Khmer (Sprache)

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Khmer (ភាសាខ្មែរ)

Gesprochen in

Kambodscha Kambodscha,
Vietnam Vietnam,
Thailand Thailand,
Laos Laos
Sprecher 14 Mio. Muttersprachler, 2 Mio. Zweitsprachler
Linguistische
Klassifikation
Offizieller Status
Amtssprache in Kambodscha Kambodscha
Anerkannte Minderheiten-/
Regionalsprache in
Vietnam Vietnam
Sprachcodes
ISO 639-1

km

ISO 639-2

khm

ISO 639-3

khm

Khmer (ភាសាខ្មែរ Phéasa Khmér, Aussprache: [pʰiːəsaː kʰmaːeAudiodatei abspielen; auch: Kambodschanisch) ist die Amtssprache Kambodschas. Sie ist Muttersprache der Khmer, der größten Bevölkerungsgruppe des Landes, und wird zur austroasiatischen Sprachfamilie gezählt. Sie ist geprägt von der Kultur der südostasiatischen Halbinsel, d. h. von den benachbarten Sprachen Thai und Laotisch, von den Sprachen des BuddhismusSanskrit und Pali. Im Gegensatz zu den benachbarten Sprachen Thai, Laotisch und dem entfernt verwandten Vietnamesisch ist Khmer keine Tonsprache. Die verwendete Khmer-Schrift ist eine von den indischen Schriften abgeleitete Schrift, deren früheste Schriftdokumente aus dem 6. bis 7. Jahrhundert n. Chr. stammen.

Phonologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die moderne Hochsprache hat folgende Konsonanten- und Vokalphoneme:[1]

Konsonanten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

p t c k ʔ
ɓ ɗ
(f) s h
m n ɲ ŋ
w j h
l
ɽ

Der Konsonant f kommt nur in wenigen Lehnwörtern vor. Die Konsonanten ʃ, z und g kommen nur in Lehnwörtern aus dem Französischen und anderen europäischen Sprachen vor.

Vokale und Diphthonge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

i e ɨ ə a ɑ u o
ɛː ɨː əː ɑː ɔː
iːə eːi aːe ɨːə əːɨ aːə ɑːo uːə oːu ɔːə

Es gibt unterschiedliche Auffassungen über die genaue Zahl und die exakte Aussprache dieser Vokale und Diphthonge.

Silben- und Wortstruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die meisten Wörter sind ein- oder zweisilbig. Die folgende Tabelle listet die möglichen konsonantischen Silbenanlaute (mit phonetischen Veränderungen) auf.

pʰt- pʰc- pʰk- pʰʔ- pɗ- pʰn- pʰɲ- pʰŋ- pʰj- pʰl- pɽ- ps- ph-
tʰp- tʰk- tʰʔ- tɓ- tʰm- tʰn- tʰŋ- tw- tj- tl- tɽ- th-
cʰp- cʰk- cʰʔ- cɓ- cɗ- cʰm- cʰn- cʰŋ- cʰw- cʰl- cɽ- ch-
kʰp- kʰt- kʰc- kʰʔ- kɓ- kɗ- kʰm- kʰn- kʰɲ- kŋ- kʰw- kʰj- kʰl- kʰɽ- ks- kh-
sp- st- sk- sʔ- sɓ- sɗ- sm- sn- sɲ- sŋ- sw- sl- sɽ- sth-
ʔəw-
mət- məc- məʔ- məɗ- mən- məɲ- məl- məɽ- məs- məh-
ləp- lək- ləʔ- ləɓ- ləm- ləŋ- ləw- ləh- ləkh-

Auf diese möglichen Silbenanlaute folgt einer der Vokale bzw. Diphthonge. Am Silbenende können folgende Konsonanten auftreten: -p, -t, -c, -k, -ʔ, -m, -n, -ɲ, -ŋ, -w, -j, -l und -h (-ç).

Die häufigste Wortstruktur ist eine Vorsilbe, gefolgt von einer „vollen“ Silbe nach der obenstehenden Beschreibung. Vorsilben sind unbetont und haben die Struktur CV-, CɽV-, CVN- oder CɽVN- (C steht für einen Konsonanten, V für einen Vokal, N für m, n, ɲ oder ŋ). Der Vokal dieser Vorsilben wird in der gesprochenen Sprache meist zu ə reduziert.

Wörter können auch aus zwei „vollen“ Silben bestehen. Bei Wörtern mit mehr als zwei Silben handelt es sich meist um schriftsprachliche Ausdrücke, Lehnwörter aus dem Pali, Sanskrit, aus dem Französischen oder anderen Sprachen. Selbst bei Lehnwörtern gibt es die Tendenz, die Aussprache dem Muster Vorsilbe-Vollsilbe anzupassen.

Khmer Sprecher mit Phnom Penh Dialekt.

Verbreitung und Dialekte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Verbreitung des Khmer: als Amtssprache (blau), Minderheitensprache (orange), Diaspora (gelb)
Khmer-Dialekte

Es wird von ca. 14 Millionen Muttersprachlern ausgegangen, davon 12,5 Millionen in Kambodscha, 1,5 Millionen in Thailand und Vietnam (Ethnologue 2009). Außerhalb Kambodschas wird Khmer auch von Minderheiten im Süden Vietnams, im Osten Thailands und im Süden von Laos gesprochen. Die frühesten Schriftdokumente stammen aus dem 6. bis 7. Jahrhundert n. Chr.

Khmer ist in verschiedene Dialekte differenziert. Der Dialekt von Phnom Penh ist nicht identisch mit der Hochsprache, sondern zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass ɽ häufig ausfällt und stimmhafte Konsonanten stimmlos gesprochen werden.

Besonders ausgeprägt und vom Standard-Khmer unterschiedlich sind das nördliche Khmer (oder Surin-Khmer; Nr. 6 in der Karte rechts), das von circa 1,4 Millionen Sprechern in den nordostthailändischen Provinzen Surin, Buri Ram und Si Sa Ket gesprochen wird, und das südliche Khmer der Khmer Krom (Nr. 4) im zu Vietnam gehörenden Mekongdelta mit etwas über einer Million Sprechern.[2] Die Dialekte innerhalb weiter Teile Kambodschas weisen dagegen nur relativ geringe Unterschiede auf und sind ohne Schwierigkeiten gegenseitig verständlich. Erheblichere Unterschiede gibt es allerdings in schwerer zugänglichen Gebieten wie etwa den Kardamom-Bergen (Nr. 5).[3]

Grammatik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die grundlegende Satzstellung ist Subjekt-Verb-Objekt. Khmer ist im Wesentlichen eine isolierende Sprache, aber zur Wortbildung dienen Präfixe und Infixe.

Ein typisches Merkmal des Satzbaus ist die Serialverbkonstruktion: Aktionen werden in Verb-Ketten ausgedrückt, das heißt, um eine Aktion zu beschreiben, werden in der Regel mehrere Verben benötigt.

Schrift[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Sprache wird in der eigenen Khmer-Schrift (អក្សរខ្មែរ Âksâr Khmêr, Aussprache: [ɑːksɔː kʰmɛːAudiodatei abspielen auch kambodschanische Schrift) geschrieben, die von den indischen Schriften abgeleitet ist. Die Schrift benutzt 33 Konsonanten, 24 Vokale und 14 Initialvokale.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Michel Ferlus: Essai de phonétique historique du khmer („Du milieu du premier millénaire de notre ère à l’époque actuelle“). In: Mon-Khmer Studies, XXI, 1992, S. 57–89, halshs.archives-ouvertes.fr
  • Rüdiger Gaudes: Wörterbuch Khmer–Deutsch. 2 Bände. VEB Verlag Enzyklopädie, Leipzig 1989, ISBN 3-324-00291-5.
  • Robert Headley et al.: Cambodian–English Dictionary. Catholic University Press, Washington 1977, ISBN 0-8132-0509-3.
  • Franklin Huffman: An outline of Cambodian Grammar. PhD thesis. Cornell University, 1967.
  • Franklin Huffman: Cambodian System of Writing and Beginning Reader. Yale University Press, 1970, ISBN 0-300-01314-0.
  • Judith Jacob: A Concise Cambodian–English Dictionary. Oxford University Press / Routledge, London 2001, ISBN 0-19-713574-9.
  • Philip N. Jenner: A Dictionary of Angkorian Khmer. Pacific Linguistics, Research School of Pacific and Asian Studies, The Australian National University, Canberra 2009.
  • Ruth Sacher, Nguon Phan: Lehrbuch des Khmer. VEB Verlag Enzyklopädie, Leipzig 1985, ISBN 3-324-00286-9.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Siehe Liste der IPA-Zeichen
  2. M. Minegishi: Khmer. In: Concise Encyclopedia of Languages of the World. Elsevier, Oxford 2009, S. 597.
  3. Gérard Diffloth: Khmer. In: William J. Frawley: International Encyclopedia of Linguistics. Band 1. 2. Auflage. Oxford University Press, Oxford / New York 2003, S. 355–356.