Kimmerer

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Kimmerer im Zentrum Anatoliens um 600 v. Chr.

Die Kimmerer oder Kimmerier (altgriechisch Κιμμέριοι, Kimmérioi; assyrisch Gimir-ri/Gimir-rai, Singular Gimir, biblisch Gomer) waren ein indogermanisches Reitervolk der Antike, welches nach griechischen Autoren wie Herodot ursprünglich am Kimmerischen Bosporus (die heutige Straße von Kertsch zwischen der Krim und Südrussland) und im nördlichen Kaukasus ansässig war. Nach übereinstimmenden griechischen und assyrischen Quellen zogen die Kimmerier ab dem späten 8. Jahrhundert v. Chr. über den Kaukasus nach Anatolien, wo sie zunächst das Reich der Phryger zerschlugen und jahrzehntelang eine Bedrohung für die griechischen Städte Kleinasiens und das Lyderreich waren.

Schriftquellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Griechen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Odyssee[1] beschreibt Homer das Land und die Stadt der kimmerischen Männer, die im äußersten Rand des tiefen Okeanos, nahe am Eingang des Hades, lägen. In ihrem Gebiet herrschten stete Nacht und Nebel („kimmerische Finsternis“) und Helios würde hier nicht leuchten. Vielleicht sind auch die in der Ilias[2] erwähnten Hippemolgen, „das trefflichste aller Völker“, als Kimmerer zu identifizieren.

Aristeas von Prokonnesos erwähnt die Kimmerer als Bewohner der Steppen am Nordufer des Schwarzen Meeres (Arimaspeia), etwa im 7. Jahrhundert v. Chr. In der Erdbeschreibung des Hekataios von Milet wird ein Einfall der Skythen in das Gebiet der Kimmerer beschrieben. Dieses Werk gilt als Quelle Herodots für den Skythenfeldzug des persischen Königs Dareios I.

Herodot berichtet, dass die Kimmerer lange vor seiner Zeit am Nordrand des Schwarzen Meeres ansässig waren und durch die Skythen, die zu Herodots Zeit dort lebten, einst aus ihrer ehemaligen Heimat vertrieben wurden. Darauf weisen Herodot zufolge Ortsnamen wie Kimmerische Feste, Kimmerische Furt und Kimmerischer Bosporus[3]. Die Kimmerer wurden von Königen regiert, wichtige Entscheidungen wurden aber anscheinend von der Volksversammlung getroffen[4]. Es kam zu einer Schlacht, da die Kimmerer von den Skythen bedroht wurden und sich das Volk sowie die Könige nicht darauf einigen konnten, ob sie fliehen oder im Widerstand zu Grunde gehen sollten. Die Toten wurden anschließend am Fluss Tyras bestattet[5]. Daraufhin flohen die Kimmerer, der Meeresküste folgend, nach Kleinasien, nur wenige fanden Zuflucht auf der Krim. Die Skythen verfolgten sie, nahmen aber eine andere Route nach Süden, mit dem Kaukasus zur Rechten, also näher am Kaspischen Meer, und konnten sie daher nicht finden.[6] Phillips[7] nimmt an, dass die Kimmerer die Darielschlucht in der Mitte des Kaukasus benutzten, während die Skythen über Derbent im Osten vordrangen. Sie griffen stattdessen die Meder an. Die Kimmerer ließen sich später auf der Halbinsel von Sinop nieder.[8]

Nach Strabo drangen die Kimmerer nach Paphlagonien vor und griffen das Reich der Phrygier an. Ihr König Midas, Sohn des Gordios, habe sich beim Angriff der Kimmerer auf die Hauptstadt Gordion (696 oder 679 v. Chr.) durch Trinken von „Ochsenblut“, vermutlich ein aus Realgar hergestelltes Arsen-Gift, das Leben genommen. Die Kimmerer siedelten sich um Sinop an und erschlugen den Milesier Habron.[9]

Aristoteles berichtet, dass die Kimmerer Antadros am Fuße des Ida einnahmen und für hundert Jahre beherrschten. Die Kimmerer griffen den Lyderkönig Ardys II., Sohn des Gyges, an und nahmen seine Hauptstadt Sardes bis auf die Akropolis ein. Zusammen mit den Trerern plünderten sie die Städte der ägäischen Küste. Schließlich wurden sie von König Alyattes II., Sohn des Sadyattes II., Enkel des Ardys II., geschlagen und aus Kleinasien vertrieben[10]

Dionysios Periegetes, ein Schriftsteller des 2. Jahrhunderts n. Chr., beschreibt die Kimmerer als Nachbarn der Sinder und Kerketen, also wohl als im Kaukasus ansässig.

Lateinische Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach Pomponius Mela[11] lebten an der Küste des Kaspischen Meeres die Komaren, Massageten, Kadusier, Hyrkanier und Hiberer. Jenseits davon lebten die Hyperboräer und Amazonen, und oberhalb von diesen die Cercetae, Kimmerer, Cissianti, Achaei, Georgili, Moschi, Phoristae, Rimphaces und Arimphaei.

Assyrische Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einfall der Kimmerer im 8. Jh. v. Chr. über den Kaukasus nach Anatolien

Die Kimmerer werden oft mit den Gimirri der assyrischen Quellen gleichgesetzt. Als Bezeichnung für nomadische Stämme im Norden findet sich häufig der Name „umman-manda“ (Meder), der seit der Akkad-Zeit belegt ist. Auch mit dieser Bezeichnung werden oft Kimmerer und Skythen identifiziert. Des Weiteren werden sie von Sargon II. auch Gutäer genannt, was womöglich als Schimpfwort genutzt wurde. Der Harper-Brief ABL 112 erwähnt Kimmerer in Mannai[12].

Kronprinz Sanherib berichtet 714 v. Chr. an Sargon II., dass die Gimirri aus Gamirru nach Urartu eingefallen seien, wobei der Statthalter von Uaiš fiel. In dem Gottesbrief über seinen achten Feldzug beschreibt Sargon II. u. a. den Selbstmord des Rusa I. von Urartu wegen des Falls von Musasir und der „Gefangenschaft“ des Gottes Ḫaldi. Dieser Erfolg war möglicherweise durch einen Einfall der Kimmerer möglich geworden. Sargon selbst fiel 705 v. Chr. auf seinem neunten Feldzug gegen die Kulummu. Manche Forscher (Winkler) glauben aber, dass die Kimmerer für seinen Tod verantwortlich waren.

Die nächste Erwähnung der Kimmerer stammt aus dem Jahr 679 v. Chr. Assurhaddon unterwarf den kimmerischen König Teušpa in Hubušna[7]. Aus einem Brief des Kronprinzen Assurbanipal an seinen Vater Assurhaddon ist bekannt, dass die Kimmerer die Stadt Kudana eingenommen hatten. Der stark zerbrochene Brief erwähnt auch den „Sohn“ von ú-ak-sa-ta (Kyaxares?) und einen gewissen pa-ra-m[u] (Phraortes?). Ein weiterer Brief (83-1-18, 283) erwähnt Kimmerer in Minda.

Die Annalen des Assurbanipal berichten, dass Guggu (Gyges?), König von Luddu, zwei Häuptlinge der Gimirri gefangen nach Ninive schickte und sich um ein Bündnis mit Assyrien bemühte. Kurz danach verbündete sich Guggu aber mit Psamettich und sandte diesem Söldner. Ardys, Guggus Sohn, stellte um 646 v. Chr. wieder freundschaftliche Beziehungen zu Assurbanipal her. Dugdamme, König der Saka Ugutumki, zerstörte Sardes und zog weiter nach Kilikien, wo er erkrankte. Er spuckte Blut und seine Genitalien verfaulten[7].

Bibel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Bibel wird „Gomer“, ein Volk aus Mitternacht (Norden) „von den Enden der Erde“ erwähnt, das oft mit den Kimmerern gleichgesetzt wird. Die Völkertafel in Genesis 10,2 EU führt Gomer unter den Kindern Japhets. Die anderen Nachfahren Japhets sind Magog, Madai (Meder), Thubal (Tabal in der heutigen Osttürkei), Mesech (Phrygier) und Thiras. Gomer wurde im Mittelalter und der frühen Neuzeit auch als Kimbern gedeutet und wurde so zum Beispiel zum Vorfahren der Briten und Schweden. Unter den Kindern Gomers findet sich Aschkenas, der u. a. mit den Skythen gleichgesetzt wird.

Ez 38,6 EU nennt Gomer zusammen mit dem Haufen Thogarma (Tilgarimmu?[7]) unter den Gefolgsleuten Gogs im Lande Magog und Oberherr von Mesech und Thubal (39,2) und prophezeit, dass er zu Rosse über Israel kommen werde wie eine Wolke (38,16). Aber JHWH werde ihn mit Pestilenz, Blut und Feuer- und Schwefelregen vernichten und ihm den Bogen aus der Hand schlagen. Der Prophet beschreibt, wie die Bewohner Israels die Schilde, Bögen, Pfeile, Keulen und Spieße von Magog und Gomer verbrennen und so sieben Jahre kein Feuerholz brauchen (39,10). Die Reste des Heeres werden im Tal Abarim oder Hamon Gog östlich des Toten Meeres bestattet.

Jes 5,26–28 EU beschreibt die Bögen, Pferde und Wagen von Gomer.

Armenische Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach armenischen Quellen besiedelten die Kimmerer Anatolien, das nach ihnen Gamirk genannt wird[13].

Herrscher der Kimmerer[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Archäologische Funde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Funde der Tschernogorowka- und Nowotscherkassk-Kulturen der frühen Eisenzeit, zwischen dem 9. und 7. Jahrhundert v. Chr., am Nordufer des Schwarzen Meeres werden traditionell den Kimmerern zugeschrieben. Diese Kulturen lösten die Belosjorka-Kultur ab, deren Träger feste Siedlungen bewohnten und sich von Ackerbau und Viehzucht ernährten. Mit dem Beginn der frühen Eisenzeit lässt sich ein Wechsel der Wirtschaftsweise zur nomadischen Viehzucht erkennen. Die Funde beschränken sich fast völlig auf die Waldsteppe und die Steppe, bewaldete Gebiete werden gemieden, hier findet sich die Tschorny-Les-Kultur. Deren befestigte Siedlungen werden von einigen Forschern als Schutz gegen nomadische Überfälle gedeutet. Jedoch ist Handel zwischen Tschorny-Les und Nowotscherkassk wahrscheinlich, da auch Vollnomaden auf gewisse Erzeugnisse des Ackerbaus angewiesen sind.

Tschernogorowka[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Tschernogorowka-Kultur wird in das 9. und frühe 8. Jahrhundert v. Chr. datiert. Sie ist nach einem Fundort beim Dorf Tschernogorowka (heute Stadt Siwersk bei Bachmut) benannt. Typisch sind ost-west-orientierte Hockerbestattungen unter Grabhügeln, manchmal in Nischen, die von einem zentralen unterirdischen Schacht ausgehen. Männer erhielten eherne Tüllenpfeilspitzen, Pferdegeschirr und Eisendolche mit Bronzegriff als Beigaben. Die Metallurgie der Tschernogorowka-Kultur ist vermutlich durch die nordkaukasische Koban-Kultur beeinflusst.

Nowotscherkassk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Nowotscherkassk-Kultur wird aus der bronzezeitlichen Srubnaja- (Balkengrabkultur) abgeleitet. Sie datiert in das 8. und 7. Jahrhundert und ist nach einem Fundort in der Oblast Rostow benannt. Sie war zwischen Donau und Wolga verbreitet. Typisch sind West-Ost ausgerichtete gestreckte Bestattung unter niedrigen Grabhügeln (Kurganen), auch Nachbestattungen in älteren Hügeln kommen vor. Die Grabbeigaben der Männer bestehen aus Waffen, Kompositbögen, rautenförmigen Tüllenpfeilspitzen sowie Lanzen, Schwertern und Dolchen aus Eisen, Steinkeulen, Wetzsteinen und Pferdegeschirr aus Bronze und Bein. Pferdebestattungen (Girejewa Mogila) sind selten. Frauengräber enthalten hauptsächlich Keramik. Einzelne Gräber sind sehr reich ausgestattet, unter anderem mit Goldschmuck, dies deutet auf gesellschaftliche Differenzierung. Ein Hortfund der Nowotscherkassk-Kultur ist aus Surmuschi in Georgien bekannt. Die Nowotscherkassk-Kultur endete im 7. Jahrhundert abrupt und wird durch Funde abgelöst, die den Skythen zugeschrieben werden. Dies könnte die Angaben Herodots über den Einfall der Skythen in kimmerisches Gebiet stützen.

Funde im Kuban-Gebiet beweisen Kontakte mit Assyrien. So wurden in Hockergräbern in Klin-Jar III. bei Kislowodsk mehrere assyrische spitze eherne Kegelhelme aus der Zeit Sanheribs oder Assurbanipals zusammen mit Pferdegeschirr von Nowotscherkassk-Typ gefunden. Es könnte sich um Gräber von Söldnern oder um Beutegut handeln. Askold verweist allerdings darauf, dass sie aus Blech genietet, nicht gegossen sind wie die vorderasiatischen Stücke und hält sie für einheimische Erzeugnisse[14]. Aus Werchnjaja Rutcha in Nordossetien stammt ein gegossener Bronzehelm mit einer Inschrift von Argišti I., König von Urartu.[15]

Glinoje[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Beim Dorf Hlinaia (Rajon Grigoriopol) in Moldawien bzw. Transnistrien wurde als Grabbeigabe ein doppelstöckiger Tonkrug gefunden, der in seiner Machart ein Unikum sein dürfte und den Kimmerern des 8. Jahrhunderts v. Chr. zugeschrieben wird[16].

Kelermes-Stufe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Um eindeutig kimmerische Funde zu identifizieren, untersuchte I. Askold im nördlichen Kleinasien Gebiete, in denen nach Auskunft griechischer Schriftsteller Kimmerer, aber keine Skythen siedelten. Er schreibt auch zwei Gräber vom Norşuntepe den Kimmerern zu, sowie zwei Gräber in Imirler und bei Amasya in der Türkei (ohne genaue Herkunft), die von Ünal den Skythen oder Sarmaten zugeschrieben werden.

Die Gräber auf der Akropolis von Norşun-Tepe werden von einem Gebäude überlagert, das durch die darin gefundene Keramik in die Mitte des 7. Jahrhunderts v. Chr. datiert wird.[17] Grab 3 enthält Gegenstände mit Inschriften des urartäischen Königs Argišti II., eine Anzahl urartäischer Trensenknebel sowie ein Trensenknebel mit Raubtierkopf, der typisch für die Kelermes-Stufe ist.[18]

Die Funde gehören in die Kelermes-Stufe, die gewöhnlich den Skythen zugeschrieben wird.[19] Die typische Keramik fehlt, ist nach Askold aber auch nicht zu erwarten. Einbrüche von Reiternomaden „hinterlassen […] immer nur spärliche, durch die archäologischen Methoden schwer erkennbare Spuren.“[20]. Er verweist auf Analogien mit den Hunnen- und Ungarneinfällen in Europa.

Kleinasien/Vorderer Orient[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ein Zerstörungshorizont in Sardes wird den Kimmerern zugeschrieben, er enthielt jedoch wenige kimmerische Funde. Ein Knochenortband in Form eines Rolltieres von frühskythischer Form stammt aus einer Schicht, die auch protokorinthische Keramik des 7. Jahrhunderts v. Chr. führt[21]. Pfeilspitzen aus Ephesos werden zuweilen den Kimmerern zugeschrieben. Jedoch kann nicht bewiesen werden, dass sie tatsächlich von kimmerischen Angreifern stammen. Dreiflüglige Bronzepfeilspitzen sind unter anderem auch aus Sardes[22], Norsuntepe Grab 2, Nusch-i-Jan (medische Schichten)[23], Boǧazköy[24], Ayanıs, Bastam, aus der Cella des Tempels von Kayalıdere[25] und Samaria bekannt. Sie treten aber noch bis ins 5. Jahrhundert auf[26].

Reiter auf Reliefs in Nimrud (Assur-Nasirpal II., 884–858 v. Chr.) werden manchmal als Kimmerer oder Skythen gedeutet, nach Ivanchik (2001) reiten sie jedoch auf typisch vorderasiatische Weise und sind daher nicht als Mitglieder von Reitervölkern zu identifizieren.

Mitteleuropa[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Mitteleuropa wurde der sogenannte Thrako-Kimmerische Horizont (vor allem Dolche mit durchbrochener Griffplatte und bestimmte Formen von Pferdetrensen) auf die Kimmerer zurückgeführt. Tatsächlich ähneln diese in Ungarn, Polen und Deutschland verbreiteten Pferdetrensen Funden aus der Schwarzmeergegend und dem Kaukasus (Koban-Kultur), es ist jedoch unklar, ob diese auf die historisch belegten Kimmerer zurückgehen. Östlicher Einfluss zu Beginn der Hallstattkultur, z. B. das Auftreten größerer Pferde wird ebenfalls gerne diesem Steppenvolk zugewiesen.

Chronologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sprache[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von den Kimmerern sind lediglich einige Personennamen überliefert (Teušpa, Lygdamis/Dugdamme), einige Sprachforscher versuchen ihnen auch Ortsnamen (Toponyme) zuzuweisen. Wegen fehlender sprachlicher Belege werden die Kimmerier in der seriösen Sprachwissenschaft kaum erwähnt. Spekulativ werden sie zur iranischen Sprachgruppe oder, griechischen Quellen folgend, der thrakischen Sprachgruppe zugerechnet. Vermutungen über einen engeren Zusammenhang mit der keltischen Sprache müssen aus genetischen Gründen (Krzywinski et al. 2018) als abwegig betrachtet werden. Die Einordnung als Thraker mag aber auf die häufige Verwechslung mit den Trerern zurückgehen.

Kimmerer und die Krim[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Name der Kimmerer soll sich in der Bezeichnung der Krim erhalten haben. Allerdings wurde in der Antike diese Halbinsel („Chersonesos“) landläufig als Taurische bzw. Skythische Chersonesos[29], „rauhe“ Chersonesos[30] oder einfach nur als Chersonesos[31] bezeichnet. Der Name „Krim“ ist vielmehr deutlich jünger als diese antiken Bezeichnungen und lässt sich – ohne dazu den Namen der Kimmerer bemühen zu müssen – auf das turk-tatarische qyrym = „Festung“ zurückführen.

Literarische Rezeption[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der amerikanische Schriftsteller Robert E. Howard beschrieb ein Volk der Kimmerier, das mit den historischen Kimmerern fast nur den Namen gemeinsam hat. Howards Kimmerier leben im Hyborischen Zeitalter und sind die Nachfahren der Atlanter. In dem Gedicht I remember wird Cimmeria im Refrain als „Land of darkness and deep night“ bezeichnet, Howard kannte also vermutlich Homer. Howards berühmteste Romanfigur, Conan, ist ein Kimmerier.

Im Roman Wenn ein Reisender in einer Winternacht von Italo Calvino, der aus mehreren unvollendeten Romananfängen besteht, ist einer dieser Romane aus dem „Kimmerischen“ übersetzt. Kimmerien ist hier ein fiktiver Staat, der vermutlich in Nordosteuropa gelegen haben soll.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • J. B. Bury: The Homeric and the historic Cimmerians. In: Klio. Bd. 6, 1906, S. 79–88.
  • Kurt Bittel: Grundzüge der Vor- und Frühgeschichte Kleinasiens. Wasmuth, Tübingen 1945.
  • E. D. Phillips: The Scythian domination in Western Asia: its record in history, scripture and archaeology. In: World Archaeology. Bd. 4, Nr. 2, 1972, ISSN 0043-8243, S. 129–138, doi:10.1080/00438243.1972.9979527.
  • Harald Hauptmann: Neue Funde eurasischer Steppennomaden in Kleinasien. In: Rainer Michael Boehmer, Harald Hauptmann (Hrsg.): Beiträge zur Altertumskunde Kleinasiens. Festschrift für Kurt Bittel. von Zabern, Mainz am Rhein 1983, ISBN 3-8053-0585-0, S. 251–270ff.
  • Renate Rolle, Michael Müller-Wille, Kurt Schietzel (Hrsg.): Gold der Steppe, Archäologie der Ukraine. Wachholtz, Neumünster 1991, ISBN 3-529-01841-4.
  • Askold I. Ivantchik: Les Cimmériens au Proche-Orient (= Orbis biblicus et orientalis. Bd. 127). Editions Universitaires u. a., Freiburg (Schweiz) u. a. 1993, ISBN 3-7278-0876-4.
  • Sergej Tokhtas'ev: Die Kimmerier in der antiken Überlieferung. In: Hyperboreus Bd. 2, 1996, 1–46 online (PDF; 1,7 MB)
  • Askold I. Ivantchik: Das Problem der ethnischen Zugehörigkeit der Kimmerier und die kimmerische archäologische Kultur. In: Prähistorische Zeitschrift. Bd. 72, 1997, S. 12–53.
  • Hermann Sauter: Studien zum Kimmerierproblem (= Saarbrücker Beiträge zur Altertumskunde Band 72). Habelt, Bonn 2000, ISBN 3-7749-3005-8 (Zugleich: Saarbrücken, Universität, Dissertation, 1997).
  • Askold I. Ivantchik: Kimmerier und Skythen. Kulturhistorische und chronologische Probleme der Archäologie der osteuropäischen Steppen und Kaukasiens in vor- und frühskythischer Zeit. = Киммерийцы и Скифы (= Steppenvölker Eurasiens. Bd. 2). Paleograph Press u. a., Moskau 2001, ISBN 3-8053-2977-6.
  • Askold Ivantchik: Die archäologischen Spuren der Kimmerier im Vorderen Orient und das Problem der Datierung der vor- und frühskythischen Kulturen. In: Ricardo Eichmann, Hermann Parzinger (Hrsg.): Migration und Kulturtransfer. Der Wandel vorder- und zentralasiatischer Kulturen im Umbruch vom 2. zum 1. vorchristlichen Jahrtausend (= Kolloquien zur Vor- und Frühgeschichte. Bd. 6). Akten des internationalen Kolloquiums, Berlin, 23. bis 26. November 1999. Habelt, Bonn 2001, ISBN 3-7749-3068-6, S. 329–342.
  • Carola Metzner-NebelsickKimmerier. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 2. Auflage. Band 16, Walter de Gruyter, Berlin/New York 2000, ISBN 3-11-016782-4, S. 504–523.
  • Carola Metzner-Nebelsick: „Thrako-Kimmerische“ Fundkomplexe zwischen der Südoststeiermark, Sudwest-Transdanubien und Nordkroatien und ihre Bedeutung für die Kulturentwicklung während der frühen Eisenzeit. In: Andreas Lippert (Hrsg.): Die Drau-, Mur- und Raab-Region im 1. vorchristlichen Jahrtausend (= Universitätsforschungen zur prähistorischen Archäologie. Bd. 78). Akten des internationalen und interdisziplinären Symposiums vom 26. bis 29. April 2000 in Bad Radkersburg. Habelt, Bonn 2001, ISBN 3-7749-3072-4, S. 137–154.
  • Mikko Luukko, Greta van Buylaere: The political correspondence of Esarhaddon (= State Archives of Assyria. Bd. 16). Helsinki University Press, Helsinki 2002, ISBN 951-570-539-8.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Homer, Odyssee XI, 12–19.
  2. Homer, Ilias XIII, 5–6.
  3. Herodot, Historien IV, 12.
  4. Herodot, Historien IV, 11.
  5. Herodot, Historien IV, 11.
  6. Herodot, Historien IV, 2.
  7. a b c d E. D. Phillips: The Scythian domination in Western Asia: its record in history, scripture and archaeology. In: World Archaeology. Bd. 4, Nr. 2, 1972, S. 129–138.
  8. Herodot, Historien I, 12.
  9. In manchen Publikationen wird der Name auch als Habrondas oder Abrondas wiedergegeben. Siehe hierzu Askold I. Ivantchik: Die Gründung von Sinope und die Probleme der Anfangsphase der griechischen Kolonisation des Schwarzmeergebietes. In: Gocha R. Tsetskhladze (Hrsg.): The Greek Colonisation of the Black Sea Area. Historical Interpretation of Archaeology. Fran Steiner Verlag, Stuttgart 1998, ISBN 3-515-07302-7, S. 298 Anm. 2.
  10. Herodot, Historien I, 16.
  11. Pomponius Mela, Chorographia 1, 12.
  12. Anne Katrine Gade Kristensen: Who were the Cimmerians, and where did they come from? Sargon II, the Cimmerians, and Rusa I (= The Royal Danish Academy of Sciences and Letters. Historisk-filosofiske meddelelser. Bd. 57). Munksgaard, Kopenhagen 1988, ISBN 87-7304-191-2.
  13. E. D. Phillips: The Scythian domination in Western Asia: its record in history, scripture and archaeology. In: World Archaeology. Bd. 4, Nr. 2, 1972, S. 129–138, hier S. 136.
  14. Askold Ivantchik: Die archäologischen Spuren der Kimmerier im Vorderen Orient und das Problem der Datierung der vor- und frühskythischen Kulturen. In: Ricardo Eichmann, Hermann Parzinger (Hrsg.): Migration und Kulturtransfer. 2001, S. 339.
  15. Askold Ivantchik: Die archäologischen Spuren der Kimmerier im Vorderen Orient und das Problem der Datierung der vor- und frühskythischen Kulturen. In: Ricardo Eichmann, Hermann Parzinger (Hrsg.): Migration und Kulturtransfer. 2001, S. 340.
  16. Alexander Koretsky: Unusual shape clay pot was found in the tomb of the mysterious Cimmerians from Pridnestrovie. In: Novosti Pridnestrovya. 22. Februar 2021, abgerufen am 3. März 2021 (englisch).
  17. Askold Ivantchik: Die archäologischen Spuren der Kimmerier im Vorderen Orient und das Problem der Datierung der vor- und frühskythischen Kulturen. In: Ricardo Eichmann, Hermann Parzinger (Hrsg.): Migration und Kulturtransfer. 2001, S. 330.
  18. Askold Ivantchik: Die archäologischen Spuren der Kimmerier im Vorderen Orient und das Problem der Datierung der vor- und frühskythischen Kulturen. In: Ricardo Eichmann, Hermann Parzinger (Hrsg.): Migration und Kulturtransfer. 2001, S. 332.
  19. Askold Ivantchik: Die archäologischen Spuren der Kimmerier im Vorderen Orient und das Problem der Datierung der vor- und frühskythischen Kulturen. In: Ricardo Eichmann, Hermann Parzinger (Hrsg.): Migration und Kulturtransfer. 2001, S. 329–342.
  20. Askold Ivantchik: Die archäologischen Spuren der Kimmerier im Vorderen Orient und das Problem der Datierung der vor- und frühskythischen Kulturen. In: Ricardo Eichmann, Hermann Parzinger (Hrsg.): Migration und Kulturtransfer. 2001, S. 329.
  21. Askold Ivantchik: Die archäologischen Spuren der Kimmerier im Vorderen Orient und das Problem der Datierung der vor- und frühskythischen Kulturen. In: Ricardo Eichmann, Hermann Parzinger (Hrsg.): Migration und Kulturtransfer. 2001, S. 330.
  22. A. Henry Dettweiler, George M. A. Hanfmann, D. G. Mitten: Excavations at Sardis, 1965. In: Türk Arkeoloji Dergisi. Bd. 14, 1965, ISSN 0564-5042, S. 151–160, online (PDF; 28,93 MB).
  23. British Institute of Persian Studies (Hrsg.): Nush-i Jan. Band 3: John Curtis: The small finds. British Institute of Persian Studies u. a., London 1984, ISBN 0-901477-03-6.
  24. Rainer Michael Boehmer: Die Kleinfunde von Boǧazköy. Aus den Grabungskampagnen 1931–1939 und 1952–1969 (= Wissenschaftliche Veröffentlichungen der Deutschen Orient-Gesellschaft. Bd. 87 = Boğazköy-Ḫattuša. Bd. 7). Mann, Berlin 1972, ISBN 3-7861-2193-1.
  25. C. A. Burney: A first season of excavations at the Urartian Citadel of Kayalidere. In: Anatolian Studies Bd. 16, 1966, ISSN 0066-1546, S. 55–111, hier S. 79.
  26. Askold Ivantchik: Die archäologischen Spuren der Kimmerier im Vorderen Orient und das Problem der Datierung der vor- und frühskythischen Kulturen. In: Ricardo Eichmann, Hermann Parzinger (Hrsg.): Migration und Kulturtransfer. 2001, S. 331.
  27. Herodot, Historien I,15.
  28. Herodot, Historien I,16.
  29. Strabo, Geographie VII 4,1.
  30. Herodot, Historien IV 99,3.
  31. Ammianus Marcellinus, XXII 8,32.