Kim Yo-jong

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Kim Yo-jong
Kim Yo-jong
Kim Yo-jong

Koreanische Schreibweise
Chosŏn’gŭl 김여정
Hancha 金與正
Revidierte
Romanisierung
Gim Yeo-jeong
McCune-
Reischauer
Kim Yŏjŏng

Kim Yo-jong (* 26. September 1987 in Pjöngjang)[1] ist die Direktorin des Ministeriums für Propaganda und Agitation der Demokratischen Volksrepublik Koreas und eine führende Persönlichkeit des Landes. Als Propagandabeauftragte ihres Bruders, des „Obersten Führers“ Kim Jong-un, ist sie maßgeblich für den Personenkult um den nordkoreanischen Diktator und seine Darstellung gegenüber der Bevölkerung verantwortlich. Sie organisiert und plant seine Auftritte und Reisen, schreibt seine Reden und kontrolliert, welche Bilder von ihm an die Öffentlichkeit gelangen. Auf dem VII. Parteitag der PdAK wurde sie 2016 zudem in das Zentralkomitee aufgenommen, das als innerer Zirkel der Arbeiterpartei fungiert.[2]

Herkunft und Ausbildung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kim Yo-jong wurde am 26. September 1987 als jüngstes Kind von Kim Jong-il und seiner dritten Frau oder Mätresse Ko Yong-hi in die nordkoreanische Herrscherdynastie der Kims hineingeboren.[1] Als sie sechs Jahre alt war, starb ihr Großvater, der Staatsgründer Kim Il-sung, und ihr Vater übernahm die Staatsführung. Ihre frühe Kindheit verbrachte Kim Yo-jong größtenteils in der abgeschotteten Residenz ihrer Mutter in Pjöngjang, bevor sie 1996 unter dem falschen Namen Kim Yong-sun auf eine Schweizer Privatschule in Bern geschickt wurde, die ihre beiden älteren Brüder Kim Jong-chol und Kim Jong-un bereits besuchten. Die Kim-Sprösslinge lebten dort bewacht und umsorgt von Bediensteten, Unterhaltern und Leibwächtern in einer privaten Residenz, der ein hochrangiges Parteimitglied vorstand. Von Mitarbeitern der Schule wurde Yo-jong als überbehütet beschrieben. Ihre Tante mütterlicherseits, Ko Yong-suk, die sich von klein auf um Yo-jong und ihre Brüder gekümmert hatte, floh 1998 von Bern aus, zusammen mit ihrem Mann und den drei Kindern, in die USA.[3] Im selben Jahr war Kim Yo-jongs Mutter an Brustkrebs erkrankt und ließ sich in Frankreich und der Schweiz behandeln.

2000 kehrte Yo-jong nach Nordkorea zurück. Ihr weiterer Ausbildungsweg ist nicht im Detail bekannt. Vermutlich belegte sie Kurse an der Kim-Il-sung-Militärakademie in Pjöngjang[1] und studierte Informatik an der Kim-Il-sung-Universität, wo sie Kommilitonin von Kim Eun-gyong, der Tochter des japanischen Entführungsopfers Megumi Yokota, gewesen sein soll.[4] Nach dem Krebstod ihrer Mutter im Jahr 2004 scheint sie zudem auch an einer europäischen Universität Kurse belegt zu haben.

Karriere[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bereits 2002 erzählte Kim Yo-jongs Vater ausländischen Diplomaten, dass seine jüngste Tochter politisch interessiert sei und eine Karriere im politischen System Nordkoreas anstrebe.[1] Es ist bekannt, dass sie mindestens seit 2007 Partei- und Kadermitglied war und entweder für ihren Vater oder Kim Kyong-hui, ihre Tante väterlicherseits, arbeitete. In den nächsten Jahren gehörte sie regelmäßig zur Entourage ihres Vaters, wenn er offizielle Termine und die üblichen Vor-Ort-Begehungen von Produktionsstätten wahrnahm, blieb namentlich aber unerwähnt und im Hintergrund. Bis 2011 war sie Mitglied des Sekretariats ihres Vaters und der Nationalen Verteidigungskommission. Zudem arbeitete sie an der Propagandakampagne, die in Gang gesetzt worden war, um ihren Bruder als zukünftigen Herrscher zu etablieren. In den Plänen ihrer Tante und ihres Onkels für die Machtübernahme Kim Jong-uns nach dem Tod ihres Vaters spielte sie ebenfalls eine große Rolle. Im September 2010 war sie erstmals bei einem offiziellen Fototermin zu sehen, als sie anlässlich der 3. Parteikonferenz der Partei der Arbeit Koreas (PdAK) neben dem Sekretär ihres Vaters und seiner Mätresse Kim Ok stand.[5]

Im Dezember 2011 erschien Kim Yo-jong im Rahmen der Beerdigung ihres Vaters erstmals auch im Staatsfernsehen. Sie tauchte in Begleitung ihres Bruders auf und führte mindestens zweimal eine Prozession hochrangiger Parteimitglieder an, die sich vor dem Sarg verneigten. Sie wurde dabei nicht als Mitglied des Trauergeleits benannt und auch nicht namentlich erwähnt. Nach der Machtergreifung ihres Bruders begleitete sie ihn regelmäßig bei offiziellen Terminen, wie militärischen Inspektionen und Vor-Ort-Begehungen.[6] Der Staatssender Koreanisches Zentralfernsehen zeigte sie 2012 z. B. im Gefolge Kim Jong-uns bei der Besichtigung eines militärischen Reitplatzes.[7] Meist war sie dabei mit einer grünen Jacke bekleidet, wie sie in Nordkorea von Reportern und Fotografen getragen wird. Anfang desselben Jahres hatte sie den Posten in der Nationalen Verteidigungskommission als Tourmanagerin ihres Bruders übernommen.[8] Als Mitglied seines Vorstandsbüros war sie ab diesem Zeitpunkt für Terminplanung, Logistik und Sicherheitsvorkehrungen seiner öffentlichen Auftritte verantwortlich. Es wird davon ausgegangen, dass sie eine der wenigen Personen ist, die direkten Zugang zu Kim Jong-un haben.

Kim Yo-jong (hinten rechts) bei der Eröffnungszeremonie der Olympischen Winterspiele 2018 im südkoreanischen Pyeongchang.

Die erste offizielle namentliche Erwähnung Kim Yo-jongs fand am 9. März 2014 statt, als sie ihren Bruder zur Wahl der Obersten Volksversammlung begleitete und ihre Stimme abgab. Sie wurde dabei als hochrangige Amtsträgerin des Zentralkomitees der Partei der Arbeit Koreas bezeichnet.[9] Am 28. November 2014 war sie stellvertretende Abteilungsleiterin des Propagandaministeriums der Arbeiterpartei,[10] bevor sie im März 2015 in die Führungsposition befördert wurde. Sie hält zudem einen Vize-Ministerposten in einem nicht näher bekannten Ressort. Am 24. Juli 2015 übernahm Kim Yo-jong auch die Agitations- und Propagandaabteilung der Volksrepublik Nordkorea. Als Vizedirektorin zeichnet sie dort für die Entwicklung des Personenkults rund um ihren Bruder verantwortlich. Zuvor hatte seit den 1990ern der 89-jährige Kim Ki-nam dieses Amt inne.[11]

Als Kim Jong-un sich im Oktober 2014 einer medizinischen Behandlung unterziehen musste und zeitweise aus der Öffentlichkeit vollständig verschwunden war, wurde berichtet, Kim Yo-jong hätte wichtige offizielle Funktionen übernommen.[12] Angeblich plante Kim Jong-un, seine mit offiziellen Aufgaben betraute Tante Kim Kyŏng-hŭi durch Kim Yo-jong zu ersetzen.[5][13]

Anfang Februar 2018 nahm sie im Rahmen der nordkoreanischen Delegation gemeinsam mit dem protokollarischen Staatsoberhaupt der DVRK Kim Yong-nam an der Eröffnungsfeier der Olympischen Winterspiele in Pyeongchang teil. Damit reiste zum ersten Mal ein Mitglied der nordkoreanischen Herrscherdynastie nach Südkorea.

Bei der Wahl zur Obersten Volksversammlung am 10. März 2019 wurde Kim Yo-jong in das nordkoreanische Einkammerparlament gewählt. Zwar war sie zur vorherigen Wahl 2014 nicht angetreten, jedoch nachgerückt durch eine Nachwahl oder das Ausscheiden eines Abgeordneten durch Tod.[14]

Vermutete Ehe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Januar 2015 wurde berichtet, dass Kim Yo-jong Choe Song geheiratet habe,[15] den zweiten Sohn des Regierungsbeamten Choe Ryong-hae.[16] Im Mai 2015 soll Yo-jong ein Kind erwartet haben. Es wird angenommen, dass es sich bei dem Kindsvater um einen von Kim Yo-jongs Kommilitonen von der Kim-Il-sung-Universität handelt, der entweder ein Funktionär des geheimen Büro 39 der Partei der Arbeit Koreas ist oder Soldat aus der Militäreinheit, die für den Schutz des Staatsoberhauptes verantwortlich ist. Ihr Ehemann soll für die Finanz- und Rechnungsabteilung der Arbeiterpartei tätig sein.

Stammbaum[17][18]
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Kim Bo-hyon
1871–1955
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Kim Hyong-jik
1894–1926
 
Kang Pan-sok
1892–1932
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Kim Jong-suk
1917–1949
 
Kim Il-sung
1912–1994
 
Kim Song-ae
1924–2014
 
Kim Yŏng-ju
1920–2021
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Kim Young-sook
1947–
 
 
Song Hye-rim
1937–2002
 
Kim Jong-il
1941[19]–2011
 
Ko Yong-hi
ca. 1952–2004
 
Kim Ok
1964–
 
Kim Kyŏng-hŭi
1946–
 
Jang Song-thaek
1946–2013
 
Kim Pyong-il
1954–
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Kim Sol-song
1974–
 
Kim Jong-nam
1971–2017
 
Kim Jong-chol
1981–
 
Kim Jong-un
1984[20]
 
Ri Sol-ju
1989–
 
Kim Yo-jong
1987–
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Kim Han-sol
1995–
 
 
 
 
 
 
 
Kim Ju-ae
ca. 2012–
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Kim Yo-jong – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d Kim Yo Jong, North Korea Leadership Watch, 11. Juli 2013 
  2. Diktatorin von nebenan. In: jungle-world.com. 12. Mai 2016, abgerufen am 20. August 2016.
  3. The secret life of Kim Jong Un’s aunt, who has lived in the U.S. since 1998. In: washingtonpost.com. 27. Mai 2016, abgerufen am 3. September 2016.
  4. Kim Hee-Jin: Abductee’s daughter is favorite of Kim’s sister. In: Korea JoongAng Daily. 19. März 2014, abgerufen am 30. April 2015.
  5. a b KJI Youngest Daughter Working as Events Manager for KJU? North Korea Leadership Watch vom 22. Juli 2013, abgerufen am 28. Dezember 2020.
  6. N. Korea’s Kim Jong-Un executed 15 top officials: S. Korea spy agency. In: Yahoo News. 29. April 2015, abgerufen am 29. April 2015.
  7. North Korea Newsletter No. 237, Yonhap News Agency, 22. November 2013 
  8. Kim Yo-jung is believed to have studied abroad and to share her older brother’s ambition, Hankyoreh, 22. Juni 2013 
  9. Kim Jong Un Visits Kim Il Sung University of Politics and Takes Part in Election of Deputy to SPA (Memento des Originals vom 17. Januar 2015 im Internet Archive), Korean Central News Agency, 9. März 2014. Abgerufen am 10. März 2014 
  10. North Korea’s ‘princess’ moves closer to center of power (Memento des Originals vom 26. November 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.reuters.com, reuters.com, 30. November 2014.
  11. Kim Jong-un’s sister promoted to run ‘idolisation projects’ in North Korea, The Guardian, 24. Juli 2015 
  12. Cristina Silva: Has Kim Yo-Jong Taken Over For Kim Jong Un? Sister Assumes North Korea State Duties While Brother Undergoes Medical Treatment. International Business Times, 2. Oktober 2014, abgerufen am 3. Oktober 2014.
  13. Kim Jong-un ‘preparing to purge aunt’. telegraph.co.uk, 6. Dezember 2013, abgerufen am 3. September 2016.
  14. North Korea election: Surprise as leader Kim Jong-un 'not on ballot'. bbc.com, 12. März 2019, abgerufen am 19. März 2019.
  15. WSJ Staff: Kim Jong Un’s Little Sister Married Son of Top Regime Official, Report Says. blogs.wsj.com, 2. Januar 2015, abgerufen am 3. September 2016.
  16. NK leader’s sister weds son of Choe Ryong-hae: sources. Yonhap News Agency, 2. Januar 2015;.
  17. Kan Huss, Clay Frost: North Korea's First Family: Mapping the personal and political drama of the Kim clan. msnbc.com, abgerufen am 20. Januar 2013.
  18. Holly Yan: The world's most mysterious family tree: Kim Jong Un's secretive dynasty is full of drama, death. CNN, 16. Februar 2017, abgerufen am 16. Februar 2017.
  19. Laut offizieller Biografie wurde er 1942 geboren.
  20. Laut offizieller Biografie wurde er 1982 geboren.