Kienberg (Rennertshofen)

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Kienberg
Koordinaten: 48° 47′ N, 10° 59′ OKoordinaten: 48° 47′ 10″ N, 10° 59′ 29″ O
Höhe: 506 m
Einwohner: 82 (31. Okt. 2023)[1]
Postleitzahl: 86643
Vorwahl: 09094
Kienberg (von Norden)
Kienberg (von Norden)

Kienberg ist ein Ortsteil des Marktes Rennertshofen im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen im Regierungsbezirk Oberbayern. Er gehört zur Gemarkung Trugenhofen.

Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Kirchdorf liegt in der hügeligen Landschaft der Monheimer Alb nordwestlich von Trugenhofen, südlich von Ammerfeld und östlich des Marxheimer Ortsteils Burgmannshofen. In Ammerfeld zweigt von der Staatsstraße St 2214 eine Ortsverbindungsstraße nach Süden ab, die nach Kienberg führt und weiter steil ins Tal der Ussel nach Trugenhofen hinabführt und im Osten des Ortes in die Kreisstraße ND 20 mündet, die nach der nahen Landkreisgrenze im Westen in die Kreisstraße DON 24 übergeht. Von Kienberg führt außerdem eine Ortsverbindungsstraße nach Burgmannshofen.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mittelalter und Frühe Neuzeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Alten Reich gehörte Kienberg zur Grafschaft Lechsgemünd-Graisbach, war also mit Gericht und Grundbarkeit diesen Grafen, später den herzoglich-bayerischen und pfalz-neuburgischen adeligen Lehenträgern in Trugenhofen zugeordnet.

1481 erhielt der Pfarrer von Trugenhofen durch Vergleich mit Ruland von Trugenhofen den Zehent von Kienberg.[2] Später wurde Kienberg mit Trugenhofen Teil der Hofmark Trugenhofen, die nacheinander verschiedenen Besitzerfamilien gehörte, zuletzt ab 1802 den Grafen Du Moulin-Eckart zu Bertoldsheim.

Neuzeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Patrimonialgericht[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als 1818/20 Patrimonialgerichte gebildet wurden, kamen die 18 Familien Kienbergs zum Patrimonialgericht II. Klasse Bertoldsheim, das im Besitz des Hofmarkherren Wilhelm Karl Joseph Adam Graf von Eckart genannt Eckert auf Moerlach war.[3] Diese standesherrliche niedere Gerichtsbarkeit hob Bayern 1848 wieder auf.

Gemeindezugehörigkeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im neuen Königreich Bayern (1806) wurde Kienberg 1808/11 bei der Bildung der Steuerdistrikte dem Steuerdistrikt Gansheim im Landgericht und Rentamt Graisbach-Monheim zugeordnet.[4] Mit dem zweiten Gemeindeedikt von 1818 wurde die Ruralgemeinde Trugenhofen gebildet, der auch Kienberg zugeteilt wurde. Mit der Trennung von Justiz (weiterhin Landgericht Monheim) und Verwaltung wurde Trugenhofen mit Kienberg dem Bezirksamt Donauwörth zugewiesen. Am 1. Januar 1880 kam die Gemeinde mit sechs weiteren Kommunen zum schwäbischen Bezirksamt Neuburg an der Donau (beziehungsweise später Landkreis Neuburg an der Donau); seit dem 1. Oktober 1879 war bereits das Amtsgericht Neuburg an der Donau zuständig geworden.[5] Im Zuge der Gebietsreform in Bayern am 1. Juli 1972 kam die Gemeinde zum vergrößerten jetzt oberbayerischen Landkreis Neuburg an der Donau, der am 1. Mai 1973 den Namen Landkreis Neuburg-Schrobenhausen erhielt. Die bis Ende 1977 selbständige Gemeinde Trugenhofen mit ihren Ortsteilen Kienberg, Dünsberg und Störzelmühle wurde am 1. Januar 1978 in den Markt Rennertshofen des Landkreises Neuburg-Schrobenhausen eingemeindet.[6][7] Seitdem ist Kienberg einer von den 28 amtlich benannten Ortsteilen Rennertshofens.

Cholera-Epidemie mit 24 Toten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Herbst 1854 litt der Ort unter einer Cholera-Epidemie bei der 39 Personen erkrankten; im Zeitraum vom 11. bis 30. Oktober starben 24 der damals 93 Bewohner.[8][9] Die Toten wurden in Trugenhofen bestattet.

Windkraftanlage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Windkraftanlage Kienberg
Lage
Land Bundesrepublik Deutschland
Daten
Typ Onshore-Windkraftanlage
Primärenergie Windenergie
Leistung 80 MW (elektrisch)
Betriebsaufnahme 1993
Turbine Tacke TW80
Stand Dezember 2023
f2
Luftaufnahme der Windkraftanlage Kienberg

Das südlich des Ortes stehende Windrad wurde im Rahmen eines öffentlich geförderten Demonstrationsvorhabens Windenergie Binnenenergie 1993 aufgestellt und erzeugt circa 100.000 kWh pro Jahr.[10]

Einwohnerzahlen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1575: 70 Einwohner[11]
  • 1840: 94 Einwohner, 15 Häuser[12]
  • 1864: 74 Einwohner, 19 Häuser (nur Kleinbesitz)[13]
  • 1867: 82 Einwohner, 30 Gebäude, 1 Kirche[14]
  • 1961: 61 Einwohner, 48 Wohngebäude[15]
  • 2008: 79 Einwohner[16]
  • 2012: 84 Einwohner[17]
  • 2015: 84 Einwohner
  • 2021: 91 Einwohner (davon 88 mit Hauptwohnsitz)[18]

Wallfahrtskirche St. Leonhard[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Wallfahrtskirche St. Leonhard

Die Wallfahrt St. Leonhard ist um 1670 entstanden, als eine aus einem Weidenbaum geschnitzte Leonhardsfigur in einem Bildstock aufgestellt wurde. 1680 wurde eine Kapelle errichtet, die 1705 restauriert wurde. 1717 erbaute man die jetzige Kirche.[19] Der zum Verhältnis der Kirche kleine Turm mit Zwiebelhaube wurde 1750 als Dachreiter auf dem Chor errichtet und birgt zwei Glocken. Seit 1989 findet ein Leonhardiritt mit Pferdesegnung statt.[20]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Markus Nadler: Historischer Atlas von Bayern. Neuburg an der Donau. Das Landgericht Neuburg und die Pfleggerichte Burgheim und Reichertshofen. München 2004.
  • Doris Pfister: Donauwörth. Der ehemalige Landkreis. Reihe Historischer Atlas von Bayern. Teil Schwaben, Reihe I, Heft 17, München 2008.
  • Ludwig Wagner: Streifzug durch Neuburg und den Landkreis. Berlin 2008.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Einwohnerzahlen – Markt Rennertshofen. Abgerufen am 31. Dezember 2023.
  2. Anton Steichele: Das Bisthum Augsburg, historisch und statistisch beschrieben. 2. Band, Augsburg 1864, S. 742 digitalisat
  3. Pfister, S. 334
  4. Pfister, S. 340 f.
  5. Königlich Allerhöchste Verordnung vom 2. April 1879, die Bestimmung der Gerichtssitze und die Bildung der Gerichtsbezirke betreffend (GVBl. S. 399 f.)
  6. Nadler, S. 410 f.
  7. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27. 5. 1970 bis 31. 12. 1982. W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart und Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 601.
  8. Sterbeeinträge im Matrikelbuch des Pfarramtes Trugenhofen
  9. Aloys Martin: Haupt-Bericht über die Cholera-Epidemie des Jahres 1854 im Königreiche Bayern. München 1857, S. 78
  10. Informationstafel an der Windkraft-Anlage
  11. Wagner, S. 214
  12. Joseph Anton Eisenmann und Karl Friedrich Hohn: Topo-geographisch-statistisches Lexicon vom Königreiche Bayern. Band 1, Erlangen 1840, S. 918
  13. Steichele, S. 741
  14. J. Heyberger und andere: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. München 1867, Spalte 1283
  15. Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. München 1964, Spalte 1004
  16. Wagner, S. 214
  17. Müllers Großes Deutsches Ortsbuch 2012. Berlin 2012, S. 710
  18. Einwohnerzahlen – Markt Rennertshofen. Abgerufen am 7. Februar 2022.
  19. Adam Horn und Werner Meyer: Die Kunstdenkmäler von Bayern, Regierungsbezirk Schwaben, Band V., Stadt und Landkreis Neuburg a. d. Donau. München 1958. Seiten 526–529. ISBN 3-486-50516-5
  20. Wagner, S. 210–213

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]