Kīlauea

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Kīlauea

Lage des Kīlauea, schematischer Überblick mit Caldera und Riftzonen

Höhe 1247 m
Lage Big Island, Hawaii, USA
Koordinaten 19° 25′ 16″ N, 155° 17′ 12″ WKoordinaten: 19° 25′ 16″ N, 155° 17′ 12″ W
Kīlauea (Hawaii)
Kīlauea (Hawaii)
Typ Schildvulkan
Gestein Basalt
Letzte Eruption 2020–
Besonderheiten Einer der aktivsten Vulkane der Erde

Der Kīlauea (deutsch Kilauea) ist ein aktiver Schildvulkan auf der zu Hawaii gehörenden Insel Big Island. In der hawaiischen Sprache bedeutet kīlauea „spucken“ oder „viel verbreiten“.[1] In der derzeit erstarrten Caldera des Kīlauea eingebettet liegt der Halemaʻumaʻu-Krater, in dessen Boden sich bis zum Mai 2018[2] ein aktiver Lavasee befand,[3] der sich seit Dezember 2020 wieder neu bildet.

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kīlauea ist einer der fünf Vulkane, die die Insel Hawaiʻi bilden
Blockbild des östlichen Teils des Kīlauea mit Darstellung der Verbindungswege zwischen der Magmakammer unterhalb der Gipfelcaldera und den Nebenkratern der östlichen Riftzone wie dem Mauna Ulu und dem Puʻu ʻŌʻō sowie des Abfließens von Lava zur Küste durch Lavaröhren.
Zeitrafferaufnahme des Lavasees im Halemaʻumaʻu-Krater

Der Kīlauea ist Teil einer Kette von Vulkanen, der Hawaii-Emperor-Kette, welche sich vom Nordwest-Pazifik bis nach Hawaii erstreckt. Während sich der ozeanische Meeresgrund über einen örtlich festliegenden Hot-Spot im Erdmantel bewegte, schuf er in Jahrmillionen diese lange Inselkette, von der heute nur noch wenige Inseln an der Oberfläche zu sehen sind. Die nördlichste ist die Insel Midway.

Auf Big Island befinden sich neben dem Kīlauea noch zwei weitere aktive Vulkane, der Mauna Loa und der Hualālai sowie zwei vermutlich inaktive Vulkane, der Mauna Kea und der Kohala.

Vulkanische Aktivität[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Kīlauea ist derzeit einer der aktivsten Vulkane der Erde.[4][5] Wie bei den meisten Vulkanen, die über Hotspots liegen, sind die Ausbrüche effusiv: Lava quillt aus dem Erdinneren nach oben und fließt in kontinuierlichen Lavaströmen ab.[6] Obwohl der weit überwiegende Teil der Eruptionen somit keinen explosiven Charakter hat, gibt es Ausnahmen. Zum Beispiel ereigneten sich vom 11. bis 27. Mai 1924 eine Reihe starker Explosionen im Halemaʻumaʻu-Krater, bei denen tonnenschwere Gesteinsbrocken mehrere Kilometer weit aus dem Krater geschleudert wurden.[7] Verursacht wurde das damals durch große Mengen einströmenden Grundwassers, das bei seinem Kontakt mit Magma schlagartig verdampfte. Durch den Dampfdruck wurde das darüber liegende Gestein weggesprengt.

Die überwiegende Zahl der Ausbrüche verläuft jedoch friedlicher, da die Lava hawaiischer Vulkane eine sehr geringe Viskosität besitzt. In der dünnflüssigen Lava können eingeschlossene Gase vor einem Ausbruch leichter entweichen und keinen hohen Druck aufbauen, anders als beispielsweise beim Ausbruch des Mount St. Helens 1980. Die Viskosität von Lava wird von mehreren Faktoren beeinflusst: ihrer Temperatur, der chemischen Zusammensetzung und ihrem Gasgehalt.

Der jüngste Ausbruch des Kīlauea begann am 20. Dezember 2020. Davor gab es eine über dreißigjährige Phase der Aktivität von 1983 bis 2018.[8] Diese fand größtenteils nicht im Hauptkrater, sondern vor allem im ca. 15 km davon entfernten Puʻu-ʻŌʻō-Krater statt. Die Lavaströme flossen von dort mitunter bis in den Pazifik, wo die über 1100 Grad Celsius[9] heiße Lava durch das Meerwasser schlagartig abgekühlt wird. Dabei fließt die Lava nicht die gesamte Strecke oberirdisch, sondern häufig in Lavaröhren.

In der drei bis vier Kilometer großen Caldera des Kīlauea liegt der Schachtkrater des Halemaʻumaʻu, in dessen Boden von 2008 bis 2018[2] ein etwa 200 Meter großer aktiver Lavasee zwischen 60 und 150 Meter tief eingesenkt war.[10]

Ab dem 3. Mai 2018 (Ortszeit) bildeten sich im östlichen Grabenbruch, 40 km östlich der Caldera des Kīlauea, im Puna-Distrikt in einem besiedelten Waldgebiet, den sogenannten Leilani Estates[11] und später auch Lanipuna Gardens, Spalten, aus denen Lava quoll. Diese Spalteneruptionen wurden von Erdbeben begleitet, von denen das stärkste die Magnitude 6,9 erreichte – die heftigste Erschütterung auf Hawaii seit dem Jahr 1975 (7,1), als 2 Tote zu beklagen waren. Noch am 3. Mai wurden 1700 Personen behördlich aufgefordert, das Gebiet zu verlassen. Weiteren 10.000 Bewohnern des Puna-Distrikts wurde empfohlen, es vorsorglich zu verlassen. Zudem wurde der Notstand ausgerufen.[12][13] Am 11. Mai 2018 wurde der Hawaiʻi-Volcanoes-Nationalpark geschlossen. Im Zusammenhang mit den Erdbeben und dem Vordringen von Magma in der Bruchzone veröffentlichte das Hawaiian Volcano Observatory einige Fakten, nach denen ein befürchteter katastrophaler Abbruch entlang des Hilina-Grabens[14] extrem unwahrscheinlich wäre. Nach mehreren Wochen vulkanischer Aktivität bildete sich, zum Teil nach Explosionen, am 15. und 17. Mai 2018 eine große Aschewolke über dem Halemaʻumaʻu.[15] Nachdem heißeres Magma aus dem Puʻu ʻŌʻō bis zu den Spalten gelangt war,[16] bildeten sich Lavaströme, die Richtung Südosten fließend am 19. Mai 2018 nach Überquerung der Küstenstraße Hawaiʻi State Route 137 zwischen Pohoiki und Opihikao den Ozean erreichten.[16] Nach Verlagerung der Hauptaktivität auf die Spalte Nr. 8 erreichte am 2. Juni 2018 ein weiterer, zunächst nach Nordosten fließender Lavastrom nochmals die Hawaiʻi State Route 137 an der Kreuzung „Four Corners“ in der schon 1960 durch einen Lavastrom zerstörten und danach verlegten Ortschaft Kapoho und schnitt diese zunächst ab und begrub sie anschließend nahezu komplett, bis der Lavastrom am 4. Juni den Ozean erreichte.[17][18] Die Lavamassen füllten außerdem den Green Lake, den größten Süßwassersee der Insel und ließen das Wasser verdampfen. Während des Ausbruchs kam es im Hauptkrater jeweils zu einer anwachsenden seismischen Aktivität, die zu einem nahezu täglichem Einbruch des Kraterbodens und der Ränder des Halemaʻumaʻu führte[19]. Der Lavafluss aus der Spalte Nr. 8 korrespondierte dazu. Anfang August ging die Aktivität zurück: Das letzte Absacken des Bodens des Hauptkraters[20] wurde am 2. August 2018 registriert, die seismische Aktivität dort ging am 4. August zurück[21] und der Lavakanal aus Spalte 8 wurde in deren Nähe am 6. August als leer bezeichnet.[22] Nach 90 Tagen Inaktivität wurde die Eruption von 1983 am 5. Dezember 2018 für beendet erklärt.[23]

Ein ab Juli 2019 mit Wasser gefüllter See am Boden des Halemaʻumaʻu-Kraters[24] verdampfte am Beginn des Ausbruchs vom 20. Dezember 2020 bis zum Mai 2021, der einen neuen Lavasee bildete.[25] Auch der Ausbruch vom 29. September[26] bis zum 9. Dezember 2021[27] ließ erneut einen Lavasee entstehen.

Am 5. Januar 2023 begann ein auf den Halemaʻumaʻu-Krater begrenzter Ausbruch.[28]

Tourismus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Kīlauea mit seinen Nebenkratern ist Teil des Hawaiʻi-Volcanoes-Nationalparks auf Big Island und ist einer der am häufigsten von Touristen besuchten aktiven Vulkane.

Mythologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der hawaiischen Religion gilt der Halemaʻumaʻu-Krater in der Caldera des Kīlauea als Sitz der Vulkangöttin Pele.[29]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Fotos und Videos[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Kategorie Kīlauea – Sammlung von Bildern und Videos

Geologisches Kartenmaterial[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wissenschaftliche Beiträge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Reiseberichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Kīlauea in Place Names of Hawaiʻi (hawaiisch, englisch)
  2. a b The lava lake is visible early in the video, with overflows onto the caldera floor on April 23, but the lake vanishes from sight in early May as pressure in the summit magma reservoir decreases. Photo & Video Chronology: July 12, 2018, Kīlauea summit activity. (Memento vom 13. Juli 2018 im Internet Archive) In: usgs.gov, (United States Geological Survey), abgerufen am 31. Oktober 2021. (englisch)
  3. HVO, Webcams. In: usgs.gov, (U. S. Geological Survey), abgerufen am 2. Februar 2017. (englisch)
  4. Summary of Historical Eruptions, 1750 – Present. Eruption History of Kilauea Volcano, Hawaii. In: usgs.gov. U. S. Geological Survey, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 6. Januar 2017; abgerufen am 12. April 2023 (englisch, Volcano Watch — Kīlauea's eruptive history.; vulkanische Aktivität als Diagramm).
  5. Historical Eruptions of Kilauea Volcano. In: soest.hawaii.edu. School of Ocean and Earth Science and Technology, University of Hawai‘i at Manoa, abgerufen am 12. April 2023 (englisch).
  6. Bild einer Lavafontäne. (Memento vom 4. Oktober 2013 im Internet Archive) In: geolinde.musin.de, abgerufen am 31. Oktober 2021.
  7. The 1924 explosions of Kilauea. In: usgs.gov, abgerufen am 31. Oktober 2021. (englisch)
  8. USGS, Hawaiian Volcano Observatory: Kīlauea –– Perhaps the World's Most Active Volcano. In: usgs.gov, abgerufen am 31. Oktober 2021. (archiviert, englisch); 7 months of no lava at Puʻu ʻŌʻō heralds end of an era. (U. S. Geological Survey Hawaiian Volcano Observatory, 31. Januar 2019); Preliminary summary of Kīlauea Volcano’s 2018 lower East Rift Zone eruption and summit collapse. (pdf, 9,8 MB), In: usgs.gov, USGS (englisch)
  9. vgl. die Angaben in How hot is lava? – Volcano World. (Memento vom 3. Februar 2017 im Internet Archive) In: volcano.oregonstate.edu, (Oregon State University) für basaltische Lava und des U.S. Geological Service (FAQs zu den Vulkanen auf Hawaii). (Memento vom 3. Februar 2017 im Internet Archive) In: usgs.gov, (U. S. Geological Survey) abgerufen am 21. Dezember 2020. (englisch) mit etwas höheren Werten; die in verschiedenen Medien häufig auftauchende Angabe von ca. 2000 °C beruht wohl auf einer fehlerhaften Übernahme der 1100 °C entsprechenden Temperatur von 2012 Grad Fahrenheit.
  10. Hawaiian Volcano Observatory: Recent Kilauea Status Reports, Updates, and Information Releases, HAWAIIAN VOLCANO OBSERVATORY DAILY UPDATE, Saturday, September 29, 2012 7:46 AM HST (Saturday, September 29, 2012 17:46 UTC). (Memento vom 6. Oktober 2012 im Internet Archive) In: usgs.gov, abgerufen am 31. Oktober 2021. (englisch)
  11. Welt-Icon Leilani Estates; vgl. auch Leilani Estates mit weiteren Quellenangaben
  12. Stärkste Erschütterung seit 1975. auf orf.at, 5. Mai 2018, abgerufen 5. Mai 2018. (österreichisches Deutsch)
  13. Kilauea Volcano Erupts. In: usgs.gov, USGS-Website, 4. Mai 2018 ff., abgerufen am 6. Mai 2018. (englisch)
  14. Hilina Slump, vgl. Roger P. Denlinger, Julia K. Morgan: Characteristics of Hawaiian volcanoes (= Professional Paper 1801). U. S. Geological Survey, 2014, ISSN 2330-7102, Chapter 4: Instability of Hawaiian Volcanoes (englisch, usgs.gov [PDF; 8,8 MB] Characteristics of Hawaiian Volcanoes. online).
  15. Hawaiian Volcano Observatory Status Report – U. S. Geological Survey. (Memento vom 19. Mai 2018 im Internet Archive); Ascheregen auf Hawaii. In: Der Spiegel (online). 17. Mai 2018, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 12. April 2023]).
  16. a b Kevin Dayton und Gordon Y.K. Pang: New lava flow approaches Puna geothermal plant. In: staradvertiser.com. Honolulu Star-Advertiser, 20. Mai 2018, abgerufen am 12. April 2023 (englisch, mit Videoclip): „‘Laze’ plume could carry toxic substances miles away from lava’s ocean entry“
  17. June 4—Thermal map of fissure system and lava flows. Kīlauea Maps. In: usgs.gov. USGS, USDOI, 4. Juni 2018, abgerufen am 1. April 2023 (amerikanisches Englisch).
  18. Kīlauea maps. Diverse Karten der USGS. In: usgs.gov. United States Geological Survey, Innenministerium der Vereinigten Staaten, abgerufen am 12. April 2023 (amerikanisches Englisch).
  19. Volcanic Hazard at the Summit of Kīlauea: June 29, 2018 Update. (PDF; 338 kB) Cooperator Report To Hawai`I Volcanoes National Park. In: usgs.gov. USGS, 29. Juni 2018, abgerufen am 31. Oktober 2021 (englisch).
  20. Thomas Tunsch: Veränderungen in der Kaldera des Kīlauea vom 14. Mai bis 19. Juli 2018. In: planet.com, Planet Labs Inc., abgerufen am 31. Oktober 2021. (englisch)
  21. Hazard Notification System (HANS). Hawaiian Volcano Observatory Status Report (HVO Status Report). In: volcanoes.usgs.gov. USGS, abgerufen am 6. Januar 2023 (englisch).
  22. Hazard Notification System (HANS). HVO Status Report. In: volcanoes.usgs.gov. USGS, abgerufen am 6. Januar 2023 (englisch).
  23. Hazard Notification System (HANS). HVO Weekly Update. In: volcanoes.usgs.gov. USGS, abgerufen am 6. Januar 2023 (englisch).
  24. Volcano Watch — Water or no water: that is (or was) the question. In: usgs.gov. USGS, 1. August 2019, abgerufen am 31. Oktober 2021 (englisch, USGS-Meldung vom 1. August 2019. mit zuletzt rund 50 m Tiefe.).
  25. Big Island Video News vom 21. Dezember 2020 incl. Civil Defense Message. In: bigislandvideonews.com, abgerufen am 31. Oktober 2021. (englisch)
  26. Kilauea erupts at summit crater, creating lava fountains and thick plumes of smoke. In: hawaiinewsnow.com, 30. September 2021, abgerufen am 30. September 2021. (englisch)
  27. Lava supply to the Halemaʻumaʻu lava lake ceased on December 9 and the eruption is currently paused. Kīlauea: Recent Eruption. (Memento vom 6. Januar 2023 im Webarchiv archive.today)
  28. Hazard Notification System (HANS): HVO/USGS Volcanic Activity Notice 2023/H15. In: volcanoes.usgs.gov. USGS, abgerufen am 6. Januar 2023 (englisch).
  29. W. D. Westervelt: Hawaiian Legends of Volcanoes, S. 174. In: sacred-texts.com, abgerufen am 31. Oktober 2021. (englisch)