Karl Wilhelm Ramler

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Karl Wilhelm Ramler, Gemälde von Gottfried Hempel, 1749, Gleimhaus Halberstadt
Karl Wilhelm Ramler, nach 1771 (Porträt von Anton Graff)
Gedenktafel, Große Hamburger Straße 29, in Berlin-Mitte

Karl Wilhelm Ramler (* 25. Februar 1725 in Kolberg; † 11. April 1798 in Berlin), genannt der deutsche Horaz, war ein deutscher Dichter und Philosoph, der der Aufklärung wie auch der Empfindsamkeit zugerechnet wird.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ramler war der Sohn des Steuerinspektors Wilhelm Nikolaus Ramler und dessen Ehefrau Elisabeth Stieg. Nach dem Schulbesuch in seiner Heimatstadt und in Stettin kam Ramler 1738 an die Lehranstalt der Franckeschen Stiftungen in Halle (Saale). Anschließend begann er 1742 an der Universität Halle Theologie zu studieren. Drei Jahre später wechselte er nach Berlin, um Medizin zu studieren. Da er sich eigentlich den schönen Wissenschaften verpflichtet fühlte, gab Ramler auch dieses Studium auf. Bestärkt in diesem Entschluss hatte ihn Johann Wilhelm Ludwig Gleim, den er in Berlin kennengelernt hatte. Gleim konnte Ramler u. a. eine Anstellung als Hauslehrer auf der Domäne Lähme bei Werneuchen verschaffen, so dass Ramlers Lebensunterhalt fürs Erste gesichert war.

1747 ließ sich Ramler wieder in Berlin nieder, wurde 1748 als Dozent für Philosophie an die dortige Kadettenanstalt berufen und später mit dem Titel eines a.o.Prof. geehrt. Dieses Amt hatte Ramler bis 1790 inne. Dort in Berlin machte er bald die Bekanntschaft von Moses Mendelssohn und Friedrich Nicolai, die ihm die Aufklärung näherbrachten und wie Ramler dem angesehenen Montagsclub angehörten. Zwischen 1750 und 1751 publizierte Ramler zusammen mit Johann Georg Sulzer seine Critischen Nachrichten aus dem Reiche der Gelehrsamkeit. Befreundet war Ramler u. a. mit Johann Wilhelm Ludwig Gleim, Ewald Christian von Kleist und Gotthold Ephraim Lessing.

Mit Letzterem zusammen veröffentlichte er 1759 die „Sinngedichte“ von Friedrich von Logau. Die Königlich-Preußische Akademie der Wissenschaften in Berlin nahm Ramler 1786 als Mitglied auf; im Jahr darauf folgte die Mitgliedschaft der Kunstakademie. Zusammen mit Johann August von Beyer und Johann Jakob Engel wurde Ramler auch in die Direktion der königlichen Schauspiele berufen; dieses Amt hatte er bis 1797 inne.

In Ramlers literarischem Schaffen nimmt die Lyrik einen großen Teil ein. Der preußische König Friedrich der Große wurde von Ramler in mehreren Oden besungen, zollte dem Lyriker aber keinerlei Aufmerksamkeit. Sein Nachfolger Friedrich Wilhelm II. berief ihn noch im Krönungsjahr 1786 in den Rat der Akademie der Wissenschaften und setzte ihm eine Pension von 800 Talern aus. Auf Wunsch des Königs wurde Ramler 1790 die Direktion des Nationaltheaters übertragen. Diese Stellung hatte er bis kurz vor seinem Tod inne.

Im Alter von 73 Jahren starb Karl Wilhelm Ramler am 11. April 1798 in Berlin. Er fand seine letzte Ruhestätte auf dem dortigen alten Sophienkirchhof (Erinnerungstafel an der Sophienkirche). Im Berliner Ortsteil Gesundbrunnen ist die Ramlerstraße[1] nach ihm benannt.

Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einige von Ramlers Gedichten wurden von Musikern wie Carl Heinrich Graun, Johann Joachim Quantz, Carl Philipp Emanuel Bach und Georg Philipp Telemann vertont. Neben seiner – noch heute interessanten – Tätigkeit als Literaturkritiker machte sich Ramler auch als Literaturübersetzer einen Namen. Er übersetzte Werke von Catull, Horaz und Martial und wandte dabei immer die Prinzipien der Ästhetik an, die er von dem französischen Ästhetiker Charles Batteux übernommen hatte. Diese verlangten als Grundprinzip der Lyrik die exakte Nachahmung der Natur. Seine mehrbändige Ausgabe von Martial beinhaltete die erste fast komplette Ausgabe aller Werke des Dichters; im ersten Band versammelte er auch viele von Martin Opitz übersetzte Gedichte, die er bearbeitet hatte. Am Ende fehlten etwa 15 % der Werke, die Ramler mit Absicht aufgrund des erotischen, zu dieser Zeit als anstößig empfundenen Charakters wegließ.

Zeitgenossen feierten Ramler als deutschen Horaz, doch bereits fünfzig Jahre später war er nur noch ein poetischer Exerziermeister; die heutige Literaturkritik sieht ihn oft als Verspedanten. In neuerer Zeit werden seine Übertragungen wegen ihres hohen Textverständnisses und des Flusses der Übersetzung wieder mehr geschätzt.

Ramler übersetzte Batteux’ „Einleitung in die schönen Wissenschaften“ (Cours des belles lettres), bearbeitete nach dessen Vorgaben mehrere Werke zeitgenössischer Autoren und wirkte als Herausgeber. Lessing zum Beispiel ließ einige seiner Werke von Ramler überarbeiten, die dieser in einem Maße veränderte, dass ihm Lessing beinahe die Freundschaft aufkündigte.

Werke (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Karl Wilhelm Ramler – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Karl Wilhelm Ramler – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Ramlerstraße. In: Straßennamenlexikon des Luisenstädtischen Bildungsvereins (beim Kaupert)