Katharina Pawlowna

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Königin Katharina Pawlowna (Gemälde von Franz Seraph Stirnbrand, 1819)

Katharina Pawlowna Romanowa, Großfürstin von Russland (russisch Екатерина Павловна Романова) aus dem Haus Romanow-Holstein-Gottorp (* 10. Maijul. / 21. Mai 1788greg. in Zarskoje Selo; † 9. Januar 1819 in Stuttgart) war von 1816 bis 1819 Königin von Württemberg nach dem Regierungsantritt ihres Gemahls am 30. Oktober 1816.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Grabkapelle auf dem Württemberg in Stuttgart-Rotenberg
Obelisk in den Hohenheimer Gärten von Markus Wolf (2008)[1]

Großfürstin Katharina Pawlowna war eine Tochter des russischen Zaren Paul (1754–1801) und seiner Ehefrau Marija Fjodorowna (geb. Sophie Dorothee, Herzogin von Württemberg, 1759–1828). Sie hatte neun Geschwister, darunter die späteren Zaren Alexander I. und Nikolaus I.

Laut des am 1. Oktober 1799 auf Schloss Gattschina bei St. Petersburg zwischen Kurpfalz-Bayern und Russland abgeschlossenen Allianz- und Heiratsvertrags sollte sie den 1786 geborenen bayerischen Kurprinzen Ludwig (Sohn Kurfürst Max’ IV. Joseph von Bayern, ab 1825 König Ludwig I. von Bayern) heiraten.[2] Das Heiratsprojekt stieß in den folgenden Jahren auf entschiedenen Widerspruch, insbesondere Napoleons, der selbst eine Ehe mit ihr beabsichtigte, wogegen wiederum die Haltung von Alexanders Mutter zu Napoleon stand, weshalb beide Ehen schließlich nicht zustande kamen. So heiratete sie am 3. August 1809 Herzog Georg von Oldenburg, der nach nur wenigen Jahren Ehe 1812 an einer Typhuserkrankung starb. Völlig verzweifelt und in größter Trauer brach Katharina an seinem Totenbett zusammen und erkrankte ernsthaft. Die Symptome schienen mehr psychischer Natur zu sein – mit täglichen Ohnmachtsanfällen und einer oft lang anhaltenden Körperstarre. Vermutlich litt sie an einer Katatonie.

In zweiter Ehe heiratete Katharina am 24. Januar 1816 in Sankt Petersburg ihren Cousin, den württembergischen Kronprinzen Wilhelm (1781–1864). Die Ehe war auf dem Wiener Kongress 1815 zustande gekommen, nicht zuletzt um das Verhältnis Württembergs, das auf napoleonischer Seite gestanden hatte, zu den ehemaligen Gegnern Russland, Österreich und Preußen zu verbessern. Im April 1816 zog Katharina von Russland nach Stuttgart.

Kurz nach der Eheschließung trat ihr Ehemann im Oktober 1816 nach dem Tod König Friedrichs als König Wilhelm I. die Regierung in einer Notzeit (Missernten, Teuerung, Hungersnot in Württemberg) an. Am 30. Oktober 1816 gebar Katharina, die aus ihrer ersten Ehe bereits zwei Söhne hatte, die gemeinsame Tochter Marie Friederike Charlotte (1816–1887). Am 17. Juni 1818 wurde die zweite Tochter Sophie von Württemberg (1818–1877) geboren.

Bereits vor aber insbesondere während ihrer Zeit als Königin entfaltete Katharina eine umfangreiche Wohltätigkeitsarbeit. Bekannt wurde sie durch die Gründung des „Zentralen Wohltätigkeitsvereins“, in dem sie gemeinsam mit bürgerlichen Männern und Frauen an der Linderung der Not arbeitete. Zahlreiche andere Institutionen, zum Beispiel das Katharinenstift und das Katharinenhospital in Stuttgart, die Württembergische Landessparkasse sowie das Wohlfahrtswerk für Baden-Württemberg gehen auf sie zurück.

Katharina starb überraschend im Alter von 30 Jahren im Januar 1819. Als sie erfahren hatte, dass Wilhelm I. nicht bereit war, sein Verhältnis mit der italienischen Adligen Blanche de la Flèche (Baronin Keudelstein) († 1864) aufzugeben, fuhr die Königin – nur mit einem dünnen Kleid bekleidet – den beiden in das Königliche Privatgestüt Scharnhausen nach, wobei sie sich in der winterlichen Kälte eine Grippe zuzog.[3] Die Erkrankung war durch eine Gürtelrose verstärkt worden, an der Katharina bereits seit November 1818 gelitten hatte. Das ärztliche Bulletin und der Bericht über die ausgeführte Sektion geben klare Auskunft zur Todesursache. Schon am 3. Januar 1819 hatte sie sich eine leichte Erkältung zugezogen, dennoch wollte sie am folgenden Tag eine Kutschfahrt zum König nach Scharnhausen unternehmen. Außerdem hatte sich in ihrem Mundwinkel ein Bläschen gebildet. In einem Arztbericht heißt es dazu: „Am rechten Mundwinkel zeigte sich ein Bläschen, welches als unbedeutend von Ihrer Majestät ohne Wissen ihrer Ärzte aufgestochen wurde... Nach einer abermals schlaflos zugebrachten Nacht hatte sich die Geschwulst an der rechten Seite der Nase bis zum unteren Augenlid verbreitet.“[4] Es kam zu einer bakteriellen Infektion. Diese Wundrose führte zu einem Gefäßverschluss im Gehirn, wie die Sektion des Schädels bestätigt hat. Katharina starb morgens um halb acht Uhr an einem Schlaganfall. Der Arztbericht vermerkt: „I.M. sprach morgens um 7 Uhr über mancherlei Gegenstände ungehindert. Danach fiel sie jedoch in Bewusstlosigkeit, der Puls wurde schwächer und sie starb.“[5] Zum Zeitpunkt ihres Todes war Katharina schwanger. Die Historikerin Patricia Peschel zweifelt an der Version, dass Katharina „ihren untreuen Mann in der Pferdekutsche verfolgte“. Ihrer Ansicht nach sind „die Königin und der König zusammen in dem Pferdewagen nach Scharnhausen gefahren“.[6]

König Wilhelm I. ließ seiner Frau auf dem Württemberg bei Stuttgart von dem italienischen Architekten Giovanni Salucci ein Mausoleum (Grabkapelle) errichten, in dem sie 1824 beigesetzt wurde. Auf seinem Portal steht geschrieben: „Die Liebe höret nimmer auf“.

Nachkommen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zwei Söhne aus ihrer ersten Ehe mit Herzog Georg von Oldenburg:

  • Peter Georg Paul Alexander (* 30. August 1810; † 16. November 1829)
  • Konstantin Friedrich Peter (* 26. August 1812; † 14. Mai 1881)

Zwei Töchter aus ihrer zweiten Ehe mit König Wilhelm I. von Württemberg:

Abstammung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

 
 
 
 
Christian August
(Fürst von Anhalt-Zerbst)
 
Johanna Elisabeth
(Fürstin von Anhalt-Zerbst)
 
Karl Friedrich (Schleswig-Holstein-Gottorf)
(Herzog von Schleswig-Holstein-Gottorf)
 
Anna Petrowna
(Herzogin von Schleswig-Holstein-Gottorf)
 
Karl Alexander
(Herzog von Württemberg)
 
Maria Augusta
(Herzogin von Württemberg)
 
Friedrich Wilhelm
(Markgraf von Brandenburg-Schwedt)
 
Sophie Dorothea Marie
(Markgräfin von Brandenburg-Schwedt)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Friedrich August
(Fürst von Anhalt-Zerbst)
 
Katharina II.
(Kaiserin von Russland)
 
Peter III.
(Kaiser von Russland)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Friedrich Eugen
(Herzog von Württemberg)
 
Friederike Dorothea Sophia
(Herzogin von Württemberg)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Paul I.
(Kaiser von Russland)
 
Sophie Dorothee
(Kaiserin von Russland)
 
Friedrich I.
(König von Württemberg)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Alexander I.
(Kaiser von Russland)
 
Konstantin
(Großfürst von Russland)
 
Alexandra Pawlowna Romanowa
 
Helena Pawlowna Romanowa
 
Maria Pawlowna
(Großherzogin von Sachsen-Weimar-Eisenach)
 
Katharina Pawlowna
(Königin von Württemberg)
 
Olga
 
Anna Pawlowna
 
Nikolaus I.
(Kaiser von Russland)
 
Michael Pawlowitsch

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Jakob Merkle: Katharina Pawlowna, Königin von Württemberg. Beiträge zu einer Lebensbeschreibung der Fürstin, besonders nach neueren russischen Quellen. Stuttgart 1889.
  • Max Rehm: Königin Katharina von Württemberg. Ihr Leben und Wirken nach Selbstzeugnissen und im Spiegel der Zeitgenossen. Stuttgart 1968.
  • Catharina Pawlowna, Königin von Württemberg 1816–1819. Einflüsse – Leben – Leistungen. Ausstellungskatalog Hohenheim 1993.
  • Otto-Heinrich Elias: Bemerkungen zur Biographie Königin Katharinas von Württemberg. In: Wolfgang Schmierer u. a.: Aus südwestdeutscher Geschichte. FS Hans-Martin Maurer. Stuttgart 1994, S. 595–615.
  • Eberhard Fritz: König Wilhelm und Königin Katharina von Württemberg. Studien zur höfischen Repräsentation im Spiegel der Hofdiarien. In: Zeitschrift für Württembergische Landesgeschichte. 54/1995, S. 157–177.
  • Detlef Jena: Katharina Pawlowna. Großfürstin von Russland – Königin von Württemberg. Regensburg 2003.
  • Jörg Krauss / Patricia Peschel: Bis wieder die Sonne kam - Das Wirken von Catharina Pavlovna (1788–1819) als Königin von Württemberg (reg. 1816–1819) Ministerium für Finanzen Baden-Württemberg und Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg (Hrsg.), Schnell & Steiner GmbH, Stuttgart 2021.
  • Sabine Thomsen: Die württembergischen Königinnen. Charlotte Mathilde, Katharina, Pauline, Olga, Charlotte – ihr Leben und Wirken. Silberburg 2010, ISBN 978-3-87407-714-9.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Katharina Pawlowna von Russland – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Standort: Südlich vom Schloss Hohenheim oberhalb des Weinbergs in der Nähe von Station 15. Inschriften (im Uhrzeigersinn): Catharina Pawlowna | Königin von Württemberg | Großfürstin von Russland | 21. Mai 1788 Zarskoje Selo | 9. Jan. 1819 Stuttgart | In Zeiten voller Nacht wandelte sie unter uns leuchtend wärmend. Bis wieder die Sonne kam da gieng [sic!] sie. - Gemahlin von König Wilhelm I. von Württemberg 1781–1864 | Tochter von Zar Paul I. von Russland 1754–1801 und von Zarin Maria Feodorowna geborene Sophie Dorothea von Württemberg 1759–1828 | Wo sie eintrat trat auch Licht und Fröhlichkeit ein. - Gemahlin von Prinz Georg von Oldenburg 1784–1812 | Enkelin von Zarin Catharina II. von Russland 1729–1796 und von Herzog Friedrich Eugen von Württemberg 1732–1797 | Ich muss wirken solange es Tag ist. Es kommt die Nacht da niemand wirken kann. - Württembergische Spar-Casse | Central Stelle des Landwirtschaftlichen Vereins | Landwirtschaftliches Institut Hohenheim | Central Stelle des Wohltätigkeitsvereins Königin-Katharina-Stift | Russisch Orthodoxe Gemeinde | Katharinenhospital | Catharinas Leben ist nicht spurlos entschwunden. Es dauert fort in seinen Saaten. | Gestiftet von der Baden-Württembergischen Bank 2008 | M. Wolf fecit [lat.: hat es gemacht]
  2. Albrecht Liess: Das Heiratsprojekt Kronprinz Ludwigs von Bayern mit der russischen Kaisertochter Katharina in der Auseinandersetzung der Großmächte 1799–1808. In: Festschrift Hermann Rumschöttel zum 65. Geburtstag. (= Archivalische Zeitschrift. Band 88.1). Band 1, Böhlau Verlag, Köln/ Weimar/ Wien 2006, DNB 981733530, S. 525–555.
  3. Siehe Otto-Heinrich Elias, Königin Katharina
  4. Uwe Bogen: Neue Erkenntnisse über Katharinas Tod, in: Stuttgarter Zeitung vom 24. September 2021, S. 17
  5. Sabine Thomsen: Die württembergischen Königinnen: Charlotte Mathilde, Katharina, Pauline, Olga, Charlotte – ihr Leben und Wirken. Silberburg, 2010, ISBN 978-3-87407-714-9.
  6. Uwe Bogen: Neue Erkenntnisse über Katharinas Tod, in: Stuttgarter Zeitung vom 24. September 2021, S. 17