Kathrin Passig

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Kathrin Passig, 2016

Kathrin Passig (* 4. Juni 1970 in Deggendorf) ist eine deutsche Journalistin und Schriftstellerin. Im Jahr 2006 gewann sie den Ingeborg-Bachmann-Preis.

Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Passig beendete ihr Universitätsstudium (u. a. bei Hartmut Eggert[1]) mit dem Magister.[2] Sie bezeichnet sich als „Sachbuchautorin und Sachenausdenkerin“[3] und arbeitet gelegentlich als Zeitungsjournalistin. Ihre Bücher wurden in elf Sprachen übersetzt. Journalistische Beiträge erschienen unter anderem in Berliner Zeitung, die tageszeitung, GEO, c’t, Merkur, Spiegel Online, Zeit Online, NZZ und in der Süddeutschen Zeitung.[4] Als Buch erschienen ihre mit Holm Friebe verfassten Kolumnen für die Berliner Zeitung und Kolumnen, die sie mit Ira Strübel für die taz geschrieben hat. Ihre gemeinsam ausgedachten Sachgeschichten erscheinen auch in der NZZ.

Ira Strübel und Kathrin Passig veröffentlichten im Jahr 2000 Die Wahl der Qual, ein Sachbuch über Sadomasochismus. 1999 gehörte Passig, die in Berlin lebt, zu den Gründern des BDSM Berlin e. V., dessen Vorstand sie bis 2009 angehörte. Passig übertrug einige Bücher aus dem Englischen ins Deutsche, beispielsweise Chronicles, Volume One, die Memoiren von Bob Dylan und die gesammelten Aussprüche von George W. Bush (beides mit Gerhard Henschel).

Mit Personen aus dem Umfeld des Fanzines Luke & Trooke und des Internetforums Höfliche Paparazzi gründete sie 2002 die sogenannte Zentrale Intelligenz Agentur in Berlin, an der sie bis Sommer 2009 als Geschäftsführerin beteiligt war. Später entstanden die Projekte Zufallsshirt (seit 2011, ein „Experiment in künstlicher Dummheit“) und Techniktagebuch (seit 2014, ein kollaboratives Blog zur Dokumentation des Umgangs mit Alltagstechnik und ihren Veränderungen).

Sie lektorierte mehrere Bücher von Wolfgang Herrndorf, mit dem sie befreundet war, darunter das nach Herrndorfs Tod als Buch erschienene Internettagebuch Arbeit und Struktur, in dem sie häufig erwähnt wird.[5]

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dem von der Zentralen Intelligenz Agentur betriebenen Blog Riesenmaschine, an dem Passig sowohl inhaltlich als auch in der Entwicklung der Software maßgeblich beteiligt ist, wurde 2006 ein Grimme Online Award verliehen.

Mit ihrem literarischen Debüt, der Erzählung Sie befinden sich hier,[6] die in der Form des inneren Monologes Not und Verwirrung einer im Schnee erfrierenden Person schildert, gewann Passig 2006 den Ingeborg-Bachmann-Preis und den Kelag-Publikumspreis bei den Klagenfurter Tagen der Deutschsprachigen Literatur. 2016 wurde Passig mit dem Johann-Heinrich-Merck-Preis für literarische Kritik und Essay ausgezeichnet.[7]

Das Autorenblog Techniktagebuch, das Passig gründete, wurde 2019 mit dem Grimme Online Award in der Kategorie Kultur und Unterhaltung ausgezeichnet.[8]

2021 wurde Kathrin Passig der Heinrich-Mann-Preis für Essayistik der Akademie der Künste zugesprochen.[9]

Sonstiges[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Kathrin Passig ist gesichtsblind[10] und Narkoleptikerin.[11]
  • Im Erfolgsroman von Gerhard Henschel pflegt der Held Martin Schlosser ein loses, literarisiertes Verhältnis zu einer fiktionalisierten Kathrin Passig. Dabei ist der Ich-Erzähler durchaus angetan von Kathrin. „Ihre Bibliothek war wohlsortiert. Ich weidete mich am Anblick der Bücherrücken: In dieser Wohnung hätte ich mich auch ohne die Gastgeberin nicht gelangweilt.“ (Seite 307)

Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vortrag von Kathrin Passig auf der re:publica 2013: „Mass Customization: Da geht noch mehr“

Übersetzungen

  • Bill Naughton: Alfie. Deutsch von Kathrin Passig und Marcus Gärtner. Rowohlt, Berlin 2015, ISBN 978-3-499-26923-3.
  • Christopher Isherwood: Leb wohl, Berlin. Deutsch von Gerhard Henschel und Kathrin Passig. Hoffmann und Campe, Hamburg 2014, ISBN 3-455-40500-2.
  • Ned Beauman: Glow. Deutsch von Gerhard Henschel und Kathrin Passig. Hoffmann und Campe, Hamburg 2014, ISBN 3-455-40454-5.
  • Bob Dylan / Robert Santelli: Das Bob Dylan Scrapbook 1956–1966. Deutsch von Gerhard Henschel und Kathrin Passig. Hoffmann und Campe, Hamburg 2005.
  • Bob Dylan: Chronicles, Volume One. Deutsch von Gerhard Henschel und Kathrin Passig. Hoffmann und Campe, Hamburg 2004, ISBN 3-455-09385-X.
  • Harlan Coben: Der Insider. Aus dem Amerikanischen von Gunnar Kwisinski und Kathrin Passig. Goldmann, München 2007, ISBN 978-3-442-44534-9.
  • Jacob Weisberg: Schon wieder voll daneben, Mr. President! Noch mehr wahre Worte von George W. Bush. Rowohlt, Reinbek 2003.
  • Jacob Weisberg: Voll daneben, Mr. President! Wahre Worte von George W. Bush. Deutsch von Gerhard Henschel und Kathrin Passig. Rowohlt, Reinbek 2003, ISBN 3-499-61619-X.
  • William Marshall: Hongkongcrash. Aus dem Englischen von Kathrin Passig. Rotbuch, Hamburg 1998, ISBN 3-88022-445-5.

Audioproduktionen

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Kathrin Passig – Sammlung von Bildern und Videos

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Michael Rutschky: Gegen Ende. Tagebuchaufzeichnungen 1996–2009. Berlin 2019. S. 201.
  2. Michael Rutschky: Gegen Ende. Tagebuchaufzeichnungen 1996–2009. Berlin 2019. S. 202.
  3. Kathrin Passig, Ira Strübel: Im Umgang mit Obdachlosen. In: NZZ, 3. Januar 2015, S. 22
  4. Zur Kritik an Algorithmen. Warum wurde mir ausgerechnet das empfohlen?, SZ, 7. Januar 2012
  5. Mein Wille geschehe in Süddeutsche Zeitung Magazin, Ausgabe 49/2013, vom 9. Dezember 2013
  6. Text von Sie befinden sich hier beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb 2006.
  7. Kathrin Pasig. In: deutscheakademie.de. Abgerufen am 15. August 2023.
  8. Techniktagebuch. In: grimme-online-award.de. Abgerufen am 23. Juni 2019.
  9. Kathrin Passig erhält den Heinrich-Mann-Preis 2021. In: BuchMarkt. 29. Januar 2021, abgerufen am 19. Januar 2021.
  10. Linkradar: Die Stunde zwischen Frau und Gitarre, dm-Kopie, Cory Doctorow. 14. September 2015, abgerufen am 12. Dezember 2018 (deutsch).
  11. Kathrin Passig - Über Wachen und Schlafen. Abgerufen am 20. Juni 2019.