openhouse Zürich, abgerufen am 27. Oktober 2019.
  10. Kunst und Bau Hallenbad City – Karl Walser, «Badeszenen», 1941. Stadt Zürich, abgerufen am 20. August 2021.
  11. Karl Walser in der Datenbank Find a Grave, abgerufen am 9. Mai 2016 (englisch).
  12. Adolf Tièche: Nachruf auf Walser. Abgerufen am 27. Oktober 2019.
  13. Peter Müller-Grieshaber: Hermann Walser. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 27. Dezember 2014, abgerufen am 21. Oktober 2020.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Karl Walser – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien