Römisch-katholische Kirche in Chile

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Das Heiligtum Lo Vásquez in Casablanca, einer der größten katholischen Wallfahrtsorte Chiles.

Die römisch-katholische Kirche in Chile ist Teil der weltweiten römisch-katholischen Kirche. Sie übte historisch einen wichtigen Einfluss auf das soziale und politische Leben des Landes aus, das bis heute die Mehrheitsreligion in Chile ist.
Die Zahl der Gläubigen ist in den letzten Jahrzehnten stetig gesunken: Im Jahre 1995 gaben noch 74 % der Chilenen an, katholisch zu sein,[1] 2002 waren es 70 %,[2] 2007 noch 66 % und 2021 nur noch 42 %.[3] Auch der Anteil der Katholiken an der Bevölkerung ist gesunken (siehe auch Chile#Bevölkerung und Chile#Religion).

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 11. November 1520 wurde während der Magellan-Elcano-Expedition die erste Heilige Messe auf dem heutigen chilenischen Territorium gefeiert.[4] 1541 wurde Santiago de Chile gegründet. Am 27. Juni 1561 errichtete Papst Pius IV. aus Gebietsabtretungen des Erzbistums Lima und Bistums La Plata o Charcas das Bistum Santiago de Chile. Concepción wurde 1550 gegründet und am 22. März 1563 wurde das zweitälteste Bistum in Chile errichtet: das Bistum Concepción (seit 1939 Erzbistum).
Chile war bis ins 19. Jahrhundert hinein eine Kolonie Spaniens. Erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts entstand eine eigenständige Kirchenstruktur. Es gab noch lange eine Abhängigkeit von europäischen Missionaren. Die römisch-katholische Kirche war von 1561 bis 1925 (als die Trennung von Kirche und Staat stattfand) die einzige offizielle Kirche Chiles.

Nach zahlreichen Fällen sexuellen Missbrauchs boten am 18. Mai 2018 alle chilenischen Bischöfe, insgesamt mehr als 30, Papst Franziskus ihren Amtsverzicht an. Erstmals in der katholischen Kirchengeschichte reichte damit eine gesamte Bischofskonferenz ihren Rücktritt ein.[5] Im Juni 2018 nahm der Papst die Rücktritte der Bischöfe Gonzalo Duarte García de Cortázar, Juan Barros Madrid und Cristián Caro Cordero an. Außer dem 61-jährigen Barros hatten die Bischöfe bereits die Pensionsaltersgrenze von 75 Jahren erreicht.[6] Ende Juni 2018 nahm der Papst auch die Rücktrittsangebote der Bischöfe Alejandro Goić Karmelić im Bistum Rancagua und Horacio del Carmen Valenzuela Abarca im Bistum Talca an.[7]

Es gab zwei Papstbesuche, die gleichzeitig Staatsbesuche waren: der erste war der Besuch von Papst Johannes Paul II. vom 1. bis zum 6. April 1987; der zweite war vom 15. bis zum 18. Januar 2018 von Papst Franziskus.[8]

Organisation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die römisch-katholische Kirche in Chile zählt 26 Bistümer in 5 Kirchenprovinzen. 2010 gab es in 920 Pfarreien 1156 Diözesan- und 1155 Ordenspriester, unterstützt von 5559 Ordensschwestern.

Vorsitzender der chilenischen Bischofskonferenz ist seit 2016 Santiago Silva Retamales, Bischof von Valdivia. Apostolischer Nuntius ist seit Oktober 2019 Erzbischof Alberto Ortega Martín.

Bedeutende Kirchen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Hauptkirche des Landes in hierarchischer Ordnung ist die Metropolitankathedrale von Santiago. Die mit einem 90 Meter hohen Turm höchste Kirche ist die Votivkirche von Maipú.

Deutschsprachige Kirchengemeinde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Kommune Providencia, Santiago de Chile, befindet sich die Deutschsprachige Gemeinde St. Michael, die katholische deutschsprachige Pfarrei der Landeshauptstadt.[9]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

in der Reihenfolge des Erscheinens

  • Carlos Silva Cotapos: Historia Eclesiástica de Chile. Imprenta San José, Santiago de Chile 1925.
  • Fernando Aliaga Rojas: Iglesia en Chile. Contexto histórico. Ediciones Paulinas, Santiago de Chile, 3., erweiterte und überarbeitete Aufl. 1989.
  • Maximiliano Salinas Campos: Historia del pueblo de Dios en Chile. Ediciones Rehue, Santiago de Chile 1997.
  • Michael Ramminger: „... Wir waren Kirche ... inmitten der Armen“. Das Vermächtnis der Christen für den Sozialismus in Chile von 1971–1973. Edition ITP-Kompass, Münster 2019, ISBN 978-3-9819845-2-1.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Victoria Dannemann: Chile und die Katholische Kirche: Eine endgültige Scheidung? In: Dw.com, Deutsche Welle, 8. Februar 2018. Abgerufen am 13. Mai 2022 
  2. INE - Instituto Nacional de Estadisticas de Chile (Memento vom 1. Juli 2010 im Internet Archive)
  3. Pontificia Universidad Católica de Chile (PUC): Encuesta Bicentenario UC 2021: Anhelos y expectativas de la sociedad chilena. Santiago de Chile 2022, S. 5.
  4. Papst erinnert an erste Messe in Chile: Erster Gottesdienst vor 500 Jahren, Domradio, 9. November 2020. Abgerufen am 20. Mai 2023 
  5. Alle chilenischen Bischöfe reichen Rücktritt ein. Süddeutsche Zeitung vom 18. Mai 2018
  6. Papst akzeptiert Rücktritt von drei Bischöfen. Spiegel online vom 11. Juni 2018
  7. Konsequenzen bei Missbrauchsaufarbeitung. Domradio vom 28. Juni 2018
  8. Tobias Käufer: Papst Franziskus in Chile: Hola Papa Francisco! In: Domradio.de, Domradio, 15. Januar 2018. Abgerufen am 19. August 2021 
  9. Deutsche Botschaft Santiago de Chile: Deutsch-chilenische Kirchen. In: Santiago.diplo.de. Abgerufen am 20. Mai 2023.