Kleinpösna

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Kleinpösna von Südwesten
Kleinpösna auf einer Karte von 1850

Kleinpösna ist ein Stadtteil im Stadtbezirk Ost von Leipzig. Er bildet zusammen mit Althen und Hirschfeld den Ortsteil Althen-Kleinpösna.

Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kleinpösna liegt im Osten Leipzigs etwa 12 Kilometer vom Leipziger Stadtzentrum entfernt. Die umgebenden Orte sind von Norden im Uhrzeigersinn Hirschfeld, Albrechtshain, Seifertshain, Holzhausen, Baalsdorf und Engelsdorf.

Kleinpösna ist dörflich geprägt und bis auf die Ostseite, wo sich aus dem Kiesabbau entstandene Wasserflächen erstrecken, von Feldfluren umgeben. Der alte Ortskern ist ein aus Bauernhöfen gebildetes Straßenangerdorf, dem sich nach Süden um 1900 einige Einzelhäuser anschlossen. Östlich des Ortskerns befinden sich aus der DDR-Zeit große Stallanlagen.

Der Ort wird von Süden nach Norden vom Pösgraben durchflossen.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das aus einer altwendischen Siedlung hervorgegangene Dorf wird erstmals 1295 als Pessene im Urkundenbuch des Hochstifts Merseburg genannt.[1] Der Ortsname weist auf die Lage der Siedlung am wasserführenden Pösgraben hin. Als Besitzer der Ortschaft werden im 14. Jahrhundert die Ritter von Bünau und Nickel von Draschwitz genannt. Sie verkauften ihren Grundbesitz 1391 an das Leipziger Augustiner-Chorherrenstift. Nach dessen Säkularisation (1544) schenkte Kurfürst Moritz das Dorf der Universität Leipzig. Kleinpösna gehörte damit zu den sogenannten Universitätsdörfern. Die Bevölkerung musste Zinsleistungen an die Universität erbringen und mit ihren Fuhrwerken Scheitholz aus dem der Universität gehörenden Oberholz nach Leipzig fahren. Kleinpösna erlitt während der Völkerschlacht am 16. Oktober 1813 erhebliche Schäden. Zunächst wurde das Dorf von französischen Truppen besetzt. Anschließend unternahm das Korps unter MacDonald von Kleinpösna aus einen erfolglosen Angriff gegen die in Seifertshain gelegenen österreichischen Truppen. Außerdem führten russische Truppen unter Bennigsen von hier aus einen Angriff gegen Holzhausen.

Die Sächsische Landgemeindeordnung von 1838 eröffnete auch Kleinpösna die Möglichkeit der Unabhängigkeit. 1844 wurden die Leistungen an die Universität eingestellt und 1855 erstmals ein Gemeinderat gewählt. Kleinpösna lag bis 1856 im kursächsischen bzw. königlich-sächsischen Kreisamt Leipzig.[2] Ab 1856 gehörte der Ort zum Gerichtsamt Brandis und ab 1875 zur Amtshauptmannschaft Grimma.[3]

Kleinpösna besaß bereits vor 1295 eine Kapelle, die nach dem Dreißigjährigen Krieg erneuert wurde. Die heutige Dorfkirche wurde nach Plänen von Albert Geutebrück im neugotischen Stil erbaut und am 28. November 1852 eingeweiht. Die Weihung als Marienkirche erfolgte 1892. 1893 wurde die Windmühle abgebrochen, Anfang der 1960er Jahre der Dorfteich am Anger verfüllt.

Seit 1877 besaß Kleinpösna eine eigene Schule, die ab 1925 auch von Schülern des benachbarten Hirschfeld besucht wurde. Erst im 20. Jahrhundert wurde Kleinpösna an das Gasnetz (1908), an die Elektroüberlandleitung (1924) und an das Leipziger Wassernetz (1933) angeschlossen.

Der Pösgraben stellte und stellt den Ort mit seinen Hochwässern immer wieder vor Probleme. Nach starken Regenfällen oder plötzlichem Tauwetter trat er häufig über die Ufer und überschwemmte den Ortskern, so geschehen zum Beispiel 1854, 1886, 1924, 1926, 1940, 1942, 1947, 1954, 1982 und 2002. Bereits 1854 erfolgte eine Regulierung des Wasserlaufes innerhalb des Ortes. Auch Reinigungen des Gewässerlaufs konnten die Hochwassergefährdung nicht beseitigen. Südlich des Ortes wurde ein Flutwehr errichtet, das im Hochwasserfall bei geschlossenem Schütz Wassermengen über den sonst trockenliegenden Kleinpösnaer Umflutgraben in den Zauchgraben ableitet, der sie der Parthe zuführt.

Ab Anfang der 1950er Jahre erfolgte auch in Kleinpösna die schrittweise Kollektivierung der landwirtschaftlichen Betriebe. 1966 wurde die LPG in die Baalsdorfer LPG integriert. Heute existiert in Kleinpösna ein genossenschaftlich organisierter Rinderzuchtbetrieb.

Mit der Wiederaufnahme des im Zweiten Weltkrieg unterbrochenen Autobahnbaus der heutigen Bundesautobahn 14 entstand am nördlichen Ortsrand eine Kiesgrube, deren Betrieb nach 1990 bedeutend intensiviert wurde. Die dadurch entstandenen Wasserflächen sind bereits heute ein beliebtes Naherholungsziel und sollen zukünftig noch stärker für den Tourismus erschlossen werden. An der Dorfstraße liegt die Autobahnanschlussstelle Kleinpösna.

Am 1. Oktober 1973 wurden Kleinpösna und Hirschfeld zusammengeschlossen. Am 1. Januar 1994 wurde Kleinpösna nach Engelsdorf eingemeindet und fiel mit diesem zusammen am 1. Januar 1999 an Leipzig.

Nach 1990 entstanden in Kleinpösna die neuen Eigenheimkomplexe Am Pösgraben, Am Feldrain und Pfaffenweg.

Bevölkerung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr[4] Kleinpösna Jahr Kleinpösna Jahr[5] Althen-Kleinpösna
1551 23 Höfe 1946 357 2000 1.983
1764 24 Höfe 1950 342 2005 2.125
1834 167 1964 269 2010 2.109
1871 215 1990 363 2015 2.146
1890 266 1997 427 2020 2.106
1910 295 2023 2.166
1925 263
1939 267

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei den Wahlen zum Sächsischen Landtag gehört Kleinpösna zum Wahlkreis Leipzig 1, bei Bundestagswahlen zum Bundestagswahlkreis Leipzig I (Wahlkreis 152).

Die Bundestagswahl 2021 führte bei einer Wahlbeteiligung von 74,8 % zu folgendem Zweitstimmenergebnis:[6]

Partei Althen-Kleinpösna Stadt Leipzig
AfD 24,4 % 13,3 %
CDU 22,1 % 14,0 %
SPD 19,4 % 20,9 %
FDP 12,8 % 10,1 %
Die Linke 06,3 % 13,7 %
Bündnis 90/Die Grünen 05,1 % 18,5 %
Sonstige 09,9 % 09,5 %

Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

500 Meter nördlich des Ortseingangs befindet sich die Auffahrt Kleinpösna der Autobahn A14. Über die Linie 73 der LVB hat Kleinpösna stündliche Busverbindung in die Leipziger Innenstadt.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Katharina Junghans/Harald Kirschner/Thomas Nabert: Kleinpösna. Eine historische und städtebauliche Studie. Pro Leipzig, Leipzig 2004
  • Stadt Leipzig, Ortschaftsrat Engelsdorf (Hrsg.): Dorfgeschichten aus dem Leipziger Osten: Althen, Baalsdorf, Engelsdorf, Hirschfeld, Kleinpösna, Sommerfeld. Band 1. Pro Leipzig, Leipzig 2000, ISBN 3-9806474-8-X
  • Stadt Leipzig, Ortschaftsrat Engelsdorf (Hrsg.): Dorfgeschichten aus dem Leipziger Osten: Althen, Baalsdorf, Engelsdorf, Hirschfeld, Kleinpösna, Sommerfeld. Band 2. Pro Leipzig, Leipzig 2002, ISBN 3-9807201-7-9
  • Cornelius Gurlitt: Kleinpösna. In: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen. 19. Heft: Amtshauptmannschaft Grimma (1. Hälfte). C. C. Meinhold, Dresden 1897, S. 143.
  • Kleinpösna. In: August Schumann: Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen. 4. Band. Schumann, Zwickau 1817, S. 657.
  • Kleinpösna. In: August Schumann: Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen. 17. Band. Schumann, Zwickau 1830, S. 360.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Kleinpösna – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Paul Fridolin Kehr (Bearb.): Urkundenbuch des Hochstifts Merseburg, 1. Teil (962–1357), Halle, 1899 (= Geschichtsquellen der Provinz Sachsen und angrenzender Gebiete, 36), S. 464.
  2. Karlheinz Blaschke, Uwe Ulrich Jäschke: Kursächsischer Ämteratlas. Leipzig 2009, ISBN 978-3-937386-14-0; S. 60 f.
  3. Die Amtshauptmannschaft Grimma im Gemeindeverzeichnis 1900
  4. Kleinpösna. Bevölkerungszahlen. In: hov.isgv.de. Abgerufen am 19. März 2024.
  5. Stadt Leipzig. Bevölkerungsbestand. In: statistik.leipzig.de. Abgerufen am 19. März 2024.
  6. Bundestagswahl am 26. September 2021. Ergebnisse und Analysen. (PDF) In: static.leipzig.de. S. 79, 83, abgerufen am 19. Februar 2024.

Koordinaten: 51° 19′ N, 12° 31′ O