Kolanuss

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Cola Balgfrucht und Samen mit weißlicher, fleischiger Samenschale, darunter die Kotyledonen (die Nüsse) als Ganzes und geteilt

Als Kolanuss, auch Colanuss, Goronuss, Bissynuss oder Kakkoruku,[1] werden die gesamten oder auch die einzelnen, aufgetrennten Kotyledonen der Samen von in den Tropen, vor allem in West- und Zentralafrika, beheimateten Kolabäumen (Cola) bezeichnet. Sie stammen hauptsächlich von Cola acuminata und Cola nitida, aber seltener auch noch von anderen Cola-Arten. Besonders kultiviert werden sie unter anderem in Nigeria.

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kolanüsse reifen in einer Balgfrucht, die Teil einer Sammelbalgfrucht ist;[2] in einer Balgfrucht sind insgesamt vier bis zu 14 oder mehr „Nüsse“ enthalten. Die grünen bis bräunlichen Balgfrüchte sind eiförmig bis länglich oder rundlich, mit einer mehr oder weniger höckrigen bis relativ glatten Oberfläche und sie werden 12 bis zu 20 Zentimeter lang. Die rundkantigen Samen sind glatt und ungleichförmig, von rundlich oder eiförmig bis ellipsoid oder vierkantig, und sie sind teils einseitig abgeflacht bis scheibenförmig. Sie besitzen eine weißliche, fleischige und weichliche Samenschale (Sarkotesta, Arillus) und ein papieriges, bräunliches Tegmen, die dann entfernt werden. Darunter sind die großen, zusammenhängenden 2 (bis 7) Kotyledonen (die Nüsse). Sie sind mehr oder weniger rötlich bis purpurfarben oder gelblich bis beige und etwa 2 bis 4 Zentimeter groß. Die einzelnen Kotyledonen der Samen können leicht voneinander gelöst und einzeln verwendet werden.

Die Kolanuss ist in Europa im Handel meist zu Pulver zermahlen erhältlich.

Inhaltsstoffe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kolanüsse (Kotyledonen) links: aufgeklappt
Kolanüsse auf dem Markt von Ouagadougou (Burkina Faso)
Kolanuss: Stärke im Parenchym der Kotyledonen
(Mikroskopische Aufnahme im polarisierten Licht)

Die Hauptwirkstoffe sind Koffein (2,2 bis zu 3,5 %) und Theobromin (0,04 %).[1] Damit liegt der Koffeingehalt der Kolanuss deutlich über dem von herkömmlichem Kaffee. Zum Theobromingehalt gibt es verschiedene Angaben in der Literatur (0,05 %[3] –1 %[4]); eine aktuelle Untersuchung ergab 0,31 %.[5] Außerdem sind enthalten: Catechin, Epicatechin, Procyanidine, Gerbstoffe, bis zu 45 % Stärke, Proteine, Zucker, Fette und Mineralstoffe.

Wirkung/Verwendung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Afrika ist die Kolanuss seit Jahrhunderten ein gängiges Genussmittel.[6] Dort werden die leicht bitteren, erdig schmeckenden, etwa walnussgroßen „Nüsse“ entlang der Naht aufgebrochen, in kleinere Teile zerbrochen, etwa eine Stunde gekaut und anschließend ausgespuckt.

Die Kolanuss entfaltet aufgrund ihres hohen Koffeingehaltes unter anderem eine stimulierende Wirkung. Das Koffein ist in der Kolanuss anders gebunden als im für Koffein bekannteren Kaffee und entfaltet deshalb eine andere Wirkungsweise als letzterer. Die infolge von Kaffeekonsum oft auftretenden Nebenwirkungen wie beispielsweise Herzrasen und Nervosität treten bei der Kolanuss deshalb nur bedingt auf. Weiter sind eine verdauungsanregende und schmerzstillende Wirkung bekannt, wobei sie auch Hunger und Durst unterdrücken sowie die Hirnaktivität anregen soll.[7] Sie wird gegen Kopfschmerzen, Fieber, Erbrechen und Durchfall eingesetzt. Sie regt die Darmperistaltik an. Es wird auch von aphrodisierender Wirkung berichtet, die wohl auf das für Koffein und Theobromin übliche gesteigerte Adrenalin- und Serotoninniveau zurückzuführen ist. Sie soll auch bei Seekrankheit helfen.[8]

Sie werden auch zusammen mit den „Nüssen“ (Samen) von Garcinia kola gekaut. Man glaubt, durch die Verwendung den Genuss der Kolanüsse zu verbessern und auch den Verzehr größerer Mengen zu ermöglichen.

In vielen afrikanischen Kulturen kommt der Kolanuss eine besondere kulturelle Bedeutung zu. So ist es in manchen Volksgruppen üblich, als Geschenk an Gäste Kolanüsse zu überreichen, sie gelten als Symbol von Gastfreundschaft. Dem Konsum der Kolanuss kommt dabei ähnliche Bedeutung zu wie dem Friedenspfeiferauchen in uramerikanischen Kulturen. Auch ist es mancherorts üblich, dass der Bräutigam vor der Hochzeit den Eltern der Braut einen Korb Kolanüsse überreicht.

Coca-Cola-Werbung von 1886

Industriell wurden Extrakte der Kolanuss und des Cocastrauchs ursprünglich zur Herstellung von Erfrischungsgetränken wie Cola verwendet, mittlerweile sind die meisten Hersteller jedoch auf das deutlich billigere Koffein ausgewichen, das bei der Herstellung von entkoffeiniertem Kaffee abfällt.[9] Auch die Verwendung der Coca-Extrakte wurde bald nach der Erfindung eingestellt.

Colagetränke, die heute noch Extrakte der natürlichen Kolanuss enthalten, sind etwa Fever-Tree, Premium Cola, Community Cola, Fritz-Kola, Club-Mate Cola, Mio Mio Cola, das Schweizer Produkt Vivi Kola oder Red Bull Cola. Kakaogetränkepulver von KolaKao enthalten über 40 % Kolanusspulver[10] und 1,6 % stecken in der Energie-Schokolade Scho-Ka-Kola. Die Kolanuss findet auch als Zutat von Kräuter- und Früchtetees Verwendung.[11]

Wirtschaftliche Bedeutung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

2019 wurden laut der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation FAO weltweit 306.415 t Kolanüsse geerntet. Die Nüsse werden nur in sieben afrikanischen Ländern in nennenswerter Menge produziert. Hauptproduzent war Nigeria, das 52,6 % der Welternte einbrachte.[12]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Waldemar Ternes, Alfred Täufel, Lieselotte Tunger, Martin Zobel (Hrsg.): Lebensmittel-Lexikon. 4., umfassend überarbeitete Auflage. Behr, Hamburg 2005, ISBN 3-89947-165-2, S. 350.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Cola – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Waldemar Ternes, Alfred Täufel, Lieselotte Tunger, Martin Zobel (Hrsg.): Lebensmittel-Lexikon. 4., umfassend überarbeitete Auflage. Behr, Hamburg 2005, ISBN 3-89947-165-2. S. 350.
  2. Wolfgang Franke: Nutzpflanzenkunde. 5. Auflage, Thieme Verlag, 1992, S. 325.
  3. Walter Vent: Nutzpflanzen fremder Völker. Reihe Bücher für den Schüler, Volk und Wissen Verlag Berlin 1967, S. 34.
  4. Robert Ebermann, Ibrahim Elmadfa: Lehrbuch Lebensmittelchemie und Ernährung. Springer, 2011, ISBN 978-3-7091-0211-4, S. 523.
  5. Labor für Mikrobiologie und Hygiene: Laboruntersuchung Kolanusspulver. (PDF) In: kolakao.de. Anna-Theresa Schmidt, 4. Februar 2019, abgerufen am 25. Juni 2019.
  6. Dawn Starin: Kola nut: so much more than just a nut. In: Journal of the Royal Society of Medicine. Band 106, Nr. 12, Dezember 2013, ISSN 0141-0768, S. 510–512, doi:10.1177/0141076813507708, PMID 24158941.
  7. Emmanuel Tachie-Obeng, Nick Brown: Cola Nitida & Cola acuminata. A State of Knowledge Report undertaken for The Central African Regional Program for the Environment. Oxford Forestry, Institute Department of Plant Sciences, University of Oxford, United Kingdom 2001, S. 12 f. PDF.
  8. Kola-Nut for Seasickness. In: Science. Band 16, Nr. 389, 1890, S. 38, doi:10.1126/science.ns-16.389.38.a.
  9. Veronique Greenwood: The little-known nut that gave Coca-Cola its name. In: BBC. 23. September 2016, abgerufen am 21. Januar 2023 (englisch).
  10. KolaKao: Koffeinhaltige Kakaogetränkepulver mit Kolanuss. In: KolaKao. Abgerufen am 17. Mai 2022.
  11. European Herbal Infusions Association, Inventory List of Herbals Considered as Food (online (Memento des Originals vom 19. Dezember 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ehia-online.org)
  12. Crops > Kola nuts. In: Offizielle Produktionsstatistik der FAO für 2019. fao.org, abgerufen am 13. Februar 2021 (englisch).